"Restaurierung" einer mittelalterlichen Georgsstatue durch...Dilletantin,...

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Pit der Schreiber

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und zwar in Estella in der Provinz Navarra. In einer Kirche in Estella hat eine Handarbeitslehrerin eine alte Georgsstatue "restauriert" (sie wurde dazu beauftragt) indem sie diese bunt bemalte,und das ohne Wissen oder Zustimmung der zuständigen Stellen. :-( Ich versuche hier noch den Link reinzusetzen.
 
Tja, und die späteren LH-Darsteller wundern sich dann immer, wie bestimmte Sachen zustande kommen. :whistling: Georg sieht jetzt aus, als könne er nicht bis drei zählen. :D
 
Hallo in die Runde, Hauptsache schön bunt... furchtbar ist es - fast gruselig dieser bunte Georg. :S Vielleicht kann man es noch abwaschen dann wird die Verunstalterin wohl auf Salzsäure zurückgreifen um es final zu zerstören. :ups Also Schwamm drüber, aber auch in Deutschen Museen geschieht seltsames -und bedauernswertes. In einem kleinen Heinmatmuseum eines Ortes nahe Grömitz/Schleswig Holstein an der Ostsee hat es doch der Museumsdirektor geschafft ( so gesehen etwa im Jahr 2003) eine, einem früheren Kapitän des Ortes von Chinesichen Herrschern für seine edle Seenotrettung, gespendete Seidenfahne aus dem Anfang des 18 Jh. mit Sekundenkleber an einer Plexiglasscheibe zu sichern und ein Schwert aus dem 13 Jh. das neben dem Museum im Graben an der Kirche gefunden wurde hat er flugst in der Klinge zwei mal durchbohrt - da es somit sehr robust an einer Holzplatte angespaxt wurde. Hauptsache die Modellschiffausstellung die "er" der Zerstörer einst angelegt hat, war sicher in Vitrinen und einzeln zu beleuchten. :kopfhau Also Leute ab in die Museen - Augen zu und durch. Grüße sendet Olegsson :wiki4
 
gerade die sogenannten heimat"museen" kann man konservatorisch überwiegend mehr als nur in die tonne kloppen. das passiert halt, wenn es kein geld für angemessen geschultes personal gibt, sei es nun aus den öffentlichen kassen oder durch private kunstmäzene. leider gibt es weder einen berufstitelschutz für ausgebildete (muss ja nichtmal studiert sein, aus meiner sicht) restauratoren, noch eine art mindestqualitätssicherung bei wald-und-wiesen-museumsdirektoren/kuratoren/[bitte irgendwas kulturvermittelndes einfügen]. immerhin sind die landesmuseen und großen/bedeutenderen sammlungen hinreichend ausgestattet (oder haben mindestend die entsprechende "awareness" - aber da steckt halt auch knete hinter). das in unserer region einzige mir bekannte vorbildlichere beispiel ist das turmuhrenmuseum in bockenem. kein geld, machen aber gerne aktionen (das museumsjubiläum letztes jahr war ne schöne sache) und haben immerhin ein vermittlungskonzept. das so eine k@cke wie in spananien überhaupt schon ein zweites mal in wenigen jahren passieren kann (wir erinnern uns schaudernd an den monchichi-ecce homo), ist eigentlich ein ding der unmöglichkeit. da das ganze aber an den behörden derart vorbeigelaufen sein muss, sagt mir jedenfalls, dass da schlichtweg kontrollorgane fehlen. in D jedenfalls (zumindest bei uns im bistum) ist die kirchliche denkmalpflege tierisch auf zack und erzieht sich ihre pfarrer und küster seit jahren entsprechend. (bis auf einen, aber der holt sich dann für seine grenzlegalen kloakenfunde immerhin lokale, der kirchlichen denkmalpflege in freundschaft verbundene konservierungshilfe ;) *hust*) und die städtische denkmalpflege wird ja auch (für die objekte glücklicherweise, auch wenns vllt die eigentümer zuweilen nervt) eher als "störendes kontrollorgan" wahrgenommen :p
 
Das kommt davon wenn mal wieder kein Geld für Kultur da ist und immer alles billig billig sein muss. Nicht nur in Spanien, auch in Deutschland ist es so. Hier kann sich übrigens erst einmal jeder als "Restaurator" bezeichnen. Nur eben nicht als Dipl. Restaurator usw. ;-)
 
...was ich ja eben bereits schrieb ?( nennt sich berufstitelschutz. und dipl-rest stirbt leider eh aus. M.A. ist leider rein vom "titel" her nicht spezifisch genug auf den ersten blick. es kann sich mittlerweile also jeder, der *irgendeinen* M.A. gemacht hat, dennoch als restaurator verdingen und rechtmäßig M.A. nennen. da ist dann der akademische grad irreführend, da er kein fachbezogenes "suffix" hat... es wird immer schlimmer. als studierte restauratorin (leider schon M.A.) bin ich aber trotz allem davon überzeugt, dass die gesamte akademisierung ein riesengroßer quark ist und keiner seite geholfen ist. restauratoren im handwerk sind häufig viel versierter, wenns an die tatsächliche ausführung geht. theorie-fachidioten brauch in der regel am ende leider niemand so wirklich. und das ist auch der knackepunkt, weshalb so gerne handwerker für solche arbeiten einbestellt werden. nur sind die dann leider wieder kaum bis nicht ausgebildet in befundsicherung und restaurierungsethik. in den seltensten fällen leistet man sich ein team aus beidem. gerade die öffentlichen museen/sammlungen leiden da extrem unter dem ausschreibungs"zwang", das günstigste angebot nehmen zu "müssen" (wobei auch dort die grenzen aufgeweicht werden könnten, mit einem im legalen rahmen abgestimmten ausschreibungstext. aber das ist von E8-9-beschäftigten, die das formulieren, oft genug leider wohl zu viel verlangt). in D ist das thema kulturguterhalt allerdings, wie gesagt, schon deutlichst regulierter als anderswo. leider nicht so effizient wie in Italien oder UK, aber deutlich differenzierter als "...mal wieder kein Geld für Kultur da ist und immer alles billig billig sein muss". Im übrigen: Geld für Kultur ist nominell jedenfalls immer da. das ist meines wissens sogar gesetzlich festgelegt (kultur und sport sind da gemeinsam betroffen). nur leider ist das auch immer der topf, der zugunsten wirtschaftsfördernder projekte auf kommunaler ebene bis auf ein minimum gekürzt werden darf. und ehrlich gesagt: wenn man die bilanz der stadtkasse kennt und ein bisschen graue masse im kopf hat, würde man einen teufmann tun und "zu viel" geld im kulturtopf lassen, wenn mans nicht muss. am ende liegt es also schlichtweg an den bürgern, die durch staubigen geschichts- und therapiemalerischen kunstunterricht systematisch von den museen ferngehalten zu werden scheinen und die einnahmequelle "eintritt" großflächig wegfällt. und da beginnt der teufelskreis: keine besucher, kein umsatz, keine rechtfertigung ggü. der kommune auf weiterbestehen, schließung des museums oder verfall der sammlung. und das ist doch am ende der wahre grund, weshalb wir hier alle geschichtsvermittlung (egal wie nah oder fern von der "wahrheit") betreiben: wir wollen die begeisterung für das thema geschichte und kultur vergangener zeiten schüren. und wenn es gut läuft, haben wir den staub der geschichtsstunden ein wenig weggepustet und jemanden dazu animiert, doch mal ins museum zu gehen ;)
 
Es gibt schon ein Probleme beim Begriff "Restauration" die oft mit "Renovierung" verwechslt wird. Das scheint auch bei dieser Figur passiert zu sein. Man sieht es im Oldtimerbereich sehr extrem. Ein glänzendes und besser als neu aussehendes Auto sieht ist eben "besser" aus als ein gutes Stück, das aussieht als käme es vom Schrott aber dafür authentisch und original erhalten ist.
 
Ohne diesen Fauxpas in Frage zu stellen. Aber waren Kirchen und auch figürliche Darstellungen denn nich auch sehr farbenfroh? Irgendwo Hab ich mal eine Computeranimation von einer Kiche gesehen. Da haben sie die Bilder und Farben eben nach Fundlage und chemischer Analyse rekostruiert und das sah aus wie die KFB in Überlebensgroß. Wir schimpfen immer über die grau in schlambraun gehaltenen Doku´s und erzählen von Farbenpracht durch pflanzengefärbte Stoffe, aber so eine bunte Figur löst unbehagen aus. Gut, die Ausführung ist eher Schulklassenniveau aber vielleicht sind die Farben sogar authentisch. Schaut doch mal die rekonstruktionen der Terrakottarme an, Disney pur, aber absolut A. Allerdings hätte ich auch nur den vorherigen Zustand Konserviert und nicht "neu" gemalt. Das kann man durchaus anprangern.
 
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in D ist das thema kulturguterhalt allerdings, wie gesagt, schon deutlichst regulierter als anderswo. leider nicht so effizient wie in Italien oder UK, aber deutlich differenzierter als "...mal wieder kein Geld für Kultur da ist und immer alles billig billig sein muss".
Sicherlich läuft es besser als in gewissen anderen Ländern, in der Bodendenkmalpflege ist es bspw. aber leider häufig genug eben genau jener "Geldfaktor" der die größte Rolle spielt - was nicht zuletzt auch am üblichen Ablauf des Ausschreibungs- und Vergabeverfahrens liegt.
 
Allerdings hätte ich auch nur den vorherigen Zustand Konserviert und nicht "neu" gemalt. Das kann man durchaus anprangern.
Undgenau das ist der wesentliche Kritikpunkt. Eine ordentliche,fachgerechte Restaurierung hätte den Zustand zu erhalten (!) und nicht den ursprünglichen (!) Zustand wiederherzustellen versucht. Warum haben die nicht die Statue so belassen wie sie war und ein Bild mit dem warscheinlichen (!) Ursprungszustand danebengehängt im Sinne von "Seht her,so sah die Statue warscheinlich zu Beginn aus!" ??
 
Allerdings hätte ich auch nur den vorherigen Zustand Konserviert und nicht "neu" gemalt. Das kann man durchaus anprangern.
Undgenau das ist der wesentliche Kritikpunkt.Eine ordentliche,fachgerechte Restaurierung hätte den Zustand zu erhalten (!) und nicht den ursprünglichen (!) Zustand wiederherzustellen versucht. Warum haben die nicht die Statue so belassen wie sie war und ein Bild mit dem warscheinlichen (!) Ursprungszustand danebengehängt im Sinne von "Seht her,so sah die Statue warscheinlich zu Beginn aus!" ??
Weil sie sie (jetzt mal abgesehen von der künstlerischen Qualität der Arbeit) vielleicht wieder so herstellen wollten, wie sie damals war, und sie nicht in dem Zustand erhalten wollten in dem sie jetzt ist.
 
dennoch bleibt die berechtigte kritik an der vorgehensweise, das ORIGINAL zu zerstören, wenn man für einen "möglicherweise mal so gewesenen" (was übrigens eine ordentliche Befundsicherung notwendig machen würde, um sich überhaupt aus diesem Fenster lehnen zu können) optischen Eindruck auch eine REKONSTRUKTION hätte anfertigen können. der juckepunkt ist in dieser sache doch eigentlich, dass es sich um öffentlich zugängliche kunst handelt, die nun ein verfälschtes geschichtsbild wiedergibt. es kann ja sonst meinetwegen jeder mit seinem eigentum machen, was er will - kann ich persönlich scheiße finden, ist aber nicht von öffentlichem intresse. manche pfarrer/küster/etc. (da es hier ja um kirchenbestand geht) haben aber gerne und oft die attitüde, dass ihnen "ihre kirche gehört". da müsste man schon viel früher ansetzen und klar machen, dass sie nur verwalter auf zeit sind.
 
Dem Punkt stimme ich zu. Es hätte ja die auch die Möglichkeit einer Kopie gegeben, also das Orginal Konserviert und eine nach den Vorstellungen der "Künstler" was neues. Mein Standtpunkt betrifft ja auch eher das Anprangern der Farbigkeit. Ein verfälschtes Geschichtsbild ist ja grade beim "restaurieren" usus.
 
"Ein verfälschtes Geschichtsbild ist ja grade beim "restaurieren" usus." - Nein. Einfach nein. Worauf basiert diese Pauschalannahme? Ich nehme an, was du meinst, ist das künstlerisch-kreative Pfuschertum a la "Bares für Rares" resp. "kaputt und zugenäht" - da stimme ich dir zu. Aber das hat nichts mit dem Fachgebiet der Restaurierung zu tun, welches an 9 Hochschulen in diesem Land und mindestens 2 Meisterschulen für Restauratoren im Handwerk gelehrt wird.
 
Ich rede nicht von musealer Konservierung, da ist ja oft ein Historiker und/oder Archäologe dabei und gibt Rat oder der Restaurator ist eben einer der ausgebildeten Restauratoren. Auch nicht von einer echten Restauration eines Freskos z.B., diese sind aber oft nur bei den großen Kulturdänkmälern. Nein, ich rede davon wie zum Beispiel viele Gemeinden mit historischen Gebäuden umgehen, oder mit den Fundstücken aus der Gemeinde. Da wird oft historisiert. Also es wird so gestaltet wie man sich die Vergangenheit eben vorstellt. Berühmtes Beispiel ist die Saalburg bei Bad Homburg, dort sind viel Fehler gemacht worden weil die damaligen Auftraggeber das so wünschten. Bei vielen Burgruinen sieht man Bemühungen etwas wieder aufzubauen und man erkennt mehr Gebr. Grimm als z.B. Hochmittelalter. Auch sieht man heute überall bei uns schöne Fachwerkhäuser. Sieht toll aus, aber im 18 und 19. Jhd. (in der die meisten hier noch stehenden Häuser errichtet wurden) galt es eher als Zeichen von Armut wenn das Fachwerk nicht mit Schindeln verkleidet werden konnte. Diese waren als Wetterschutz durchaus sinnvoll. Und viele alte Bauernmöbel wurden vom Lack der 60er befreit und dann mit jugendstilartigen Messingbeschlägen geadelt.... Das sind die Dinge die ich meine. Und vieles davon setzt sich in den Köpfen fest. Hab schon erlebt wie ältere Herren in einem Geschichtsverein lautstark ihr geliebtes Geschichtsbild anhand solcher verpfuschter Restaurationen verteidigt haben. Also, ich wollte damit nicht die gelehrte Fachkraft ankreiden. Desshalb hatte ich das Wort restaurieren auch in Anführungszeichen gesetzt um die ironische Betonung hervorzuheben. prost1
 
Ich muss mal die Hand für studierte Restauratoren heben. Ich kenne einige und die sind wirklich top. Ich studiere ja was ähnliches und ja was da passiert ist, ist absoluter murks und ja Museen (auch die Großen!) können froh sein, wenn sie eine 0 in der Bilanz schaffen und nicht im Minus sind. Ist leider so. Gerade die Heimatmuseen werden von Privatleuten und kleineren Vereinen geleitet die das Hobbyweise betreiben. Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht. Ich war erst vor 2 Wochen in einer Kirche in der von Kirchenmalern und Stuckateur das Deckengemälde restauriert und konserviert worden ist und das wirklich mit absoluten Sachverstand! Gut ist halt in Bayern, nech, die haben Kohle fürn Denkmalschutz. Zur Bodendenkmalpflege: jo, darüber habe ich erst was interessantes von einem Mitarbeiter der unteren Denkmalschutzbehörde von Augsburg gehört - da läuft gehörig was schief. Das Problem der Denkmalpflege ist ja auch, dass sich der Begriff im Laufe der Zeit extrem gewandelt hat. Guckt euch mal in den ganzen "Altstädten" um. Ich kann euch sagen, bei den meisten ist 80 Prozent aus den 80er Jahren barockisiert (in Bamberg z.B.). Jüngere Bauphasen werden zum Wohle eines einheitlichen Barocken Aussehens herausgenommen (z.B. Schaufenster aus dem 19. Jahrhundert...) Ein weiteres gutes Beispiel ist der Historismus des 19. Jahrhundert in dessen Zuge durch Architekten wie Viollet-le-Duc Kirchen regotisiert wurden. In dem Sinne, dass die Leute das gotischer haben wollten als es ursprünglich war. Schaut euch mal an was im Notre Dame noch wirklich Mittelalterlich ist... Der hat auch vor Figuren nicht haltgemacht. Da wurde viel gemacht. Oder der Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg, da wurde oft stilrein wieder erbaut und spätere Bauphasen komplett negiert. Ich bin da inzwischen bei allem kritisch, v.a. bei den hübschen Altstädten ^^ Das Problem bei der Denkmalpflege, v.a. ist eben auch Geld. Nicht jede Behörde hat so einen riesen Goldtopf wie Bayern für sowas. Das ist einfach so ein riesenfeld mit Problemen, die man so von außen gar nicht erblicken kann. Es läuft nicht alles rosig, das stimmt und wie immer hängt eben alles auch vom Geld ab. Ich habe mich auch bei einer Burgruine geärgert weil ich durch neumodischen Mörtel, Gips whatever das war, die Struktur des Mauerwerks nimmer erkennen konnte. War auch eine Maßnahme aus 2012. Die Problematik fängt bei den Behörden an (Vetterleswirtschaft), geht über das Geld, Sachverstand (ein Architekt ist nicht unbedingt immer die beste Wahl am historischen Gebäude wenn er sich mit historischen Baukonstruktionen nicht auskennt) bis hin zur Meinung der Allgemeinheit. Ein schwieriges Thema. Just my 2 cents (Und sorry wegen dem wirren Geschreibsel, liege krank im Bett und das Thema ist soooo komplex, das müsste man genauer aufdröseln)
 

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