Darstellung einer Heilkundigen

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Genevieve

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Ich hoffe mein Thema passt auch hierrein. Ich wusste nicht wo es sonst passt. Ich habe ja dieses Jahr erst aktiv mit Living History angefangen und bisher auch erst 2 Lager mitgemacht. Ich hatte mir zu Beginn offen gelassen ob ich die Darstellung einer Heilkundigen anstrebe oder aber die Darstellung der Frau eines Handwerkers / Händlers (z.B. Schneider oder Tuchhändler). Nun bin ich mir aber ziemlich sicher, dass mir die Darstellung einer Heilkundigen besser gefallen würde. Das Thema an sich interessiert mich schon seit einer Weile, ich habe es jedoch immer vor mir hergeschoben mich intensiver damit auseinander zu setzen. Diesen Frühjar und Sommer will ich jedoch effektiv nutzen und habe auch schon etwas angefangen. Im Lager stelle ich mir das ganze so vor, dass ich mir ein kleines Weidenkörbchen und ein Kräutermesser besorge und schaue was ich dort finden kann. Auf beiden Märkten habe ich mich nämlich schon tierisch geärgert, weil da massig Spitzwegerich wuchs und ich den hier in meiner näheren Umgebung eher schlecht finde. Meine dort gesammelten Kräuter würde ich dann dort weiter verarbeiten, sprich einige ins Zelt oder unter die Lagerplane zum trocknen aufhängen oder einen Sud draus kochen. Und so lange ich mir beim Sammeln noch nicht 100%ig sicher bin habe ich ja noch die Möglichkeit mir entweder die entsoprechenden WIldplfanzen vorgezogen zu kaufen und im eigenen Garten anzupflanzen oder aber die bereits getrockneten Kräuter zu kaufen und daraus Tees herzustellen. Den interessierten Besuchern kann man dann doch erzählen welches Kraut wogegen hilft und was man da so rumhängen oder im Topf hat. Soweit meine Vorstellung ;) Und da kommt ihr ins Spiel? Wer stellt auch eine Heilkundige dar oder hat es mal getan? Woran sollte ich noch denken? Was habe ich vergessen / nicht bedacht? Welche Utensilien brauche ich? Zur Lagerung der Tees dachte ich an Tonbehälter mit Korken oder an Birkenbecher mit Deckel. Für Tinkturen ebenfalls Tonflaschen mit Korken, oder? Fragen über Fragen. Ich wäre für jeden Tipp dankbar. In 5 Wochen ist unser nächster Markt. Vielleicht kann ich da ja schon die ersten Kräuter sammeln / mitnehmen.
 
Den interessierten Besuchern kann man dann doch erzählen welches Kraut wogegen hilft und was man da so rumhängen oder im Topf hat.
Davon würde ich tunlichst die Finger lassen, sofern du nicht auf Ärger aus bist. Es sei denn, du verfügst über eine entsprechende Ausbildung als Arzt oder Heilpraktiker.
 
blöde frage, wie soll denn eine heilkundige aussehen, oder welchen Stand? Ja das Thema Heilpflanzen, was gibt es zu bedenken. Was mich immer noch davon abhält auf Lager einen "Sud aus Kräuter zu Kochen" was machst du dann mit den Sud? An Besucher verfüttern und riskieren dass dir da einer umkippt? Kräuter sind schön und gut, aber bedenke du bist weder Arzt noch Apotheker. Ich bin bisher bei den "einfachen" Wald uns Wiesen Kräuter geblieben Spitzwegrich, Giersch, Minze, Holunderblüten, Schafgarbe, Gundelkraut, Taubennessel... da kann man was erzählen wofür der FRÜHER genutzt wurde. Ich sage dann "früher hat man dieses Kraut für jenes Leiden genommen" Aber nicht sagen "hast du das, nimm jenes Kraut" Du weisst nicht welche Allergien oder unverträglichkeiten der einzelne hat. Ich wende meine "Gebräue" auch nur an mir selber an und vereinzelt bekommt mal ne Freundin was ab. Weil wenn ich umkippe is das mein Problem und zwar nur meins.... wenn ein Besucher umkippt, haben mehrere Leute ein Problem. Das ist ein interessantes Thema, weil ich mir auch noch sowas von unsicher bin...... was man machen kann und was man zeigt und was nicht. Bin gespannt auf die Beiträge
 
Tolle Idee! Etwas in der Art schwebt mir auch vor, da ich mich schon im "richtigen Leben" seit vielen Jahren mit Kräutern befasse. Inwieweit normale Frauen (also keine Nonnen) Heilkundige waren, kann ich allerdings nicht sagen - ich befürchte ja, dass das typische "Kräuterweiblein" aus den Mittelalterromanen weitgehend Klischee ist... Nonnen hatten, wenn sie die entsprechenden Aufgaben im Kloster wahrnahmen, oft großes Heil- und Kräuterwissen. Hebammen gab es auch - sogar städtisch geprüft und vereidigt. Auf dem Dorf wird es wohl auch eine Wehmutter gegeben haben; diese Frauen kümmerten sich nicht nur um Schwangere und Gebärende, sondern auch allgemein um Frauen- und Kinderkrankheiten. Die Frau des Baders und auch die Henkersfrau waren wie ihre Männer oft auch heilkundig, standen allerdings in keinem besonders guten Ansehen. Das wäre bei der Darstellung zu bedenken. Inwieweit die Landbevölkerung insgesamt Kräuterwissen hatte, also auch die Handwerker- oder Bauersfrau eine Heilerin sein konnte oder eher nur die eigene Familie versorgte oder sich gleich an Bader oder Hebamme wandte, kann ich nicht sagen. Was die Ausstattung zum Kräutersammeln und Verarbeiten angeht: Kräutermesser (Hippe) und ein Korb sind zum Sammeln ausreichend. Es spricht auch nichts dagegen, die Kräuter im Lager zu verarbeiten, wie du es vorschlägst. Tatsächlich kann man da den Besuchern schön was erzählen - da musst du aber einiges bedenken: - Du spielst eine Rolle! Das, was du den Leuten sagst, darf nur auf die Zeit bezogen sein, die du darstellst!!! Um nämlich über Wirksamkeit von Kräutern oder gar die Behandlung konkreter Beschwerden zu referieren, braucht man nicht selten eine Ausbildung! Konkret: Du darfst den Leuten erzählen: "Wenn bei uns im Dorf der böse Husten umgeht, bereite ich den Kranken einen Sud aus Spitzwegerich zu." Du darfst NICHT sagen: "Wenn Sie Husten haben, können Sie sich einen Spitzwegerich-Tee machen." Vergiss auch nicht, dass du deine Tees, Sude und was du sonst noch herstellst, zwar selber verwenden kannst, aber nicht den neugierigen Besuchern verabreichen darfst.
 
Interessant wäre erstmal wieder in welcher Zeit wir uns bewegen :schaem ich hab ein Buch welches heisst "heilerinnen im Mittelalter" Die Heilerinnen dort warne Hebammen und Schwestern und auch die Badersfrau ;) Erstmal die Zeit, dann kann ich ein wenig nachschlagen ;)
 
Ich stelle u. a. eine heilkundige Nonne des 12. Jahrhunderts dar und schließe mich Sr. Amalia an: Leg' Dich erstmal zeitlich fest und dann schau' was man zu dieser Zeit wirklich gemacht hat. Das ist im Zweifel etwas ganz anderes, als das, was in modernen Kräuterbüchern steht. Um es ganz klar zu sagen: Kräuterheilkunde und mittelalterliches Heilmethoden haben kaum Berührungspunkte. Natürlich verwenden die Mediziner im Mittelalter Kräuter, die ganze moderne Chemie steht ja noch nicht zur Verfügung. Für meine Darstellung greife ich auf die Schriften des 12. Jahrhunderts und der vorangegangen Jahrhunderte, teilweise auch auf antike Autoren zurück. Davon habe inzwischen einige Übersetzungen gelesen und auch mehrere Bücher dazu im Regal, u. a. die Trotula sowie die Causae et curae und die Physica der Hildegard v. Bingen. Insofern habe ich ganz gute Vergleichsmöglichkeiten mit den modernen Werken, von denen ich auch einige besitze. Die Unterschiede sind riesig. Tees und andere Gebräue sind in den mittelalterlichen Schriften eher die Ausnahme und auch die Heilwirkung von Kräutern wird ganz unterschiedlich eingeschätzt. Um mal ein Beispiel zu nennen: Das heute extrem geschätzte Johanniskraut beurteilt Hildegard v. Bingen so: "Das Johanniskraut ist kalt und taugt für das Vieh auf der Weide. Für die Medizin taugt es jedoch nicht viel, weil es ein verwildertes und vernachlässigtes Kräutlein ist" (zitiert nach: Hildegard v. Bingen, Heilkraft der Natur "Physica", Pattloch Verlag Augsburg 1993). Das ist alles, was Hildegard dazu zu sagen hat. In anderen Büchern wird es nicht einmal erwähnt. Die Liste lässt sich fortsetzen: Dost (Origanum) verdächtigt Hildegard Lepra auszulösen, weshalb man ihn nicht essen darf. Der giftige Rainfarn wird als Hustenmittel gepriesen und es wir geraten, ihn oft zu nehmen. Dafür darf man auf keinen Fall rohe Birnen essen, denn die sind ein fast tötliches Gift (das berichten gleich mehrere Quellen). Nun kann man natürlich spekulieren, ob die Bauern es nicht ganz anders gemacht haben. Aber da es dafür keinen Beweis gibt, kann man m. E. auch nicht hergehen und erzählen, so sei es gemacht worden. Man kann höchstens sagen, "Das und das wäre die Empfehlung moderner Kräuterbücher, wie es im Mittelalter gemacht wurde, weiß ich leider auch nicht." Für die Darstellung einer Heilkundigen wäre mir das zu dünn.
 
Ui, da habe ich wohl ein paar Dinge vergessen oder mich falsch ausgedrückt. Zeitlich festgelegt bin ich bereits, da unsere Gruppe eine Gruppe Reisender im Jahr 1230 darstellt. Diese Darstellung stand natürlich schon fest bevor ich in die Gruppe kam. Ich dachte eben, dass es doch als "geschichte" passt, dass sie eine Heilkundige auf ihren Reisen dabei haben. Die kann man doch immer mal gebrauchen ;) Dass ich den Besuchern nichts anbieten darf von meinem Gebräu ist mir bekannt und ich hatte es auch nicht vor. Ich dachte viel mehr daran, dass ich eben erzählen kann, um welche Kräuter es sich handelt und wofür man sie früher verwendet hat. Im Lager würde ich nur das herstellen, was ich selber auch gebrauchen kann. Schon seit ein paar Jahren habe ich diverse Kräuter und Teepflanzen im Garten, die ich eben auch selber trockne und den Tee natürlich auch trinke. Irgendwann habe ich dann eben angefangen mich auch für die wilden Kräuter zu interessieren. Da bin ich mir aber eben auch oft unsicher, weswegen ich mir ja bestimmte Pflanzen kaufen möchte und im Garten anpflanzen möchte. Da kann ich dann auf Nummer sicher gehen. Kräuter die leicht giftig sind, in geringen Mengen aber heilende Wirkungen haben, kommen bei mir nicht in den Topf. Was den Stand genau betrifft bin ich mir selber noch unsicher. Das hatten wir hier schonmal überlegt, ist aber schon eine Weile her. Mein "Problem" ist eigentlich, dass ich immer 2 von meinen Kindern mit zum lagern nehme, somit also als Frau alleine mit den Kindern unterwegs bin und dementsprechend auch von der Darstellung her alleine mit den Kindern reise, was ja sofern ein Mann da wäre recht unwahrscheinlich ist. Das ist aber nun wieder ein anderes Thema und ich denke da muss ich nochmal genau recherchieren, was zur damaligen Zeit realistisch gewesen wäre. Eine Wittwe, die man aus Nächstenliebe und ihres Wissens mitgenommen hat? Ich weis es nicht.
 
:eek:ff1 Ich habe das Thema mal hierher verlegt, weil bei Wurz & Kraut jeder Beitrag einzeln freigeschaltet werden muss. :)
 
:eek:ff1 Ich habe das Thema mal hierher verlegt, weil bei Wurz & Kraut jeder Beitrag einzeln freigeschaltet werden muss. :)
Vielen Dank. Als ich das Thema erstellte, wusste ich nicht, dass jeder Beitrag einzeln freigeschaltet werden muss. Im Laufe der Diskussion habe ich auch schon an euch armen Admins gedacht ;) Hier ist es wohl wirklich besser aufgehoben.
 
Da ich das Gefühl habe, dass das untergegangen ist, nochmal der Hinweis: Bevor Du Leuten erzählst, damals habe man das so und so gemacht, informiere Dich, ob das tatsächlich so ist. Im Zweifel ist die Heilkunde des Mittelalters etwas ganz anderes, als das, was in modernen Kräuterbüchern steht. Zu den Unterschieden verweise ich mal auf das, was ich schon im letzten Beitrag geschrieben hatte:
Die Unterschiede sind riesig. Tees und andere Gebräue sind in den mittelalterlichen Schriften eher die Ausnahme und auch die Heilwirkung von Kräutern wird ganz unterschiedlich eingeschätzt. Um mal ein Beispiel zu nennen: Das heute extrem geschätzte Johanniskraut beurteilt Hildegard v. Bingen so: "Das Johanniskraut ist kalt und taugt für das Vieh auf der Weide. Für die Medizin taugt es jedoch nicht viel, weil es ein verwildertes und vernachlässigtes Kräutlein ist" (zitiert nach: Hildegard v. Bingen, Heilkraft der Natur "Physica", Pattloch Verlag Augsburg 1993). Das ist alles, was Hildegard dazu zu sagen hat. In anderen Büchern wird es nicht einmal erwähnt. Die Liste lässt sich fortsetzen: Dost (Origanum) verdächtigt Hildegard Lepra auszulösen, weshalb man ihn nicht essen darf. Der giftige Rainfarn wird als Hustenmittel gepriesen und es wir geraten, ihn oft zu nehmen. Dafür darf man auf keinen Fall rohe Birnen essen, denn die sind ein fast tötliches Gift (das berichten gleich mehrere Quellen).
Ich will Dir beileibe nicht davon abraten, eine Heilkundige darzustellen. Gerade weil sich das so von der heutigen Phytotherapie unterscheidet und kann man wunderbar die Unterschiede zwischen "damals" und "heute" erklären. Außerdem ist das Gebiet sehr vielfältig und bietet einen Haufen Möglichkeiten der Umsetzung. Ansonsten: Es gibt keinen Grund, den Besuchern zu erzählen, dass Du allein mit den Kindern unterwegs bist. Niemand wird Dich danach fragen. Ich reise nun schon seit sieben Jahren alleine mit meinen Söhnen (7 und 9) und hatte mir als Ausrede immer zurecht gelegt: "Der ist gerade auf Botengang." Gebraucht habe ich diese Ausrede nie. Allenfalls habe ich komische Blicke geerntet, wenn ich gerade als Nonne unterwegs war und eins der beiden unter lautem "Mama, Mama" rufen angerannt kam und sich an mein Bein geklebt hat. Von daher ... 8)
 
Oh nein, das ist tatsächlich nicht untergegangen. Mir ist bewusst, dass es damals was ganz anderes war als jetzt und mir ist ebenfalls bewusst, dass ich noch seeeehr viel zu lernen habe. Natürlich kann ich den Besuchern dann auch nur das erzählen was ich weis ;) Ich will mich da auch gar nicht aufdrängen, mir geht es ja eher darum mir etwas zurecht zu legen falls man jemand fragt. Zum Beispiel: Besucher: Was kochen sie denn da? Ich: Das ist ein Sud aus x und y, aus dem eine Tinktur hergestellt wird, die man früher für dies und jenes verwendet hat. Und ich würde mir eben den ein oder anderen Büschel Kräuter zum trocknen hinhängen. Sollte dann mal jemand fragen was das ist und wozu das da hängt, könnte man eben die Kräuter benennen und sagen wozu sie früher genutzt wurden. Die Kräuter, die ich bis jetzt sicher sammeln und verwenden kann, kann man sowieso an 2 Händen abzählen. Die ganze Darstellung ist ja bis jetzt auch nur eine Überlegung. Ob sich das umsetzten lässt mit meinem geringen Wissen oder ob es mir dann letzendlich überhaupt zusagt werde ich dann sehen. Mich interessieren viele Dinge. So könnte ich mir auch vorstellen, im Lager zu Färben oder Brettchen zu weben. Ich bin ja noch ganz am Anfang, da darf man noch etwas rumprobieren ;)
 
M. E. gehst Du trotzdem falsch an die Sache ran, weil Du davon ausgehst, die Kräuter verwenden zu können, die Du bereits kennst und sie in der Art verwenden zu können, die Du jetzt schon kennst, wenn Du schreibst:
Ich will mich da auch gar nicht aufdrängen, mir geht es ja eher darum mir etwas zurecht zu legen falls man jemand fragt. Zum Beispiel: Besucher: Was kochen sie denn da? Ich: Das ist ein Sud aus x und y, aus dem eine Tinktur hergestellt wird, die man früher für dies und jenes verwendet hat. [...] Die Kräuter, die ich bis jetzt sicher sammeln und verwenden kann, kann man sowieso an 2 Händen abzählen.
Wenn Du etwas über Heilmethoden des Mittelalters erzählen willst, musst Du noch mal neu anfangen. Besorg Dir eine gute Übersetzung von mindestens einer medizinischen Handschrift aus Deiner Zeit. Eine Übersetzung deshalb, weil die Originale sehr schwer lesbar sind, wie Du z. B. hier siehst (dabei ist das Deutsch): http://books.google.de/books?id=F44AAAAAYAAJ&pg=PA110&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false (Quelle: Google-Books). Einen Auszug aus den Causae et Curae der Hildegard v. Bingen findest Du auch beim Projekt Gutenberg. Allerdings ist der Text sehr stark gekürzt. Nach den dort aufgeführten Rezepten kannst Du dann Deine Mittelchen mischen und den Leuten erklären, dass man das früher so gemacht habe. Aber schon weil heute der Irrglauben herrscht, Kräuter seien per se harmlos und irgendwie "sanft", bietet es sich an, dazu zu sagen, dass diese Art der Therapie nicht unbedingt nachahmenswert ist und selbst die heutige Kräutermedizin ganz anders verfährt. Jedenfalls, wenn es um sowas geht, wie die innerliche Anwendung von Buchsbaumsaft. Wohingegen zerquetschte Zwiebeln gegen Haarausfall eher in die Kategorie "ein bisschen eklig, aber harmlos" fallen.
 
Ok, dann werde ich mich da nochmal ran setzen und büffeln. Von Hildegard von Bingen habe ich einiges gelesen. Allerdings keine übersetzten Originale sondern nur Auszüge, die ich im www gefunden habe oder neue Bücher mit Auszügen und Erklärungen. Außerdem ein Buch mit dem Titel "Heilerinnen im Mittelalter - Das verlorene Wissen der Frauen". Ich hab mich übrigens mit der häutigen Naturheilkunde nicht mehr auseinander gesetzt als mit der mittelalterlichen. Aber du hast recht. Es wäre falsch, etwas herzustellen oder von etwas zu erzählen, dass man in der heutigen Zeit nutzt, aber damals unbekannt war.
 
Die vielen fachlichen Einwände sind sicher richtig, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Besucher auf Märkten nicht besonders anspruchsvoll sind in dem, was sie wissen möchten. Zum Teil fragen die ja, ob wir das auch wirklich essen, was wir da kochen. Wenn du also zu ein paar wenigen Kräutern genügend weißt und alles ein bisschen hübsch herrichtest, ist das für deine erste Marktsaison doch schon ausreichend, solange man nicht so tut, als wisse man mehr, als es tatsächlich der Fall ist. Und wir spielen ja auch nicht Theater auf dem Markt, sondern wir reden doch als Menschen von heurte mit den Besuchern. Da kann man ja auch erzählen, dass man noch am Anfang ist.
 
Ja, ich stimme Dir zu, dass das Wissen der meisten Marktbesucher gering ist. Das ist bei Museen übrigens nicht so viel anders. Aber gerade wenn man das weiß, trägt man m. E. eine besondere Verantwortung, weil sich sonst bei den Besuchern ein vollkommen falscher Eindruck festsetzt. Viele kommen schließlich mit der Vorstellung, dass das, was sie auf dem Markt sehen, mittelalterliche Realität wiederspiegelt. Nur irgendwelche Kräutlein aufhängen und auf Nachfrage sagen, dass die da halt zum Trocknen hängen, weil man eine Kräuterfrau/Heilkundige ist man mit der Darstellung aber noch ganz am Anfang steht und gar nicht so recht weiß, was eine Heilkundige eigentlich damit angefangen hätte, ist m. E. auch keine Lösung. Dann entsteht nämlich der Eindruck, dass da jemand einfach drauflos agiert. Da ist es aus meiner Sicht besser, erstmal die Magd/Zofe/Frau von wem auch immer zu sein und zu helfen, wo Hände gebraucht werden, bis man sich das Wissen zusammengelesen hat, um eine Rolle überzeugend darzustellen und auf Nachfragen etwas brauchbares erzählen zu können. Übrigens finde ich Theater, bzw. das Vorführen im voraus abgesprochener Szenen, eine großartige Möglichkeit der Wissensvermittlung, weil man auf diese Weise Dinge thematisieren kann, auf die ein Besucher von sich aus gar nicht käme ohne belehrend oder gar dozierend zu wirken.
 
Ist es aber nicht auch so, dass viele Frauen des einfachen Standes ein geringes Wissen über Heilpflanzen hatten? Zumindest wussten sie welche man essen kann und welche man lieber nicht essen sollte und es wurde auch viel damit gewürzt. Ich kann jetzt leider keine Quellen nennen, da ich mir die Links nicht gespeichert habe bzw. die Bücher / zeitschrften gerade nicht zur Hand habe, aber ich meine da noch was im Hinterkopf zu haben, dass gerade die Bauern oft das gegessen haben, was wild in der Natur wuchs und dass viele Frauen für die einfachsten Wehwehchen wie Husten oder Magenschmerzen wussten welches Kraut man einnehmen sollte. Das werde ich dann nochmal genau nachlesen.
 
Ja-in. Ja, weil es im Mittelalter immer mal wieder Hungersnöte gab, in denen den Menschen schlicht nichts anderes blieb, als irgendwelche Wildkräuter zu essen, weil nichts anderes mehr da war. Nein, weil ein Bauer vor allem von dem lebte, was er selber angebaut hat. Das mag einseitig gewesen sein, reichte (außerhalb von Hungersnöten) aus, um die Familie zu ernähren. Und so etwas wie Haus- bzw. Bauerngärten für Würz- und Heilkräuter kannte man auch damals schon. So etwas selber zu ziehen ist deutlich effektiver, als in der Hoffnung irgendwo vielleicht ein Pflänzchen zu finden, durch die Gegend zu streifen. Auch aus der Archäobotanik ergibt sich nichts anderes, wenn Du z. B. mal hier: http://www.nnu.dk/makro/10_Karg.pdf (Quelle: Nationalmuseets Naturvidenskabelige Undersøgelser) oder hier: http://www.baselland.ch/ge_20-htm.281947.0.html (Quelle: Kanton Basel-Landschaft) schaust. Die Behauptungen, Bauern sei es so furchtbar schlecht gegangen, dass sie Gras essen mussten bzw. die Bauersfrauen/Kräuterweiblein/Hebammen hätten ein geheimes Wissen besessen, mehr oder wenigstens andere Heilmethoden gekannt, als die aufgezeichneten, ist nicht neu. Das ist nicht nur ein beliebter Topos in historischen Romanen (Die Totenleserin, Die Päpstin, Die Hebamme ... um nur einige zu nennen), sondern ist auch einer der Szenemythen, der immer mal wieder in Magazinen auftaucht. Dabei ist das Problem hier wirklich, dass keiner von uns dabei war. Natürlich ist es möglich, dass von einigen Bauersfrauen, Hebammen, weisen Weiblein, Kräuterelsen etc. andere Heilmethoden praktiziert wurden, als das, was aufgeschrieben wurde. Nur - woher weiß man das, wenn es nirgends dokumentiert ist? Und wie will man wissen, dass es ausgerechnet so war, wie es heute in den Kräuterbüchern steht? Mir zumindest erscheint das unlogisch, weil sich alles verändert hat: die Gesellschaft, die Mode, die Medizin, die Art zu kochen und das Essen, unser Wissen über die Welt und uns selber, sogar der Glaube und der Ritus der katholischen Kirche. Aber ausgerechnet das nie dokumentierte Wissen einer unterpriviligierten Gruppe soll sich über 800 Jahre unverändert erhalten haben, bis man Mitte des 20. Jahrhunderts die Phytotherapie entdeckte und begann, es aufzuschreiben? Wenn Du darauf ohne die Spur eines Zweifels antworten kannst: "Klar haben die das damals so gemacht, eine andere Möglichkeit gibt es nicht", dann kannst Du auch hergehen und Besuchern erzählen, dass die das damals so gemacht haben. Aber wenn du dir nur ein kleines bisschen unsicher bist, solltest Du dich lieber an die schon im Mittelater dokumentierten Methoden halten.
 
Im Gegensatz zur Heilkunde aus den Kloestern wurde das, was später dann Volksheilkunde genannt wurde, nicht aufgeschrieben, sondern nur muendlich weitergegeben - von Mutter zu Tochter und von der Hebamme zum Lehrmädchen. Deshalb gibt es heute kaum Aufzeichnungen von Rezepturen aus dem einfachen Volk. Bekannt ist allerdings, dass die Heilkunde stark mit dem Aberglauben verbunden war. Selbst Hildegard von Bingen benennt ein paar Mittel gegen Dämonen usw. Viele dieser Kräuter wurden daher auch gar nicht eingenommen, sondern im Raum eines Kranken aufgehängt, unter seine Matratze gelegt oder unter dem Hemd nah am Herzen getragen. Und wie Eilika schon sagte, viele Heilpflanzen wurden im Laufe der Jahrhunderte absolut unterschiedlich bewertet und viele der damals gern genutzten Pflanzen gelten heute zumindest als bedenklich, wenn nicht sogar als giftig. Wenn du aber ein Kraut gefunden hast, welches in deine Zeit passt und du auch verwenden willst, so sind belegte Methoden, die man auch gut darstellen kann: bei innerlicher Verwendung: - In Wein kochen und z.B. als Würzwein verwenden bei äusserlicher Verwendung: - Umschläge (mit frisch zerstampften Kräutern oder aus Abkochung getrockneter Kräuter) Viele Leute sind schon begeistert, wenn man ihnen erklärt, wie z.B. eine Wadenwickel angelegt wird und deine Kinder lassen sich an warmen Sommertagen sicherlich gern eine kalte Wickel anlegen
ill.gif
 
Das Problem bei mündlich tradiertem ist, Du weißt nie, von wann die Überlieferung ist. Es gibt nämlich auch in der "Volksheilkunde" sowas wie "empirische Forschung", "Scharlatanerie" etc. Sonst wüßte man z.B. nicht über die Wirkung von Kartoffel oder Tomate bei Sonnenbrand und ähnliches.
 

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