Ich finde "Religion in der Darstellung" ist ein ganz schwieriges Thema. Da kann man zu viel Falsch machen, besonders, wenn man seinen modernen Glauben in die Darstellung einfließen lassen will.
Es ist ein "schwieriges Thema"! Den Glauben der Neuzeit kann man nicht unreflektiert in die Darstellung einfließen lassen. Er hat sich massiv gewandelt! Zum Glück! denn so sind Hexenverbrennungen und Kreuzzüge vorbei, um nur zwei dunkle Kapitel des Christentums anzusprechen. Aber zu genau diesen Zeiten spielte der Glaube eine viel entscheidendere Rolle und dazu gibt es auch entsprechende Quellen.
Wie man bei stark beschränkter Quellenlage Religion und Brauchtum vor 1200 Jahren darstellen soll, ist mir ein Rätsel. Das gilt übrigens sowohl für die germanischen Religionen, als auch fürs frühe Christentum.
Das frühe Mittelalter hat eine insgesamt beschränkte Quellenlage und heißt im Englischen nicht umsonst "dark age".
Warum sollte die Religionsdarstellung und Interpretation "ein Rätsel" sein, wenn Kleidung genauso "unbelegt" ist und von allen interpretiert wird? Für die Zeit um 600 n.Chr. im heutigen Franken (Nordbayern
) gibt es für Männer kaum Belege, was die Kleidung betrifft. Erst bei den Karolingern finden sich Bild und Schriftquellen aus dieser Gegend - Funde von Kleidung sind immer noch rar. Dagegen ist die Religionsbeschreibung aus dieser Zeit deutlicher.
Religion und Brauchtum hat sich zum Teil stärker tradiert als die Kleidung. Allein, wenn man sich die kirchlichen Feste und Heiligen (besonders das Brauchtum bei der Verehrung - aktuell hl. Blasius) anschaut, entdeckt man sehr viel.
Die Lebensbeschreibungen der Heiligen sind eine gute Quelle, um religiöse Haltungen (auch Verklärungen) aufzuspüren. Aber wie gesagt, es ist meine Meinung, dass die "innere Haltung" (Glauben) zur "äußeren Haltung" (gezeigte Darstellung in Bild und Tun) passen sollte.
Persönlicher Glaube ist bei manchen Themen sogar eher hinderlich
Ja, kann ich bestätigen. Er verlangt viel Reflexion des eigenen Tuns! daher kommen für mich auch einige Darstellungen nicht in Frage.
Man kann Religion, Kirche und Glauben nachvollziehen, ohne sie zu teilen.
Ja! Man muss es aber reflektiert und "glaubhaft" tun. Atheisten haben dabei teilweise sogar eine bessere Distanz, christliche oder andersgeartete religiöse Riten darzustellen und didaktisch reduziert zu erläutern (Glaubensfärbung/"Betriebsblindheit" fällt weg).
Nicht um die Klärung, ob Christentum/Kirche in ihrer riesigen Komplexität aus moderner Sicht nun moralisch/gesellschaftlich "gut" oder "schlecht" war, sondern darum der mittelalterlichen Lebenswelt nahe zu kommen.
Genau das denke ich mir, wenn ich einen betrunkenden "Odin" schreienden mit "Thorshammer" versehenen Ordensritter sehe, der zu seiner Zeit aller Wahrscheinlichkeit nach nicht lange überlebt hätte.