Rundschild in Plankenbauweise mit Rohaut bespannen

This site may earn a commission from merchant affiliate links, including eBay, Amazon, and others.

SR71

Well-known member
Registriert
29. Mai 2012
Beiträge
1.172
Reaktionspunkte
60
Hallo, ich habe einen Rundschildrohling aus Lindenholzplanken konisch ausgeschliffen (Mitte 10mm und Rand 4mm stark) und beidseitig mit dünner Rinderrohhaut (0,8 - 1,4mm) bezogen. Nun habe ich das Problem, dass er sich entlag der Faserrichting (Maserung) zusammenrollt/verbiegt. Seit Tagen ist er auf ein Brett gespannt und jedes Mal, wenn ich ihn für länger als zwei Tage abnehme, biegt er sich wieder. Ich wollte noch einen Rohautrand aus Wildschweinrohhaut anbringen und diesen mit Rohautstreifen "annähen". Meiner Fragen: - Bleibt er irgendwann formstabil und ist nach über zwei Wochen nur noch nicht trocken? - Reicht die geschmiedete Schildfessel, um ihn flach zu halten? - Oder was lief falsch? Ich bitte um Tipps! :bahnhof
 
@SR71 schrieb : Beidseitig mit dünner Rinderrohhaut bezogen ... Blankenschild habe ich bisher noch nicht gebaut, bisher nur aus " Ersatzmaterial. Verzug kenne ich daher nicht so, bezogen auch immer mit Leinen nicht Rohhaut. Vermutlich zieht die Haut beim trocknen derart zusammen, das sich der Schild verformt. Aber bei beidseitiger Bespannung, wie wohl von Heinrich ebenfalls spekuliert, müßte sich das doch wieder ausgleichen. Aber wie gesagt, nur Gedanken, keine Praxiserfahrung.
 
Ich habe mal hier irgendwo im Forum gelesen, dass man bei Randbespannung von Schilden mit Rohhaut vort dem Trocknen Nicht festnähen sollte. Nageln schon garnicht. Bei der Trocknung von Rohhaut treten sehr große Kräfte auf, sie könnten auch Holz splittern lassen. Aber: Meine Erinnerung trügt gelegentlich, vielleicht ist das was ich schreibe hier Blödsinn. Mir fällt auch nicht ein, wie man Rohhaut nach dem Trocknen festmachen sollte. Hast du vielleicht die eine Seite weniger Straff gespannt als die andere? oder du probierst es mit ner stärkeren Schildfessel. Hat sich denn deine Geschmiedete Schildfessel verbogen? Also dauerhaft, meine ich? Dann vielleicht ein besserer Stahl? Auch keine Praxiserfahrungen, zwar einen Schild in Plankenbauweise gebaut, aber nichts mit Rohhaut.
 
Ich hab noch keine Plankeschilde selber gebaut, trotzdem zwei spontane, möglicherweise dumme Fragen, die mir da gerade durch den Kopf schossen: 1. Du sprichst davon,
dass er sich entlag der Faserrichting (Maserung) zusammenrollt/verbiegt.
Hat man nicht aus just diesem Grunde mindestens zwei Lagen Planken querverleimt, damit es eben keine alleinige Faserrichtung durch den gesamten Schild gibt? 2. Biegt er sich gleichmäßig oder unregelmäßig? Im ersteren Falle ist es wohl der Umstand, dass sich die Rohhaut beim Trocknen etwas zusammenzieht. Diese Erkenntnis kommt nicht überraschend. Dazu könnte man vielleicht als Abhilfe die Rohhaut zumindest außen am Schild bis nach der Trocknung nicht fixieren und überstehen lassen. Bzw. nur provisorisch fixieren (Schraubzwingen o.ä.?), damit man immer wieder etwas "nachgeben" kann. Endgültige Fixierung dann erst nach der Trocknung. (Holzschindeln lässt man auch zuerst trocknen und nagelt sie dann auf's Dach) Was sagen die Rohhautexperten? Blöde Idee?
 
Ich hab noch keine Plankeschilde selber gebaut, trotzdem zwei spontane, möglicherweise dumme Fragen, die mir da gerade durch den Kopf schossen: 1. Du sprichst davon,
dass er sich entlag der Faserrichting (Maserung) zusammenrollt/verbiegt.
Hat man nicht aus just diesem Grunde mindestens zwei Lagen Planken querverleimt, damit es eben keine alleinige Faserrichtung durch den gesamten Schild gibt?[...]
zu 1. meines wissens gibts nur funde von einlagigen (römer ausgenommen?). für gewölbte schilde braucht man vermutlich 2 lagen, sonst kann mans nicht biegen, aber die rundschilde die man gefunden hat sind meines wissen alle einlagig
 
Da sich jede Rohhaut anders zusammen zieht, würde ich eher die vom Panzerreiter genannte Variante versuchen. Ich kenne auch einige, die deswegen für die gesamte Bespannung Rohleder bevorzugen und ggfs. nur noch den Rand mit Rohhaut zusätzlich verstärken.
Seit Tagen ist er auf ein Brett gespannt und jedes Mal, wenn ich ihn für länger als zwei Tage abnehme, biegt er sich wieder.
Das wiederum widerspricht allerdings der These mit der zu knapp bemessenen Rohhaut, denn dann wäre der Schild sofort nach dem Trocknen verzogen und nicht wie beschrieben erst immer nach zwei Tagen. Vielleicht findest Du im nachfolgenden Link eine Hilfe, auch wenn dort ein Homi-Reiterschild rekonstruiert worden ist: http://www.brandenburg1260.de/schild.html Quelle: www.brandenburg1260.de Zum Thema Querplanken hier ein Auszug aus einem anderen Forum mit der gleichen Frage (von mir ungeprüft, da nicht meine Zeit):
...Aber die Schilde von dem Gokstad Schiff sind so aufgebaut mit zwei Querplanken parallel zum Griff und noch Metallband genagelt auf der Innenseite über dem kompletten Rand!(Das Bild gibt es in Osprey "Die Wikinger" und in viele andere günstige Bücher )...
 
Das bezeichnet aber nur, das neben der Schildfessel noch zwei Streben auf der Schild Rückseite angebracht worden. Das ist kein Zweilagiger Aufbau. Zur Rohhautbespannung: Ich habe zu Hause das Buch "Die Entwicklung des Mittelalterlichen Reiterschildes" darin ist auch eine Bauanleitung enthalten. Wenn ich heute Abend zu Hause bin schau ich mal nach was da empfohlen wird. Ich Persönlich würde die Rohhaut sehr Großzügig ausschneiden und nach dem Einweichen nur mit Klammern oder ähnlichem am Schild fixieren damit die Pelle beim Schrumpfen nachrutschen kann ohne das Holz mitzuziehen. Dann mehrere Tage trocknen lassen und anschliessend flächig verleimen.
 
Danke für die unterschiedlichen Überlegungen, aber für nachträgliches Verleimen ist es nun leider zu spät. :/ Ich habe Verleimt und außen mit Zwingen fixiert, aber nicht gespannt. Der Verzug ist ziemlich gleichmäßig und tritt, wie erwähnt erst nach etwa einem Tag wieder auf. Der Homi-Schild hilft leider nicht weiter, da hier genau die Krümmung erzielt werden sollte, die bei mir ungewollt auftritt. :( Die Schildfessel, der Buckel sowie der Rohautrand sind noch nicht montiert, da ich erst das Griffloch sägen muss und ich dafür auf die verleimte Rohhaut warten wollte. Da Fessel, Buckel und Nägelvon Schorsch nach Fund geschmiedet wurden, will ich sie nicht einfach auf Verdacht montieren, um dann festzustellen, dass die Fessel sich verbiegt oder sich der Schildkörper seltsam durch die partielle Versteifung anders verformt. Vielleicht sollte ich auch auf zwei weitere Holzleisten zurückgreifen und diese auf der Rückseite befestigen. Wenn ich die Lage der gefundenen Nägel freier interpretiere, und die Anzahl erhöhe, wären zwei weitere Holzleisten nicht undenkbar. Aber das wollte ich eigentlich nicht. :/ Wegen der Durchtrocknungszeit hat keiner eine Idee bzw. Erfahrung? Der Unterschied zwischen Rohleder und Rohhaut ist mir nicht klar und daher bitte ich um weitere Informationen.
 
Zum Thema Querplanken hier ein Auszug aus einem anderen Forum mit der gleichen Frage (von mir ungeprüft, da nicht meine Zeit):
...Aber die Schilde von dem Gokstad Schiff sind so aufgebaut mit zwei Querplanken parallel zum Griff und noch Metallband genagelt auf der Innenseite über dem kompletten Rand!(Das Bild gibt es in Osprey "Die Wikinger" und in viele andere günstige Bücher )...
An der Behauptung hab ich sehr starke Zweifel. Für die Wikingerzeit sind mir keine archäologischen Beweise für Verstärkungsbänder auf der Hinterseite bekannt und schon gar keine Eisenränder.
 
@SR71 Womit hast du denn geleimt? Wenn du den authentischen Hautleim genutzt hast, kannst du im schlimmsten Falle alles nass machen, Rohhaut neu draufspannen/ weniger spannen und wieder trocknen lassen. :/ Ich kenne das, wenn einem auffällt, dass die arbeit an der man arbeitet über nacht zu konfetti geworden ist. Ich nenne es den Schweißnat-Öffnungseffekt.
 
@SR71 Womit hast du denn geleimt? Wenn du den authentischen Hautleim genutzt hast, kannst du im schlimmsten Falle alles nass machen, Rohhaut neu draufspannen/ weniger spannen und wieder trocknen lassen. :/ Ich kenne das, wenn einem auffällt, dass die arbeit an der man arbeitet über nacht zu konfetti geworden ist. Ich nenne es den Schweißnat-Öffnungseffekt.
bei knochenleim sollte kochendes wasser wirken... oder eventuell sogar ein föhn. würd ich aber erst testen, nicht dass das die rohhaut gleich mit ruiniert.
 
Danke für die zwei ähnlichen Hinweise! Aber so authentisch war ich leider dann doch nicht, da ich schon mehrmals mit meinen Sachen ziemlich nass wurde, habe ich hirnverbrannterweise dieses Mal wasserfesten Holzleim verwendet, :ups um einer späteren "Schädigung" vorzubeugen.
34.gif
Schweißnat-Öffnungseffekt
Das trifft mein Gefühl ziemlich exakt!!! :heul
 
zu 1. meines wissens gibts nur funde von einlagigen (römer ausgenommen?). für gewölbte schilde braucht man vermutlich 2 lagen, sonst kann mans nicht biegen, aber die rundschilde die man gefunden hat sind meines wissen alle einlagig
Und waren diese (einlagigen) auch mit Rohhaut bezogen?
 
ich hab nur das fundbuch über illerup Adal, also moorfunde. Da ist nur Holz und Metall übrig. Da aber Platz zwischen Buckel und Holz ist, gehen die davon aus das die mit dünner rohhaut bezogen waren. Farbspuren sind auch mit auf dem Holz, deshalb der Gedanke an dünne, ich glaube geklopfte, rohhaut. Da würde man die Farbe durchsehen.
 
Also kein Beweis, nur eine Vermutung. Der Platz zwischen Buckel und Schild könnte auch ein Arterfakt der Verrottung sein oder irgendwelche anderen Gründe haben und das Argument mit der Farbe, die man durchsehen könnte, ist analog zu dem Argument, im 20. Jahrhundert wären die Frauen nur in Unterwäsche (oder transparenten Oberkleidern) herumgelaufen, weil man sonst die tolle Reizwäsche nicht gesehen hätte, deren Existenz durch Funde eindeutig belegt ist. (Ja, ich spiele auf die Theorien zur Damenmode der Merowingerzeit an) Es gibt, bleiben wir auf der reinen Argumentebene, auch viele Gegenargumente für einen Rohhautbezug von (flachen) Wikingerschilden. - Die Geschichten in den Sagas oder die Holmgangregeln und -berichte sprechen regelmäßig davon, dass die (beim Holmgang alle drei) Schilde der Nordmänner in recht kurzer Zeit ziemlich zerhackt waren. Das spricht eher für einen leichten, nicht übermäßig robusten Aufbau. - Aus den selben Berichten heraus scheinen Schilde ja absolute Massenware gewesen zu sein; kann man das von großflächiger Rohhaut auch behaupten? - Wie sich verleimte Rohhaut auf längeren Seefahrten in doch sehr "nassen" Schiffen verhält, weiß ich nicht. - Bei Moorfunden sind Haut, Haare und viele ehemals weiche, organische Details von Leichen perfekt erhalten, bloß die Rohhaut von Schilden soll so spurlos und vollständig verschwunden sein? etcetera Aber darum geht's dem TE ursprünglich gar nicht, ich migriere. Pardon. Mich hat die Beleglage einfach interessiert. Nicht, dass wir uns den Kopf über ein Problem zerbrechen, dass es in der Form vielleicht gar nicht gab. Wie dem auch sei, es gibt ja Hersteller, die perfekt mit Rohhaut bezogene Schilde anbieten. Irgendwie müssen die das ja hinkriegen. Vielleicht einfach mal bei einem solchen Hersteller anfragen?
 
ich muss bei gelegenheit nochmal die bücher wälzen, aber wichtiger punkt: die illerup adal funde sind alle im zeitraum 100-500, schwerpunkt 200 wenn ich mich recht entsinne, also sowieso ordentlich vor wikingerzeit.
 

Neueste Beiträge

Oben