Gibt es einen historischen Beleg welche Waffen der Klerus im 12 JHT im Kampf benutzen durfte ?
Seit Anfang des 12. Jahrhunderts wird erst begonnen, die vielen Einzelaussagen und -verfügungen der Päpste zu einem geschlossenen Rechtssystem mit Ge- und Verboten für den ganzen Klerus zusammenzubasteln (Kanonistik). Als erste überregional relevante Sammlung gilt das Decretum Gratiani (
https://de.wikipedia.org/wiki/Decretum_Gratianihttps://de.wikipedia.org/wiki/Decretum_Gratiani) und die ersten drei Laterankonzile (
https://de.wikipedia.org/wiki/Laterankonzil) mit ihren Canones sind sehr wichtig, wenn man wissen will wie die Kirche zu der Zeit tickt. Es gibt kein explizites Waffen-Verbot, aber für Geistliche wird wiederholt ein besonderer Schutz eingefordert. Spezielle Ausnahmeerlaubnisse (nur stumpfe Waffen) sind deswegen für diese Zeit auch nicht zu erwarten. Aus den Canones der obigen Konzile, sowie den Schriften der Kirchenreform ein, zwei Jahrhunderte zuvor, kann man aber ablesen, dass es ein Bewusstsein dafür gab, dass ein "Mann Gottes" sich von Gewalt fernhalten sollte. Was ihn genauso wie Witwen, Waisen und Pilgern als eine aus eigener Kraft weitgehend schutzlose und damit durch Kirchenrecht zu schützende Person macht. Dieses Bewusstsein eines gewaltlosen Idealklerikers bedeutet natürlich nicht, dass es eine verbeitete Praxis war. Bischöfe sind da allerdings ein schwieriger Referenzpunkt, wenn man nicht direkt einen Bischof darstellen will. Als Bischof ist man in einer der gehobenen Adelsfamilien aufgewachsen, oft mit guten Kontakten zum Königshof. Man wurde als Adeliger auch im Kampf ausgebildet, in der Jagd. Man verwaltert und beschützt ein großes Gebiet, verkehrt unter den Großen des Reiches, stellt einen großteil königlicher Heerkontigente. Macht und Einfluss sind stark abhängig von persönlichen Kontakten, Engagement und Anwesenheit - gerade auf Kriegszügen. Für Bischöfe im 10., 11. und auch noch 12. Jahrhunderts war das Agieren in der Rolle eines Großen des Reiches meist wichtiger, als in der eines Mann Gottes. Wie heute auch kann man als Mensch je nach Situation zwischen mehreren Rollenbildern wechseln. Und jetzt kommt der für eine Darstellung wichtige Teil: Ein Kleriker im 12. Jh. hatte sicherlich eine Waffe. Wenn er aus reicher/adeliger Familie stammt evtl. sogar Rüstung und Pferd (bis zu den Lateran-Konzilen vielleicht auch eine Ehefrau). Aber: Die trägt er außerhalb einer Reise in die Fremde, eines Kriegszugs, oder wenn er in seinem Auftretten den Kleriker zu Gunsten des Ritters ganz zurückstellt, sehr wahrscheinlich nicht am Mann. Trägt der Kleriker Ornat, dann eh nicht. Trägt er einfache Alltagskleidung, dann nicht, weil er andere Aufgaben zu tun hat und eher seinen Stand als Kleriker betonen möchte - wobei Waffen hinderlich sind und evtl. eine Beleidigung an das implizierte Schutzversprechen des eigenen Herrn oder des Gastgebers. Trägt er die Kleidung eines Ritters, dann ist ihm sein Klerikerstatus gerade egal, aber dann ist er außer an einer kleinen Tonsur nicht als Kleriker erkennbar und das ist denke ich nicht das, was man in der Darstellung möchte. Die Frage ist also eher: Was für einen Kleriker willst du darstellen? Und wie willst du ihn darstellen? Die Erkennungszeichen eines Klerikers im 12. Jahrhundert abseits der Orden und außerhalb des Gottesdienstes sind, abgesehen von der Tonsur, nämlich eher subtil, bis hin zu "für moderne Augen nicht erkennbar". Es gibt einen Unterschied zwischen "sich im Verteidigungsfall nicht wehren zu dürfen" und dem offenen Tragen einer Waffe.