Rhonwen
Well-known member
So. Ich mache jetzt mal ein ganz großes Fass auf und behaupte, dass wir uns in der Szene das Mittelalter oft allzu schön reden. Damit meine ich jetzt ganz undifferenziert die große Epoche von 600-1300 n.Chr., also unser Aller geliebter Darstellungszeitraum. Natürlich war die Darstellung desselben im jüngsten Fernsehfilm (nein, das soll jetzt nicht das Thema sein) unsäglich. Natürlich gab es Menschen, die sich sauber gehalten haben, weil sie genug Personal hatten, genug Seife oder genug Selbstachtung. Aber nach meinem Wissen... - waren die Straßen überwiegend ungepflastert - wurde der Abfall und der Inhalt von Nachttöpfen schlicht auf die Straße gekippt, - gab es kein allgemeines Wissen über den Zusammenhang von Hygiene und Gesundheit, - Hat man im ländlichen Gebiet mit den Tieren unter einem Dach gelebt, - war der größte Teil der Menschen so arm, dass sie nicht mehr als eine Garnitur Kleidung hatten und diese so lang trugen wie möglich, - gab es keine Kühlmöglichkeiten, sodass Lebensmittel, soweit unkonserviert, schnell verdarben (aber wegen der Armut trotzdem gegessen wurden), - war im Frühmittelalter die Leibeigenschaft und Sklaverei noch gang und gäbe (auch gerne ausgeblendet, aber kein primär hygienisches Problem). Hätte ich mehr Zeit, dann würde ich jetzt noch Vermutungen anfügen, wie es zu einer Schräglage zwischen historischen Fakten und Darstellung kommt. Bitte kommt jetzt nicht mit den Ausnahmen, die hab ich in der Einleitung ja schon angeführt. Ich selbst ziehe gerne Vergleiche mit den Armen dieser Welt und ihren Lebensbedingungen. Ich meine, da kommt man der Wahrheit der Historie schon recht nah... *zurücklehn und abwart* :badewanne