Da das Lorb fragt ab wann es Söldner im Mittelalter gab, bleibt die Suche nach Beispielen.
Wenn man mehr oder weniger willkürlich festlegen kann, was denn nun ein Söldner ist, dann kann man ihn mit Beispielen totschmeißen. Ab dem 4. Jahrhundert, nach diversen Bürgerkriegen, von denen das römische Heer sich nicht mehr erholte, ging Rom vermehrt dazu über, Barbarenbedrohungen durch angeworbene andere Barbaren - also Söldner - bekämpfen zu lassen und eigene Truppen nur zur Unterstützung, Stärkung oder im Falle eines Versagens der angeworbenen Streitkräfte einzusetzen. Diese Tradition setzte nach dem Ende des weströmischen Reiches auch das oströmische fort, welches ohnehin eine gewisse Kontinuität auszeichnete, Konflikte gerne mit Geld zu lösen und nur ungern schon früh zu eigenen Truppen zu greifen. Letzteres war auf Dauer teurer und aufwendiger. Somit gäbe es Söldner vom allerersten Tag des Mittelalters an, wann auch immer man diesen nun festlegen möchte. Damit dürfte die Frage "ab wann" bereits beantwortet sein. Die Suche in Byzanz dürfte erfolgversprechend sein, weil deren Kriegswesen recht gut dokumentiert ist, im Gegensatz zum (post-)völkerwanderungszeitlichen Mitteleuropa, wo sicherlich viel vorkam und darunter mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch gekaufte Krieger, aber eben nichts sorgfältig und zuverlässig dokumentiert wurde. Da fielen mir aus dem Stegreif als halbwegs sicher belegt erst die Jomswikinger ein, deren reine Existenz als Söldnertruppe für das ausgehende 10. Jahrhundert gesichert ist, auch wenn viele Detailgeschichten über sie wohl eher Sagalatein sind. Wo bei den Franken die Grenze zwischen "Bündnispartner" und "Sölndertruppe" verliefen, ist schwer nachvollziehbar. Ein Beispiel von vielen: In der Schlacht von Toulouse 721 etwa kämpfte der Herzog von Aquitaniern, Eudo, gegen die Mauren. Aquitanien war mit dem Frankenreich verbündet, widersetzte sich aber einer Angliederung ans Reich und behielt eine gewisse Eigenständigkeit. Die Franken betrachteten es als Teil des Reiches mit einer gewissen Autonomie, Eudo interpretierte diese Autonomie viel weiter und sah sich mehr oder weniger als unabhängig an, was noch 732 im Vorfeld der Schlacht von Tours und Poitiers zu gewissen Meinungsverschiedenheiten führte, an deren Ende Eudo notgedrungen die Oberherrschaft der Franken anerkennen musste. Jedenfalls war 721 sein Bündnispartner Karl Martell mit den Sachsen zugange (damals schon...) und konnte ihm somit nicht zu Hilfe kommen. Eudo rief daher zur Verstärkung seiner eigenen Streitmacht alle verfügbaren Truppen aus dem fränkischen Reich zu Hilfe, derer er irgendwie habhaft werden konnte. Nun könnte man hier noch argumentieren, dass die beiden Reiche ja grundsätzlich verbündet waren und diese fränkischen Truppen somit, obwohl sie als Franken dem Aquitanierherzog gegenüber nicht kriegspflichtig waren und deshalb von diesem daher sicherlich für ihre Dienste entlohnt werden mussten, nicht als Söldner anzusehen sind, sondern als Verbündete. Aber spätestens bei den Basken, die er auch aufbot, stellt sich die Frage, womit er denn die nun wieder motivierte. Das Baskenland war nicht Teil Aquitaniens. Man bedenke auch, dass es die Basken waren, die 778 im Tal von Roncevalles die fränkische Nachhut unter Roland aufrieben. Natürliche Bündnispartner der Franken scheinen sie nicht gewesen zu sein. Das lässt also 721 auf ein Söldnerverhältnis schließen, ist aber nicht beweisbar. Könnte auch sein, dass die Basken sich ihrerseits von den Mauren bedroht fühlten und daher auch ohne Sold einen Grund hatten, für Eudo zu kämpfen. 751 dann, bei Tours und Poitiers, waren auf fränkischer Seite wahrscheinlich sogar ein paar Sachsen (!) und Langobarden dabei. Auch hier wieder: Womit motiviert? Sicherlich nicht aus Liebe zu den Franken. Solche Fälle könnte man zu Dutzenden ausgraben und seitenweise auflisten, aber das ist viel Aufwand und dabei nicht unbedingt zielführend. Deshalb bin ich kein Freund davon, auf dehnbaren Begriffen ("Söldner") aufbauend im Trüben zu fischen.