Reenactorpreis/ Qualität der "Szene"

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Danke Thorsten, der Chronico Artikel bringt für mich das Licht ins Dunkel :)
 
Thorsten, was ich da an Fehlern genannt habe, ist für mich so ähnlich, wie echtes Wiener Schnitzel mit Braunschweiger Spargel und Tiefkühlpommes von einem Koch, der auf einen Michelin-Stern hin arbeitet. Oder Helgoländer Hummer mit Kellergeister.
 
Also ich bleibe dabei, wer sich sowas antun will und nur auf Öffentlichkeit aus ist kann es gerne tun. Für mich ist es überflüssig wie ein Kropf...denn die große Masse die es erreichen sollte trifft es nicht....oder denkt hier einer es wird die Mittelaltermärkte etc. verändern. Fragt mal alle Mittelaltergruppen die ihr kennt, ich denke mal 90% wissen nix von dem Preis und würden sich auch nicht drum bewerben. Diejenigen die es tun geht es nur darum ihr Ego zu streicheln und zu zeigen "WOW". Wie so oft im Leben. :) @Wilfried: Wenn nichts deinen Ansprüchen hier genügt dann ist es kein Hobby mehr sondern Arbeit. Das sollte man sich mal vor Augen halten. Die Leute gehen mit unterschiedlichen Geld- und Wissensmöglichkeiten an die Sache ran. Ich weiß jetzt kommt wieder der Einwand, wenn anfangen dann gleich richtig. Aber das machen Leute nicht und manche wollen eben noch Spaß haben dabei. Leben und leben lassen. Das gute Gruppen dabei waren ist doch super. Mir würde so ein Ding nicht in den Schrank kommen. :)
 
Hey Leute, der Preis soll ja kein Wettbewerb zwischen Darstellern oder Gruppen sein. Er soll lediglich aufzeigen welchen Weg man einschlagen KANN um LH zu betreiben, ohne dies zu MÜSSEN. Demzufolge gibt es für die Ausgezeichneten jetzt auch nicht ein "auf den Lorbeeren ausruhen". Man kann, und wird sich weiter verbessern. All die Leute und Gruppen die dieses mal nicht ausgezeichnet wurden, auch wenn sie u.U. Welten besser sind, kommen vielleicht das nächste mal dran. Ich kenne sehr viele hochkarätige Darsteller und Gruppen die alle eine Auszeichnung verdient hätten. Aber es gibt nunmal nur die drei Kategorien, und darin müssen die Juroren eben auwählen. Wahrscheinlich sind die Entscheidungen hauchdünn gefallen. Wer weiß.
Wenn Jörg Nadler... ....Aber wer kennt ihn in Bayern? Wen interessiert seine Darstellung z.B. auf der schwäbischen Alb?
Er war erst vor Kurzem im Geschichtspark Bärnau/BY, mit überragendem Zuspruch der Besucher, als such im Federseemuseum Bad Buchau und Pfahlbaumuseum Überlingen/BW.
mittlerweile auch Emmer, Einkorn und lange Rispenhirse dabei.
Tip: Emmer und Einkorn gibt es von Demeter in 500g Päckchen. Allerdings recht teuer :(
Was mich aber wundert ist, dass immer wieder gefordert wird, so etwas wie die Qualitätskriterien von English Heritage auf deutsche Gruppen zu übertragen (nicht nur was Mittelalterdarstellungen angeht). Aber so bald irgendetwas in diese Richtung läuft, kommen Bedenken auf. Wie gesagt: Ich verstehe die Aufregung nicht.
Ich auch nicht.
Diejenigen die es tun geht es nur darum ihr Ego zu streicheln und zu zeigen "WOW". Wie so oft im Leben.
Ähm, mit nichten. Wie weiter oben berichtet haben sich keine der Gewinner direkt beworben. Sie wurden von der Jury ausgewählt, und dann gefragt ob sie den Preis entgegen nehmen.
 
Ehrlich gesagt: die Mittelaltermärkte sind da nicht Zielgruppe. Die sind im LH-Bereich, der sich ernsthafter mit Geschichtsvermittlung und Museumsarbeit befasst auch schon lange ausgeklammert. Und, um mal wieder auf Ulrichs Thema zurück zu kommen, ich glaube auch nicht, dass über die Mittelaltermärkte eine Qualitätssteigerung möglich ist. In meiner Erfahrung - und die beläuft sich, was Märkte angeht, auf knapp 20 Jahre, müssen sich Gruppen von diesem Bereich trennen, um a) ernstgenommen zu werden und b) die Chance und Zeit zu haben, sich vom Schlunz loszumachen. Auf mehreren Hochzeiten zu tanzen klappt da meiner Meinung nach nur in den seltensten Fällen. Bis denn Thorsten
 
Nun, wer sich ernsthaft mit Geschichtsvermittlung auseinandersetzt muß vor allem eins: Seine Ausrüstung ständig an neuen Erkenntnissen der Geschichtswissenschaften und den eigenen Erfahrungen (klappt nich so doll, warum?) , messen. Auch die Frage: "Hm, das konnte ich ja noch nie so richtig belegen, stimmt das denn?" ist nun mal wichtig. Das ist ja das schöne am Hobby, hier gucken, da gucken, gibts das, wass ich aus anderen Regionen genommen habe, weil, habe ich hier nicht gefunden , nicht doch hier. Und ganz manchmal stolpert man über Dinge aus der eigenen Zeit und/oder Region, die ein Problem lösen, das man so noch garnicht gemerkt hat, bauts nach und genießt . (Mir passiert mit einer wirklich winzig kleinen Messingfibel als Hemdverschluß für den T-Ausschnitt) Das mit den MA -Märkten ist soo nicht richtig, Gegenbeweis: Jörg Nadler, dessen Darstellung und Fisch ich schon zweimal auf Märkten genießen durfte.
 
Tja, Thorsten, aber unbestreitbar ist, daß über die Märkte der Nachwuchs rekrutiert wird und es eben solche und solche Märkte gibt. Sicher bleibt wenig Zeit übrig, wenn man sich auf LH-Events und Museumsveranstaltungen voll engagiert, aber das größere Publikum wird auf den Märkten angesprochen. Und so manche hochauthentische Gruppe nutzt den ein oder anderen Markt als Tagesbesucher, um Rohstoffe einzukaufen, während die Händler mit den Waren die die Szene braucht, die Märkte nutzen um den Kontakt zum fachkundigen Publikum herzustellen und zu pflegen. Wenn die Märkte per se ausgeklammert werden, dann bleibt dieser Preis ein bedeutungsloser Insidepreis, ohne Relevanz und so abstrakt, daß Außenstehende seine Intention nicht verstehen.
 
Moin Hagen, Es geht nicht um die Gruppen an sich. Aber ich kenne ein wenig die Museums-Szene und neben der Tatsache, dass viele Museen keine Ahnung haben, was sie rekrutieren - hauptsache schön bunt - sind andere gerade von der Marktszene eher abgeschreckt. Da fehlt vielen eine Art Zertifizierung, an der sie sich orientieren können. Das ist ja auch einer der Punkte, auf die Prof. Hochbruck in der Diskussion um "Qualitätssiegel" und Verknüpfungspunkte zwischen LH und Museen eingeht. Ist ein Thema, das letztens recht heiß diskutiert wurde. Aber da gibt´s immer noch keine Einigung über die Stoßrichtung. Und was die Rekrutierung im LH-Bereich angeht, so sehe ich die Marktszene vielleicht als einen Punkt, bei dem Nachwuchs kommt, aber bis auf´s Mittelalter eher unter "ferner liefen". Und selbst im MA-Bereich wird eher von der Markt- für die Marktszene rekrutiert als für die "anspruchsvolle" Szene (jetzt davon abgesehen, dass es ja auch gute Marktgruppen gibt etc.). Da gibt es genauso viel Zulauf aus dem Larp und intern. Das sind Entwicklungen, die nach meiner Erfahrung eher parallel laufen. Ich würde eine Diskussion über die Bedeutung der Marktszene für Living History hier aber eher abkoppeln, da es in dem Thread ja eigentlich um die Möglichkeit von Qualitätskriterien für Veranstaltungen geht. Wobei das sicher auch ein interessantes Thema ist. Bis denn Thorsten
 
Zum Lösen von Märkten und ernstgenommen: Es gibt sogar Gruppen, die durch dauernde Recherche hochauthentisch geworden sind , aber noch nie eine museale VA in mittelalterlicher Kleidung besucht haben. Das sind auf Märkten dann oft zwar auch die "einsamen Rufer ", absolute Spezialisten für die Zeit und den Ort, aber die würden sich nie von den Märkten trennen, und von vielen in der LH-Szene möchten die garnicht "ernstgenommen" werden. Die kämen auch nie auf den Gedanken, ein Gewerk darzustellen, das sie nicht beherrschen. Da werden Schilde Beschußtests und scharfen Hieben ausgesetzt usw. Natürlich kann der "Herr Ritter" auch ein Kaltblut zeitgerecht reiten, das wird dann zwar nicht vorgeführt, aber eine detaillierte Beschreibung kannste auf Nachfrage kriegen. Das die ihre Quellen im Original gelesen haben, versteht sich von selbst. Aber, da hat Thorsten recht, sie sind die Ausnahme. Und diesen Stand der Darstellung haben sie eben in der Hauptsache nicht durch den Besuch von Veranstaltungen erreicht,-gut, die kritischen Fragen der Besucher waren wohl manchmal hilfreich, gerade Kinder können ja unheimlch gut Dinge auf den Punkt bringen, sondern durch dauernde Recherche und Konzentration auf ein Thema. Also nicht, husch,husch, so sah das aus, nagut , so ähnlich , sondern sah das so aus , wie es in dieser Quelle dargestellt ist, was für Funde gibts dazu, was ist heute so ähnlich, war das damals anders, wie funktioniert das moderne Gerät, wie kam man von dem dargestellten zum modernen, sind Zwischenschritte zu finden , welche Werkstoffe gabs damals, welche gabs nicht, welche gabs nicht in der Region. Mit diesen Fragen passieren solche Dinge, wie ich sie oben kritisiert habe , eben nicht. Und es wird kein falsches Bild vermittelt. Ein kleiner Blick über den Tellerrand, und man stellt fest, das man mit z.B. einem Hakenpflug durchaus die Scholle "wenden" kann und nicht kreuzweise Pflügen muß. Und auch, das so ein Teil ziemlich tief pflügen kann. Und darum gehts doch im Hobby auch, praktische Überprüfung festgemauerter wissenschaftlicher Behauptungen. Da ist dann das Schwedensägeblatt wenig hifreich, zu mal im Baumarkt das dem mittelalterlichen Original aus der Mästmyr - Kiste gleich daneben hängt.
 
Ich finde den Schritt einen Preis auszuloben gar nicht so falsch. Wie H.v.Tronje (ich kann leider irgendwie nicht zitieren) schon schrieb, Interesse an Geschichte wird nun mal auch über solche Märkte geweckt. Vielleicht sind viele Marktbesucher ja zufrieden, aber ich für meinen Teil habe mich schon geärgert, wenn Eintritt erhoben wurde, und die Besucher dann teilweise glaubwürdiger darstellen, als die Händler oder lagernde Gruppen. Auch finde ich es ärgerlich, wenn ich Eintritt zahle , der Veranstlter für "Gewandete" Eintritt erlässt und neben mir ein "Dracula mit Rüschenhemd" oder eine Pannesamtdame mit Tischdecke auf dem Kopf, (Waschzettel inklusive) in ihr Tomaten-Kartoffelbrot beißen. Auch das hab ich dieses Jahr schon erleben dürfen. Noch wird der Patient Mittelaltermarkt zur Ader gelassen, aber auch der einfältigeste Mensch merkt irgendwann, dass er gemolken werden soll. Patient tot, Klappe zu. Ich hab nichts gegen Phantasy-märkte, aber ich würde es begrüßen, wenn sie auch (wie in Köln) als solche bezeichnet werden. Auf jeden Fall meine Glückwunsch an die Gewinner, insbesondere an Herrn Nadler, denn ich in Aktion beim Haitabumuseeum erleben dürfte.
 
Also ich finde die Bedeutung des Preises für den einzelnen Darsteller wird von der Kontra-Seite ein wenig überschätzt. Kann es denn schaden einen Scheinwerfer auf die Szene zu werfen um der Öffnetlichkeit zu signalsieren, dass es hier im Lande topp Darsteller gibt? Ich denke nicht. Im Gegenteil. Ich erlebe es tagtäglich, dass wenn ich mein Hobby anspreche sofort mit wissenden Lächeln kommt "Ach ja! Das kenne ich! Ich war auch schon mal in Kaltenberg! Seid ihr auch auf Kaltenberg?" Da kann es nicht schaden ein wenig PR zu betreiben Wird es in Zukunft mein Ziel sein mich nur für Minden zu verbessern? - Ich denke nein. Wird es nicht. Natürlich freut man sich wenn es einen trifft aber es beeinflusst mich jetzt nicht im geringsten in meinen Bestreben nur wegen einem Preis "noch besser" zu werden. Das Bestreben hab ich auch so schon. Und bedenkt man mal wer da alles dieses Jahr abgeräumt hat, so finde ich es hat nicht die Falschen getroffen. Sowohl der Fischer als "in der ahte mîn" haben es meiner Meinung nach verdient. Und Legio VIII. - nun ich kenne sie nicht aber man hört viel tolles von denen. Warum also das Für und Wider? Freuen wir uns doch einfach, dass das Hobby LH mal ein wenig ins richichtige Licht gerrückt wird. Die PR ist für uns alle gut. Ach ja, da bricht der Wirtschaftsschüler in mir doch ein wenig raus.... ;)
 
Na, ich denke mal schon, das die Preisträger sich gefreut haben, zu Recht übrigens, steckt doch trotz der Fehler viel Mühe in den einzelnen Darstellungen. Und mal ganz ehrlich, wer hätte sich nicht gefreut? Also da ist für den einzelnen Preisträger der Preis schon wichtig. Und da die anderen Anwesenden ja die Gruppen "live" erlebt haben, für die ein Grund, sich mit zu freuen
 
Ich bin sehr skeptisch gewesen, aber ich kann mit dem Preis leben, für Jörg Nadler freue ich mich besonders ... geht mit Panesamt mal an den Strand, Ritter von der Milchschokolade Sir Isí
 
Ich bring's jetzt mal auf den Punkt. Fakt ist doch, dass dieser Preis eigentlich nur Gruppen und Vereine betrifft, welche sich Museal innerhalb der LH oder des Reenactments aufstellen, egal ob sie mal oder immer noch Markt machen. Und Fakt ist, dass die Jury aus Fachleuten besteht und nicht aus Leuten aus den Gruppen selber. Warum sich daher darüber - gerade aus der Ecke derer, die doch selber von sich sagen, dass sie NICHT authentisch sein wollen, ereifert wird kann ich nicht nachvollziehen. Warum beschwer ich mich über einen Preis deren Zielgruppe mich eigentlich nicht belasten sollte?
 
@ Amici, weil manche Leute denken, alle hier machen das selbe ?
 
Was mir schleierhaft ist. Das Thema dachte ich hätten wir - und ich erinnere mich da nicht ganz unbeteiligt gewesen zu sein - durch.
 
Sodele, als Threadersteller ist es dann wohl meine Aufgabe das Schlusswort zu sprechen und ein Fazit zu ziehen. Erstmal ganz herzlichen Dank an alle Beteiligten für Eure Meinungen. Die Meinungen zu einem solchen Preis gingen weit auseinander. Von "ist mir egal" über "brauch ich für mich nicht" bis "finde ich wichtig und gut" war alles dabei. Richtig gegen einen solchen Preis hat sich aber m.E. keiner wirklich ausgesprochen. Und das finde ich gut :D Wir sollten uns darüber einig sein, dass ein "Reenactor-Preis" natürlich für die Geschichtsdarsteller gedacht ist, die sich im musealen Bereich dieses Hobbys bewegen. Die Marktmittelalterszene hat mit LH und Wissensvermittlung für meine Begriffe eher wenig bis gar nichts zu tun. Hier gehe ich dacore mit Thorsten und Amici. Das Bestreben in seiner Darstellung immer besser zu werden ist bei den meissten vorhanden. Man arbeitet für sich und nicht auf einen Preis hin. Und wenn man eine Anerkennung für sein Tun erhält, dann freut man sich natürlich auch über einen Preis. Natürlich ist eine solche Anerkennung auch eine gute Empfehlung für ein Museum o.ä. Das, was sich Minden mit dem Reenactor-Preis ausgedacht hat ist eine gute Sache und ein Ansporn für unser Hobby. Außerdem wird so eine Verleihung auch in der breiten Öffenlichkeit publik gemacht, die dadurch auch merkt, dass es in unserer Szene auch Qualitätsmerkmale gibt. Die Jury in Minden setzte sich aus hochqualifizierten Fachleuten zusammen, denen die Entscheidung sicher nicht leicht gemacht wurde. Sie verdient mein Vertrauen und meine Hochachtung für ihre Wahl. Inwieweit die Ausschreibung dieses Preises bezüglich Bewerbung und Vorschläge ausreichend und flächendeckend publik gemacht wurde entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht sollten die Verantwortlichen hier noch einmal nachbessern. Wenn der A-Faktor in seinen Ausgaben darüber berichtet und das ganze auch im Internet in den einschlägigen Foren und Online- Magazinen bekannt gegeben wird, so ist scheinbar dennoch nicht gewährleistet, dass die komplette Zielgruppe angesprochen wird. Wie schrieb doch Manuela so schön? Nicht alle sind bei Facebook! Auf der anderen Seite leben wir in einer Zeit in der das Internet als Informationsquelle genauso selbstverständlich ist, wie das Fernsehen, Radio oder Tageszeitung. Abschliessend möchte ich den Preisträgern noch einmal ganz herzlich gratulieren. Sie haben sich das ganze nicht nur verdient, sondern auch hart erarbeitet. Auch hierzu meine höchste Anerkennung. So, und nun kann der Thread zu gemacht werden, denn ich denke es haben alle was dazu gesagt, die was dazu sagen wollten.
 
Danke Ulrich für die abschließenden Worte. Danke an alle die sich an der Diskusion beteidigt haben. [threadclosed][/threadclosed]
 
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