Naja, ist doch ganz einfach. Folgende Situation: Otto übt mit Erwin Schaukampf. Es soll ganz echt aussehen. Daher hauen alle beide "richtig" zu. Damit Sicherheit entsteht, üben beide wie irre Waffenkontrolle und schaffen es, ein Schwert auf den Milimeter vor einer Daunenfeder abzustoppen, so diese nur durch den Luftzug wackelt. Am Tag des Auftritts hat es geregnet und genau als Otto sein Schwert zum Block vor den Kopf hochreißen soll, strauchelt er und senkt reflexmäßig kurz die Arme, um das Gleichgewicht zu halten. Erwin bekommt das mit und reagiert perfekt, das Schwert stoppt. Beide sind erleichtert, dass sie so viel Waffenkontrolle geübt haben. Doch leider haben sie sich selbst betrogen. Ich rechne das mal wirklich großzügig für die beiden durch. Sagen wir mal, der Hieb war schwach, durchschnitllich mit 10 m/s unterwegs (schnelle Hiebe kommen mit einer Ortgeschwindigkeit von über 30 m/s ins Ziel, beidhändige Schwerter schaffen IMHO bis zu 50m/s). Eine gute Reaktionszeit liegt bei 0,2 ms. Also hat der Ort des Schwertes zwei Meter hinter sich gebracht, bevor (!!!) der Mensch an dem Schwert irgendwas daran ändern kann. Nun, gilt es zu bremsen, was man zuvor beschleunigt hat. Der Bremsweg entspricht rund 50% des Beschleunigungswegs, wenn man sich doppelt so viel Mühe gibt (gaaanz großzügig gerechnet). Da nicht über den ganzen Weg beschleunigt wird (es war ein schwacher Hieb), nehmen wir mal 40cm Beschleunigung und damit wären dann bei 220cm Weg, den der Ort bereits zurückgelegt hat, bevor er gestoppt wird. Autsch! Aber warum lebt Otto noch? Weil Erwin das Straucheln schon vor seinem Hieb gesehen hat Er bringt den Hieb nur, weil er so langsam reagiert. Otto ist schon vor dem Hieb ins Straucheln gekommen. Beide erhalten jedoch aufgrund ihrer Wahrnehmungsverzögerung und den Reaktionszeiten einen anderen Eindruck. Erwin erhält die Illusion, gestoppt zu haben. Dabei hat er in Wirklichkeit einen Hieb angefangen, den er eigentlich nicht hätte bringen dürfen. Wäre er auf solche Fälle trainiert, wäre er nach hinten gesprungen. Das basiert auf geschulten Reflexen, die 10x schneller sind, als das Stoppen einer angefangenen Bewegung. Otto hat das alles erst gemerkt als es vorbei ist. Beide sind stolz auf ihre Waffenkontrolle. Das Gleiche gilt auch für das Drehen zur Fläche. Es ist ein schwaches Ausstiegsszenario, da es auch auf Reaktion basiert, wärend der Hieb schon unterwegs ist. Das ist leider auch Selbstbetrug. Aber immerhin akzeptiert man, dass man nicht mehr stoppen kann. Hätten Otto und Erwin wirklich Ahnung von dem was sie tun, so hätten sie sich ordentliche Ausstiegsszenarien basierend auf Reflexen ausgedacht. Auch hätten sie nicht richtig zugehauen. Haben sie aber nicht.