Ah, das ist im Gegenzug ein Artikel, anhand dessen man die Begrifflichkeit und Bedeutung des "A" sachlich diskutieren kann. Du definierst in Deinen Überlegungen "authentisch" als "historisch korrekt". Das ist nicht wirklich neu, es ist die Definition, die ich eigentlich immer wieder höre oder lese, speziell von den Leuten, die eben dies anstreben zu sein: historisch korrekt. Wenn ich nun den Artikel des Herrn Professor ohne ablehnende Grundhaltung lese, dann vermeine ich zu erkennen, dass genau diese Definition/Übersetzung ein Grund der Missverständisse ist. Denn sie ist ebenso dehnbar wie das Wort "authentisch", das sie eigentlich erklären soll. Was genau ist denn nun "historisch korrekt"? Dieser Begriff hat hur eine vermeintliche Eindeutigkeit, nur eine recht diffuse Greifbarkeit. Er ist angreifbar und genau das macht der andere Artikel, nicht zu Unrecht. "historisch korrekt" kennt keine Prozente. Das bedeutet, der Begriff ist absolut, ohne Abstufungen, ohne Grauzonen. Gut, aber wenn er keine Abstufungen hat, wenn er absolut ist, warum ist es dann albern, darauf hinzuweisen, dass, um mal ein oft kolportiertes Argument zu bemühen, die Schafrasse von dem die Wolle des handgewebten, pflanzengefärbten und handgenähten Kleidungsstückes stammt, nicht passt? Warum ist es nicht gerechtfertigt, darauf hinzuweisen, dass ein Töpfer im Mittelalter keine Brille trug, wohl kleiner war und nicht im Zelt wohnte? Die Aussage, "historisch korrekt" kenne keine Prozente, stammt nicht von mir, wohlgemerkt. Wenn ich nun aber anfange, Einschränkungen zu machen bezüglich der Umsetzung, dann gibt es ja doch mehr oder weniger ein "bisschen" historisch korrekt, denn "ganz" geht ja nun mal nicht. Dann hat es also doch so was wie Prozente? Dann gibt es also doch ein "korrekter als du"? Die Einschränkungen werden immer mit "organisatorischer Notwendigkeit" begründet. Aber ab wann besteht denn nun eine Notwendigkeit? Wo hört das "muss" auf und fängt das "kann" an? Das definiert dann eben doch wieder jeder für sich selbst und gerne zu seinen Gunsten. Ich stelle einen karolingischen Panzerreiter dar. Ich halte mir aber kein Pferd, weil ich das als Stadtbewohner, der irgendwo ein Pferd unterstellen würde, um es ab und zu mal zu reiten, für nicht artgerecht halte und dem Pferd nicht antun möchte. Nun ist ein Panzerreiter ohne Pferd aber nun mal historisch nicht korrekt. Hilft mir mein Argument, ich stelle den Reiter dar und nicht sein Pferd? Hilft mir die Feststellung, dass man in den Gräbern, auf die ich mich beziehe, kein Pferd gefunden hat? Wohl nicht. Ich bin schlicht historisch nicht korrekt. Selbst wenn ich ein Pferd hätte, dann wäre es sowieso nicht die richtige Rasse. Es würde mich also ohnehin nicht korrekter machen. Ist das Polemik? Oder wollen wir so was bloß nicht hören? Denn Polemik ist es eben nicht. Es ist die logische Konsequenz einer als absolut definierten "historischen Korrektheit". Womöglich ist diese Definiton, in dem Sinne, der uns vorschwebt, für das, was wir anstreben, also falsch. Sobald wir eine solcherart formulierte, absolute historische Korrektheit anführen, um anderen ihre historischen Unkorrektheiten aufzuzeigen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn sich dieser Anspruch gegen uns kehrt und man uns unsere eigenen Maßstäbe vorhält. Eben das tut der so hefitg kritisierte Autor ja auch. Freilich sind seine Argumente zweifelhaft und der ganze Sermon mag, wie man ihm unterstellt, allein der eigenen Rechtfertigung dienen, aber er benutzt die Grundaussage, die "wir" in die Welt gesetzt haben. Diese Fass haben "wir" aufgemacht. Und nicht zuletzt in einem hat er, leider, in der Tat recht: Es gibt tatsächlich in manchen(!) Kreisen der Szene, die viel auf die eigene historische Korrektheit und Qualität gibt, eine gewisse, mitunter pampige, arrogante Form des Selbstbewusstseins. Tut mir leid, das musste mal gesagt werden, da breche ich eine Lanze für den Herrn, egal wie gromig er sein mag. In manchen Kreisen, wohlgemerkt. Bitte an dieser Stelle nur beißen, wenn man sich getroffen fühlt.
Wie gesagt, er schreibt, bei allem Mist, auch ein paar wahre Sachen, die man nur allzu gerne zusammen mit dem Mist in die ignorierenswürdige Ecke stellt, um sich nur nicht damit auseinandersetzen zu müssen.