*lach* Also, eine Outingorgie wollte ich jetzt nicht anstoßen.
Ich meinte ja nicht, dass man die Darstellung nach historischen Bevölkerungsanteilen wählen würde (aber bitte, wir bleiben doch im Mittelalter, vonwegen Studentendemos etc...), aber eine gewisse Ausgewogenheit, so als anzustrebendes Ideal um den Zuschauern ein ausgewogenes Bild zu bieten, wäre doch nett
Warum hast du dann die Mannjahre ins Spiel gebracht? Einerseits wünschst Du eine gewisse Ausgewogenheit, die offenbar auf den Bevölkerungszahlen basiert, andererseits erwartest du nicht, dass individuelle Darstellungen aufgrund der Bevölkerungszahlen gewählt werden. Wie also sollte es dann zu der gewünschten Ausgewogenheit kommen? Im Mittelalter geblieben bin ich bei meiner Klimax bewusst nicht. Denn wenn eine These in sich zutreffend sei, dann darf sie auch im Grenzbereich nicht völlig unzutreffende Ergebnisse liefern. Auf diese Weise wollte ich nachweisen, dass die These (reale historische Bevölkerungszahlen schlagen sich in der Zahl der Darsteller einer Epoche nieder) nicht zutreffen kann. Gut, lassen wir die Hippies weg, aber da es sehr wohl eine WK II oder Vietnam-Reenactmentszene gibt, muss sich die These an diesen Epochen prüfen lassen. Der Beweis ist erbracht: Nicht die historischen Bevölkerungszahlen geben den Ausschlag für eine Darstellung, sondern andere Parameter. Sich in der Folge eine den historischen Bevölkerungszahlen analoge Dartstellerszene zu wünschen, ist utopisch, weil unerfüllbar. Kann man meinen vielleicht unorthodoxen, aber nicht böswilligen Gedanken folgen? Was sollte eine solchermaßen strukturierte Darstellerszene auch bringen? Manch interessante Epoche wäre unwahrnehmbar schwach vertreten, andere Epochen würden einen quantitativ erschlagen, so wie man im Louvre den zwölften Monet einfach nicht mehr wirklich wahrnimmt. Ich finde die Verteilung, so wie sie ist, schon durchaus passend.
christliche Darstellungen die entweder un- oder gar anti-christlich umgesetzt werden oder im Sinne einer Karikatur negative Aspekte total überbetonen.
Damit hätte ich auch ein Problem, wenn ich so etwas in signifikanter Zahl beobachten würde. Tue ich aber bisher, wie gesagt, nicht. Was ich schon beobachtet habe, sind christliche Darstellungen (Kreuzritter etwa), die sich kritisch mit ihren historischen Pendants auseinandergesetzt haben und das dem Besucher im Gespräch auch mitteilten. Also eine betont christliche Darstellung, die es nicht gut findet, wie sich die realen Vorbilder mitunter im heiligen Land benahmen. Und das ist gut so!
Wer als 1066 Normanne nach Bayeuxteppich daherkommt, kann nicht sinnvollerweise "ODIIIIIN!" brüllen...
So etwas habe ich eben noch nie erlebt, allerdings gebe ich zu, dass ich schon lange nicht mehr auf jeden Pillepallemarkt fahre, auf dem so was möglicherweise vorkommt. Nicht, weil ich so abgehoben wäre, dass ich nur auf high-end-Veranstaltungen führe, im Gegenteil, ich liebe entspanntes Marktmittelalter mit unauthentischen, aber netten Leuten, sondern schlicht weil ich fahrfaul geworden bin. Ich muss also auf Eure Beobachtungen vertrauen, gleichwohl ich mir erlaube, skeptisch zu sein, ob diese Beobachtungen, oder zumindest die Auswertung der Beobachtungen, nicht vielleicht subjektiv verfälscht worden sein könnten. Sind es wirklich viele? Oder hat nur ein Extremfall geschockt. Ist es wirklich als ernstzunehmende Darstellung zu bewerten oder eher als Gaudi in Verkleidung. Ich kenne auch Orks, die mit Elfen einen heben und habe zu Fasching als Indianer mit Superman Räuber und Gendarm gespielt...
Das Bedürfnis, gegen gesellschaftliche Normen (nicht nur christliche) zu verstoßen und zu provozieren, geht dann soweit, dass da Hakenkreuze auf Schilde gemalt werden, obwohl man sich genau bewusst ist, dass dieses Symbol nichtmehr so gedacht werden kann wie es vielleicht vor 1500 Jahren gedacht war. Das ist mehr fehlgeleitete Teenagerrebellion als Darstellung, allerdings von Leuten, die vor Veranstaltern und auf ihren Homepages behaupten, historische Darstellung zu machen.
Das war vor einiger Zeit ja mal ein durchaus präsentes Thema. Auf die entsprechende Vorgeschichte gehe ich jetzt nicht ein, das dürfte jeder selbst noch wissen. Jedenfalls wurde das in Medien und Foren dermaßen breitgetreten, dass man hätte meinen können, die ganze FrühMi- und Spätantiken-Szene bestünde nur aus verkappten Nazis, die hier eine Nische gefunden hätten, das ganze Land straffrei mit Hakenkreuzen zuzupflastern. Ich habe dann eine Zeit lang genau hingesehen und siehe da: reiner Hype, alles Blödsinn. Es gab da genau
eine Gruppe in Deutschland, die in ihrer Gesamtsymbolik deutlich zweifelhaft war. Ich kann jedenfalls nicht bestätigen, dass in der Darstellerszene bewusst lauter "Hakenkreuze" zur Schau getragen werden. Um sich das nun medial zurechtzubiegen, wurde in der Folge reißerisch jede Triskel, jedes Sonnenrad, ja jedes Doppelmäandermuster als getarntes Hakenkreuz identifiziert. Nach dem Motto: Wo kein Skandal ist, da bauen wir uns einen. Ein öffentlich aktiver Teil der FrühMi-Szene hat das in vorweggenommener political correctness dann auch ganz zerknirscht aufgekocht und sich ganz betroffen gezeigt. Was quasi einem Schuldeingeständnis gleichkam, wo man sich eigentlich objektiv gar nichts vorzuwerfen hatte. Dass sich naturwissenschaftliche wie historische Realitäten nach der aktuellen poltical correctness zu richten haben, ist ein typisch gesellschaftliches Phänomen. Wenn die Gesellschaft Lust hat, etwas zu glauben oder nicht zu glauben, dann wird die Wissenschaft zurechtgebogen und Andersdenkende verfolgt. Da brauchen wir gar nicht mit dem Finger auf unsere Vorfahren deuten, da sind wir heutzutage nicht besser. Das Argument mit dem Hakenkreuz ist ein klassisches Totschlagargument, gegen das man nicht sachlich argumentieren kann, weil man sonst sofort selbst als rechtslastig verunglimpft wird. Das ist nicht nur möglich, sondern, wie die o.a. damalige "Diskussion" gezeigt hat, schlicht Tatsache. Und genau aus diesem Grund reagiere ich auf dieses Argument bei LH-Themen sehr säuerlich. Ich möchte also darum bitten, das genannte Phänomen zu beschreiben und zu diskutieren, ohne auf einem ganz speziellen Symbol rumzureiten. Das sollte machbar sein. PS: Danke, Petrus! Zurück zum Thema:
Und andererseits den bewussten Schritt zur Heidendarstellung, weil man im Realleben mit Christentum oder was man dafür hält nichts am Hut haben will.
Wenn ich Schnitzel nicht mag, dann überfresse ich mich nicht bewusst an Fisch, sondern lasse schlicht das Schnitzel aus in meiner täglichen Ernährung weg. Soll heißen: Wenn ich passiv mit Christentum nichts am Hut habe, dann ist das noch lang kein Grund, aktiv eine Heidendarstellung zu wählen. Dann reicht es, wenn ich aus der Kirche austrete (wobei ich anmerken möchte, dass
Kirche ebensowenig automatisch mit
Christentum gleichzusetzen ist, wie
Deutscher mit
Bundesregierung ) oder nicht in den Gottesdienst gehe. Da muss dann schon mehr dahinter sein als ein passives Desinteresse. Ich denke auch, wie schon einge andere vor mir, dass viele Menschen einfach vom Christentum (eher von der Kirche als vom Christentum selbst), aber auch von unseren aktuellen westlichen Wert- und Moralvorstellungen enttäuscht sind und sich aktiv davon abwenden und ihr Heil gezielt in neuen, alten Formen der Weltanschauung suchen. Dabei führen übrigens interessanterweise viele Wege zu heidnischen Themen, so etwa die "Frauen mit Wissen", vulgo "Hexen" genannt, die in der feministischen Szene eine gewisse Rolle spielen als Symbol für die historische Unterdrückung der weiblichen Intelligenz und Weisheit durch die männlich dominierte Gesellschaft. WEnn sich also, aus welchen Gründen auch immer, ein aktives Ablehnungspotential gebildet hat, dann, da stimme ich zu, mag der Schritt, diese Sehnsüchte nach besseren, "altbewährten" Glaubens- und Gesellschaftsformen auch im Privatleben oder zumindest im Hobby auszuleben, naheliegend sein.