Warum entsprechen sowenig Gewandungen von Herstellern den Ansprüchen gehobener Darsteller ?

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Hergils "mjöksiglandi"

Grumpy old man
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Um eine Diskussion um dieses Thema nicht „abzuwürgen“ möchte ich das Thema hier wieder unter anderem Vorzeichen eröffnen. Ich bitte euch die Namensnennung so zu verkausalieren, dass der Leser weis um wen es sich handelt, aber etwaige Rechtsbrüche vermieden wurden. Hergils
 
Die Antwort ist doch ganz einfach! Zuerst einmal wird Massenware für den stinknormalen Ottonormalverbraucher produziert. Diese Ware muss einfach und günstig herzustellen sein, und ebenso günstig soll sie auch angeboten werden. Für Einsteiger, Fastnachter, Mottopartyveranstalter ist diese Art der Gewandung auch völlig ausreichend. Denkt die Firma wirtschaftlich, bleibt einfach kein Spielraum mehr um die gehobenen Ansprüche zu befriedigen. Wozu auch? Irgendwann kommt jeder Darstellerauf den Trichter, sich seine Klamotten selbst zu nähen. Keiner dieser Darsteller würde wohl wert auf Kleidung von der Stange legen.
 
Da Courgan die Frage eigentlich schon umfassend beantwortet hat, möchte ich die Diskussion um zwei Punkte erweitern und zwar: 1. gibt es Hersteller die man guten Gewissens einem „Neuling“ empfehlen kann ? und 2. gibt es Hersteller von denen man besser die Finger lässt ? Immer daran denken, die Namennennung zu „tarnen“
 
Zu 1: Prinzipiell vorrangig Hersteller die erst auf Bestellung arbeiten, also individuell nach Kundenspezifikationen arbeiten Zu 2: Prinzipiell alle Hersteller die nicht wie unter 1 beschrieben arbeiten, also "Stangenware" produzieren Alles andere sollte ien Jeder für sich selbst entscheiden...
 
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Zum Punkt Hersteller von denen man die Finger lässt...och ja da hätt ich 2..zum einen einen aus dem Reich der Magjaren..der näht munter alles was seiner Meinug nach Mittelalterlich ist..und dannjetzt wird es schwierigeine von den Damen die sich als Gewandsch*****r bezeichnen näher kann ich das nicht bezeichnen ohne das es gefährlich wird..
 
Wenn mann sich ein wenig Mühe gibt, dann findet man auch Leute die von der Stange z.B. Leinentuniken für 40,-- Euronen anbieten oder Wollhosen für 40 ,-- bis 50,-- Euro Bei der Frauengewandung ist das schon schwieriger. Ich habe auch schon mal drüber nach gedacht, mich was das betrifft selbstständig zumachen, habe mich aber dann dagegen entschieden, weill ich befürchte dann den Spass an der Arbeit zu verlieren. Wer im Bereich Wikingergewandung was braucht, kann sich immer vertrauensvoll an mich wenden. Gerne stehe ich mit Rat und Tat bei Seite. Gruß Gisa
 
Ein günstiger Schuhverkäufer für wendegnähte Schuhe hat Bekleidung aus Wolle. Tuniken mit oder ohne Besatz und eine Hose nach Thorsbergschnitt. Ein Shop (englische Mehrzahl von Reenactor) hatte die Klamotten auch mal, momentan anscheinend nicht. Ist maschinengenähte "Stangenware", aber sieht laut Beschreibung sehr vernünftig aus und für Einsteiger auf jeden Fall geeignet.
 
Da gibt es auch einen italienischen Hersteller, die gut aussehende Klamotten haben. Habe die zwar noch nie live gesehen, aber auf den Fotos sehen sie ganz gut aus und vom Preis finde ich die auch net teuer.
 
Ich kann Courgan da auch nur voll und ganz zustimmen. Was mir allerdings auch auffällt, ist die Tatsache, dass man beim Kauf der günstigen "Stangenware" auch oft besch***** wird. Da gibt es nur mal als Beispiel Piratenmäntel ohne Taschen für 80! Euro bei einem goßen MA und Fantasy Händler. Polsterhauben ohne Polster... usw. Kurz Kleidung ohne Funktion, eher (Ver)Kleidung. Da muss man sich echt überlegen, ob man dafür sein Geld ausgeben will. Ich stelle die Kleidung für mich, die Mitglieder meiner Gruppe und für Freunde selber her (damals als ich mit dem Hobby angefangen habe, hatte ich auch gar keine andere Wahl :D, da gab es noch nichts zu kaufen). Es gibt wohl vereinzelt ein paar Händler, die hier auch schon genannt wurden, die eine solide Grundbasis an Kleidung anbieten, aber die gleiche Tunika haben dann auch X andere. Auf die Dauer muss sich wohl jeder, der das Hobby betreibt mit dem "Nähen" auseinandersetzen.
 
Ich glaube, dass es durchaus einen Bedarf gibt für fertige oder individuell angefertigte Kleidung. Ich kenne Leute, die mehr wollen als Piratenhemden oder Dirndelkleider und wirklich nicht nähen können. Aber für viele ist so eine Fantasy-Klamotte einfach attraktiver als eine einfache Woll-Cotte. Und wenn es mehr sein soll (gehobene Darstellung) wird es noch viel teurer als beim Selbernähen. Und um halbwegs historisch korrekte Kleidung von der Stange anbieten zu können, müsste das bei der Vielfalt der Möglichkeiten im ganz großen Stil geschehen.
 
wir haben ja alle mal als reine Besucher angefangen - wenn man erstmals auf einem Markt bist denkt Mann/Frau/Kind selten an Webarten, zeitlich passende Nähtechniken etc. - der Durchschnittsbesucher sieht nur: hübsches Kleid, kauf ich mir! Und dann ist der Preis ihnen letztendlich egal, solange sie "gewandet" zum nächsten Event gehen können. Und seit wann wird der Kunde nicht ausgenützt nach Strich und Faden? :( ist ja nicht nur auf MA-Festen so... Was das ausnützen von Händlern auf Festen generell betrifft - ich habs zumindest in Ö mehr als einmal erlebt dass viele Händler auf Märkten sehr wohl auch zw. Darsteller und Besucher unterscheiden, da da doch auch bei beiden Seiten klar ist, dass z.b. ein Darsteller das erstandene Stück anders benützen & schätzen wird als der Besucher. Grad fürs Mittelalter fehlt jedoch leider wohl bei so manchem Händler (sag nur: Bürohemden-Gewandung *fg*) entweder das Interesse sich aktivst mit dem Thema auseinanderzusetzen bzw. ihre Waren entsprechend umzustellen (also ich glaub einfache bäuerlich/bürgerliche Grundschnitte ohne Pannesamt-Deko oder Reißverschluß wären sicher auch zu einem vernünftigen, für den Verkäufer vertretbaren Preis machbar ^^) - aber geb Gottfried recht, der 0815-Besucher will eigentlich mehr Ritter & Edelfräulein spielen denn Bauer & Handwerker *fg* und sogesehen, denken die Händler kaum daran auch entsprechend ihr Angebot anzupassen (sonst wären wohl auch manche anderen dubiosen "Mittelalter"-Utensilien bis auf weiteres aus dem Händlersortiment zu verbannen und wir würden einen großteils der Händler wohl allesamt in den Ruin treiben ^^) Welcher Händler würde einem bereits vor Ort anhand Bildquellen bzw. Literatur wissenschaftlich auf Machbarkeit oder nicht für eine gewünsche Epoche hinweisen??? Kenn keinen der "fahrenden Händler"... und ( so ein von meiner Perspektive her aber empfehlenswerte Verhalten) würde wohl alle normalen, nur oberflächlich am MA-interessierten Besucher noch vor dem Kauf in die Flucht schlagen *fg* Denn beim durchschnittlichen Käufer selbst kommt ja das Nachdenken und kritische Betrachten des Angebots erst mit der langen, intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema, und das tun am Ende meist eh nur die, die auch langfristig als Aktive auf Märkten lagern. Und dann steigt auch der Bedarf an qualitativ besserer und auf Quellen basierenden Gewandungen! Bis dahin denken sich Besucher: "Gut, es wird auf nem Fest verkauft, nennt sich MA, dann wird schon MA drin sein" :/ Und wers auch nur fürs "am Fest glänzen aber ohne Lager" mit genauer Beratung, und ohne selbst zur Nadel greifen zu müssen, haben will, wird wohl eh schlussendlich auf Kostümschneider zurückgreifen, die einem dann das Wunschkleid aus histor. Stoff-Replikaten gg. einen beträchtlichen Preis auf den Körper schneidern...
 
Seyd gegrüßt! Ich sage euch mal meine Meinung aus der Sicht einer Schneiderin, die für andere Menschen näht (keine Gewandung, Alltagskleidung usw.) Wenn zB die Nachbarin kommt und sagt, sie möchte das Gewand einer Magd, das ja ziemlich schlicht ist (mal ohne das ganze Untendrunter - nur Gewand und Übergewand) Den Schnitt zu zeichnen ist simpel, also nicht besonders arbeitsintesiv. Zuschneiden - geht auch noch. Jetzt kommt das große aaaber: Wenn ich der Nachbarin sage, um dieses Kleid authentisch von Hand zu nähen, brauche ich xy Stunden mal zv Euro. Das ergibt einen Preis, der die Nachbarin von den Socken haut und sie geschockt verzichtet. Wenn ich also ein paar Euronen verdienen will, dann muß ich das Gewand mit der Maschine nähen (übrigens könnt ihr mich schlagen - ich nähe auch für mich nur die sichtbaren Nähte von Hand..) Nur dann habe ich die Chance, daß ich die Gewänder verkaufen kann. Und noch gravierender ist es aus Sicht einer kleinen Schneiderei, in der ein paar Leute die Gewänder nähen. Es muß schnell gehen - weil Zeit eben Geld ist! Die müssen ihre Sachen verkaufen - ich kann mir aussuchen, was ich machen möchte. Deshalb verstehe ich die harte Haltung zu "maschinengenähter" Gewandung nicht. Jeder doch so, wie er mag? (abgesehen von der Pannesamt-Fraktion, aber die amüsiert mich nur...) Ntürlich gibt es Leute, die sich die komplett handgenähte Arbeit leisten kann, aber wieviele sind das schon? Und es gibt eben viele Leute, die gerne mal ins MA abtauchen wollen, aber auch nicht nähen können. Und es gibt auch die Leute, für die das MA eine interessante Abwechslung ist, die sie aber nicht so supergenau nehmen. Dürfen die das nicht? Ich hab das Gefühl (verzeiht den Ausdruck), daß es Hardcore-Mittelalterer gibt, die am liebsten alle beißen würden, für die es "nur ein Spaß" ist... Sorry, just my two cents! Morrigan
 
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morrigan,geb dir recht, handnähen ist einfach zu zeitintensiv als kleiner Schneider, und auch für den 0815-Marktbesucher nicht nachvollziehbar, wieso der Preis deshalb so hoch sein muss, wenns heute ne Nähmaschine gibt. Oder wenn pflanzengefärbter statt chemiegefärbter Stoff verwendet werden würde ;) Und ich glaub es ging weniger um die Art der Nähte, als um die Schnitte & den Stoff - dass eben von Händlern primär Baumwolle und Pannesamt statt leinen & wolle verwendet werden, und die Schnitte oftmals seeehr kreativ ausgelegt werden, wenn auch grad die einfachen, authentischen Schnitte einen großen Reiz ausüben! (ich sag nur z.B. die achso berühmten rot-schwarz-gestreiften Schnürkleider z.B., die auf Märkten so beliebt sind oder die hochmittelalterlichen Piratenhemden und Lederhosen für den Mann ^^)
 
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Ich kann dazu nur ein Erlebnis von letztem Wochenende erzählen: Ich war gewandet in meiner Stammbar, weil dort Samhain gefeiert wurde, nicht Halloween und deshalb für mich weder "normale" Kleidung noch "Verkleidung" passend erschienen. Meine Freunde warn auch dabei, alles eher in die Richtung "es muss schön aussehn"-Gewandete. Was ist passiert? Sie hat man als mittelalterlich gewandete erkannt, bei mir kamen etliche Nachfragen, was ich denn darstellen würde... Ich nenne dazu immer gern meinen aus der Kindheit übrig gebliebenen "Was-ist-was"-Band Mittelalter, wo alle Darstellungen eben jene Kleidung zeigen, die wir als "un-A" oder "Möchtegern" bezeichnen. Und das ist auch der Medienmainstream, mit dem bereits Kinder konfrontiert werden. Und dabei ist es den Medien nicht mal mehr zu verdenken, dass sie das tun, immerhin lässt sich so ein Burgfräulein-Walle-Walle-Samtkleid viel besser aufbereiten und in den Köpfen der Zuseher verankern als, wenn darum gleich eine "Welche Zeitperiode, welche Darstellung, welcher Stand, verheiratet unverheiratet etc"-Debatte veranstaltet wird. Und weil es ihm so gezeigt wird, will der 0815-Besucher des Marktes auch nur dieses Walle Walle Samtkleid haben. Da spielt das Geld doch gar nicht so die Rolle. Er WILL das so, auch wenn ein authentisches grün-braunes handgenähtes Wollkleid zu günstigerem Preis neben dem WalleWalle Kleid hängen würde, er würde gar nicht mal in Erwägung ziehen, dass das viel mehr Mittelalterlich ist, als das andere. Für ihn ist das Samtkleid viel mittelalterlicher. Und da muss der Händler dann halt abwägen, ob er lieber den Idealen treu bleibt und wenig verkauft und dafür seinen Kindern etwas von der Lebensqualität abzwacken muss, oder ob er lieber verkauft und dafür halt nicht das, was dem Geschichts-forschenden-Ideal entspricht.
 
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Im Grunde kann ich mich den bereits genannten Argumenten nur anschließen, möchte jedoch noch etwas hinzufügen und will mich damit nicht auf das Handnähen der Gewänder, da es für mich klar ist, dass so etwas für den Otto Normalverbraucher der nur mal eben ein Gewand haben möchte nicht leistbar ist und wohl auch nicht wertgeschätzt wird, sonder auf den Schnitt, Stoff etc. beziehen. Ich glaube, wenn sich jeder von euch jetzt einmal den letzten Händler, der auf dem Markt ,,MA“ Kleidung verkauft hat, vorstellt, dann wird ihm eines auffallen: Er trug bestenfalls selbst die zu verkaufende Kleidung oder gar etwas, was noch weiter von MA entfernt war. Meiner Meinung nach und damit möchte ich niemanden etwas unterstellen sonder führe lediglich meine Beobachtungen und meine Sicht der Dinge auf, schert es die meisten Händler nicht was sie verkaufen. Anhand ihrer eigenen Kleidung wird einem doch bereits bewusst, dass sie nicht wirklich Ahnung von dem Thema haben und sich eigentlich auch nicht weiter damit auseinander setzen wollen/möchten. Das Mittelaltergeschäft hat in den letzten Jahren nun mal einen enormen Boom erlebt. Jede kleiner Stadt hält mittlerweile einen Mittelaltermarkt ab, die Qualität diese Märkte sei jetzt einmal dahingestellt, es ist einfach lukrativ. Somit sind auch viele Händler auf diesen Zug aufgesprungen, weil sie entdeckt haben, dass man mit solchen Dingen einfach gutes Geld verdienen kann. Ich glaube, wenn man den überwiegen teil der Händler einmal fragen würde was eine Cotte ist, so würden sie einen nur fragend anschauen. Sie beschäftigen sich nicht mit dem Thema, sehen darin lediglich ein lukratives Geschäft und scheren sie so auch nicht darum ob die Kleidung nun historisch belegt ist oder nicht, der Verkauf bringt Geld und das ist das was zählt. Jeder muss nun mal sehen wo er bleibt. Ich kann nur von meinen eigenen Erfahrungen berichten und muss dazu sagen, ich betreibe dieses Hobby noch nicht so lange mit einer solchen Intensität, aber ist es nicht so, dass je mehr Run auf die MA-Märkte entsteht, desto mehr sinkt eigentlich auch ihre Qualität? Weil jeder einfach darin ein lukrativer Geschäft sieht und kein Wert mehr auf die ,,Historik“ gelegt wird? Bitte verbessert mich, wenn ihr davon einen andere Eindruck habt! Und stellt euch doch selbst einmal die Frage, ohne im Hinterkopf den Wert einer historisch korrekteren Darstellung zu haben, gefallen euch nicht manchmal die Kleider, die auf den Märkten angeboten werden besser als eine einfach geschnitten Cotte eines Bauern? Wie schon von anderen erwähnt, der einfache Mittelaltermarktbesucher legt anfangs keinen Wert auf historische Korrektheit, er möchte etwas habe um dazu zu gehören und wenn mich dann ein schönen Kleid aus Samt mit Schnürung an der Seite anlacht, so kauf ich es doch lieber als eine braune Cotte die in Form eines Sacks geschnitten ist. Es muss ja schließlich gefallen! Ich finde, man kann das Ganze auch sehr gut mit einem Kreislauf vergleichen. Der Erste hat gemerkt mit MA lässt sich Geld verdienen, suchte nach entsprechenden Großfirmen die ,,MA-Kleider“ herstellen und entschied sie für die aus Samt mit Schnürung an der Seite, da sie einfach wesentlich ansprechender aussehen und den Trägerinnen wohl ein Gefühl vermitteln als seien sie eine ,,Prinzessin aus einem Märchen“, im Gegensatz zu einer einfachen Cotte die aussieht wie ein Sack. Er stellte sich mit diesen Kleidern auf einen Markt und natürlich sprachen sie viele Frauen an, also würden sie gekauft, denn in den ganzen Hollywood-Streifen tragen die Schauspielerinnen ja auch immer solche Kleider, genauso müssen die Leute damals einfach ausgesehen habe, es steht ja schließlich auch MA drauf. Die Nächste, die der Frau entgegen kam sah das Kleid und kaufte sich auch ein solches und immer so weiter. Dann merkten noch andere Leute: Oh Mittelalter boomt, ich sollte wohl auch mein Geschäft auf diesen Markt umstellen. Natürlich kaufte er die gleichen Kleider, die der Händler vor ihm auch verkaufte, denn das ist das, was die Leute wollen und immer so weiter... Mittlerweile läuft fast jeder in solchen Kleidern herum und ich habe bislang noch keinen einzigen Händler gesehen der historisch belegte Kleidung verkauft. Selbst nicht von solchen, die sie von Hand nähen. Und wie sollen auch einfache Marktbesucher wissen, dass solche Kleider nicht historisch belegt sind? Es steht ja MA drauf, jeder trägt sie, selbst der Händler und leider auch der überwiegende Teil der Schausteller (Spielleute, Gaukler, Ritter etc.) und obendrein schauen sie auch noch gut aus.
 
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Zu 1.) Ich persönlich kaufe bevorzugt bei solchen Händlern, die mir von anderen Darstellern als qualitativ hochwertig empfohlen wurden oder die Produkte im Sortiment haben, die der Optik und den verwendeten Materialien nach annähernd dem entsprechen, was ich aus meinen eigenen Recherchen über das jeweilige Produkt herausgefunden habe. Ilja Frenzel mit seiner Keramik ist da so ein Kandidat. Oder ree****.de. Auch n***tuche.de wird von mir gerne mal angesurft... Zu 2.) Ich persönlich mache einen großen Bogen um L.C. Irgendwann hatte ich mal einen Wappenrock zum Geburtstag geschenkt bekommen. Aber der ist schon in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Mal abgesehen davon, dass er aus Baumwolle war, war die Verarbeitung naja und die Farbechtheit wurde schon bei der ersten Wäsche widerlegt. Danach hatte ich einen blau/babyblau statt blau/weißen Wappenrock...
Original von Firiel wir haben ja alle mal als reine Besucher angefangen - wenn man erstmals auf einem Markt bist denkt Mann/Frau/Kind selten an Webarten, zeitlich passende Nähtechniken etc. - der Durchschnittsbesucher sieht nur: hübsches Kleid, kauf ich mir! Und dann ist der Preis ihnen letztendlich egal, solange sie "gewandet" zum nächsten Event gehen können.
Richtig. Der einfache Besucher eines MA-Marktes, die wir alle früher mehr oder weniger waren, interessiert sich wenig für Nähtechniken und Webarten. Die Farbe und der Schnitt der neu zu erstehenden Kleidung soll gefallen. Und da orientieren sich die einfachen Besucher natürlich an ihren modernen Modeverständnis. Dass im Mittelalter der Gürtel bei Männer geknotet wie ein Phallus-Symbol nach unten hing? Weiß der durchschnittliche Besucher nicht, interessiert ihn wohl auch weniger und wird ihm auch wohl nicht gefallen. Also kauft er sich den kürzeren Gürtel, der sich wie ein normaler Hosengürtel verhält, bestenfalls vielleicht noch wie eine Koppel, da fühlt sich so mancher Mann vielleicht noch an seine Wehrdienstzeit erinnert und kriegt das Ding wenigstens zu... ;) Auch wenn Firiel der Ansicht ist, dass der Preis vielleicht doch nicht so wichtig sei, vertrete ich ehr die These, dass der Preis sehr wohl eine Rolle spielt. Gewanndung aus gutem Leinenstoff oder gar Wollstoff kostet mehr als einfache Baumwolle. Also wird sich Otto-Normal-Besucher das deutlich günstigere Baumwoll-Kleid oder -Hemd kaufen anstelle der wenigstens aus zeitgemäßem Woll- oder Leinenstoff gefertigtem Pendant. Und dann kommt noch hinzu: Leinen und vor allem Wolle kann man nicht einfach so in die Waschmaschine schmeißen. Leinen zu heiß gewaschen und das Kleid passt der Nichte... Überspitzt formuliert. Baumwolle ist da für den Otto-Normal-Besucher pflegeleichter und auch vom Tragekomfort gefälliger. Wie meinte eine Kollegin letztens zu mir? "Wie Wollstrümpfe? Die kratzen doch?!!!" Nö, kratzen nicht. Sind warm und angenehm. Aber sie assoziert (Schur-)Wolle immer mit "es muss doch kratzen!". Und ähnlich wird es denke ich auch mit anderen Marktbesuchern sein. Also wird eher mehr aus Baumwolle und anderen "modernen" Stoffarten geschneidert. Und das Argument mit dem "davon Leben können", sowohl als Schneider wie auch Händler ist natürlich auch nicht von der Hand zu weisen. Wenn wir uns als Darsteller Abends vor den Fernseher setzen und ein paar Stunden nähen, so kommt über den Winter doch einiges wieder an neuer Gewandung zusammen. Es ist so, als wenn meine Oma mal wieder Strümpfe und Pullover für die lieben kleinen strickt. Das läuft irgendwann automatisch. Wenn ich mir ausrechnen wollen würde, wieviele Stunden ich bereits alleine in das Nähen meiner Gewandung gesteckt habe... Ich denke besser nicht darüber nach und bin nur froh, das nicht einem professionellen Schneider in die Hand gegeben zu haben.
 
Original von Morrigan Seyd gegrüßt! Ich sage euch mal meine Meinung aus der Sicht einer Schneiderin, die für andere Menschen näht (keine Gewandung, Alltagskleidung usw.) Wenn zB die Nachbarin kommt und sagt, sie möchte das Gewand einer Magd, das ja ziemlich schlicht ist (mal ohne das ganze Untendrunter - nur Gewand und Übergewand) Den Schnitt zu zeichnen ist simpel, also nicht besonders arbeitsintesiv. Zuschneiden - geht auch noch. Jetzt kommt das große aaaber: Wenn ich der Nachbarin sage, um dieses Kleid authentisch von Hand zu nähen, brauche ich xy Stunden mal zv Euro. Das ergibt einen Preis, der die Nachbarin von den Socken haut und sie geschockt verzichtet. Wenn ich also ein paar Euronen verdienen will, dann muß ich das Gewand mit der Maschine nähen (übrigens könnt ihr mich schlagen - ich nähe auch für mich nur die sichtbaren Nähte von Hand..) Nur dann habe ich die Chance, daß ich die Gewänder verkaufen kann. ... Sorry, just my two cents! Morrigan
Hallo Morrigan, ich kann deinen Beitrag nur unterschreiben, besonders den Absatz mit der Nachbarin... Dieselbe Erfahrung mach ich mit anderen Handarbeiten. Handgesponnene pflanzengefärbte Wolle oder Handstrickwaren... Für die breite Masse *ohne Wert* und führt dann zu Schluckauf beim Nennen der Preise. Wer sich mit Handarbeiten auskennt, weiß um die investierte Zeit und hält die Preise für mehr als nur fair. Zum Thema an sich: Meine erste Kotte war von einem Gewandschneider, der durchaus auch authentisches herstellt. Allerdings wurde mir als absolutem Neuling eine kobaldblaue Leinenkotte nach Maß als Wikingerkleidung *angedreht* - mit Wartezeit von gut drei Monaten... und für gut 200 Euro Also auch bei *guten* Schneidern mit Wartezeit ist man nicht immer auf der sicheren Seite. Über kurz oder lang beginnt wohl jeder das Selbernähen oder tauscht Handwerk gegen Handwerk. Und wenn es wirklich vom Schneider sein soll, denke ich sind Nachfragen nach Referenzen und sonstiges Zahnfühlen durchaus legitim. Gutes Geld für gute Ware. Und jeder seriöse Schneider wird Fragen durchaus beantworten. Ich nähe unsere Kleidung mittlerweile alle mit der Nähmaschine selbst, und wenn es beim Zuschnitt mal knifflig/brenzlig wird: meine Nachbarin ist Schneiderin... und die freut sich immer über handgestrickte Socken als Bezahlung LG Fylgja
 
@ Aleta: Du hast das richtig schön beschrieben und genauso sehe ich das Zustandekommen dieser Art von Händler auch. Ganz krass gesagt, ist es mir ziemlich egal ob und wie ihr Geschäft existieren kann. In meinen Augen sind sie genauso überflüßig wie irgendwelche Vertreter die arglosen Leuten Versicherungen etc aufschwatzen die keiner braucht. Irgendwo ist es schon betrug wenn Kunden was als mittelalterlich verkauft wird, was letztendlich nichts, aber auch garnichts mit Mittelalter zu tun hat. Und es BRAUCHT auch keiner eine solche Klamotte nur um dann und wann einen Markt zu besuchen. Das geht in Jeans und T-Shirt genauso authentisch. :D
 
Und es BRAUCHT auch keiner eine solche Klamotte nur um dann und wann einen Markt zu besuchen
Nun darüber kann man geteilter Meinung sein..mir war es damals ein Bedürfniss..es musste alles sehr schnell gehen ,ich war bei meinem 2. marktbesuch bereits eingekleidet..halt von L.C...es gab so ein Gefühl davon dazuzugehören.Ich hab damals sogar bei einem Lager geholfen den besuchern die Fragen zu beantworten :D...der vom Lager der da am Zaun stand war sichtlich überfragt ;)
 

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