Wie kam man in den Deutschen Orden?

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Scadian

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Hallo hallo, der OT wurde ja bekanntlich von Bremer und Lübecker Kaufleuten gegründet. Wie jedoch kam man Jahre nach der Gründung in den Orden? Welche Vorraussetzungen mussten erfüllt sein?
 
Schwierig zu beantworten, zuerst müsste man wissen um welche Zeit es dir geht. Ab 1216 wird die "Ritterbürtigkeit" für das Amt des Hochmeisters verlangt. Das schließt allerdings nicht aus das es zwischen den Ritterbrüdern auch jene gab die nur rittermäßig lebten. Also Menschen die es sich leisten konnten, möglicherweise Städter des reicheren Städtepatriziates sowie alle freie. Im Orden wurde man ziemlich wahrscheinlich nicht zum Ritter ausgebildet. In der Regel steht, das man 14Jahre alt sein muss um dem Orden beizutreten, also nach damaligen Vorstellungen volljährig. Da die meisten wohl mehr als volljährig waren, waren sie auch schon ausgebildet. Eine traditionelle Ritterweihe sieht das Regelwerk im 13.Jhd auch nicht vor.
 
Schließe mich Marius an, wichtig zu wissen wären die Zeit und der Stand. Desweiteren kann man Marius Aussage vorerst nichts hinzufügen außer, dass es nicht wirklich viele Ritter im Orden gab. Im Jahre 1437 laut Zinsbuch nicht mehr als 500 belegte. Anwärter aus dem Ausland (z.B. Polen, aber auch später der preußische Kleinadel) hatten es ganz schwer. Der Orden war, im Gegensatz zu den Templern und Johannitern, sehr landsmännisch orrientiert. Wohl gab es Werbungen, aber mit Sicherheit hatten die einen sehr selektiven Charakter. Was die weiteren Stände/Gruppen angeht: - man konnte als Witwe in den Orden als Schwester eintretten (nur mit viel Geld erwünscht, denn das Eigentum geht in den Orden über, der dann für die Dame sorgt) - als Unfreier musste man die Erlaubnis des Herrn haben und wurde sozusagen "auf ein anderes Konto übertragen" (wobei hier auch noch ein spezielles Prozedere/Schwur vorgenommen wurde)) pax
 
So, nun komm ich auch mal dazu zu antworten :D Also mir schwebt die Zeit im Heiligen Land vor, nach der Gründung, also so um 1200. Vllt. als einer der Lübecker Kaufleute die das Spital bei Akkon gegründet haben oder kurz darauf nach Akkon gezogen sind. Aber mir fehlt irgendwie die Lücke wie man überhaupt in den Orden kam und was man für Vorraussetzungen haben musste um Ritterbruder zu werden (ab wann gab es die überhaupt? Von Anfang an oder erst später?) Kann ich das besagte Regelwerk irgendwo online finden?
 
Das Regelwerk gibt es hier. Hatte ich mal durch Zufall gefunden und auch hier im Ordensabteil gepostet...Viel Spaß beim lesen ;) Klick Also wenn es so früh sein soll, dann wirst du es als "richtiger" Ritter aber schwer haben, denn da war der Orden noch sehr klein und bestand aus einer handvoll beinahe elitärer Mitglieder die fast durchweg karrikative Aufgaben übernahmen. Später kam dann auch die Pflicht hinzu, dass man einen Teil der Burgmauer von Akkon bewachen zu hatte, aber dieser Pflicht unterlagen alle Handwerke und Einrichtungen in Akkon... Der Orden war zu diesem Zeitpunkt weniger für seine Kampfkraft, denn mehr für seine Spitäler (und das Wohlwollen des deutschen Kaisers) bekannt - davon mal abgesehen, dass er ja auf dem militärischen Gebiet mehr als starke Konkurrenz von den Templern und Johannitern hatte und folglich auch keine große Rolle spielen konnte. Der personelle Zustrom des Ordens richtete sich auch vor allem nach der jeweiligen Landeszugehörigkeit der Oberen. So gab es viele Herrschaften aus dem heutigen Thüringen im Orden als Thüringer Hochmeister waren, während z.B. der später eingegliederte livländische Ordensteil (ehemals Schwertbrüderorden) sich vornehmlich aus den norddeutschen und dänischen Bevölkerungen ergänzte, da die dortige "Stammbesetzung" ehemals rein dänisch und norddeutsch war (der Schwertbrüderorden geht ja auf dänische Wurzeln zurück).
 
Mmh... wie war das dann bei der Belagerung von Akkon 1291? Da gabs die Ritterbrüder sicherlich schon. Und woher kamen die? Mussten sie Mönche sein oder einfach nur gottesfürchtige Menschen mit entsprechendem Geld? War ihre Ausrüstung selbst bezahlt oder gabs da eine Art Ordenskasse die die Verteidiger ausstattete? Ihr habt offenbar viel mehr Ahnung als ich, daher hoffe ich von euren Recherchen lernen zu können :shoot
 
Mmh... wie war das dann bei der Belagerung von Akkon 1291? Da gabs die Ritterbrüder sicherlich schon. Und woher kamen die? Mussten sie Mönche sein oder einfach nur gottesfürchtige Menschen mit entsprechendem Geld? War ihre Ausrüstung selbst bezahlt oder gabs da eine Art Ordenskasse die die Verteidiger ausstattete? Ihr habt offenbar viel mehr Ahnung als ich, daher hoffe ich von euren Recherchen lernen zu können :shoot
Hallo, Ritterbrüder gab es schon seit der Erhebung zum Orden. Wie gesagt - die Ritter wurden hauptsächlich aus den "eigenen" Landen - also dem hl. römischen Reich dt. Nation- rekrutiert. Mit dem Eintritt in den Orden übergab man ihm auch allen weltlichen Besitz. Im Gegenzug wurde man vom Orden versorgt und bei Bedarf auch ausgestattet. Natürlich wurden hier eher Ritter und Edelknechte mit Kusshand genommen, die schon alles, oder den größten Teil, mit einbrachten. Was die Motivation des Einzelnen betrifft kann man keine klare Aussage treffen - ich unterstelle das einige wohl Idealisten und gottesfürchtig waren, während andere ganz einfach keine andere Perspektive hatten als zweit, oder Drittgeborene ohne Aussicht auf Land und Eigentum.
 
Hallo Matthias, Edelknechte und zweit-,drittgeborene wurden als Sarjantbrüder aufgenommen. Hätte ich natürlich ergänzend erwähnen müssen.
 
Passt aber auch nicht zu:
In seiner Frühzeit rekrutierte sich der Orden vorwiegend aus dem niederen Adel. Er bot nachgeborenen Söhnen Aufstiegschancen und den Geschlechtern, aus denen sie stammten, gehobenes Ansehen. Den Ritterbrüdern gleichberechtigt waren die Priesterbrüder. Ihnen oblag die Feier des Offiziums und die seelsorgliche Betreuung der Mitbrüder, ferner die Pflege von Kunst und Wissenschaft. Ihre Geltung nahm freilich im 14. und 15. Jahrhundert gegenüber den Ritterbrüdern ab. Weitere Gruppen von Ordensmitgliedern waren die nichtadligen Sariantbrüder (Leichtbewaffnete und niedere Amtsträger), die Halbbrüder und Halbschwestern (im Kranken- und Wirtschaftsdienst).
Quelle Ein verwirrter Matthias, da Edelknechte und Nachgeborene adlig waren.
 
Passt aber auch nicht zu:
In seiner Frühzeit rekrutierte sich der Orden vorwiegend aus dem niederen Adel. Er bot nachgeborenen Söhnen Aufstiegschancen und den Geschlechtern, aus denen sie stammten, gehobenes Ansehen. Den Ritterbrüdern gleichberechtigt waren die Priesterbrüder. Ihnen oblag die Feier des Offiziums und die seelsorgliche Betreuung der Mitbrüder, ferner die Pflege von Kunst und Wissenschaft. Ihre Geltung nahm freilich im 14. und 15. Jahrhundert gegenüber den Ritterbrüdern ab. Weitere Gruppen von Ordensmitgliedern waren die nichtadligen Sariantbrüder (Leichtbewaffnete und niedere Amtsträger), die Halbbrüder und Halbschwestern (im Kranken- und Wirtschaftsdienst).
Quelle Ein verwirrter Matthias, da Edelknechte und Nachgeborene adlig waren.
Ein Adliger ist nach meinen Informationen nicht immer gleich ein Ritter, denn dazu wurde man erst gemacht, oder täusche ich? Knappen die nicht den Ritterschlag erhielten, wurden Edelknechte. Und Edelknechte sind zwar oftmals adlig, aber eben keine Ritter. Um Ritterbruder zu werden muss man aber Ritter sein. Also wurden die Edelknechte Sarjantbrüder.
 
Adlig ist man von Geburt = Eltern sind adlig. Knappe konnte nur werden, wer adligen Geblüts war. Um Ritter zu werden war eine Kappenschaft i.d.R. notwendig mit anschliessender Schwertleite/Ritterschlag und Promotion. Allerdings konnte man auch wegen Verdienste und man munkelt für Geld den Ritterschlag erhalten. Man konnte auch den Ritterstatus verlieren, wenn man ihn sich nicht auf Dauer leisten konnte, dann war man wieder Edelknecht.
 
Dann stimmen wir doch überein? Oder habe ich deine Frage vielleicht falsch verstanden? Adlige Eltern => adliges Kind adliges Kind => nicht automatisch Ritter, sondern erst mit Knappschaft und Ritterschlag Ritter => Ritterbruder, wenn er in den Orden eintritt adliges Kind ohne Ritterschlag aber mit Knappenausbildung => Edelknecht und damit bei Eintritt in den Orden ein Sarjantbruder
 
Hallo NvR, mir ging es um diese Aussage
Weitere Gruppen von Ordensmitgliedern waren die nichtadligen Sariantbrüder (Leichtbewaffnete und niedere Amtsträger), die Halbbrüder und Halbschwestern (im Kranken- und Wirtschaftsdienst).
. Widerspricht
adliges Kind ohne Ritterschlag aber mit Knappenausbildung => Edelknecht und damit bei Eintritt in den Orden ein Sarjantbruder
. Ist jetzt die Chance Ritterbruder zu werden abhängig von der Ritterwürde oder der Abstammung?
 
Hallo Matthias, Ich habe gerade meine Quellen bezüglich der Sarjanten überprüft: Sarjanten waren teils adlig, aber auch teils nicht adlig. Die Verwirrung rührt daher, dass in Palästina auch Bauern und niedere Bürger Sarjantbruder werden konnten, während es in Preußen nur dem höherern Bürgerstand oder Adligen möglich war Sarjantbruder zu werden. Ich frage mich nun allerdings ob man auf der Homepage des Ordens diese Aussage (Weitere Gruppen von Ordensmitgliedern waren die nichtadligen Sariantbrüder (Leichtbewaffnete und niedere Amtsträger)) ganz einfach verallgemeinert hat, oder ob meine Quellen nun doch falsch sind. Um Ritterbruder zu werden musste man mindestens aus dem Stand der Ministeralen, dem klein Adel oder dem reichen Städtebürgertum entstammen und die Ritterwürde haben.
 
Hallo NvR, das
Um Ritterbruder zu werden musste man mindestens aus dem Stand der Ministeralen, dem klein Adel oder dem reichen Städtebürgertum entstammen und die Ritterwürde haben.
ist für mich eine klare Aussage, danke. LG, Matthias
 

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