Christliches MA schwach vertreten

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Nantechild

Guest
Was meint ihr, woran es liegt, dass auf Märkten das christliche Mittelalter verhältnismäßig so wenig dargestellt wird? Wo es doch tatsächlich genau andersrum war? Identifiziert sich eine zunehmend atheistische oder agnostische Gesellschaft leichter mit heidnisch religiösen als christlich religiösen Menschen? Oder woran liegt es?
 
Nun, es ist einfacher und mit vergleichsweise weniger finanziellem Aufwand verbunden, Frühmi darzustellen. Die Kleidung kommt wohl auch unserem heutigen Klima entgegen. tja, und dann eben einen Christen darzustellen, ist etwas schwerer. Das Zeitfenster ist doch sehr eng.
 
wie kommst du darauf, dass das christliche MA weniger Vertreten ist??? ?( also die Kreuzritter boomen doch zur Zeit! ;) und man darf nicht vergessen es gab auch christianisierte wikinger, also nicht automatisch daraus schliesen wenn man wikinger sieht, dass es sich um heiden handelt ;-)
 
Ich denke, das Problem für viele ist das Christentum generell. Ich halte mich für einigermaßen religiös, bin aber auch kritisch genug, um meine Darstellung bzw meine "gespielte" Frömmigkeit zu hinterfragen. Das finde ich in meinem Umfeld nicht sehr oft. Man trifft sehr oft auf Fanatiker, oder Leute, die Religion komplett ablehnend gegenüber stehen. Beides sorgt für ein ziemlich ungesundes Verhältnis zu "Glaube". Das setzt sich auch in der MA-Szene fort. Viele wollen offenbar ihre moralischen und religiösen Überzeugungen in ihrer Darstellung wiederfinden. Das ist auch völlig OK, auch wenn ich es persönlich für unnötig und unerfüllbar halte. Wenn ich einen Menschen von 1200-Piependeckel darstelle, gehört für mich dazu, mich auch so zu benehmen - Kleider machen bekanntlich Leute. Das heißt nicht, dass ich zum christlichfanatischen Chauvinist werde. Aber ich denke zumindest mehr darüber nach, WIE ich Sachen sage. Sowohl in meiner ritterlichen als auch in meiner mönchischen Darstellung. Vielen ist eben soetwas zu anstrengend - oder sie werten es als "Verstellung". Solche Leute möchten dann ungern eine Religion repräsentieren, die sie im wahren Leben vielleicht mit der Kneifzange nicht anfassen mögen. Dann gibt es noch die, die eine vollkommen Stereotype Darstellung wählen, sich dazu aber völlig unpassend verhalten - saufende und hurende Templer zB. Dafür habe ich wenig Verständnis, weil es meiner Meinung nach ein wenig an Respektlosigkeit grenz. MfG Merc
 
Dann gibt es noch die, die eine vollkommen Stereotype Darstellung wählen, sich dazu aber völlig unpassend verhalten - saufende und hurende Templer zB. Dafür habe ich wenig Verständnis, weil es meiner Meinung nach ein wenig an Respektlosigkeit grenz.
da spricht mir wer aus der seele :knuddel
 
Nun, es ist einfacher und mit vergleichsweise weniger finanziellem Aufwand verbunden, Frühmi darzustellen.
Würde ich so nicht unterschreiben. Es ist einfacher, eine billige 08/15 Darstellung von der Stange zu machen als eine sauber recherchierte, individuelle mit Auge für's Detail. Das gilt aber für jede Zeit, von der Antike bis zu WK II. Ebenso ist ein einfacher Bauer mit Sicherheit preiswerter zu realisieren als ein Edler oder gar Adliger. Aber auch das gilt für alle Zeiten. Das FrühMi hat da keine Sonderstellung. Ich seh' es eher von der anderen Seite: Wenn jemand gezielt was Heidnisches machen will, dann bietet sich natürlich alles bis FrühMi an. Wobei die echten "Hardcoreheiden" ja wohl weniger im klassischen FrühMi als eher bei den Kelten und Wikingern zu finden sein dürften.
tja, und dann eben einen Christen darzustellen, ist etwas schwerer. Das Zeitfenster ist doch sehr eng.
Da stimme ich allerdings zu. in den FrühMi-Epochen spielen die nichtchristlichen Anteile schon eine bedeutende Rolle. Ich als Karolinger dürfte da eine Ausnahme sein. Unmöglich ist es allerdings nicht, es gab auch in der VWZ einzelne Christen oder auch überwiegend christianisierte Völker. Wobei man da nun wieder das Problem hat, dass man, will man nicht argwöhnisch beäugt werden, ja nur den statistischen Durchschnittsvertreter einer Epoche darstellen darf. Ein christianisierter Sachse um 800 rum dürfte wohl ähnlich scheel angesehen werden wie ein Wikinger mit erobertem Krummsäbel. Aber ich habe da ein ähnliches Wahrnehmungsproblem wie schon Amalia: Ich habe nicht den Eindruck, dass das nichtchristliche Mittelalter so stark auf Märkten vertreten ist. Ich vermisse tatsächlich eher das Frühmittelalter jenseits der "Barbaren". Es ist wohl eher so, dass in den christlichen Bereichen des Mittelalters eben dieses Christliche nicht so ausgespielt oder zur Schau gestellt wird und deshalb nicht auffällt. Es läuft halt so als selbstverständlich nebenher. Find ich grundsätzlich auch gut so. Genausowenig wird, nach meiner Wahrnehmung, auch das Heidnische eben nicht zelebriert, sondern läuft eher so nebenbei. Ja, es werden bei Templers keine Messen zelebriert. Aber genausowenig werden bei Keltens Menschen geopfert. Ich weiß natürlich nicht, wie es auf den Märkten zugeht, die Du besuchst, ich kann da nur für meine Breiten sprechen, aber ich bin mir nicht sicher, ob Du da nicht vielleicht was in die Realität hineininterpretierst, was, zumindest in dieser Intensität, gar nicht drin ist.
 
@Merc, danke das du mich nicht gleich auf den Scheiterhaufen bringen willst :knuddel
@Torsten: Deine Vorfreude ist unbegründet. Ich bin schon am Holz stapeln! :D Bis morgen :bye01 Nee, mal im Ernst. Ich sehe das sehr ähnlich wie Merc. Meiner Meinung nach ist ein weiterer Grund dafür (zumindenst für einge Männliche Mittelalterfeunde), dass eine Dartsellung mit "Metall" etc. am Körper, Helm auf dem Kopf und/oder einem "Meinungsverstärker" in der Hand/an der Seitenwehr interessanter ist, als eben eine rein religiöse Darstellung. Da der "Trend" aber zur Drittsarstellung geht, könnte man(n) eine solche Darstellung auch nebenher laufen lassen. Das praktiziere ich auch so (und bin nicht der einzige). ;)
 
Also mir ist der unterproportionale Christenanteil auch schon aufgefallen. Wenn wir vom Mittelalter insgesamt reden, haben wir ca den Zeitraum 600-1400; Das heutige Süddeutschland ist bereits unter römischer Herrschaft im 4. Jahrhundert christianisiert, ebenso große Teile des heutigen Frankreich. Karl der Große war um 800 mit seinen "Kreuzzügen" im Nordosten unterwegs, hat die Sachsen kulturell überformt und das christianisierte Areal bis zum späteren Berlin-Spandau ausgeweitet. Zeitgleich beginnt die Christianisierung der Nordeuropäer, die um 970 weitestgehend abgeschlossen ist, als der Wikingerkönig Harald "Blauzahn" das Christentum zu seiner Staatsreligion macht. Der nicht-christliche gesamtmittelalterliche Bevölkerungsanteil ist also ziemlich klein, etwa 10%, wenn wir die Betrachtung auf das heutige Bundesgebiet beschränken noch kleiner. Die Menge an Heidendarstellungen ist also sicher nicht zwingend vorbildinduziert. Vielmehr macht es auf mich den Eindruck, dass sich hier dem heutigen kirchenfeindlichen Zeitgeist folgend eine neopaganistische Strömung in der Szene artikuliert. Der große Anteil an Darstellern, die ansonsten als Gothics unterwegs sind, ist ja bekannt, auch Lieder aus der Kategorie "Hey, wir sind Heiden..." sind denke ich eine klare Ansage. Was umgekehrt kaum Beachtung findet, ist das Themenfeld Volksfrömmigkeit und Aberglaube.
 
Ich sehe eher das nichtchristliche Mittelalter als sehr komisch. So ala ich bin zwar Bürger im Homi und halte nichts von Gott und trage dies auch laut vor. Ich denke nicht das das früher gern gesehen war. Wenn ich z.B. ein Darsteller bin der jetzt eher in seinem kleinen Dorf unterwegs ist, waren da heidnische Bräuche gang und gebe , aber offiziel war man Christ. Solche Darstellung fehlen leider auch auf den Märkten
 
Ihr macht euch Sorgen.... ;) Warum gibt es mehr Jarls, Häuptlinge, Ritter, Herzöge, Edeldamen als Bauern??? Finde ich viel gravierender!
 
@ Feuermagier Dann sollten wir aber auch unsere Beobachtungen differenzieren und alle heidnischen Darstellungen, die vor 600 und außerhalb des heutigen Bundesgebietes sind, rausfiltern. Und wenn die gesamte VWZ, die Kelten und ähnliches rauslassen, dann sieht das sicherlich anders aus. Und wenn wir mal die Rechnung bei den Wikingern objektiv betrachten: 970, ok. Ich runde mal auf 1000. Von 600 - 1000 = 400 Jahre. Von 1000 - 1400 = ebenfalls 400 Jahre. He, das sind 50%! Wer mittelalterlichen Skandinavier macht, der müsste nach dieser Rechnung also zu 50% heidnisch sein. Wenn wir das Mittelalter um 200 Jahre erweitern (500 - 1500) lassen, dann fällt viel Heidnisches rein, was durch den auf 600 gelegten Beginn quasi im Vorfeld rausdefiniert wurde. Es ist nicht zuletzt eine Frage des Messbereichs. Und eine Frage der sauberen Messung (=Beobachtung). Wenn ich Kelten sehe, denke ich mir dann "ohje, schon wieder heidnisches Mittelalter"? Butter bei die Fische: Was sind denn so die konkreten Beobachtungen? Was läuft denn so an heidnischem Mittelalter bei Euch rum? Ich könnte jetzt gemein sein und einschränken: ab 600 und heutiges Bundesgebiet...
 
Da müsste Mann / Frau sich wohl erst mal ein paar Gedanken über die Definition von " Christ " machen. In einen " christlichen " Kultur - Kreis geboren zu sein macht noch lange niemanden zum Christen, ich weiß, dass das die meisten Leute ganz anders sehen, aber genauso gut kann man dann behaupten " Ich wurde in einen Krankenhaus geboren, umgeben von Ärzten - und somit bin ich auch ein Arzt ! . ;)
 
Warum gibt es mehr Jarls, Häuptlinge, Ritter, Herzöge, Edeldamen als Bauern??? Finde ich viel gravierender!
:danke :eek:ff1 Könnt aber daran liegen das der 08/15 Bauer es nicht so dicke hatte, das sich die Familie es leisten konnte ihn mit ganz viel Klimbim zu beerdigen. Und aus "nichts" ne Rekonstruktion zu machen ist nicht so leicht ;(
 
Da müsste Mann / Frau sich wohl erst mal ein paar Gedanken über die Definition von " Christ " machen.
ich bin jetz mal so frech und zitier nen mod ;) Also laut katholischer Kirche bist du ab dem Zeitpunkt der Taufe in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen und ab dem Zeitpunkt der Firmung ein ja ich nenn es mal "vollwertiger" Christ (Katholik) bei den Evangelischen mit der Konfirmation. Drum war ja das exkommunizieren eine sehr harte und schlimme Strafe. Ich lehn mich jetz mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass die Kirche das Mittelalter geprägt und regiert hat. Genaugenommen müsste jeder der keine Heiden darstellung macht, irgendwo ein Kreuz, Paternoster, Rosenkranz o.ä im Lager haben. Ich kenne einige Gruppen die Handwerker oder Söldner machen und einen Rosenkranz bzw Paternoster besitzen.
 
Da müsste Mann / Frau sich wohl erst mal ein paar Gedanken über die Definition von " Christ " machen. In einen " christlichen " Kultur - Kreis geboren zu sein macht noch lange niemanden zum Christen, ich weiß, dass das die meisten Leute ganz anders sehen, aber genauso gut kann man dann behaupten " Ich wurde in einen Krankenhaus geboren, umgeben von Ärzten - und somit bin ich auch ein Arzt ! . ;)
Jap da kann ich Petrus zumindest für die heutige Zeit 100% recht geben. Ich wurde nach der Geburt auch gewaschen ähhhh getauft :D und mit 14 sogar konfirmiert. Und da ich nie aus der Kirche ausgetreten bin, bin ich defacto Christ. Zumindest auf dem Papier. Ob ich mich selbst als Christ sehe, fühle oder lebe, oder ob andere mich als Christ sehen ?( Tja wer weiß. Und zur pers. religiösität will ich mal lieber schweigen.
 
Da müsste Mann / Frau sich wohl erst mal ein paar Gedanken über die Definition von " Christ " machen. In einen " christlichen " Kultur - Kreis geboren zu sein macht noch lange niemanden zum Christen, ich weiß, dass das die meisten Leute ganz anders sehen, aber genauso gut kann man dann behaupten " Ich wurde in einen Krankenhaus geboren, umgeben von Ärzten - und somit bin ich auch ein Arzt ! . ;)
:eek:ff2 Lieber Petrus, deine Metaphern sind, wie immer, ein Gaumenschmaus! :D :eek:ff1 zu Ende Ich persönlich finde es vollkommen OK, wenn eine Sparte im Hobby mehr vertreten ist, als eine Andere, weil man daran erkennt, wie beliebt und gefragt eine bestimmte Zeit ist. Das gilt natürlich auch für Regionen und auch Völker. Um so exklusiver fühle ich mich, wenn nun gesagt wird, dass wir "christlichen" Darsteller selten sind :D Viele Grüße, Nik
 
Warum gibt es mehr Jarls, Häuptlinge, Ritter, Herzöge, Edeldamen als Bauern??? Finde ich viel gravierender!
Ganz einfach: Weil die für die Masse interessanter, faszinierender sind. Ein Problem, das wir aber nicht nur im Hobby und auf Märkten haben. Jarls, Häuptlinge, Ritter, Herzöge und Könige dominieren auch die Museen, die Schulbücher, die Fachbücher, die Dokumentationen, die Filme, die Bücher, die Vorlesungen. Wieso sollte es dann ausgerechnet auf Mittelaltermärkten anders sein?
 
@ Panzerreiter: Klar, wenn wir vor die schulbuchübliche Grenze 600 gehen, kommen mehr Nichtchristen rein. Was man aber auch bedenken sollte, ist das Bevölkerungswachstum - 100 Jahre am Ende des Mittelalters schlagen grob geschätzt 4mal so stark durch wie 100 Jahre am Anfang, wenn wir das in "Mannjahren" rechnen. Wie ich mit der Äußerung zur Volksfrömmigkeit schon andeuten wollte, wäre es viel interessanter, sich mehr damit auseinanderzusetzen, welche vorchristlichen Elemente sich abseits der kulturellen Zentren noch in welcher Form und wie lang gehalten haben, wobei man sich da quellenmäßig auf die eher spöttischen Berichte reisender Chronisten etc stützen muss. Am meisten stören mich auch die Leute, die zwar darstellungsmäßig mitten im christlichsten Hoch- oder Spätmittelalter angesiedelt sind, aber dann vor Publikum gegen die Kirche wettern. Das verzerrt das Bild zu sehr. Ich verlange in meinen Gruppen von niemandem, Ideologien zu vertreten die er nicht mittragen kann, aber entweder spielt man wie es war, oder hält man sich in weltanschaulichen Dingen zurück oder erklärt aus der Distanz des beschreibenden Historikers was es mit der Frömmigkeit der jeweiligen Darstellungszeit auf sich hatte. Das mitteleuropäische Mittelalter war absolut überwiegend in dem was man unbesorgt öffentlich laut sagen durfte eine von der römischen Kirche dominierte Zeit. Sagt übrigens einer, der einen braven kleinen christlichen Handwerker des Spätmittelalters darstellt ;)
 
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