Clemens von Treist ("Der Feldscherer")

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In der modernen Medizin hat die Harnschau tatsächlich noch ihren Platz - weniger bei den Ärzten (wann wäre ich das letzte Mal vom Doc gefragt worden:"Sagen Sie mal, Frau H., wie sieht denn Ihr Urin aus?"), aber durchaus bei den Pflegekräften. In meiner Ausbildung zur Altenpflegerin, und die ist mitnichten ein halbes Leben her, habe ich noch in der Prüfung die verschiedenen Eigenschaften des Urins herbeten müssen: Vom reichlichen, wasserklaren Harn bei Diabetes über Blutspuren, Trübungen, Flocken, dem dunklen schaumigen Urin bei Leberzirrhose bis zu den verschiedenen Färbungen, welcher Urin bei den verschiedensten Medikamenten annehmen kann. Ebenso gehörte zur Ausbildung die Kenntnis über Sputum, Hautfarbe und -temperatur, ob sie klebrig-feucht oder eher trocken, samtig, pergamenten, mit stehenden Falten... sei und so fort. Auf sowas gründet sich natürlich nie eine Diagnose, allenfalls ein Anfangsverdacht. Aber bei der Beurteilung, ob man über bestimmte Erscheinungen bei nächster Gelegenheit den Arzt informiert oder gleich den Notarzt ruft, sind solche augenscheinlichen Anzeichen und ihre Kenntnis Gold wert.
 
In der modernen Medizin hat die Harnschau tatsächlich noch ihren Platz - weniger bei den Ärzten ... aber durchaus bei den Pflegekräften. ...Vom reichlichen, wasserklaren Harn bei Diabetes über Blutspuren, Trübungen, Flocken, dem dunklen schaumigen Urin bei Leberzirrhose bis zu den verschiedenen Färbungen, welcher Urin bei den verschiedensten Medikamenten annehmen kann. Ebenso gehörte zur Ausbildung die Kenntnis über Sputum, Hautfarbe und -temperatur, ob sie klebrig-feucht oder eher trocken, samtig, pergamenten, mit stehenden Falten... sei und so fort.
Sehr richtig! Nicht abstrakte Werte sondern die ganzheitliche Erfassung des Menschen helfen bei unspezifischen Symptomen ein eventuelles Problem bis hin zu einer lebensbedrohlichen Symptomatik (z.B. stehende Hautfalten bei Exsikkose) zu diagnostizieren und eine entsprechende Behandlung einleiten zu können. Deshalb hat nicht nur die Harnschau bis heute eine wichtige Funktion in der Krankheitslehre. Bewährte Methoden mit moderner Medizin zu verbinden, das ist der Weg. Von wegen finsteres Mittelalter. Und da ist die Arbeit von Clemens von Treist auf Veranstaltungen so wichtig: zu zeigen was man schon wusste und was nicht. Ich möchte nicht wissen was Mediziner in 800 Jahren über die haarsträubenden Methoden der Medizin des 21ten Jahrhunderts zu berichten haben. Grüßle Doralf
 
Zum Stichwort "historische Urologie" habe ich eben noch eine schöne Passage im Chirurgiebuch von Lorenz Heister, hier in der4. Auflage aus dem Jahre 1743, gelesen: Im II. Buch " Von den Operationen" liest man in Kap. 137:
Die Manier einen Catheter in die Blase zu bringen Diese operation scheinet manchen Unerfahrnen sehr leichte zu seyn, erfordert aber dennoch, um wohl verrichtet zu werden, besondere Handgriffe und Vortheile: und können manchmahl, Gewisser ursachen halben, die allererfahrensten Chirurgi keinen Catheter in die Blase bringen. Dennoch ist solche wohl bey Manns- als Frauens-Personen sehr nöthig, und das überhaupt wegen zweyerleysehr wichtigen Ursachen: 1. um in Zufällen des Blasensteins gewiß zu erforschen, ob in der That in der Blase ein Stein sey oder nicht.... 2. Bey verstopffung des Urins, wenn der Urin in der Blase stecket...
zitiert aus: Laurentius Heister " Chirurgie - In welcher alles was zur Wund-Arzney gehöret...deutlich vorgestellet werden" Nürnberg, bei Johann Steins sel. Witwe, 1743, S. 784 ...Urologie war also schon immer eine medizinische Herausforderung... ;)
 
Zum Gruße! Ich bin zwar froh wenn ich in meiner Freizeit nichts mit meinem Beruf zu tun habe, aber deine Ausrüstung und co muss ich mir auf jeden Fall mal ansehen, wenn ich mal auf einem Markt aufschlage, auf dem du deinen Stand hast! Grüße aus Trier, normalerweise aus Sinzig! ;-) MfG
 
So nachdem sich ja bei mir längere Zeit nichts getan hatte nun wieder ein Update meiner Darstellung. Jetzt habe ich endlich alle Epochen des Mittelalters bearbeitet und dargestellt. Hier findet Ihr nun eine Darstellung als Stadtphysicus um das Jahr 1460: http://abload.de/img/imgp0484wlu9o.jpg http://abload.de/img/imgp05157guk8.jpg http://abload.de/img/imgp0549yzuzj.jpg Die Ausrüstung besteht aus folgendem: · Mütze (rote Wolle, Pilgerabzeichen) · Leinenunterhemd (naturfarbenes Leinen) · Wams (Leinen, naturfarbene Nestelschnüre) · Schecke (Außen: dunkelrote Wolle, Zinnknöpfe, Innen: hellrotes Leinenfutter) · Hose mit Schamlatz (schwarze Wolle, braune Nestelschnüre) · Strümpfe (dunkelgraue Wolle -optional - als Schlechtwetterschutz der Hose) · Schuhe nach spätmittelalterlichen Vorlagen (braunes Leder, genagelte Ledersohle) · Tasche (hellbraune Wolle mit aufgesticktem Zunftwappen) · Holzstock (- optional - für längere Strecken zur Erleichterung und zur Verteidigung) Jetzt bin ich wieder offen für Lob, Kritik und Anregungen.... :D
 
Da keine Ahnung, gibt's nur Lob: Sehr geil! :thumbup:
 
Ist nun nicht meine Zeit aber: 8o Hey super! Das sieht toll aus!
 
Das Einzige was ich natürlich noch ändern muss ist die Brille. Aber da hab ich auch ein zeitlich passendes Modell im Auge. Dafür spare ich jetzt mal über Winter und dann wird das "Manko" nächstes Jahr auch behoben. :)
 
Das Einzige was ich natürlich noch ändern muss ist die Brille.
Schau aufm Flohmarkt oder in der Bucht nach ner Gasmaskenbrille 2.Weltkrieg (die kleine Variante). Da macht dir jeder Optiker für kleines Geld ein paar billige Gläser (glas unentspiegelt) rein. Die ist so klein und hat so nen dünnen Metallrahmen das die im Gesicht fast gar net auffällt. Da musst du net sparen...;) und die kannst du auch für die vorangegangenen Jahrhunderte nutzen. Was bei ner Spämi Brille ja wieder anders aussieht.... (aber auch egal ist).....
 
Naja...das Problem ist das ich die schon ausprobiert habe und sie nicht vertragen habe. Hab da etliche Modelle durch und egal ob "hart" oder "weich"...leider.. ;(
 
Jo, das kenn ich. Problem siind weniger die Linsen als die Flüssigkeit zum Reinigen bzw. Aufbewahren. Da sah ich jedes Mal aus, als hätt ich mit dem Erdal-Frosch gewürfelt und die Augen gewonnen :S Ich find das mit der Brille net so tragisch. Aber für solcher "Poser-Fotos" ;) nehm ich sie immer ab. Irgendwie versuat sie ja doch den Eindruck, leider...
 
Die mir bisher bekannten Brillen aus dem Mittelalter sind Lesebrillen, zumindest, was das 14te Jahrhundert angeht. Ob man dann eine Brille fürs "Weitsehen" mittelaterlich nachbauen lässt, die es eventuell so nicht gegeben hat, oder doch eine moderne, ganz unauffällige nutzt, ist vielleicht eine Überlegung wert. Aber wie schon gesagt, wie es für spätere Zeiten mit den Brilen aussah, müsstest Du noch mal recherchieren. Mein Mann und ich laufen währen der Veranstaltungen normaler Weise ohne Brille, allerdings haben wir auch keine extreme Fehlsichtigkeit und unsere Bekannten wissen, dass wir erst ab 5m Entfernung und auf Zuruf reagieren :D Ansonsten, ein schöne Ausrüstung, die Du Dir da zugelegt hast. LG Martina
 
Ja, das kann sich sehen lassen. Gefällt mir gut. Kritik und Anregungen: Auf den Bildern sieht man den Schamlatz nicht so recht und frontal klaffen Hose und Wams doch recht weit auseinander. Ich würde die Nesteln an den oberen Ecken des Schamlatzes so machen, dass man damit nicht nur durch die Hose sondern auch den Wams geht. Dann wäre vorne geschlossen und auch den Schamlatz etwas prominenter nach oben/vorne gerückt. Insgesammt ercheint mir das ganze für einen höher gestellten städtischen Beruf um 1460 noch recht "offen". Ich selbst hätte die Schecke wesentlich länger gemacht und das Wams höher geschlossen.
 
@Heidensohn: das ist natürlich eine gute Idee mit dem Schamlatz. Das stört mich ein wenig. Da kann ich im Winter noch ein paar Nestellöcher anbringen dann ist das auch geschlossen. :)
 
Und vergessen, mein Hemd hat oben noch Nestellöcher, es kann also verschlossen werden. Nur hatte ich vor lauter Freude meine Nestelschnur das vergessen. Das Wams kann ich bei Bedarf noch umändern :)
 
Im Rahmen der Verfilmung von Noah Gordons "Der Medicus" habe ich am 11.11 einen Interviewtermin mit unserer hiesigen Zeitung die über mich und meine Mitwirkung bei der Instrumentenleihe berichten wollen. :) Natürlich bekommt ihr dann den Link sobald der Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" erschienen ist. :)
 
Toll, Felscherer! Da bin ich mal gespannt! Und den "Medicus" guck ich mir auf jeden fall im Kino an, komme, was da wolle! Mir doch egal, ob "A" oder net :zunge
 

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