Währungen des Mittelalters

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Im Buch Worringen 1288 von Vera Torunsky steht auf Seite 15 „Es waren nicht viele Wähler, die er [Erzbischof Adolf] mit Hilfe englischer Geldzahlungen am 8. Juni 1198 in Köln um sich scharen konnte. So versprach Adolf dem Erzbischof von Trier für seine Unterstützung zur Wahl 8 000 Mark; dafür wurde ihm der Kölner Domschatz verpfändet“, und auf Seite 30 „Als Entschädigung erhielt Mechthild 600 Mark und eine jährliche Leibrente von 170 Mark.“. Kann man hier von Kölner Mark Gold oder Silber ausgehen? Wären ja dann in Kölner Denaren enorme Summen.
 
Definitiv handelte es sich um Silber, denn die Goldprägungen waren zu dieser Zeit (1198) noch nicht üblich ! Die ersten Goldmünzen kamen in Form von Florentiner Goldgulden, den Venezianischen Dukaten oder Zecchinen, also aus Italien auf den deutschen Markt... ;) Der Begriff "Mark Gold" ist erste für spätere Zeiten belegt.
 
Dann sind 32.640 Kölner Denare als jäherliche Leibrente ja schon ne Hausnummer. Wird die Mechthild wohl was "Besseres" gewesen sein.
 
Nun, das ist ja immer eine Frage der damaligen Kaufkraft und somit des Silberwertes... ^^ Aber: 1 Kölner Mark Silber = 233,856 g = 144 Pfennige im Umlauf daher: 170 x 144, oder aber 170 x 233,856 g ;) ... und wenn man dann bedenkt, daß z.B. ein Pferd zwischen den Jahren 750 und 1055 ca. 156 Pfennige kostete ( ein Huhn übrigens 1/2 Pfennig, ...unklar ist nur ob es sich dabei wohl um ein Bio-Huhn handelte... :D ). Etwas weiter vorne im Thread steht sogar, daß Walther v. d. Vogelweide ein Pferd im Wert von "drier(3) marce" verloren hatte... ^^
 
Mal kurz rechnen; 1 Feinunze = 31,10 Gramm (Quelle: Finanzen.net) 1 Gramm Silber = 0,72 USD = 0,55 EUR (Quelle: Finanzen.net) 233,856 Gramm Silber = 128,62 EUR = 1 Kölner Mark Silber 1,218 Gramm Silber = 0,67 EUR = 1 Kölner Denar Dann kosteten; 1 Pferd = 156 Kölner Denare = 104,50 EUR 1 Huhn = ½ Kölner Denar = 0,33 EUR Da spricht man immer von teuerungsrate. Such heute mal ein Pferd für 104,50 EUR. Bekommst du doch höchstens ein Schaukelpferd. Und auch das nur in minderer Qaulität.
 
Dannkauf mal zu Weihnachten das Silber ... Der Dollar zu ~1,5 € ... Aber es stimmt zum Teil schon: "wurde auf Wunsch des Seitenbetreibers, zu dem der Link führte, gelöscht", da sieht man die Schwankungen von ~5 -~50 USD/Feinunze in den letzten 10 Jahren. Viel Silber als Münzgeld bedeutet auch einen hohen Silberpreis wegen der Nachfrage. Und dann sind eben statt derzeit ~20 $ rund 40 $ anzusetzen, und mehr. Also über den Silberpreis ist der Wert kaum zu ermitteln... Und nebenbei, ein Dülmener Wildpferd gibts für ~400 € auf der Auktion
 
Die Umrechnung hat einen haken: heutzutage sind viele, viele Tonnen Silber mehr im Umlauf als damals. Das heißt der Silberkurs von heute ist massiv kleiner als damals. Am besten kann man die Teurungsrate anhand von Grundnarungsmitteln abschätzen. Hafer: 14. Jhd: 100 kg für 4 Shillinge = 43,8 g Ag/100kg 1403: 20,73 g Ag/100kg 1408: 27,20 g Ag/100kg 1435: 12,01 g Ag/100kg heute: ~3,75 $/bushel = 2,18 $ pro Metrische Tonne = 21 US-cent/100 kg = 0,29 g Ag/100kg => Hafer war im 14 Jhd schlappe 151 mal mehr wert bzw. der Wertverlust des Hafers im vergleich zum Silber ist 99,33% Wird dieser Wertverlust äquivalent auf das Pferd angewendet, ist es damals 10380,81 € Wert gewesen. Schon eher.
 
So, nachdem wir jetzt endlich, die lang, lang ersehnte Information haben, wieviel ein Dülmener Wildpferd auf einer Auktion kostet 8) , wollen wir uns doch jetzt mal wieder ernsthaft dem eigentlichen Thema widmen und damit: :back . Daher :danke an Friethjoph für die eingestellten Zahlen, denn genau das ist der entscheidende Faktor, den man bei so einer Betrachtung berücksichtigen sollte.... ;) Die Frage muß also immer lauten : Wie hoch war die eigentliche Kaufkraft der Währung zu einer bestimmten Zeit ? Ich muß aber auch eine Aussage zum Denar etwas relativieren: Die Ausssage, daß der Denar die vorherschende Münze seit der Karolinger bis ca. 1300 war ist und bleibt richtig ! Berücksichtigen muß man aber der Ehrlichkeit halber, daß es auch Schnittpunkte gab, wo Kaufleute mit islamischen und mit byzantinischen Münzen in Kontakt kamen. Auch diese waren vorwiegend aus Silber geprägt, aber hier gab es auch relativ häufig Goldmünzen. Nur letztere wurden weniger zum Handeln genutzt, denn da blieb der Kaufmann doch lieber bei seiner bewährten Währung, sondern diese wurden ganz gerne zu Schmuckstücken verarbeitet. Ansonsten gilt aber : Goldmünzen vor dem 13.Jhd. waren definitiv nicht üblich !
 
Frage: wie sah es mit Scettas aus Friesland und England aus? Meinen Informationen zufolge waren die inetwa 1,2 Gramm Silber, aber viel mehr habe ich da nicht, außer, dass die sich vereinzelt auch in die Ostsee verirrt haben (z.B. 2 nach Haithabu).
 
Sceattas (bedeutet so viel wie Schatz) waren eine sächsische Währung, welche in England seit dem 8.Jhd. bis vor der Einführung des Penny im 10.Jhd.Verwendung fand. Mit Einfall der Wikinger und der Zahlung des sog. Danegeldes ( Begriff wurde seit Edward d. Bekenner verwendet) mußte die heimische Münzproduktion gesteigert werden und im Jahr 928 ließ König Athelstan das "Statue of Greatly" verabschieden und führte eine einheitliche Währung für England, also den Penny, ein. Eine andere wichtige englische Währungseinheit ist Sterling. Der Begriff Sterling wurde Ende des 11. Jahrhunderts erstmals als "Esterlin" in einem französischen Dokument erwähnt. Der Name ursprüngliche Name "Steorling" bedeutet übersetzt "Münze mit Stern". Eine Theorie besgt auch, daß es sich um eine Währung der Hanse gehandelt habe. Ob es sich nu aber in England um eine eigene Münze, oder mit Verweis auf die "Osterlinge" ("Easterlinge" = Bewohner der Hanse-Städte) um einen allgemeinen Begriff handelte, ist unklar.( siehe auch hier: Die Hanse - kurz, knapp,chronologisch ! ) Tatsache ist jedoch, daß es im 13. Jhd. Münzen mit dem Namen Sterling gab. Mir ist zumindest für Deutschland ein Sterling des Kölner Erzbischof Siegfried v. Westerburg bekannt ( Hävernick 1085) mit dem Gewicht von 1,02 Gramm und ich selbst besitze in meiner Sammlung einen Sterling des Herzogs Jan van Brabant, also dem Gegenspieler des besagten Erzbischof Siegfried. Das englische Pfund ist übrigens wie "Mark" eine Gewichtseinheit. Ein Pfund entsprach 240 Pennies, dementsprechend wurde das Gewicht für einen Penny angepasst.
 
Vllt. noch eine Ergänzung: 1 Kölner Mark Silber = 233,856 g = 144 Pfennige im Umlauf = 12 Schillinge ! Schillinge hier zunächst einmal als Rechnungseinheit, bevor in späterer Zeit daraus eigenständige Münzen wurden... ...Und, da immer wieder Staunen und Unglauben bezüglich der Umrechnung von Mark in Gewicht des Silbers herrscht ;) : In der Ausstellung " Aufruhr-1225" wurde die Belohnung zur Ergreifung des "Mörders" Friedrich v. Isenberg von insgesamt 2000 Mark Silber insofern veranschaulicht, daß man den Gewichtsanteil von immerhin fast 470 Kg :!: , durch ausgestellte Silberbarren symbolisierte.....das war schon sehr beeindruckend... :D
 
Dazu vielleicht einen Exkurs zum 12er-system: Die 144 zu 12 Schilling kommen nischt von ungefähr, denn die Mathematik lehrt uns: 144 = 12*12 = 1 Gross Aberwarum grade 12? nun, die Zahl ist SUPER zu verteilen: 12 = 6*2 = 4*3 = 1 Dutzend Fügt man diesem Zahlensatz noch die implizierte 1 (1*12) hinzu erhält man folgende Denare oder besser: Gewichtsstücke, dieauf das vielfache Gewicht der Denare geeicht werden müssen um die Münzmengen abzuwiegen: 1, 2, 3, 4, 6, 12 Lässt man das 12er Gewicht wieder eine Neue Reihe aus 'Shillingen' Starten, so wäre das wieder eine mit 1, 2, 3, 4, 6; Das 12-Shilling Gewicht wäre entsprechend das Mark-Gewicht. Was hates aber mit dieser Zahlenreihe auf sich? Nun, nicht nur lässt sich die 12 damit super Zerlegen, sondern mit einem Satz aus Gewihten, der jedes genau einmal enthält, lassen sich durch summation alle Gewichte zwischen 1 und 16 (ein Dutzend und 4) darstellen, denn: 1+2+3+4+6=16
 
:D ...und erst am 15. Februar 1971 :!: wurde das alte, seit dem 9. Jh. bestehende englische Münzsystem durch das international übliche Dezimalsystem ersetzt. Damit galt dann: ein Pfund = 100 Pennies.
 
Ich fasse einfach noch mal die wichtigsten Fakten zusammen: Ausgangs des 8. Jhd.Begründete KdG ein nahezu einheitliches Münzsystem. Es beruhte auf Silber als Währungsmetall und einem einzigen Münzwert dem Pfennig / Denar,begleitet von dem nur vereinzelt geprägtem Halbwert,dem Hälbling/Obol. Gold spielte praktisch keine Rolle mehr! Abgesehen von einigen Solidi-Prägungen ( mehr Schmuckmünze als Währung) unter Ludwig d. Frommen und dem monetär auf byzantinische und islamische Einflüsse reagierenden Normannenstaates in Süditalien kommt es erst mit den in Florenz ( ab 1275) und Venedig ( ab 1284) gemünzten Gulden , Zecchinen bzw. Ducaten wieder zur Geltung . Der Pfennig wog in der karolingischen Frühzeit ca. 1,7 g, unterlag in der Folge zwar einem allgemeinen Abwärtstrend,behauptete aber behauptete seine Stellung unter einigen nationalen Modifikationen bzgl. seines Gewichtes und seiner äußeren Gestaltung bis ins 13.Jhd.. Scheinbar genügte dieses Geld den Anforderungen des damaligen Zahlungsverkehrs vollkommen. Wurden jedoch größere Summen benötigt, behalf man sich in der Regel dadurch, daß nach Schilling ( lat. Solidus = 12 Stück), Pfund ( lat. Libra/pondus/talentum = 240 Stück) oder aber Mark Silber ( lat. marca argenti) gerechnet wurde, also mit Rechnungs – und Gewichts -Einheiten. Für die Mark war zur Berechnung der Gewichts Menge der Prägeort entscheidend, bzw. die Lötigkeit, also der Feingehalt. Zum wichtigsten Markgewicht entwickelte sich die Kölner Mark ( = 144 Stück) mit einem Gewicht von 233,586 g, die noch bis 1857 die Grundlage aller deutschen Münzsysteme bildete. Der Pfennig/ Denar war also im größten Teil des Mittelalters die führende Münze und Münzfunde aus den Bereichen aller wichtigsten Handelszentren belegen seine Bedeutung. Man bezeichnet, numismatisch gesehen, den Zeitraum vom 10.- 12.Jhd. auch von der “Periode des Fernhandelsdenars“ !
 
Eins sollte man hier bei diesem Thema aber auch erwaehnen, der Silbergehalt der Muenzen schwankte zum teil erheblich. Denn auch damals gab es findige die meinten man wuerde das nicht merken, und den Feingehalt der Silberlegierungen herab setzten.
 
Eins sollte man hier bei diesem Thema aber auch erwaehnen, der Silbergehalt der Muenzen schwankte zum teil erheblich. Denn auch damals gab es findige die meinten man wuerde das nicht merken, und den Feingehalt der Silberlegierungen herab setzten.
...ist es bereits... und zwar mehrfach in diesem Thread ... :D ...zuletzt noch in Post 74 ! :whistling: Ausserdem hier: Fiktive Geschichte eines Kaufmanns Quelle : MAF ...und wer sich noch tiefer einlesen möchte, dem empfehle ich sich mit dem Kleinen Schied ( 1252 ) und dem Großen Schied (1258 ) zwischen der Stadt Köln und dem Erzbistum Köln ( unter der Moderation von Albertus Magnus) zu beschäftigen. Hier wird explicit gegen die zunehemnde Münzverschlechterung durch den Erzbischofs geklagt.... ;)
 
Mea Culpa, habe ich uebersehen. Die von Dir erwaehnte Werke kenne ich leider nicht. Aber Muenzen sind nicht so mein spezial Gebiet, ausser das ich einige original Muenzen besitze, und die Buecher: Beitraege zur Sueddeutschen Muenzgeschichte 2001 Herrausgegeben vom Wuerttembergischen Landesmuseum Stuttgart leider keine ISBN bei diesem Buch Gepraegt fuer Konstanz Vom Werdegang Konstanzer Muenzen von Karl Schilling Chorherrn Verlag Meersburg Dieses Buch hat ebenfalls leider keine ISBN
 

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