Währungen des Mittelalters

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Sehr nett sind aber auch zum Teil die Bezeichnungen der verschiedenen Münzen. In meiner Heimatstadt wurden in der Gasse "An der Münze" verschiedene Münzen als stark vergrößerte Münzen in den Boden eingearbeitet und sind so heute seh- und begehbar. "Dort finden wir viele vergrößerte Nachbildungen von Münzen, die zwischen 1492 und 1568 in Neuss geprägt wurden. Die Währungseinheiten waren Weißpfennige, Möhrchen, Albus, Gulden, Stüber, Heller und Taler. Auf einer Seite der Münzen findet sich fast durchweg der Kirchen- und Stadtpatron St. Quirin mit den neun Kugeln im Wappenschild oder auf den Wimpeln seiner Lanze, der in den Umschriften „QUIRINUS · PATRONUS· NOST(ER)“ oder „PROTECTOR· NOSTER“ genannt wird. Ausnahmslos ist auch das Stadtwappen zu sehen, das Kaiser Friedrich III. der Stadt 1475 verliehen hatte. Es zeigt den doppelköpfigen Reichsadler und die Kaiserkrone. Hinzu kommt gelegentlich ein Wappenschild mit Kreuz. Diese wertvollen Erinnerungen an das Neusser Münzrecht wurden von den Heimatfreunden Neuss und Privatpersonen gestiftet." Quelle: Heimatfreunde Neuss Insbesondere das Möhrchen finde ich besonderes nett.
 
Das "Möhrchen" hat übrigens seinen Namen von lat. "Maurus" also "der Mohr" und war eine spöttische Bezeichnung für die im Laufe der Jahre zunehmende Münzverschlechterung der ausländischen Tournosen, und der damit verbundenen dunklen Verfärbung der Münzen. Diese Bezeichnung ging z.B. im Erzbistum Köln dann auf den ab dem 15.Jhd. nachweisbaren einseitig geprägten Heller, also eine Kleinmünze, über. @Thies: Ich komm Dich irgendwann mal besuchen. Das klingt ja echt toll mit der Straße " An der Münze". :)
 
@Thies: Ich komm Dich irgendwann mal besuchen. Das klingt ja echt toll mit der Straße " An der Münze".
Gerne, die Straße selbst ist zwar nicht unbedingt der Hingucker, aber dafür hat Neuss dann ja zum Glück doch noch einiges mehr zu bieten! Man könnte das ja direkt mit einer kleinen Stadtführung verbinden (Quirinus Münster, Obertor, Freidhof, Klarissenkloster etc.). Vielleicht kann ich mich ja irgednwann mal dazu durchringen einen historischen Abriss über Neuss zu verfassen, wobei ich mir 1474/1475 sparen werde, da haben andere schon definitv mehr und besser geschrieben als ich es jemals könnte.
 
Heute möchte ich euch mal eine andere Goldmünze des späten MA vorstellen, die, ebenso wie der Gulden, eine internationale Währung war, nämlich der "Nobel". Hierbei handelt es sich um eine Goldmünze, die in der Regierungszeit Edward III ( 1327-1377 ) erstmalig im Jahre 1344 geprägt wurde, und sich v.a. im Seehandel an Nord- und Ostsee durchsetzte. Bei den ersten Varianten handelte es sich um die sog. "Schiffsnobel" in Erinnerung an die Seeschlacht von Sluis im Jahre 1340. Unter Edwarde IV (1461–1483) wurde die Vorderseite abgeändert, und zeigte nun ab 1465 am königlichen Schiff zusätzlich noch die Rose, als Wappen des Hauses York. (sog. Rosennobel). Dies Münze wurde, aufgrund ihres stabilen Wertes,vor allem in den Niederlanden, als Nachprägungen bis in das 17.Jhd geschätzt. Der ursprüngliche Goldgehalt eines englischen Schiffsnobel betrug zunächst ca. 8,8g, später nur noch 7 g. Meiner Meinung nach ist der Nobel die schönste Goldmünze des späten MA...
Edward_III_noble.jpg
Bildquelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b5/Edward_III_noble.jpg Quellen: A.v.Brandt: Werkzeug des Historikers, Kohlhammer Verlag; P.Berghaus: Westfälische Münzgeschichte des Mittelalters, Westfälisches Landesmuseum Münster; Auktions Katalog Münz Zentrum Köln : Münzsammlung Meyer-Coloniensis ; W.Grasser: Münzen, Mosaik Verlag; Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862,
 
Wir haben hier schon einiges über die typischen Münzen des MA gelesen ,deshalb möchte ich Euch heute einmal die gesetzliche Regelung des Münzwesen vorstellen. In der Bayrischen Staatsbibliothek gibt es ein digitalisiertes Exemplar der reichlich bebilderten Reichs-Münzordnung, hier in einer Ausgabe aus dem Jahre 1572: "Vortrab und gründlicher, warhafftiger, kurtzer Bericht, der guten Reichs-Müntzordnung" München 1572" Gerade durch die zahlreichen Abbildungen der Reichsmünzen ist das eine tolle Quelle zur Münzgeschichte, auch wenn es "nur" die frühe Neuzeit betrifft. Hier der Link, und viel Spaß beim Blättern: http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0002/bsb00022116/images/index.html?id=00022116&fip=eayayztsewqeayaxssdasyztsqrseayaxs&no=28&seite=1
 
Sehr spannend, wenngleich ich mir nicht ganz sicher bin ob ich die jeweiligen Gegenwerte so richtig einzuschätzen vermag... Ich grüble nämlich gerade über eine Stelle in einem Lied Walthers von der Vogelweide, in dem er beklagt dass ihm sein tolles Pferd buchstäblich unter dem Podex weggeschossen wurde. Und zwar lamentiert er da: "Es was wol drier marce wert" Und jetzt bin ich mir nicht sicher wie ich das lesen soll... - Bedeutet hier "marce" Streitross - war also sein Pferd so gut wie drei andere? - Oder heißt es tatsächlich "es war drei Mark wert"? War eine Mark so viel? Grammatik und Wortschatz geben beides her, aber inhaltlich kann ich es halt nicht einschätzen...
 
Ein Pferd war vergleichsweise so viel Wert wie heute, nach den Zahlen weiter vorn waren ein Pfennig 4, 10 € ! Da steht ein Pferd war deutlich nach Walther 4 Mark wert. Also sein Pferd war noch preiswert ;-)
 
Wie ich schon zu Anfang geschrieben habe: die Mark war ursprünglich eine Gewichtseinheit und keine Währung. Der Wert der Mark zu Walthers Zeiten betrug im Schnitt ca. 150 Pfennige/Denare, und damit hat Walthers Pferd mit ca. 450 Denaren schon eine "Menge" Geld gekostet.Das Gewicht des Silbers betrug übrigens 675 g., also auch vom Gewicht her nicht zu verachten.
 
Mal eine blöde Frage... Gab es eigentlich auch sowas wie "Falschgeld" und damit verbundene Kriminalität? Hier wurde ja bereits die Verschlechterung der Münzen durch Verunreinigung bzw. Beimischung unedler Metalle angesprochen. War das eventuell eine Möglichkeit bzw. gibt es historische schriftliche Quellen, die auf Falschgeld und damit zusammenhängend "Bandenaktivität" hinweisen? mfg, Nik
 
Ja, Falschgeld gab es in allen Variationen. Am bekanntesten dürften allerdings die gefälschten römischen Denare sein, da es sich hierbei um relativ dicke Münzen handelte. Hier haben sich zahlreiche Gußformen erhalten. Und auch den Rand einer Münze mit einer "gesägten"Zahnreihe (serrati nummi) zu versehen stammt aus der Zeit. Daraus entwickelte sich später die Randprägung. Im MA wurden gerne Goldmünzen gefälscht, was dazu führte, daß einmal die Münzwaagen und ihre der entsprechenden Währung gleichwiegenden Münzgewichte eingeführt wurden, zum anderen wurden Probiersteine benutz, an denen die Münze gerieben wurde. Am entsprechenden Abrieb und der Farbe konnte man erkennen ob reines Gold verwendet wurde. Wenn Du Dir mal, im 1.Beitrag, auf dem Foto mit den Gulden die Münze ganz links oben ansiehst, dann wirst Du bemerken, daß ungefähr in Höhe des Adlers der Münzrand etwas "gerade" ist. Das ist eine typische Probierspur an einer Münze. Bekannt ist aber auch aus Rechtsbüchern, wie dem Sachsenspiegel, oder der späteren "Carolina" was einem Falschmünzer so drohte. Beliebt war aber auch, den außerhalb der Prägung liegenden Rand abzukneifen, um damit Silber zu gewinnen. Die Münzen dieser Art nannte man "Klippen" und den Verbrecher "Klipper". Das war z.B. während des 30-jährigen Krieges ziemlich in.
 
Vielen Dank für die ausführliche Antwort Anno. Ist natürlich sehr raffiniert, das überstehende Material abzukneifen. Wenn man das bei genug Münzen macht, hat man ja doch schon so einiges zum "Nulltarif" gewonnen. schönen feierabend, nik
 
Eben ! " Kleinvieh macht auch Mist" :D Es gibt übrigens auch gefälschte Prägestempel, hatte ich vergessen zu erwähnen.
 
Noch einmal etwas zur Kaufkraft:
in der Zeit von ca. 750 -1055 kostete : 1 Huhn: 1/2 Pfennig 30 Pfd. Roggenbrot: 1 Pfennig 1 Ochse: 60 Pfennige oder 5 Schillinge 1 Stck. Leinenzeug: 120 Pfennige oder 10 Schillinge 1 Pferd: 156 Pfennige oder 13 Schillinge Um 1400 : Tageslohn eines Maurers: im Sommer: 40 Heller im Winter : 32 Heller Tageslohn eines Handlangers am Bau: im Sommer: 22 Heller im Winter : 18 Heller Sitzungsgeld eines Ratsherren: 18 Heller Tagesgeld eines Ratsherren bei einer Dienstreise: 60 Heller größtes Bürgervermögen: 10000 Goldgulden es kosteten: 1 Fisch: 1 Heller 1 Brot: 1-2 Heller 1 Pfd. Butter: 2 Heller 1 Pfd. Rindfleisch: 4 Heller 1Schinken: 5 Heller 1 Biberhut: 72 Pfennige oder 6 Groschen 1 Elle Tuch: 96 Pfennige oder 8 Groschen 1 Rind: 2 Goldgulden oder 48 Groschen 1 Pferd: 10 Goldgulden oder 240 Groschen Erlangung des Meisterbriefs: 2 Goldgulden oder 48 Groschen 1 Baugrundstück mit Abbruchhaus. 175 Goldgulden
zitiert aus: "Das Geld, das Geld regiert die Welt", Ausstellungskatalog des Berg. Museums 1995, Ss.103-104
 
ich find die umrechnungszahlen in die nächst größere einheit von damals immer so genial. hat jemand ne ahnung wie die auf so krumme zahlen kamen?
 
Schau mal weiter oben nach, da findest Du die Antwort. Aber es ist schon richtig: Eine gewisse Willkür war immer mit im Spiel, wenn z.B. das Pfund definiert wurde. Je nach Region oder Zeitraum war diese Gewichtseinheit nämlich deutlich unterschiedlich. Deswegen ist es auch manchmal nicht ganz einfach entsprechende Originalquellen zu bewerten, wenn man nicht den korrekten Umrechnungsfaktor kannte.
 
hab da eben ein buch gefunden "Pfennigmärkte und Währungslandschaften. Monetarisierungen im sächsisch - slawischen Grenzland ca. 965 - 1120" ISBN: 978-91-7402-301-2 hat das jemand da? ^^
 

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