Rotschopf
Well-known member
Gromi Bingo Wer spielt mit?
Für mich hat die Frage nach GroMi oder Nicht GroMi immer die Komponente des Willens und der Einsicht. Der Unterschied zwischen einem GroMi und einem guten Living-History Darsteller ist nicht der aktuelle Zustand seiner Darstellung und die absolute Entfernung von der historischen Realität. A ist eine relative Komponente. Es ist der Wille, sich fortzubilden, nachzufragen und frei heraus zu sagen, dass das, was er hat, nicht A ist, er es aber in näherer Zukunft nach Möglichkeit noch ändern wird. Und wenn er besonders willig ist, dann gibt er noch einen Tipp, wo der Fragende sich informieren könnte, wie es richtig ginge. Und es ist die Einsicht, noch nicht genug zu wissen, um etwas richtig zu machen, kombiniert mit dem Willen, sich das Wissen anzueignen, wenn es nicht die eigenen Möglichkeiten übersteigt. Und ich würde mal sagen, die eigenen Möglichkeiten übersteigt nicht, ein Buch zu lesen oder weiter fortgeschrittene um Unterstützung zu bitten und ihnen zuzuhören, wenn sie diese geben. Ein LH-Darsteller findet keine Entschuldigung dafür, warum er etwas nicht mehr ändern wird, er findet eine Entschuldigung dafür, warum er es noch nicht nachgelesen hat (und versucht es dann nachzuholen). Ich erkenne solche Menschen meist recht gut, wenn ich ihnen begegne, es sind immer die, die auf Kritik gut reagieren und auf Nachfragen Belege liefern oder sagen damit würden sie sich nicht gut genug auskennen. Schlagworte, an denen man einen guten LH-Darsteller erkennen kann: "Soweit mein Wissensstand reicht..." "Beleg xy impliziert..." "Für mehr Tipps bin ich dankbar." "Leider bin ich noch nicht dazu gekommen..." "Schreib mir eine Email, ich schick dir eine Bücherliste dazu." "Oh, das wusste ich nicht. Das ist interessant, kannst du mir dazu was zum weiterlesen geben?" Nicht nur, dass das oben genannte Verhalten dazu führt, dass man von seinem Gegenüber ernst genommen wird und es andere (Laien) nicht in die Irre führt, nein, man erreicht damit auch eine sehr viel schnellere Bewegung in Richtung historische Realität für sich selbst. Das große A ist sozusagen die Kaizen-Lehre des Mittelalterhobbies.OK, dann nicht die 100% sondern einfach so-gut-es-geht. Und jetzt wirds haarig: Wer legt das fest? Wer ist die Authorität? Die Museen? Fürt mich nicht mehr, seit ich einen Kurator mit Dr. der Archäologie in Pannesamt erlebt habe. Die Szene? Wenn ja, dann welche?
Servus, das ist eigentlich eine gesunde Einstellung. Das Problem ist jetzt, wer definiert ob sie richtig ist? Klar, für dich ist sie richtig (muss sie sein, sonst wärst Du schizophren )? Nicht böse sein wegen der rhetorischen Frage, denn diese ist nicht (ehrlich) zu beantworten. Klar kann jemand sagen "Jawoll, ja, hier, ich, ich kann zu 100% beurteilen ob Rotschopfs Ansicht richtig ist"). Ob das Aussagekraft hat, sei dahin gestellt. Ich denke nicht, dass an (d)einer Ansicht ein Streit entfacht, der Streit wird dann entfacht, wenn die Ansicht zum Fakt und der eigene Anspruch an sich, zum Mindestmaß für das Umfeld wird. Denn jeder hat irgendwo einen anderen Fetisch. Mein Fokus sind die Alltagsfähigkeiten, mich kann man mit meiner Klamotte, ohne die MA Event Sättigungsbeilagen (aka "Hausstand im Zelt" / "Rödeorm Luxus Camping Ausstattung) zu jeder Jahreszeit in Wald packen, ich werde 3 Tage später mollig warm und wohlgenährt aus dem Wald kommen. Ohne zu tricksen. Damit decke ich einen Aspekt des Lebens ab, dem nicht jeder soviel Gewicht beimisst, ja evtl sogar als freakig belächelt. Das weiss ich, deswegen bin ich in der Lage, die astreine Klamotte des erwähnten Herren wert zu schätzen und gleichzeitig das BIC Feuerzug auszublenden. Im selben Kontext habe ich die, evtl unrealistische Erwartungshaltung, dass auch respektiert wird, dass ich keinen Textilfetisch habe. Auch aus der Einsicht, dass alles was ich nähe nie "A" sein wird, weil ein so schlechter Näher wie ich mit dem Holzschuh vom Hof geprügelt worden wäre. Es ist imho weniger das Problem, wo man seinen Strich zieht, sondern wie groß Sendungsbewusstsein und Erwartungshaltung an den Empfänger ist. Das gilt jedoch vice versa, wer mir ungefragt die Leier vorbetet wie spießig ich sei mit Holzspänen und Zunder Feuer zu machen, muss auch mit einem dummen Spruch rechnen. Genauso muss sich Gruppe XY nicht wundern, wenn sie eine Kampfschrift wider dem tierischen A an ihr virtuelles Kloster nagelt, dass es dann Inquisitoren anzieht, die auch auf dieses Sendungsbewusstsein nicht im Einklang der Erwartungshaltung reagieren...Für mich hat die Frage nach GroMi oder Nicht GroMi immer die Komponente des Willens und der Einsicht. Der Unterschied zwischen einem GroMi und einem guten Living-History Darsteller ist nicht der aktuelle Zustand seiner Darstellung und die absolute Entfernung von der historischen Realität. A ist eine relative Komponente.
Dann meine ich jetzt mal ganz straight: Dann bist du für mich ein GroMi. Das ist nicht beleidigend gemeint und es ist auch nicht herabsetzend gemeint, es ist als Fakt gemeint. Du möchtest nicht Living History machen, dir ist es nicht wichtig, alle deine Tätigkeiten abzustimmen auf eine historische Belegslage. Deine innere Einstellung ist eine abgeschlossene. Gut, ist mir recht, ist doch auch nix schlechtes. Aber "Das werd ich nie so hinkriegen und ich möchte es auch nicht." - das ist eine Gromi-Einstellung. Ich mag einen Textilfetisch haben und darin gut sein und in anderen Dingen nicht besonders, jeder hat Stärken und Schwächen. Aber wenn ich ein Feuer anzünde im Rahmen meines Hobbies, dann tue ich es, weil es mein historisches Vorbild getan hätte, ein paar Meter weiter steht mein Auto, da könnt ich mich hineinsetzen, um mich zu wärmen, aber ich tu es nicht, weil es eine einfache Möglichkeit gibt, noch näher heran zu kommen ans Mittelalter. Diese nicht zu nutzen, ist GroMi. Und dann werde ich es entweder mit einem belegten Feuereisen und Stein tun oder erfrieren ( ok, besser heimfahren). Und wenn ich Essen mache, dann möchte ich, dass da nicht Tomaten drin sind und Mais. Ich möchte, dass es so nah wie ich nur kann ans Mittelalter heran kommt. Wenn ich das nicht recherchieren möchte, koch ich nicht und esse Brot und Käse oder engagier jemand, der das besser kann. Ich mag nicht jeden Aspekt des mittelalterlichen Lebens rekonstruieren können. Aber wenn ich es nicht kann, dann versteck ich mich damit im Zelt und betreibe nicht irgend einen Kompromiss, der noch weniger historisch ist und wenn es schon momentan nicht anders möglich ist, dann wenigstens nicht vor Publikum. Ich möchte in allen Dingen, die ich bei diesem Hobby tue an die historische Realität herankommen. Und es stört mich sehr, wenn ich das nicht kann (oder wenn mich moderne Gegebenheiten wohl für immer daran hindern werden wie zB gesundheitliche Überlegungen oder Hygienegegebenheiten) und ich werde mir beim nächsten Mal überlegen, was ich daran verbessern kann. Ich bin unzufrieden, wenn kein Fortschritt passiert. Und ich finde, das macht den Unterschied zwischen uns aus.Mein Fokus sind die Alltagsfähigkeiten, mich kann man mit meiner Klamotte, ohne die MA Event Sättigungsbeilagen (aka "Hausstand im Zelt" / "Rödeorm Luxus Camping Ausstattung) zu jeder Jahreszeit in Wald packen, ich werde 3 Tage später mollig warm und wohlgenährt aus dem Wald kommen. Ohne zu tricksen. Damit decke ich einen Aspekt des Lebens ab, dem nicht jeder soviel Gewicht beimisst, ja evtl sogar als freakig belächelt. Das weiss ich, deswegen bin ich in der Lage, die astreine Klamotte des erwähnten Herren wert zu schätzen und gleichzeitig das BIC Feuerzug auszublenden. Im selben Kontext habe ich die, evtl unrealistische Erwartungshaltung, dass auch respektiert wird, dass ich keinen Textilfetisch habe. Auch aus der Einsicht, dass alles was ich nähe nie "A" sein wird, weil ein so schlechter Näher wie ich mit dem Holzschuh vom Hof geprügelt worden wäre.
Das Schaf in Bärnau ist noch lange nicht die Klamotte in Amberg. BAM! back! Wenn Er seine Tunika dereinst daraus gemacht hat, darf Er wiederkommen! Ne, im Ernst, ist 'ne tolle Sache, dann fühlen sich auch die Wollschweine nicht mehr so allein. Ich will, wenn die fertig ist, die Klamotte mal anprobieren dürfen, will wissen, wie sie sich anfühlt. Ich denke aber, es war schon klar, warum ich dieses Beispiel gebracht habe. Die Aussage "100% A geht eh nicht", steht auf der beliebten Bullshit-Bingo-Liste ja recht weit oben, aber trotzdem ist halt nun mal, nüchtern betrachtet, was dran. Die Leute waren auch wirklich nicht doof damals. Die Argumente selbst sind nämlich gar nicht mal das Problem, es ist der Unterton und die Intention, mit der sie missbraucht werden. Zwischen Living History und Gromi, Rotschopf, gibt es noch viel. Nach Deiner Definition ist LH offenbar das komplette, ganzheitliche Nachleben der mittelalterlichen Wirklichkeit so nah an der historischen Wahrheit wie möglich, in allen Aspekten und Belangen des Lebens, wenn auch natürlich nur für kurze Perioden. Also ein, soweit möglich, komplettes Abtauchen in das Leben der Altvorderen. Das ist für den Begriff LH eine sehr schöne Defintiton, wie ja auch im "living" schon drinsteckt. Gefällt mir. Aber "Nicht-LH" ist noch lange nicht Gromi. LH mache ich nicht und Grimmbold auch nicht. Machen viele Leute nicht, die höchstauthentische Handwerke ausüben, Repliken anfertigen, die eines Museums würdig sind, die archäologische Theorien experimentell überpfüfen. Das machen auch ein Embleton und ein Junkelmann nicht. Sind die also alle Gromis? Übrigens: Warum stehen auf den gängigen Bullshit-Listen eigentlich immer nur die Sprüche der Gegenfraktion? Es bringen nämlich durchaus beide Seiten jede Menge Bullshit. Einseitiges Bullshitbingo eskaliert die Entfremdung zwischen den Fraktionen bloß. Ein bisschen mehr Selbstkritikfähigkeit wäre Grundvoraussetzung für die erträumte Akzeptanz. Irgendwie sollen aber dann doch immer "die anderen" anfangen mit der Akzeptanz, der Toleranz und der Selbstkritik...Übrigens, in Bärnau soll die passende Rückgezüchtete Schafrasse angesiedelt werden. BAM! Right in your face! (Ja .... Polemik ... :zunge )
Das find ich jetzt ein bißchen hart. Wenn jemand zwei, drei Jahrzehnte lang sein historisches Handwerk von der Pike auf gelernt hat, nebenbei als Hobby wohlgemerkt, eine exellente Darstellung aufgebaut hat, Material für Museen für Restaurationszwecke liefert, viel Geld in Werkzeuge und Materialien gesteckt hat, viele Stunden mit seinem Handwerk zubringt, ect.; willst Du diesen Menschen wirklich als Gromi bezeichnen, nur weil er keine Lust und Zeit zum Nähen hat, seine Kleidung chemisch gefärbt und teilmaschinengenäht gekauft hat?Aber "Das werd ich nie so hinkriegen und ich möchte es auch nicht." - das ist eine Gromi-Einstellung.
Da muss ich wiedersprechen! Trotz des erhöten "Schärfegrades" dieses Themas und deutlich unterschiedlicher Ansichten darüber, wird hier bisher "sehr gepflegt" diskutiert und argumentiert. Eine wahre Freude! Danke euch! :thumbup: :trink02hier fliegen ja die Fetzen...
Ich kann mir aus Platzgründen keine wirkliche Werkstatt leisten, tragen trotzdem keine Baumwollbekleidung auf den Veranstaltungen, was mache ich falsch? Außerdem, der preisliche Unterschied zwischen Leinen (industrielle Herstellung) und Baumwolle ist so gering, dass es kaum ins Gewicht fällt. Zumindest nicht, wenn wir über die normale Gewandung für eine Person sprechen. Bei einer durchschnittlichen Tunika würde das 10-15 Euro machen. Daran würde keiner verarmen. Das Geld könnte man auch woanders sparen, zum Beispiel am Alkohol. Ach, was rede ich für Unsinn, daran kann man nicht sparen. Das Mittelalter soll ja Spass machen.Allerdings ist eine Handwerkliche Experimentielle Ärchäologie-Darstellung mit ziemlichen Kosten und Platzbedarf verbunden, sprich, wer sich so etwas leisten kann, wird sich dann auch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht unbedingt einen Kopf um den Preislichen Unterschied zwischen Leinen und Baumwolle u.ä. scheren müßen.
Leider ist die Ausstattung des Grimmbolds in seiner FMA Rolle mit den Originalen absolut illegal. ;(Ich werf kurz mal eine andere Sicht ein. Wie meine Sig vermuten lässt, bin ich auch in anderen Zeiten unterwegs. Aus der Sicht des Troepje der "Saints" (1st Batallion, Rhodesian Light Infantry), wäre jeder, Rotschopf, Amici, Wilfried, der Panzerreiter oder auch der Grimmbold mit der FMA Darstellung, ein GroMi, weil er auf Repliken zurückgreift. Schließlich kann ich (der Rhodesian-Grimmbold), wenn auch mit hohem Kostenaufwand, Originale importieren (hab nur 16 Monate für ein Original Paar Schuhe gebraucht). Dann muss das jemand anders auch können! :whistling: --> Manchmal hilft es, sich Dinge aus der Sicht des anderen anzusehen
Enter your email address to join: