Randthema : Sex im Mittelalter

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Thomas&Katja

Guest
Wie wurde Verhütet ? Kondome aus Tierdärme ? Hat die Kirche tatsächlich bestimmte Stellungen verboten ? Waren Mönche und Nonnen wirklich so Keusch ? War die Peinliche Befragung verdeckter Sado-Maso ? Was waren die Strafen bei Ehebruch ? Wie wurden Schwangerschaften abgetrieben ? Wie wurde mit Lesben und Schwule verfahren,wenn sie "erwischt" wurden. Wie war die Umgangssprache in Sachen Sex ? Ist die Minne eine sanftere Art des "anmachens" ? usw. Ein "Heißes" Thema,wissen wir,aber dennoch gehört es zum Leben dazu und macht ja auch Riesenspaß :rolleyes: Das Mittelalter bestand ja nicht nur aus Kampf und Handwerk.Aus dem Leben der einfachen Leute gibt es auch viele gute Literatur, aber über Randtehmen wie dieses, wird`s eng. Was wisst ihr darüber ?,wie ist eure meinung,was stimmt,was stimmt nicht, habt ihr euch selbst schon mal damit beschäftigt? (Mit dem Thema,nicht mit der Sache an sich :D )
 
Okay, ich versuche mal nen paar Sachen zusammenzubekommen von dem was ich noch weiß: Über Verhütungsmethoden im MIttelalter weiß ich nicht wirklich viel, da sind andere bestimmt besser involviert :D Was ich allerdings sagen kann ist, dass die Kirche (meines Wissens nach) viele Stellungen verboten hatte, da der Grundgedanke ja war, dass der Mann immer Aktiv, die Frau passiv zu sein hatte. Also war eigentlich nur Mann oben, Frau unten erlaubt, was von den anderen erlaubt war kann ich nicht wirklich sagen. Zu dem Minnesang hier mal ein schönes von Walther von der Volgeweide: Herzeliebez frouwelîn, got gebe dir hiute und iemer guot! Kund ich baz gedenken dîn, des hete ich willeclîchen muot. Was mac ich dir sagen mê, wan daz dir niemand holder ist? Owê, dâ von ist mir vil wê. Frei Übersetzt: Herzliebe kleine Herrin! Gott schenke dir heute und immerdar Gutes. Könnte ich dich besser grüßen, so würde ich es wohl gerne tun. Was kann ich dir mehr sagen, als daß dir niemand holder gesonnen ist. O weh, deshalb muß ich viel leiden. Man sieht also: Alles noch in Ordnung, aber es geht auch nen bisschen..direkter ;) Hier mal eins aus der Carmina Burana: (lateinisch deutsch halt gemischt) Es graif mir an den wizen lîp non absque timore, er sprah: >Ich mache dich ein wîp, dulcis es cum ore!< Er warf mir uf daz hemdelin corpore detecta....(ich schreib mal besser aus Jugendschutzgründen nicht weiter, will ja keinen Ärger bekommen :p ) Auf Deutsch in etwa: Er griff mir an den weißen Leib nich ohne Bangigkeit. Er sprach: >Ich mache eine Frau aus dir, du, mit deinem süßen Gesicht.< Er warf mir hoch mein Hemdchen, entblößte meinen Körper...usw Hier noch eine schöne Seite mit Gedichten vom Walther: http://gedichte.xbib.de/gedicht_Vogelweide.htm Übrigens: Die Gedichte von oben habe ich alle aus dem Buch "Ritter, Mönch und Bauersleut" von Dieter Breuers. (ISBN: 3-404 12624-6) Das Beschreibt halt viele Geschichten aus dem Alltagsleben des Mittelalters, z.B. auch wo manche Redewendungen wie "ein Brett vor dem Kopf haben" herkommen. Ob jetzt wirklihc alles so stimmt wie es darinsteht, kann ich als Laie natürlich nicht sagen, also genießt meine Aussagen erstmal mit Vorsicht ;) Hoffe ich konnte weiterhelfen Gruß +---(------------ Max
 
Da sich die Geistlichen schon damals nicht nur in sämtliche Eheangelegenheiten einmischten, sondern auch den Nichtgeistlichen betreffs ihrer Sexualität Vorschriften machten, muß man sich zunächst einmal mit der Kirche und ihrem Sexualitätsverständnis beschäftigen. Denn ihre Lust- und Sexualfeindlichkeit und die Psychosen der Geistlichen in Bezug auf ihre eigene Geschlechtlichkeit führten schließlich gegen Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit zum Hexenwahn, dem viele unschuldige Frauen zum Opfer fielen. ;)
 
Hallo Aktor,das mit der passivität leuchtet ein.Nur wurde das auch in irgendeinem Regelwerk vermerkt? Oder wurde es nur Mündlich von der Kanzel gepredigt? Dieter Breuers kenne ich,ein toller Autor. Carmina Burana : Gefällt uns sehr gut.Eindeutug , aber nicht zu schlüpfrig. Aber danke für deine Reaktion :thumbsup: :thumbup:
 
hi aixlibris,mit dem Thema Hexenverbrennung haben wir uns eingehend beschäftigt und werden in den nächsten Wochen ein Thema darüber öffnen.Das die Sexualität und die Hexenverbrennung dicht beieinander liegen ,stimmen wir dir zu. Danke
 
Mmh, eine wirkliche Quelle zu der Sache mit der Passivität der Frau hab ich jetzt nicht auf die schnelle, ich schaue aber nochmal nach. Achja, hier noch eine schöne Sache: Eine Auflistung eines "Bußkataloges" bei sexuellen Vergehen aus einer Erzählung der Tochter Bertha von Karl dem Großen (auch aus besagtem Buch von Dieter Breuers) (Ich hoffe ich darf das hier schreiben, dient ja nur zur Anschauung, wie sehr sich die Mönche, welche diese Bußkataloge erstellten gegen die weibliche Sexualität gestellt haben!). Achja, die Tage stehen immer für die Zeit, die die betroffene/-n Person/-en als Buße fasten müssen. Männliche Onanie: 10 Tage Übermäßige Leidenschaft zwischen Ehepaaren: 10 Tage Verkehr wärend der Regel/Schwangerschaft: 10 Tage Verkehr, während sich das Kind im Bauch schon bewegt hat: 20 Tage Und dann das: weibliche Masturbation: 1 Jahr fasten! Ob jetzt diese Kataloge wirklich existiert haben, kann ich nicht sicher sagen, wie gesagt, beziehe mich nur auf das Buch. Aber laut der Erzählung der Tochter hat sich kaum jemand am Hofe daran gehalten. Reicht erstmal, mehr schreib ich nicht aus dem Buch, nicht das ich hier noch wegen Urheberrechtsverletzung verknackt werde :D Wie gesagt, kaufts euch, und selbst wenn die Geschichten erfunden sind (was ich eigentlich nicht glaube), unterhaltsam ist es allemal ;) Gruß +---(---------- Max
 
Du meine Güte :schock1 Übermäßige Leidenschaft zwischen Ehepaaren: 10 Tage :schock1
 
Da gibt es ein nettes Buch. Behandelt zwar einen sehr grossen Zeitraum aber man bekommt ein Gefühl dafür wie sich die Sexualität, Moral usw über die Jahrhunderte immer wieder verändert hat. Besonders Toll die netten Fundstücke. Auch Mittelalterliche aus Nonnenklöstern ;) 100000 Jahre Sex : Liebe und Erotik in der Geschichte. Theiss Verlag ISBN 9783806219494 Autoren: Vincent van Vilsteren,Rainer-Maria Weiss
 
Das Mittelalter ist sehr lang, "die Kirche" gabs ja lange Zeit nicht, sondern nur einzelne Missionare und herausragende Prediger, der Zölibat ist relativ spät eingeführt und ,sry, auch in der gesellschaftlichen Stellung der Frau ab es ja wohl gewaltige Unterschiede, sowohl regional als auch glaubensmäßig. Es waren ja in weiten Teilen des MA nicht alle Europäer Christen.
 
naja, liest man Sekundärliteratur zu dem Thema, kann man nur sagen, Träum weiter , paster. Außerdem , wo kamen Papstes Kinder her??
 
...Nun, aber ein schönes Werk, um eine gewisse "(spät-) mittellalterliche Zügellosigkeit" zu demonstrieren ist immer noch Boccacccio`s "Decamerone"... Auch die "Canterbury Tales" sind nicht schlecht...und der Kenner wird sofort auf die Geschichte des Petrus Abelardus und Heloisa hinweisen... ;)
 
Ich glaube ich habe genug gelesen um mich in meinem Fach auszukennen und um zu wissen was Damals Alltäglich war und was nicht. Und lobe mir die Antike trotzdem. Was sagst du jetzt? Aber trotzdem entschuldigung das ich mit meinem unbedachten Post erstens hier von der Fragestellung abgewichen bin und zweitens das ich eine andere Epoche über das Mittelalter gehoben habe.
 
Können wir das Thema ein bisschen differenzierter angehen? Ich komme mir zwar langsam vor, wie die Schallplatte bzw. CD mit Sprung, aber der Zeitraum, von dem wir hier reden, umfasst immerhin rund 1.000 Jahre und nicht immer ist überall alles gleich gewesen. Aber so ein Randthema ist das gar nicht. Es ist die Verklemmtheit des 19. und 20. Jahrhunderts, dass es dazu gemacht hat. Wenn ihr euch mal Literatur abseits der anerkannten und schulkonformen Minnelyrik vornehmt, wird sehr schnell klar, dass viele dieser Werke heute keine Freigabe durch das JSchG erhalten würden. Allgemein sehr aufschlussreich sind die Lais der Marie de France, die ebenfalls französischen Fabliaux, die Canterbury Tales von Chaucer und natürlich das Decamerone. Bei aller darin waltenden dichterischen Freiheit verraten sie viel über die Erzählhaltung und die Einstellung gegenüber Sexualität in ihrer Zeit. In den höfischen Romanen des Hochmittelalters muss man dagegen deutlich mehr zwischen den Zeilen lesen. Wir hatten vor einiger Zeit das Thema der geschwängerten Magd und möglicher Strafen, da lohnt es sich auf jeden Fall für euch reinzuschauen. Zur Keuschheit von Mönchen und Nonnen gibt es einige Prozesse und einige lokale Sagen, aber insgesamt ist es vermutlich ähnlich gewesen, wie heute: Es gab Menschen, denen es wichtig war, keusch zu leben und andere, die es gezwungenermaßen taten; ebenso solche, die ihr Gelübde hielten und andere, die es brachen. Da Religion im Hoch- und Spätmittelalter einen wesentlich höheren Wert hatte, als heute, kann man die These aufstellen, dass sich auch mehr Menschen an ein Gelübde gebunden gefühlt haben. Aber das fällt in den Bereich von Spekulatius - wie das Gegenteil auch. Die peinliche Befragung ist dagegen ganz sicher kein Ausdruck von instutionalisiertem Sadismus, weil sie nicht ins Mittelalter gehört, sondern in die Neuzeit. Im Mittelalter wird der Wahrheitsbeweis mit Eid, Eideshelfern und Gottes"urteil" geführt. Zum Thema Verhütung kenne ich nur Mittel, die "die Keuschheit fördern" bzw. "die Lust absterben machen". Abtreibungsmittel verbergen sich meistens hinter der Überschrift "zur Förderung der Menstruation". Für die die sich da näher einlesen wollen, empfehle ich die "Frauengeheimnisse des Mittelalters" von Konrad Goehl oder die Trotula (von der es leider keine deutsche Übersetzung gibt). Kondome kamen m. W. erst in der Neuzeit auf. Interessanter Weise finden sich in beiden Büchern Kuren gegen "Verklumpung des weiblichen Samens" - den Beschreibungen nach ein sehr gefährlicher Zustand, der unverzüglich durch Heirat, Sex oder - wenn beides unmöglich sein sollte - Onanie zu beenden ist. Das passt nun irgendwie gar nicht zu dem Bußenkatalog und auch nicht dazu, dass Intimmassagen noch bis ins 19. Jahrhundert zum ärztlichen Repertoire gehört haben (aber das jetzt auszuführen, schweift vom Thema ab). Das Thema Homosexualität war offensichtlich über lange Zeit keins. Erst mit den Templerprozessen rückt das "Laster wider die Natur" bzw. "Sodomie" in den Rang eines strafwürdigen Verbrechens, wird aber offenbar bis in die Neuzeit nur ausnahmsweise verfolgt. Edit: Sehe gerade, dass in der Zeit, in der ich das geschrieben habe, einige ähnliche Posts und Literaturempfehlungen raus sind.
 
nee, Renatus, mit "Paster" war der "Herr Pastor" gemeint, der ja auch heute noch von der Kanzel "wider die Unzucht " wettert ... Bezogen auf die Tochter KdGs und die Erzählungen. Denn der soll ja in der Beziehung auch kein Beispiel für keusche Mönche gewesen sein.
 

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