Waffen sind selbstredend kein sicherer Indikator für Kriegergräber, sonst wären keine z.T. noch infantilen Toten damit bestattet worden (wie z.B. Birka oder das Knabengrab im Kölner Dom). Waffen sind im Bestattungskontext wie alle anderen Beigaben auch zuallererst einmal Symbole, die dem Toten aus bestimmten Gründen mitgegeben wurden. Und diese Gründe sind so zahlreich, dass wir sie nicht alle erfassen können. Die relevanteste Funktion von Waffen im Grab ist allerdings sicherlich eine Machtmetapher, durch die Waffen wird der Tote bspw. als einflussreich oder sozial hochstehend inszeniert, möglicherweise auch nur als freier Mann, der Waffen tragen durfte. Die Beigabe von Waffen sagt also ersteinmal nahezu nichts über die tatsächliche Nutzung dieser Waffen zu Lebzeiten aus, sondern nur, wie der Bestattete von den Angehörigen/der Gesellschaft gesehen werden sollten. Die einzige halbwegs tragbare Möglichkeit faktische Krieger zu identifizieren geht über das Knochenmaterial. Zum einen weisen antemortale, also verheilte, Traumata oder Frakturen auf frühere Kämpfe hin (und auch diese Befunde sind meistens nicht eindeutig, eine typische kampfbezogene Abwehrverletzung am Unterarm weist das selbe Muster auf, wie ein Sturz in der Kindheit) zum anderen kann die Ausbildung der Muskelansätze an den Langknochen Hinweise auf die körperliche Physis des Toten geben. Wobei auch hier gilt, ein kräftiger, durchtrainierter Mann muss nicht zwangsläufig ein Kämpfer gewesen sein, er kann auch schlicht hart gearbeitet haben. Gleichzeitig - und vor dem Fall scheine ich im Moment zu sitzen - kann es auch sein, dass eine ganze Schiffsmannschaft von jungen Kriegern direkt bei ihrer ersten körperlichen Auseinandersetzung gefangen genommen und hingerichtet wird. Dann gibt es nahezu keine Chancen, den Nachweis dafür über das Knochenmaterial zu erbringen. Im Endeffekt ist die Kombination der Befunde, bzw. der Gesamtkomplex des Grabes ausschlagend für die (meist alles andere als eindeutige) Interpretation. Ein Toter mit einer Waffe im Grab muss nicht zwangsläufig ein Krieger gewesen sein, wohingegen - den Fall habe ich während des Studiums in Köln untersucht - ein spätadulter, groß gewachsener und physischer stark ausgeprägter Mann mit mehreren verheilten Frakturen und Traumata sowie enormem Knorpelabrieb am Oberschenkelgelenk (was auf exzessives Reiten hindeutete), der mit einer kompletten Waffengarnitur (Spatha, Lanze, Schildbuckel) und Reitzubehör bestattet wurde, mit ziemlicher Sicherheit ein aktiv kämpfender Reiterkrieger gewesen ist.