Ich fand den Text nicht berauschend. De genauen Gründe darzulegen, hab ich keine gesteigerte Lust, das wäre in etwa so lang, wie der Text selbst, aber so grundsätzlich stört mich, dass die Argumente beliebig sind, der Autor sich häufig selbst widerspricht, die gezogenen Schlussfolgerungen nur bedingt kausal, geschweige denn zwingend sind und generell viel Banales beschrieben wird, was versucht, durch die akademischen Titel des Autors einen hochwertigen, weil wissenschaftlichen Anspruch zu bekommen. Ja,es steht in der Tat auch viel Wahres drin, aber - hey, Im glad I've got you to tell me such things - das ist eigentlich alles trivial und die Meisten sind da wohl auch schon selber drauf gekommen. Was es gleichwohl nicht notwendigerweise verschweigenswert macht, denn es soll tatsächlich bei allem immer Leute geben, die trotz aller Trivialität noch nicht drauf gekommen sind. Insofern, d'accord, sprich es ruhig aus. Auch wenn man nun also den Artikel möglicherweise als schlecht bewerten möchte, so ist trotzdem der Gegenwind mitunter seinerseits etwas übertrieben, ungerecht bis hin zur Polemik. Ja, auch ich habe ein sehr gespanntes Verhältnis zu Psychologen einerseits und allem, was "sozial-" im Namen hat andererseits. Was das für meine Meinung über Sozial-Psychologen bedeutet, muss ich wohl nicht näher beschreiben. Grob zusammengefasst, liegt das in erster Linie daran, dass diese Leute behaupten, besser zu wissen, was ich denke, als ich selbst und das mit vollkommen unüberprüfbaren Beweisen zu belegen versuchen. Soviel zur seriösen, falsifizierbaren, selbstkritischen Wissenschaft. Schlimm genug, dass die das machen, noch schlimmer, dass sie glauben, dabei recht zu haben und geradezu unerträglich, welchen schädlichen Einfluss sie auf die Gesellschaft haben, inklusive Legislative und Jurisdiktion. Aber das ist kein Grund, den Artikel nicht objektiv und, wie jeden anderen Artikel auch, zuerst einmal wohlwollend zu lesen und zu hinterfragen. Selbst wenn ich den Herrn ob seiner Profession nicht unbedingt mag, so kann er doch unter Umständen recht haben. Und sei es nur im ein oder anderen Detail. Und ja, auch wenn er möglicherweise berechtigt zu den GroMis gezählt werden könnte (ich habe da jetzt nicht recherchiert, kann also dazu nichts sagen), dann ist das für mich, auch wenn ich womöglich eher der "A"-Fraktion angehören sollte (was ich, nebenbei erwähnt, m.E. nicht wirklich tue, dafür bin ich in dem was ich LH-mäßig tue weder tiefeninformiert noch multidimensional genug) ebenfalls kein Grund, seine Ausführungen ablehnen zu müssen. Womöglich will ich nur nicht lesen, was da vielleicht zu Recht steht. (schreibt man eigentlich heutzutage "zu Recht", "zu recht" oder "zurecht"? Seit der Reform blick ich da nicht mehr durch. ?( ) Jetzt also mal runter vom Ross mit dem dicken Hals. Eine Rechtfertigung dafür, im Pannesamtkleidchen am Lagerfeuer "Odin" zu brüllen und Kartoffelgulasch zu essen, die Leute absichtlich zu veblöden, zu tun und zu lassen, was man will und dabei öffentlich zu behaupten, man stelle damit ein authentisches Mittelalter dar - hey, Leute, das schreibt er doch gar nicht! Wenn er schreibt, dass der letztendliche geschichtswissenschaftliche Beweis in vielen Bereichen nicht en detail erbracht werden kann, dann hat er schlicht recht. Ist doch so. Ja, wenn ich dreihundert Leichen in brauner Tunika ausgrabe, dann kann das daher kommen, dass man damals für gewöhnlich braune Tuniken trug, es kann aber auch daher kommen, dass die Leute bloß in den Dingern beerdigt wurden. Und wenn ich nur in 10% aller Kriegergräber Schwerter finde, dann mag das bedeuten, dass die Dinger so teuer waren, dass sich nur ein Bruchteil der Krieger eines leisten konnte, es mag aber auch daher rühren, dass Sohnemann das Ding lieber behielt, als es mit Papa zu vergraben und deshalb Schwerter
bei den Lebenden sehr verbreitet waren. Ein netter Darsteller, dessen merowingerzeitliche Ausstattung bei mir regelmäßig zu einem pavlovschen Speichelreflex führt, sagte mal recht treffend: "Ich stelle eine Leiche dar". Ob die Lebenden auch so aussahen, erkärt er gerne, wissen wir schlicht nicht. Man kann dem Artikel also in der vorliegenden Form schon genug vorwerfen und dabei vollkommen sachlich und textbezogen bleiben, es ist gar nicht notwendig, wieder in die altbekannten Extrempositionen abzurutschen. Als ob es zwischen absolutem Über-A und grottigem GroMi nichts gäbe. Ja, wirklich, dazwischen gibt es noch einiges. Und nein, nicht jeder nicht so gut oder gar schlichtweg falsch ausgestatte Marktgänger hält sich für authentisch und will didaktisch tätig werden. Nein, nicht jeder Hobbyist, der mehr Wert auf Recherche und möglichst quellennahe (um das geschmähte und in der Tat recht nichtssagende Wörtchen "authentisch" in dem Sinne, in dem es in diesem Zusammenhang mit unserem Hobby gemeint ist, mal sinngemäß zu übersetzen) Ausrüstung legt, ist ein arrogantes Arschloch, das sexuelle Befriedigung daraus zieht, andere runterzumachen. Aber das sind doch alles olle Kamellen, die wir hier nicht zum x-ten male beteuern müssen, oder? Wer das immer noch nicht erkannt hat, der
will es nicht erkennen, da ist jedes weitere Wort überflüssig. Genau
da sehe ich im Übrigen den Grund für die permanenten Dissonanzen, die hier unzutreffenderweise dem zugegebenermaßen dehnbaren und diskutablen, aber an sich harmlosen Begriff "authentisch" zur Last gelegt werden. In dem latenten Extremismus, der allzu vielen Menschen innewohnt, in dem Bedürfnis, sich abzugrenzen und andere, die nicht so sind, wie man selbst, als schlecht, böse oder gefährlich zu klassifizieren. Und da sind die MA-Hobbyisten leider keine Ausnahme. Die "A"-Frage ist nur ein Kristallisationskeim für den Streit, sie ist der Auslöser, nicht der Grund. Wäre es nicht das "A", es wäre was anderes. Insofern ist es müßig, über das "A" zu referieren, die Gründe liegen woanders und tiefer. Sich nun, wieder mal, am "A" zu berauschen ist oberflächlich und beschreibt nichts, was nicht schon mal beschrieben worden wäre. Diese Erkenntnis freilich hätte ich einem Psychologen, einem sozialen obendrein, allerdings zugetraut...