Unterkleid 12. Jahrhundert

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@ Iðunn: der Tipp mit dem Drehen um 90° ist gut, würde aber - wie Susanna schon sagt - ein anderes Bild ergeben. Ich schneide beim nächsten Mal einfach 2 cm mehr zu. Gut, dass ich nicht gleich mit dem Seidenstoff angefangen habe, sondern erst einen Prototyp in Leinen bastel. @ Susanna: Es gibt anscheinend gesmokte Ärmel und einfach nur überlange. Kann man bei unterschiedlichen Figuren des Westportals sehen, die einen haben anscheinend einfach nur überlange Ärmel in Falten gelegt. Ich würde die gesmokte Variante (wenn sie etwas besser ausgeführt ist, als mein erster Versuch) aber bevorzugen, da es regelmäßigere Falten gibt und das Kleid, wenn es mal einfach nur so im Zelt hängt, nicht so nach Orang-Utan (wg. der überlangen Ärmel) aussieht. Wenn Du nur überlange Ärmel benutzt, bekommst Du auch nie so regelmäßige Falten hin, als wenn Du sie vorher fixierst. Ich denke, das wurde vom Bildhauer idealsiert dargestellt. Ich habe jetzt mal nach einem gesmokten Ärmel in Leinen pausiert und lasse mir den ungesmokten anderen erst einmal als Schablone für den Zuschnitt liegen. (Seidenstoff ist schon bestellt.... :D ) Muss dann nur ca. 2 cm mehr Umfang nehmen, dann kann ich die Smokereihen auch wie auf dem Bild machen. Habe mich gestern dann mal drangemacht und mit dem Kragen experimentiert. So wie hier http://1.bp.blogspot.com/-X-odULk4I...253B%2Bwest%2Bportal%2Bjamb%2Bstatues%2B1.jpg (2. Figur von rechts) oder wie auf der Zeichnung von Violett-le-Duc (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/di...gesearch&sid=237cf2a05a3942ab214be80fca6ef31d) sollte es aussehen. Habe mich also mal mit der Boutis-Stickerei beschäftigt. Musste sie allerdings etwas abwandeln, da in der Beschreibung steht, dass man erst alle Tunnel näht und dann den dicken Wollfaden durchzieht. Klappte bei den doch teilweie recht extremen Rundungen nicht so gut, daher habe ich erst beide Kragenteile am inneren Halsausschnitt rechts auf rechts zusammengenäht, dann gewendet, eine Haltenaht ganz am Rand des Ausschnitts gesetzt (so dass er sich nicht mehr "zurückwenden" kann, dann den Wollfaden 4-fach genommen, angelegt, dann immer links herum den verkordelten Wollfaden ganz eng an die Naht gedrückt und von außen den Tunnel mit einem einfachen Heftstich mit 1 mm Abständen geschlossen. Das Ganze mehrmals nacheinander. Und so ist das Ergebnis geworden: http://www10.pic-upload.de/30.08.12/1v3of828tujp.jpg Jetzt gönne ich meinen Fingern erst einmal ein paar Tage Pause und warte auf den Seidenstoff. :D @ Therese: Ja, beim Überkleid sieht das am Bauch auch gesmokt aus. Warum nicht? Eigentlich sind das ja auch nur 2 Vierecke (eines vorne, eines hinten) die überlang im Verhältnis zum Bauch sind, an den Seiten geschnürt werden und entweder natürlich in kleine Fältchen fallen (dann braucht man aber eine sehr feine Schnürung, also sehr geringe Abstände (wir reden hier von mm!!!) bei den Nestelllöchern), oder man nimmt die Alternative mit dem Smoken, dann könnten die Nestellöcher auch etwas größere Abstände haben. Muss man sich nur entscheiden, ob man lieber smokt oder Nestellöcher umsäumt.... :D Ich denke, vom Zeitaufwand nimmt sich das nicht viel.
 
Hallo Mara! Das sieht super aus!!! Ich habe gerade im Internet nach einer Abbildung gesucht, wie man die Rundungen füllt - leider so schnell nichts gefunden. Man sticht mit der Nadel wieder aus dem Stoff, wenn man die Kurve nicht bekommt, zieht die Nadel ganz raus, dann durch die Ausstichstelle genau wieder zurück, so füllt man auch Kreise u.ä. Meist macht man das nicht mit eine Faden pro Tunnel sondern mehrere dünne nacheinander. Schwierig ist der Knubbel am Nadelöhr, da wo das Metall und der doppelte Faden ist.
 
Ich fand meine Methode einfacher und das Ergebnis wäre bei der Originalmethode sicherlich auch nicht wesentlich anders. Ich finde es allein schon schwierig, mit einer Nadel durch einen 4-5 mm breiten Stofftunnel zu gehen, ohne ständig durch den Stoff zu stoßen. Müsste dann schon eine sehr stumpfe Nadel sein, sowas hatte ich gestern gerade nicht zur Hand. Ich hasse es auch, wenn ich Gummizug oder Kordeln durch irgendwelche Tunnel ziehen muss, bleibe selbst mit einer kleinen Sicherheitsnade ständig irgendwo hängen. Schneller wäre das auch nicht gewesen, ich schätze mal, dadurch dass ich zwei Arbeitsgänge in einen gepackt habe, könnte ich durchaus effektiver gewesen sein. Die Methode eignet sich aber nur für Boutis von Hand, mit der Maschine klappt das wg. der Kordeldicke sicherlich nicht so gut.
 
Juhu - meine Seide ist soeben angekommen. Gestern erst in der ebucht geordert.....!!!! :thumbsup: Erst mal heute abend waschen, am WE ist die sicherlich schon trocken, dann gibt´s demnächst das Hemdchen aus Seide!
 
Jetzt bin ich doch etwas in's Schleudern geraten. In dem Buch von Viollet-le-Duc wird das hier http://digi.ub.uni-heidelberg.de/di...gesearch&sid=237cf2a05a3942ab214be80fca6ef31d doch als chemise, also Unterkleid = direkt auf dem Körper getragen, bezeichnet. Da steht ja auch, dass die Damen in der chemise schliefen. Bei den Chartresfiguren ist dasselbe Kleidungsstück aber ein Kleid. (Habt ihr übrigens schon gesehen, dass die beiden Herren ihr zur Linken auch gesmockte Ärmel haben?) Hat da der Monsieur Viollet etwas voreilig interpretiert oder habe ich da grade ein Brett vorm Kopf? Für mich sieht das so aus, als ob die chemise so einen Kragen hat, wie Mara ihn gemacht hat, und die Kleider der Chartresfiguren jedoch einen mehr oder weniger tiefen V-Ausschnitt, gesmockte Ärmel und gesmockte Vorderteile haben. Mara, was schneiderst du denn jetzt aus der Seide, ein Kleid oder ein Unterkleid? Ich bin wie gesagt etwas konfus geworden. Das Ganze reizt mich schon sehr, obwohl die Herjólfsnesfrauen (meine Darstellung) wahrscheinlich nicht so was Feines hatten. Gruss Iðunn
 
@ Iðunn: Also, das was Violett-Le-Duc da beschreibt (ich habe mir mal die Mühe gemacht und den Text per Übersetzer aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt) ist das Unterkleid. Bei den Damen in Chartres sieht man vom Unterkleid allerdings maximal den Halsausschnitt und einen Teil der Ärmel (nahe Handgelenk). Wie er nun auf die Schultergeschichte gekommen ist, weiß ich auch nicht. Das was Du darüber siehst, ist dann das Bliaut. Das hat einen tiefen Ausschnitt (häufig reich mit Borte o.ä. verziert) - in diesem Fall sieht es aus, als ob der Ausschnitt des Bliauts mit einer Reihe Perlen besetzt wurde. Das Bliaut geht dann unten in einen Bauchteil über, der bei der oben geposteten Dame anscheinend gesmoked ist, daran angesetzt ist der Rockteil, der häufig auch in viele kleine Falten gelegt wurde, bevor er angesetzt wurde. Die Ärmel sind überlang und in Richtung Hand sehr weit. Sie werden gerafft, so dass man das Unterkleid sehen kann. Ich nähe mir also erst einmal aus der Seide ein Unterkleid, wie auf dem Bild (wobei ich mir bei den Schulterstücken noch nicht sicher bin). Irgendwann kommt dann sicherlich auch noch ein seidenes Bliaut hinzu, für die nächsten Monate tut es aber auch erst mal mein Wollenes. :D Und ja, die Herren trugen anscheinend auch gesmoked. Hatten ja auch Untergewänder unter ihrem Surcot.
 
Mara, der Kragen sieht echt klasse aus - kommt dem Bild von Viollet-Le-Duc schon sehr nahe, finde ich. Es juckt mir in den Fingern , das mal auszuprobieren, aber wenn ich meine To-Do-Liste so ansehe.....naja, das machen wir dann im Winter.... :rolleyes:
 
Ja, es juckte mich gestern auch nochmal in den Fingern. Sie Seide war um 21:00 Uhr aus der Waschmaschine raus. Ich gab ihr anderthalb Stunden, dann schnappte ich mir schon das erste Stück, bügelte den noch leicht feuchten Stoff erst einmal trocken und schnitt dann schon mal den Kragen zu. Die ersten zwei Reihen sind auch schon wieder fertig. Mein Fazit bisher: dünnes Leinen näht sich in diesem Fall deutlich besser. ;( Seide verzieht sich einfach mehr, durch können Mikrofalten entstehen, wo eigentlich keine sein sollen. Naja, ich gebe nicht auf. :D
 
Sie Seide war um 21:00 Uhr aus der Waschmaschine raus. Ich gab ihr anderthalb Stunden, dann schnappte ich mir schon das erste Stück, bügelte den noch leicht feuchten Stoff erst einmal trocken und schnitt dann schon mal den Kragen zu.
Ich dachte es mir schon: du brauchst weniger Schlaf als ich ... was keine Ausrede sein soll, nur eine Feststellung. Auf jeden Fall wäre ich um 22.30 nicht mehr in der Lage, so eine filigrane Arbeit zu machen.
 
Ich bin sehr beeindruckt! Indra hat übrigens einen ähnlichen Kragen. Vielleicht sprichst Du sie am WE mal an ... ;)
 
Hab ich gemacht, leider hatte ich den Kragen (ja, der aus Seide ist am WE auch schon fertig geworden) nicht dabei und auch nicht das Bild. Mit dem Begriff "Boutis-Stickerei" konnte sie leider nichts anfangen, hat mir aber grünes Licht für den Zuschnitt meines geplanten Seidenbliauts gegeben. (Alles nur aus Vierecken.... :D ) Heute werde ich mal die Ärmel für das Unterhemd aus Seide zusschneiden und vielleicht schon mit dem Smoken anfangen. Ich stelle dann mal Bilder des fertigen Endproduktes ein.
 
Hier nochmal das Original: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/di...gesearch&sid=237cf2a05a3942ab214be80fca6ef31d bzw. http://1.bp.blogspot.com/-X-odULk4I...253B%2Bwest%2Bportal%2Bjamb%2Bstatues%2B1.jpg Mehrere "Nachtschichten" später: http://www7.pic-upload.de/11.09.12/hd5pi4gi7r2t.jpg Und hier mal ohne Blitz: http://www10.pic-upload.de/11.09.12/i62h528l9mz.jpg Ich habe es etwas abgewandelt. Der Schnitt (Stoff = reine Seide mit 80 gr/ lfm.) ist einfach viereckig. Der Stoff wurde mit einer 90er-Breite verarbeitet. Nur am Halsauschnitt in Falten gelegt. Durch die Breite des Stoffes konnte ich mir Geren sparen, es ist weit genug. Die Schulterbesätze habe ich mir auch gespart. Die sieht man unter dem Bliaut sowieso nicht und der Sinn hat sich mir bisher noch nicht erschlossen (außer dass man sie für zusätzliche Falten auf den Schultern benutzen könnte). Die Ärmel haben eine Länge von insg. 150 cm, durch das Smoken wurden sie optisch verkürzt. Ich erspare Euch mal einen Anblick im angezogenen Zustand, da das Teil etwas transparent ist. Gern aber nach dem kommenden WE mit Bliaut drüber. :D Nochmal besonders :danke an Therese für den Tipp mit der Boutis-Stickerei und Susanna für den Hinweis mit dem Smoken! :kopfstreichel Ich habe übrigens festgestellt, dass die Ärmel deutlich flexibler und elastischer werden, wenn man beim Smoken den allerersten Faden, den man als "Haltefaden" durchzieht, nach dem Zusammenfügen der einzelnen Knoten am Ende einer Reihe wieder entfernt. Erst den Stoff mit dem "Haltefaden" wie eine Zieharmonika zusammenziehen (Einstichsabstände waren bei mir ca. alle 5 mm), wenn der gesamte Ärmel so bearbeitet ist, dann immer zwei Reihen im Smokeverfahren zusammen"knoten" (Zickzack-Verfahren). Ist man am Ende beider Reihen angekommen, können die "Haltefäden" beider Reihen entfernt werden.
 
Wahnsinn! Das ist eine superschöne Arbeit! 8) Kann Nähen eigentlich als Suchtkrankheit eingestuft werden ;) ;) ?
 
Ich bin sprachlos, Mara - das ist so klasse! LG Therese
 
Wow,ich bin total platt,das ist ja ein Meisterwerk,Mara.Ich lese ja mehr oder weniger hier fast nur mit,doch das mußte ich mal kund tun .
 
8) Kann Nähen eigentlich als Suchtkrankheit eingestuft werden ;) ;) ?
Ja... ich hänge an der Nadel und brauche ständig neuen Stoff.... :D Schade nur, dass mich mein Lebensgefährte therapeutisch so gar nicht unterstützt.... @ all: :schaem
 
Wow, Mara.....ich bin schlicht sprachlos! :allah Die Schulterbesätze hätte ich mir vermutlich auch gespart, vor allem weil ich stark bezweifle ob der Herr Viollet-Le-Duc dafür einen Beleg hat - sieht für mich ein bißchen aus als hätte der Gute da von einem modernen Blusenschnitt "rückgeschlossen". Ich habe - wieder einmal - aus Deiner Arbeitsdokumentation viele neue Erkenntnisse für mich selbst gezogen und möchte darum einfach mal dafür (und für die vielen anderen Male als das der Fall war) :danke sagen!!
 

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