Artikel: Authentizität und der ewige Streit darum.

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Mahlzeit, hier fliegen ja die Fetzen... Ich finde den Artikel auch nicht toll, eher polemisch und recht einseitig. Es sind aber einige interessante Punkte angesprochen. Das Problem hat ja Panzerreiter schon angesprochen: Sagt man "Es gibt keine Prozentzahl, 100% oder gar nicht!", ja dann ist das Hobby schon vorbei. Schafrasse, Gemüse, Weizensorten, Biersorten, Leinenpflanzen. Alle nicht mehr wie anno dazumal. Rein wissenschaftlich betrachtet, das wird ja gerne gefordert. OK, dann nicht die 100% sondern einfach so-gut-es-geht. Und jetzt wirds haarig: Wer legt das fest? Wer ist die Authorität? Die Museen? Fürt mich nicht mehr, seit ich einen Kurator mit Dr. der Archäologie in Pannesamt erlebt habe. Die Szene? Wenn ja, dann welche? Ich seh das relativ pragmatisch. Ich möchte nicht belogen werden. Ob Handnaht oder nicht ist mir Wumpe, ich besitze genug Wald-und-Wiesen Grütze, um zu wissen, dass es keine Synger Neymaschynen gab. Ich weiss aber auch, dass Steckstühle und Holzschuhe definitiv nicht belegbar sind. Wenn mir das dann erzählt wird, empfinde ich das eher beleidigend, denn da ich immer das gute im Menschen sehe und daher mein gegenüber nciht für dumm halte, muss ich doch annehmen, dass mich mein gegenüber für dumm hält, mir den Käse verkaufen zu wollen. Ich wünsche mir auch mehr Selbstbewusstsein für die Spassfraktion! Jawoll! Selbstbewusstsein! Wer selbstbewusst sagt "Ich mag Ambientecampen!", wird dafür nicht angegriffen. Man muss nur drauf verzichten, zu sagen "Jaja, so war das früher..." Was auch toll wäre, etwas weniger pauschalisierendes Gejammer. "Die bösen A-Päbste scheren uns alle über einen Kamm!" - Bemerkt wer den argumentativen Bumerang? Ich kenne viele Leute, die in die Klassifizierung "A-Pabst" fallen würden, nur würde Sie keiner erkennen, weil sie die Klischees nicht erfüllen. Sie drängen sich nicht auf, sie sind nicht schnippisch, sie sitzen auf keinem hohen Ross. Und wenn man sie normal anspricht, geben sie auch Antwort. Nur weil ein minimaler Bruchteil einer Szene über ein ausgeprägteres Sendungsbewusstsein und eher sparsame Empathie verfügt, muss man nicht alle in einen Sack stecken! Gleiches übrigens bei den Ambientecampern. Ein Schlüsselerlebnis war für mich, als ein guter Freund von einem musealen Event ausgeschlossen wurde, weil seine Zivilkleidung "untragbar war". Ohne genaue Begründung, war halt so, weil... Baum! Er hätte sich ja erst Klamotte statt dem teuren Schwert nd der Rüstung kaufen können! Nun gut... Hausherr macht die Regeln. Dass die Anwesenden Darsteller dann Schilde aus Sperrholz, mit Lochband aus dem Baumarkt verstärkt ins Feld schleppten, getarnte Plastikbögen für die Vorführung herhalten mussten und bei der Waffenschau Helme mit eingeklebten BW Innenhelmen lagen, kam ich nicht umhin, zu sinnieren ob das plus an erstklassig recherchierter Rüstware wirklich in so grauenhaften Kontrast zu nicht ganz so doller Klamotte stand und wie das denn bewertet würde... Was ist denn der Knackpunkt, mit was steht und fällt das Ganze? Was ist tragbar, was nicht? Wir haben hier doch die affigsten Gegensätze, eine erstklassige Schwertreplika, Furnierdamast, Almandineinlagen, tauschiert und graviert, kann noch so perfekt sein, an einem abgerissenen Wikinger wird es zerissen. Hat der ärmliche Besenbinder, der nur Wolle Trägt weil Leinen so teuer war, jedoch ein handgenähtes Leinenzelt, ist das völlig valide! Oder mal weg vom Materiellen, ich erinnere mich an ein Event, wo ein Teilnehmer morgens aus dem handgenähten Leinenzelt kam, komplett in handgewebt, pflanzengefärbt und handgenäht gekleidet, und das Feuer gekonnt mit 4 Grillanzündern und einem BIC Feuerzeug entfachte. Als Bushcraft Fan musste ich grinsen, ich hätte das nur mit Messer, Stahl, Stein und Geduld auch geschafft. Wenngleich in nicht pflanzengefärbter Klamotte. Wer von uns ist nun besser? Ich sage, keiner, jeder hat seine Stärken. Leider können das nur wenige! Ein wenig gesunde Selbstreflektion, täte jeder Seite gut. Danke fürs lesen!
 
OK, dann nicht die 100% sondern einfach so-gut-es-geht. Und jetzt wirds haarig: Wer legt das fest? Wer ist die Authorität? Die Museen? Fürt mich nicht mehr, seit ich einen Kurator mit Dr. der Archäologie in Pannesamt erlebt habe. Die Szene? Wenn ja, dann welche?
Für mich hat die Frage nach GroMi oder Nicht GroMi immer die Komponente des Willens und der Einsicht. Der Unterschied zwischen einem GroMi und einem guten Living-History Darsteller ist nicht der aktuelle Zustand seiner Darstellung und die absolute Entfernung von der historischen Realität. A ist eine relative Komponente. Es ist der Wille, sich fortzubilden, nachzufragen und frei heraus zu sagen, dass das, was er hat, nicht A ist, er es aber in näherer Zukunft nach Möglichkeit noch ändern wird. Und wenn er besonders willig ist, dann gibt er noch einen Tipp, wo der Fragende sich informieren könnte, wie es richtig ginge. Und es ist die Einsicht, noch nicht genug zu wissen, um etwas richtig zu machen, kombiniert mit dem Willen, sich das Wissen anzueignen, wenn es nicht die eigenen Möglichkeiten übersteigt. Und ich würde mal sagen, die eigenen Möglichkeiten übersteigt nicht, ein Buch zu lesen oder weiter fortgeschrittene um Unterstützung zu bitten und ihnen zuzuhören, wenn sie diese geben. Ein LH-Darsteller findet keine Entschuldigung dafür, warum er etwas nicht mehr ändern wird, er findet eine Entschuldigung dafür, warum er es noch nicht nachgelesen hat (und versucht es dann nachzuholen). Ich erkenne solche Menschen meist recht gut, wenn ich ihnen begegne, es sind immer die, die auf Kritik gut reagieren und auf Nachfragen Belege liefern oder sagen damit würden sie sich nicht gut genug auskennen. Schlagworte, an denen man einen guten LH-Darsteller erkennen kann: "Soweit mein Wissensstand reicht..." "Beleg xy impliziert..." "Für mehr Tipps bin ich dankbar." "Leider bin ich noch nicht dazu gekommen..." "Schreib mir eine Email, ich schick dir eine Bücherliste dazu." "Oh, das wusste ich nicht. Das ist interessant, kannst du mir dazu was zum weiterlesen geben?" Nicht nur, dass das oben genannte Verhalten dazu führt, dass man von seinem Gegenüber ernst genommen wird und es andere (Laien) nicht in die Irre führt, nein, man erreicht damit auch eine sehr viel schnellere Bewegung in Richtung historische Realität für sich selbst. Das große A ist sozusagen die Kaizen-Lehre des Mittelalterhobbies.
 
Was mir nur beim Lesen des Artikels, nicht der Diskussion auffiel:
  1. Dr. Egold ist kein Professor, sondern wissenschaftlicher Mitarbeiter.
  2. Er postuliert einen "Bruch und Graben" in einer Szene, den man weniger hart auch schlicht als Ausdifferenzierung eines weit gefassten Hobbybereichs sehen kann.
  3. Diesen "Bruch und Graben" an einem Wort fest zu machen ist sehr vereinfacht und simplifiziert. "Authentizität" ist ein beliebtes Schlagwort für ein Streitthema mit mehreren Aspekten geworden.
  4. Die psychologischen Grundlagen kommen sehr hemdsärmelig daher. Dass man durch Beschäftigung mit Themen Wissen sammelt und zur Prüfung und Verbreitung dieses Wissens mit anderen in Kontakt tritt, ist die Grundlage jeder Lehre und jeder Wissenschaft. Dass das mit einem Erhebungsgefühl zusammengeht sollte sauberer vom eigentlichen Vorgang des Lernens und Belehrens (und seinen nicht zu leugnenden Vorteilen) getrennt werden. Sonst liest sich dieser Absatz ja wie "Sachen lernen und aus eigenem Antrieb an andere weitergeben" ist etwas, das automatisch zu Hochmut führt. Nicht sehr schlau von jemanden im akademischen Mittelbau.
  5. Der Abschnitt 2. (B) ist das übliche (schon oft und wortreich widerlegte) Thema. Da werden die Forderungen auf Qualität bedachter Darsteller überspitzt und somit diskreditiert. Indem behauptet wird, dass manche Leute "das Mittelalter" in seiner Gesamtheit erleben wollen, kann auf die Unmöglichkeit dieses Unterfangens, ja sogar seine Gesetzeswidrigkeit verwiesen werden. Nur ist die Grundannahme eben eine dezidierte Übertreibung des Schreibers, die wahrscheinlich auf Erfahrungen fußt, die auf (erst recht aus Sicht eines Sozialpsychologen) nicht zu verallgemeinernde und auf menschlicher Kommunikationsschwäche / fehlendem Einfühlungsvermögen gründende Diskussionen zurück zu führen sind.
  6. "Der Streit um die Authentizität ist vor allem und in erster Linie auch ein Streit um Wissenschaftlichkeit"(http://www.pedes-inflati.de/index2.htm). Da hat Dr. Egold recht. Auch was er direkt danach schreibt ist absolut richtig. Nur was ist seine Schlussfolgerung daraus? Speziell für die eigene Darstellung? Aus Sicht eines Wissenschaftlers sage ich natürlich: Größtmögliche Wissenschaftlichekeit ist wünschens- und erstrebenswert - er nicht?
Das Fazit ist nett, aber liegt es nur an mir und meiner eigenen Dünnfelligkeit bei "A-Vorwürfen", dass sich (Achtung Übertreibung) der Anfang des Textes eben liest, wie "A ist böse", die Mitte wie "Wissenschaftlichkeit ist anders" und das Ende wie "Lasst mich doch einfach in Ruhe machen und kümmert euch um euren Scheiß"? Ist es wissenschaftlich, ja argumentativ überhaupt sinnvoll erst die große Wissenschaftskeule zu zücken, wenn am Ende doch nur "streitet nicht und nervt mich nicht" steht. Und noch nicht mal ein Verweis kommt auf die Seele der modernen Wissenschaft Experiment und (vor allem) Diskussion, die sich mit diesem Fazit etwas beißt? Mein Fazit: Die wissenschaftlichen Teile retten den Text nicht. Mit Blick auf das behandelte Thema sind Inhalt und Aussage nicht von einem Forumspost eines unwissenschaftlichen Laien zu unterscheiden.
 
:thumbup: Den Beitrag habe ich gerne gelesen. Knallhart, klar, stellenweise zum Schmunzeln, dabei sachlich und ohne Polemik. Keine Gegenkeule, kein Gekeife. Danke Dir! :knuddel
 
Für mich hat die Frage nach GroMi oder Nicht GroMi immer die Komponente des Willens und der Einsicht. Der Unterschied zwischen einem GroMi und einem guten Living-History Darsteller ist nicht der aktuelle Zustand seiner Darstellung und die absolute Entfernung von der historischen Realität. A ist eine relative Komponente.
Servus, das ist eigentlich eine gesunde Einstellung. Das Problem ist jetzt, wer definiert ob sie richtig ist? Klar, für dich ist sie richtig (muss sie sein, sonst wärst Du schizophren :) )? Nicht böse sein wegen der rhetorischen Frage, denn diese ist nicht (ehrlich) zu beantworten. Klar kann jemand sagen "Jawoll, ja, hier, ich, ich kann zu 100% beurteilen ob Rotschopfs Ansicht richtig ist"). Ob das Aussagekraft hat, sei dahin gestellt. Ich denke nicht, dass an (d)einer Ansicht ein Streit entfacht, der Streit wird dann entfacht, wenn die Ansicht zum Fakt und der eigene Anspruch an sich, zum Mindestmaß für das Umfeld wird. Denn jeder hat irgendwo einen anderen Fetisch. Mein Fokus sind die Alltagsfähigkeiten, mich kann man mit meiner Klamotte, ohne die MA Event Sättigungsbeilagen (aka "Hausstand im Zelt" / "Rödeorm Luxus Camping Ausstattung) zu jeder Jahreszeit in Wald packen, ich werde 3 Tage später mollig warm und wohlgenährt aus dem Wald kommen. Ohne zu tricksen. Damit decke ich einen Aspekt des Lebens ab, dem nicht jeder soviel Gewicht beimisst, ja evtl sogar als freakig belächelt. Das weiss ich, deswegen bin ich in der Lage, die astreine Klamotte des erwähnten Herren wert zu schätzen und gleichzeitig das BIC Feuerzug auszublenden. Im selben Kontext habe ich die, evtl unrealistische Erwartungshaltung, dass auch respektiert wird, dass ich keinen Textilfetisch habe. Auch aus der Einsicht, dass alles was ich nähe nie "A" sein wird, weil ein so schlechter Näher wie ich mit dem Holzschuh vom Hof geprügelt worden wäre. Es ist imho weniger das Problem, wo man seinen Strich zieht, sondern wie groß Sendungsbewusstsein und Erwartungshaltung an den Empfänger ist. Das gilt jedoch vice versa, wer mir ungefragt die Leier vorbetet wie spießig ich sei mit Holzspänen und Zunder Feuer zu machen, muss auch mit einem dummen Spruch rechnen. Genauso muss sich Gruppe XY nicht wundern, wenn sie eine Kampfschrift wider dem tierischen A an ihr virtuelles Kloster nagelt, dass es dann Inquisitoren anzieht, die auch auf dieses Sendungsbewusstsein nicht im Einklang der Erwartungshaltung reagieren...
 
Das ist genau der Punkt. Niemand kann das. "A" ist eine Einstellungs-Sache zum Hobby, kein Punktesysten. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Definition von "Historisch korrekt" übrigens tatsächlich diskutabel - zugegeben. Aber nötig ist sie nicht wenn man einfach einmal akzeptiert, dass es Leute gibt die sehr viel Freude daran haben sich damit zu beschäftigen lebende Museumspuppen der damaligen Verhältnisse darzustellen. Und da es in der Fachwelt verschiedene Meinungen gibt wird es auch verschiedene Interpretationen geben. Demnach mag Rotschopf's Interpretation nicht meine sein. Man redet miteinander, man tauscht Quellen aus und überprüft dadurch seine Interpretation - oder auch nicht. Der Wille zum Weg, dass ist für mich authentische Darstellung. Das das nicht alle in der LH so sehen mag sein und ist sicher richtig, aber das ist nunmal so. Es sehen ja auch nicht alle Gromies ein, dass Gromie sein keine Abwertung ist. Was bleibt? Tolleranz? Es gibt was viel wichtigeres, wie ich finde. AKZEPTANZ! Und es wäre schon mal viel leichter wenn man als Gromie akzepieren kann, dass eine authentische Darstellung nicht mit Leichendarstellungs-Vergleichen auszuhebeln ist. Übrigens, in Bärnau soll die passende Rückgezüchtete Schafrasse angesiedelt werden. BAM! Right in your face! (Ja .... Polemik ... :zunge )
 
Mein Fokus sind die Alltagsfähigkeiten, mich kann man mit meiner Klamotte, ohne die MA Event Sättigungsbeilagen (aka "Hausstand im Zelt" / "Rödeorm Luxus Camping Ausstattung) zu jeder Jahreszeit in Wald packen, ich werde 3 Tage später mollig warm und wohlgenährt aus dem Wald kommen. Ohne zu tricksen. Damit decke ich einen Aspekt des Lebens ab, dem nicht jeder soviel Gewicht beimisst, ja evtl sogar als freakig belächelt. Das weiss ich, deswegen bin ich in der Lage, die astreine Klamotte des erwähnten Herren wert zu schätzen und gleichzeitig das BIC Feuerzug auszublenden. Im selben Kontext habe ich die, evtl unrealistische Erwartungshaltung, dass auch respektiert wird, dass ich keinen Textilfetisch habe. Auch aus der Einsicht, dass alles was ich nähe nie "A" sein wird, weil ein so schlechter Näher wie ich mit dem Holzschuh vom Hof geprügelt worden wäre.
Dann meine ich jetzt mal ganz straight: Dann bist du für mich ein GroMi. Das ist nicht beleidigend gemeint und es ist auch nicht herabsetzend gemeint, es ist als Fakt gemeint. Du möchtest nicht Living History machen, dir ist es nicht wichtig, alle deine Tätigkeiten abzustimmen auf eine historische Belegslage. Deine innere Einstellung ist eine abgeschlossene. Gut, ist mir recht, ist doch auch nix schlechtes. Aber "Das werd ich nie so hinkriegen und ich möchte es auch nicht." - das ist eine Gromi-Einstellung. Ich mag einen Textilfetisch haben und darin gut sein und in anderen Dingen nicht besonders, jeder hat Stärken und Schwächen. Aber wenn ich ein Feuer anzünde im Rahmen meines Hobbies, dann tue ich es, weil es mein historisches Vorbild getan hätte, ein paar Meter weiter steht mein Auto, da könnt ich mich hineinsetzen, um mich zu wärmen, aber ich tu es nicht, weil es eine einfache Möglichkeit gibt, noch näher heran zu kommen ans Mittelalter. Diese nicht zu nutzen, ist GroMi. Und dann werde ich es entweder mit einem belegten Feuereisen und Stein tun oder erfrieren ( ok, besser heimfahren). Und wenn ich Essen mache, dann möchte ich, dass da nicht Tomaten drin sind und Mais. Ich möchte, dass es so nah wie ich nur kann ans Mittelalter heran kommt. Wenn ich das nicht recherchieren möchte, koch ich nicht und esse Brot und Käse oder engagier jemand, der das besser kann. Ich mag nicht jeden Aspekt des mittelalterlichen Lebens rekonstruieren können. Aber wenn ich es nicht kann, dann versteck ich mich damit im Zelt und betreibe nicht irgend einen Kompromiss, der noch weniger historisch ist und wenn es schon momentan nicht anders möglich ist, dann wenigstens nicht vor Publikum. Ich möchte in allen Dingen, die ich bei diesem Hobby tue an die historische Realität herankommen. Und es stört mich sehr, wenn ich das nicht kann (oder wenn mich moderne Gegebenheiten wohl für immer daran hindern werden wie zB gesundheitliche Überlegungen oder Hygienegegebenheiten) und ich werde mir beim nächsten Mal überlegen, was ich daran verbessern kann. Ich bin unzufrieden, wenn kein Fortschritt passiert. Und ich finde, das macht den Unterschied zwischen uns aus.
 
Übrigens, in Bärnau soll die passende Rückgezüchtete Schafrasse angesiedelt werden. BAM! Right in your face! (Ja .... Polemik ... :zunge )
Das Schaf in Bärnau ist noch lange nicht die Klamotte in Amberg. BAM! back! :p Wenn Er seine Tunika dereinst daraus gemacht hat, darf Er wiederkommen! Ne, im Ernst, ist 'ne tolle Sache, dann fühlen sich auch die Wollschweine nicht mehr so allein. Ich will, wenn die fertig ist, die Klamotte mal anprobieren dürfen, will wissen, wie sie sich anfühlt. Ich denke aber, es war schon klar, warum ich dieses Beispiel gebracht habe. Die Aussage "100% A geht eh nicht", steht auf der beliebten Bullshit-Bingo-Liste ja recht weit oben, aber trotzdem ist halt nun mal, nüchtern betrachtet, was dran. Die Leute waren auch wirklich nicht doof damals. Die Argumente selbst sind nämlich gar nicht mal das Problem, es ist der Unterton und die Intention, mit der sie missbraucht werden. Zwischen Living History und Gromi, Rotschopf, gibt es noch viel. Nach Deiner Definition ist LH offenbar das komplette, ganzheitliche Nachleben der mittelalterlichen Wirklichkeit so nah an der historischen Wahrheit wie möglich, in allen Aspekten und Belangen des Lebens, wenn auch natürlich nur für kurze Perioden. Also ein, soweit möglich, komplettes Abtauchen in das Leben der Altvorderen. Das ist für den Begriff LH eine sehr schöne Defintiton, wie ja auch im "living" schon drinsteckt. Gefällt mir. Aber "Nicht-LH" ist noch lange nicht Gromi. LH mache ich nicht und Grimmbold auch nicht. Machen viele Leute nicht, die höchstauthentische Handwerke ausüben, Repliken anfertigen, die eines Museums würdig sind, die archäologische Theorien experimentell überpfüfen. Das machen auch ein Embleton und ein Junkelmann nicht. Sind die also alle Gromis? Übrigens: Warum stehen auf den gängigen Bullshit-Listen eigentlich immer nur die Sprüche der Gegenfraktion? Es bringen nämlich durchaus beide Seiten jede Menge Bullshit. Einseitiges Bullshitbingo eskaliert die Entfremdung zwischen den Fraktionen bloß. Ein bisschen mehr Selbstkritikfähigkeit wäre Grundvoraussetzung für die erträumte Akzeptanz. Irgendwie sollen aber dann doch immer "die anderen" anfangen mit der Akzeptanz, der Toleranz und der Selbstkritik...
 
Das hast Du falsch verstanden, ich strebe eine in sich eine glaubhafte Ausrüstung an, kein ausgeklammertes Fenster, das heisst durchaus in allen Aspekten. Man kann mich in zitierte Wildniss packen, weil meine Ausstattung nach den hist. Vorbildern und deren Erfordernissen an Tauglichkeit gebaut ist. Aber muss ich Klamotte zukaufen, weil ich zu doof dazu bin, dann tu ich das ohne Bauchgrimmen. Mir ist nicht wichtig ob ich die genäht habe, meine Frau oder ein Handwerker, der dafür gut bezahlt wurde. Aber sie muss funktionoeren. Ich greif deswegen auch nicht zu Carbonne und Co, sondern trotzdem zu Leinen und Wolle. Lustigerweise macht das mein Fokus sogar nötig, denn mit Middelalda Klamotten von Carbone wäre ich weder warm noch trocken. Und mit den billig Schmiedewaren aus dem Middelaldabedarf fälle ich auch keine Fichte um mir mein Bett zu bauen, hobel ich keinen Zunder und nehm auch kein Reh aus. Jedenfalls nicht ohne alle 5 Minuten nachzuschleifen, abzuziehen evtl neu zu schäften. Weshalb ich z.b. meine Stahlwaren von echten Schmieden hole und nicht von Flachstahldenglern, die Rockwell für einen CD Player halten... Der Anspruch hat sich ganz natürlich ergeben. was daran liegt, dass "die damals nicht doof waren" und daher authentische Kleidung und Ausrüstung schlicht dadurch glaubhaft wird, dass sie funktioniert (auch wenn ich tief in meinem Herzen fürchte, dass diesen Satz irgendwer hernehmen könnte, seinen Mantel aus Gore TM Windstopper Fleece zu rechtfertigen, weil "der auch funktioniert"). Mischgewebe? Viel Spass bei Regen. Unterhemd aus Baumwolle? Bitte mit Nasenklammer für den Gestank inklusive. Davon losgelöst, ich gehe eigentlich nicht auf öffentliche Events. Ich mache das für mich. meine Grenzen austesten und meine Kenntnisse vertiefen. Und aus Fehlern lernen. Aber das soll gar nicht das Thema sein. Ich hab kein Bauchweh, wenn mein Gegenüber(!) eine Maschinennaht hat. Ich habe sehrwohl Bauchgrimmen, wenn er mir erklärt "Die Handnaht damals hat genauso ausgesehen!", weil ich nicht belogen werden mag. Ich habe aber auch Bauchgrimmen, wenn mir wer (pauschal) erklärt "Du brauchst ein Leinenzelt!", denn entweder brauch ich a) ein Häuschen mit Stall oder b) die Möglichkeit 2-3 junge Fichten zu fällen um meine Hütte zu bauen! Was selten zur Verfügung steht. Ein Zelt, um das zu substituieren, wäre zwar ambientig, aber ebenso authentisch wie ein Alex (kennt die noch wer) oder ein Indianertipi oder ein Aldi Iglu Zelt, den mein Alter Ego hatte_kein_Zelt! Das ist wie der abgerissene Wiki mit dem Almandinschwert. Auch wenn es 100% "a", gefertigt ist, entweder hätte der abgerissene Wiki es nicht gehabt, oder er wäre nicht abgerissen. Und das ist der Punkt wo ich z.b. sage, "a" ist nicht die Sachkultur alleine, sondern die glaubhafte Zusammenstellung. Kleines Oxymoron, was ich nie verstanden habe: In der Regel wurde Jungrittern, Kreuzfahrern und anderen "angehenden Häuptlingen" oft geraten, statt der Darstellung etwas bäuerliches zu machen, oder was städtisches. Weil zum Ritter das Pferd / Gefolge / die prunkvolle Zivilklamotte / whatever fehlte. Das der Bauer in der Regel ohne Acker / Pflug, Ochse, Brunnen oder gar Hof und der Stadtbürger im Zelt daherkam war zweitens... Das verwirrte mich immer... Wenn ich ein Urteil fällen müsste, wäre für mich (hätte ich ein ausserkörperliches Erlebniss, denn ich urteile nicht über andere Hobbyisten), derjenige, der eine 1a recherchierte Ausrüstung, von der er die Hälfte nur mässig oder gar nicht führen kann, ein GroMi. Nur ist mir das wumpe, ich schau mir lieber seine Sachen an und bringe ihm bei sie zu nutzen. Wenn er es will! Wenn er es nicht will und nett ist, kann ich mit ihm auch über Dorktower und Logikfehler in Star Wars schwatzen. Wenn er nicht nett ist, kann er mir den Buckel runter rutschen. PS: Wer sich über die Schreibweise "a" wundert: Das ist "das kleine A". Macht alles so wie "das grosse A" ("A"), aber mit weniger Grandezza!
 
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Aber "Das werd ich nie so hinkriegen und ich möchte es auch nicht." - das ist eine Gromi-Einstellung.
Das find ich jetzt ein bißchen hart. Wenn jemand zwei, drei Jahrzehnte lang sein historisches Handwerk von der Pike auf gelernt hat, nebenbei als Hobby wohlgemerkt, eine exellente Darstellung aufgebaut hat, Material für Museen für Restaurationszwecke liefert, viel Geld in Werkzeuge und Materialien gesteckt hat, viele Stunden mit seinem Handwerk zubringt, ect.; willst Du diesen Menschen wirklich als Gromi bezeichnen, nur weil er keine Lust und Zeit zum Nähen hat, seine Kleidung chemisch gefärbt und teilmaschinengenäht gekauft hat?
 
hier fliegen ja die Fetzen...
Da muss ich wiedersprechen! Trotz des erhöten "Schärfegrades" dieses Themas und deutlich unterschiedlicher Ansichten darüber, wird hier bisher "sehr gepflegt" diskutiert und argumentiert. Eine wahre Freude! Danke euch! :thumbup: :trink02
 
Warum soll es nicht A sein, seine Sachen zu kaufen oder von jemand anders anfertigen zu lassen? Das hat man doch damals auch gemacht!
 
Wieso soll ich Gromi, der ich GroMi bin, weil eben die Belege nicht für eine "A"ustattung Derlingo ~800 ausreichen und mir mein Glaube verbietet, da jetzt irgendwelche Kompromisse einzugehen, die LH Szene tolerieren? Warum darf ich nicht einfach den Jütländer aus Mitteljütland, ~1150 mit seiner Frau bewundern, der über den Markt schlendert? Warum darf ich die nicht einfach Klasse finden, solange sie versuchen, möglichst ihrem Ziel nahe zu kommen, ihren Bienenfleiß, der hinter der Recherche steckt , bewundern? Auf der anderen Seite darf man wohl auch den, der behauptet etwas darzustellen, was er nicht tut, auch kritisieren. Und man darf dann auch mal sauer sein, wenn auf der anderen Seite eben nur heiße Luft kommt, aber man mit veritabler Unkenntnis abgebügelt werden soll. Auf der anderen Seite gibts ja auch genug LH-Darsteller, die die Arbeit von GroMis zuschätzen wissen und dann, ja, gibt es auch eine ganze Reihe "arrogante Reenactoren" , die ganz schnell das "große A" vergessen, wenn das hergestellte Ausrüstungsstück gaaanz grob replikenähnlich und billig ist. Aber ich kann Euch trösten, es gibt wesentlich mehr nette , die ein museales Niveau anstreben, als "A"rrogante und auch , neben den Anfängern, die lassen wir mal außen vor, ne ganze Reihe gebildete GroMis, die solche Ausstattungen zu schätzen wissen. Und nebenbei, mir machts sogar Spaß , denen dabei zu helfen. Und nicht nur mir. Also laßt uns fröhlich weiterstreiten, mit Argumenten, denn nur so kommen alle voran. Mit wir haben uns lieb und tolerieren das, nö. Um etwas tolerieren zu können, muß ich die Gründe und Hintergründe des anderen kennen, sonst ist das nämlich tötliche Gleichgültigkeit statt befruchtende Toleranz. Martina, der von Dir genannte Mensch ist GroMi !!! Und zwar von der allerfeinsten Sorte ! Gaaanz vielleicht erreich ich ja auch mal das Niveau
 
Allerdings ist eine Handwerkliche Experimentielle Ärchäologie-Darstellung mit ziemlichen Kosten und Platzbedarf verbunden, sprich, wer sich so etwas leisten kann, wird sich dann auch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht unbedingt einen Kopf um den Preislichen Unterschied zwischen Leinen und Baumwolle u.ä. scheren müßen.
Ich kann mir aus Platzgründen keine wirkliche Werkstatt leisten, tragen trotzdem keine Baumwollbekleidung auf den Veranstaltungen, was mache ich falsch? Außerdem, der preisliche Unterschied zwischen Leinen (industrielle Herstellung) und Baumwolle ist so gering, dass es kaum ins Gewicht fällt. Zumindest nicht, wenn wir über die normale Gewandung für eine Person sprechen. Bei einer durchschnittlichen Tunika würde das 10-15 Euro machen. Daran würde keiner verarmen. Das Geld könnte man auch woanders sparen, zum Beispiel am Alkohol. Ach, was rede ich für Unsinn, daran kann man nicht sparen. Das Mittelalter soll ja Spass machen.
 
Ich werf kurz mal eine andere Sicht ein. Wie meine Sig vermuten lässt, bin ich auch in anderen Zeiten unterwegs. Aus der Sicht des Troepje der "Saints" (1st Batallion, Rhodesian Light Infantry), wäre jeder, Rotschopf, Amici, Wilfried, der Panzerreiter oder auch der Grimmbold mit der FMA Darstellung, ein GroMi, weil er auf Repliken zurückgreift. Schließlich kann ich (der Rhodesian-Grimmbold), wenn auch mit hohem Kostenaufwand, Originale importieren (hab nur 16 Monate für ein Original Paar Schuhe gebraucht). Dann muss das jemand anders auch können! :whistling: --> Manchmal hilft es, sich Dinge aus der Sicht des anderen anzusehen :)
 
Ich werf kurz mal eine andere Sicht ein. Wie meine Sig vermuten lässt, bin ich auch in anderen Zeiten unterwegs. Aus der Sicht des Troepje der "Saints" (1st Batallion, Rhodesian Light Infantry), wäre jeder, Rotschopf, Amici, Wilfried, der Panzerreiter oder auch der Grimmbold mit der FMA Darstellung, ein GroMi, weil er auf Repliken zurückgreift. Schließlich kann ich (der Rhodesian-Grimmbold), wenn auch mit hohem Kostenaufwand, Originale importieren (hab nur 16 Monate für ein Original Paar Schuhe gebraucht). Dann muss das jemand anders auch können! :whistling: --> Manchmal hilft es, sich Dinge aus der Sicht des anderen anzusehen :)
Leider ist die Ausstattung des Grimmbolds in seiner FMA Rolle mit den Originalen absolut illegal. ;(
 
Slavomir, ein Leinenhemd im Tunicaschnitt, allerdings mit Naht auf der Schulter, gut oberschenkellang kostet , maschinengenäht , 42 € (+ Versand). Das hält aber auch ewig, sogar im Alltag. Da tue ich mir doch keine Baumwolle an.... Nur wissen die wenigsten, wo sie sowas herbekommen und viele finden so ein unpraktisches Piratenhemd eben ambientig und schick.
 
Slavomir, warum? Lassen wir mal außen vor, dass es nicht genug regional enge Funde gibt, um überhaupt einen Wikinger am Stück aus einem Fundzusammenhang mit Repliken einzukleiden, von der Absenz ganzer Textilien mal zu schweigen, gibt es genug Museen, die ihre Kammer einem gut gefüllten Geldbeutel nicht verschließen. Im SMA Bereich sind auch einige Originale unterwegs, im Napoleonikbereich oder ACW noch mehr. Dann ist es halt eine organisatorische Notwendigkeit, dass die MA Darsteller alle GroMis sind. Ist ja nicht Rhodesien-Grimmbolds Schuld, dass die MAler sich eine Zeit ausgesucht haben, wo sie mit Repliken schludern müssen... (Disclaimer: Das ist nicht meine Meinung, ich spiegel nur mal die verschiedenen Argumentationsweisen. Nicht dass jemand im Dreieck hüpft und Russishc Inkasso beauftragt, weil der Grimmbold ihn GroMi genannt hat. Der tut das nämlich nicht!)
 
Slavomir, solange Du die Leihgaben entsprechend vorführst, wäre die Verwendung durch aus nicht illegal. Und es gibt sogar die Möglichkeit, Fundstücke legal zu erwerben und das Eigentum dann so zu verwenden, wie man möchte
 

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