Darstellung einer Heilkundigen

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Bekannt ist allerdings, dass die Heilkunde stark mit dem Aberglauben verbunden war. Selbst Hildegard von Bingen benennt ein paar Mittel gegen Dämonen usw. Viele dieser Kräuter wurden daher auch gar nicht eingenommen, sondern im Raum eines Kranken aufgehängt, unter seine Matratze gelegt oder unter dem Hemd nah am Herzen getragen.
Glaube und Aberglaube ist übrigens ein wichtiger Bestandteil der sog. Signaturenlehre . Diese besagt, vereinfacht ausgedrückt, daß Pflanzen oder andere natürlich Objekte bestimmte Kennzeichen tragen, welche die verraten, welche Krankheiten sie heilen können. Zum Thema Glauben/Aberglauben gibt es auch ein Standardwerk: "Amulett-Magie-Talisman" von L.Hansmann & L.Kriss-Rettenbeck, Nikol Verlag Hamburg 1999
 
Ich würde bei der Darstellung einer Heilkundigen die Hildegard-Medizin außen vor lassen. Hildegard von Bingen ist zu ihren Lebzeiten, aber auch später noch, so gut wie nie als Ärztin und Heilerin wahrgenommen worden, sondern stets als charismatische spirituelle Führerin. Sie hat - und das ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern aus zahlreichen Rezensionen ihrer Werke zu entnehmen - ein völlig neues medizinisches System geschaffen, das nur ansatzweise Ähnlichkeit mit der Säfte- und Temperamentenlehre der griechisch-römischen Ärzte aufweist, ansonsten aber sehr eigen ist. Hier werden, wie Eilika ganz richtig schreibt, Heilkräuter völlig anders angewendet und auch zubereitet, als wir es heute tun. Andere Kräuter- und Arzneimittelbücher, wie das von Dioskurides oder das Kräuterbuch von Baldwin lassen uns viele alte Bekannte an Heilkräutern entdecken, die damals wie heute Verwendung fanden. Dass die Verwendung von Kräutern, die damals wie heute Verwendung fanden und finden, ziemlich ähnlich ist, zeigen auch Kräuterbücher aus der frühen Neuzeit, die meist allesamt Kompilationen früherer Kräuterbücher aus dem Mittelalter sind. Allerdings darf man nicht vergessen - und da liegt Eilika wieder völlig richtig - dass damals auch Kräuter Verwendung fanden, die heute aufgrund von Giftigkeit oder zu geringer Wirkung obsolet geworden sind bzw. manche Kräuter, wie zB der Rote Fingerhut, in ihrer Heilwirkung nicht erkannt waren.
 
Nun, die griechisch römische "Heilkunst" und die " Volksheilkunst" unterscheiden sich ja auch.... Und zwar teilweise ganz gewaltig, was die "Hygiene" angeht. Kein Schmied wäre auf den dämlichen Gedanken gekommen, ein Pferdehaar einzunähen, um die Wunde zwecks besserer Heilung zum Eitern zu bringen. Im Gegenteil, so hab ichs gelernt, eine Wunde muß bluten, dann wird das Blut um die Wunde großflächig verteilt und die Wundränder zusammengebracht, mit einem "reinen Leinenfaden". Fängt das an zu suppen, kommen die Fäden raus, eventuell nachnähen vorher und das ganze wird mir Schmierseife und einem "reinen Leinenlappen" ausgewaschen. Leinen war früher Kochwäsche, also die ganze Behandlung war schon auf "Sterilität" aus. Messer zum Schneiden, bei sich bildenden Fisteln , mußten vorher durchs Feuer und es wurde "ins Blut " geschnitten.... Ist jetzt nicht gerade die Lehre moderner oder mittelalterlicher Ärzte, aber funktzioniert. Kuhmist gehört jetzt nicht zum Behandlungsprogramm, aber der Harn des Verletzten, bei großflächigen Wunden wie z.B. älteren Brandwunden. Schürfwunden werden mit Schmierseife ausgewaschen .... Alles in allem was für Schmerzresistente .. Und "damit der Eiter rauskommt", wenn sich doch was entzündet hat, heiße Umschläge , also aus dem kochenden Wasser, so das man gerade noch anfassen kann , drauf ... Und dann "von unten" heilen lassen ... Was bin ich froh, das es modern gebildete Chirurgen gibt, denn schmerzstillende Mittel gehören nicht ins Programm .... Und nein, Alkohol zur Betäubung ist der Wundheilung nicht förderlich, also , gibts nix , höchstens für den Behandler ... Es gibt da noch mehr solche Rezepte, die mit der griechisch -römischen Tradition aber so garnichts zu tun haben, nie aufgeschrieben wurden, z.T. in der Neuzeit noch angewendet, sowohl in der Human als auch Tiermedizin (Kühe/Pferde) Und manches davon findet man auch nicht bei Hildegard
 
Nä,Nä Wilfried ! Do verzällst hä jo wigger su ne haneböchene Dress dat sech mer do all ming Hoor strüwe donn... :no Isch jläuw et eenfach nisch...! :kopfhau
 
Ob Du das glaubst, interessiert eigentlich in diesem Fall keinen, und wissen kann das eine Stadtpflanze und Bücherwurm auch nicht ... Und fragst Du einen ausgebildeten Kollegen, wird er Dir ausweichende oder ablehnende Antworten geben ... Meines Wissens wird das angesichts der heutigen Möglichkeiten auch kaum noch gelehrt, was ich nicht unbedingt als schlecht empfinde. Heutzutage kann sich auch der "Metaller" getrost in die Hände der Mediziner begeben. Man muß da heute kaum noch Angst vor haben. Gut , Fädenziehen tut beim Arzt ein wenig weh, aber das kann man aushalten ;-), auch eine Augendruckmessung beim Augenarzt, so man sich einen Kalten Span eingefangen hat, sollte man vermeiden, bevor der alles rausgeholt hat.... Die haben echt bessere Mittel als die bekannten Kräuter, die meisten verursachen nämlich eventuell im Alter Hautkrebs.
 
Vielleicht noch eine persönliche Anmerkung zu diesem Thread: Angewandte Medizin betreibt man definitiv nicht als Hobby! ;( Betonung liegt hier v.a. auf " angewandte" ! Wer diese Art von Medizin ernsthaft ausüben möchte möchte, der möge sich, je nach Zugangsvorausetzungen, um eine annerkannte Ausbildung dazu bemühen...Und hier liegt die Betonung auf "anerkannte"... ...ja, und ich kenne mich schon ein wenig mit Medizin aus, denn ich habe einen "Erste Hilfe Kurs" und lese regelmäßig die Apotheken-Umschau...! :D
 
Jetzt kommt ihr aber weit vom Thema ab. Ärzte sind ja mal ein ganz anderes Kaliber als "ein bisschen Kräuterheilkunde". (Wilfried, ich fürchte, da wirst Du verlieren. Dein Gegner versteht mehr von approbierter Medizin, als Du denkst. :D )
 
@Morgan Das Hildegard eine vollkommen eigene Medizin geschaffen hat, kann ich aus den Werken nicht erkennen. Es gibt ganz deutliche Querverbindungen zu anderen Werken des 12. Jahrhunderts, z. B. dem Regimen Sanitatis Salernitanum oder dem Macer floridus des Odo Magdunensis. In der neueren Forschung wird daher gemutmaßt, dass Hildegard v. Bingen diese Schriften gekannt und teilweise für ihre eigenen Werke abgeschrieben hat (z. B. Konrad Goehl, Mittelalterliche Gesundheitsregeln aus Salerno, Deutscher-Wissenschafts-Verlag 2009 S. 3). Aixlibris Einwand kann ich aber nur unterstützen: Egal ob man das Ganze nach modernen oder alten Kräuterbüchern betreibt, darf man beim Publikum auf keinen Fall den Eindruck erzeugen, dass die Mittel bei ihren Problemen helfen würden. Sich den Kopf dick mit Fett und Getreideasche einzureiben, um das Haarwachstum anzuregen (empfohlen von Hildegard und der Trotula) ist zwar allenfalls sozial unverträglich (vor allem, weil man die Haare danach selten waschen soll), aber Kerbel mit Honig gegen Krebs zu empfehlen (um mal ein Beispiel aus dem Regimen zu nennen), wäre schon mehr als fahrlässig. In unserem Programmpunkt Klostermedizin weisen wir daher auch immer wieder darauf hin, dass Pflanzen nicht per se harmlos sind, welche Nebenwirkungen die verordneten Mittel im Ernstfall hätten (meine Tante ist Apothekerin, was ganz hilfreich bei der Recherche ist), und dass man es deshalb auf jeden Fall unterlassen sollte, die Wirksamkeit im Selbstversuch zu testen.
 
Ich würde ja mal liebend gerne einen Thread aufmachen, der die kuriosesten "Rezepte" zum Thema hat. Ich habe da im Laufe der Zeit einige wirklich haarsträubende Sachen gelesen und gesammelt. Nur,...die Problematik liegt nun klar auf der Hand: etwas derartiges zu veröffentlichen ist zwar für die einen interessant und kurios zu lesen, aber für andere jedoch brandgefährlich... ;( Gerade das "Regimen Sanitatis Salernitanum" v.a. in der Fassung des "De conservanda bona valetudine" wäre da eine hervoragende Quelle... ;)
 
Ob mein "Gegner" approbierter Mediziner ist oder nicht, ist mir herzlich, denn ich komme weder nach Schweden noch nach Köln .. Und wenn der nicht nach der 4 Säfte Lehre oder sonstigem Aberglauben nach Galen oder Sauerbruch behandelt, habe ich auch nix dagegen... Nur wenn der mit seinen Dreckpfoten voll Blut auf die "reinen Tücher" packt oder ähnliches , gibts den Hammer ins Kreuz. Oder anfängt, Aluminiumsalzhaltige Heilsalben zu verwenden, die hautgängig sind und die Salze wasserlöslich , sowas macht er ja gerne, der Mediziner von heute... Jedenfalls gab es und gibt es Unterschiede zwischen der akademischen und der Volksmedizin. Hildegard und andere heilten mit "empirisch ermittelten" Methoden, die Ärzte nach Überlegung/Buchwissen.Es sind eben 2 unterschiedliche Ansätze. Der Kranke überlebt dank Hildegards Medizin, oder trotz ärztlicher Hilfe ;-). Heute ist das nicht mehr so, da überlebt der Kranke oft auch dank Hildegards Medizin, die der Arzt und der Apotheker geschickt und definiert einsezten. Standardtisierter Mariendistelextrakt bei Lebervergiftung/Erkrankung nur als Beispiel. Und die Mariendistel erinnert in nichts an eine Leber. Zum Thema gleiches mit ähnlichem behandeln
 
Wilfried, mein Tip: Leeve Jong, loß et mal lever blieve !... Wie ming ahle moder su emmer jesaat hät... ! ...das ist hier einfach nicht Deine Liga ! :D Oder um es mal anders auszudrücken: "Si tacuisses, philosophus mansisses" (Wenn du geschwiegen hättest, so wärest du ein Pilosoph geblieben...)oder aber auch :"Quamvis sint sub aqua, sub aqua maledicere temptant“ (..obwohl unter Wasser, versuchen sie doch weiter zu schmähen...) ! 8) Geh also lieber wo anders rumtrollen... :whistling:...denn langsam werden deine Beiträge, aus medizinischer Sicht, gefährlich und das kann ich nicht tolerieren bzw. da darf ich dann auch nicht mehr schweigen... ! Claro ? :Tro :back
 
Kuriose Rezepte - da gäbe es einiges. Ich meine Geierschnabel gegen Läuse unter der Haut (gemeint ist wohl Krätze) zu erinnern. Und Einhornhufe gegen Vergiftung. Wobei die tatsächlich wirken dürften, wenn man sie unter den Kelch legt ... :D
 
...Interessant fand ich im "Regimen Sanitatis" immer die Anwendung von "Mumia", also einem Extrakt aus pulverisierten Mumien... :D
 
Auf jeden fall sollte man auch die "Erkenntnisse" der Volksmedizin heute nur in Absprache mit entsprechend gebildeten Ärzten und unter Beobachtung anwenden, und höllisch aufpassen. Und auch nur, wenn denen nichts besseres einfällt. Es gibt da hochwirksame Möglichkeiten, aber die sind auch entsprechend gefährlich. Aber die sind auch bei Ärzten mit naturheilkundlicher Ausbildung mittlerweile bekannt. Und dann auch bitte die Ernährungsempfehlungen beachten. Ich könnte heute wahrscheinlich nicht mehr schreiben und laufen, wenn meine beiden Ärzte nicht "mitgespielt " hätten. (Und ich damals in der Vorlesung nicht aufgepasst hätte und meine Meister diese Art der Behandlung nicht erwähnt hätten in der Unterhaltung über alte Kollegen)
 
Galileo Galilei hat zwar 1630 sein bahnbrechendes Werk in Form eines Dialoges geschrieben, ein klassisches Stilmittel der damaligen Zeit, aber ich befürchte ein Dialog wird hier nicht nur den Rahmen sprengen sondern ist hier auch absolut fehl am Platze, zumal Du bei dieser Diskussion definitiv den Kürzeren ziehen wirst... ! Der Thread lautet: "Darstellung einer Heilkundigen" und nichts anderes ! Wenn Du also über Deine Erfahrungen mit der herkömmlichen oder der alternativen Medizin oder was auch immer plaudern möchtest dann wende Dich doch einfach an Deinen Arzt, Apotheker oder, von mir aus auch, Schamanen,. ..nur: bitte nerv hier nicht ! Aber wie schon gesagt: ich halte deine Aussagen bzgl. medizinische Dinge für brandgefährlich... :no
 
In meiner Ausgabe des Regimen ist Mumia nicht enthalten. Aber verordnet wurde es bis in die Neuzeit. In der Apotheke des Seligenstädter Klosters kann man z. B. Dosen mit der Aufschrift "Mumia" finden. Dafür enthält meine Regimen-Ausgabe solche Weisheiten, wie "unica nox prodest, nocet altera, tertia mors est" (frei übersetzt: Eine Nuss nützt, es schadet die zweite, die dritte ist der Tod").
 
Ich muß mal die Stelle mit "Mumia" aus "de conservanda" heraussuchen. Ist allerdings auf Latein und muß ich erst einmal übersetzen. ;) Ein weiteres Heilmittel ist übrigens "Asphaltum", welches ja bis in die heutige Medizin als "teerhaltiges Produkt" durchaus noch überlebt hat. ^^ ...auch wenn man die Anwendung aus heutiger Sicht noch mal gründlich überdenken sollte...
 
Zur Klarsstellung: Ich bitte , meine Beiträge als Warnung vor "volksheilkundigen" Empfehlungen von Laien zu verstehen !!!!! Auch auf VAs sollte man genau beachten, das Berichte über Kräuteranwendungen Nachahmer finden könnten, DAS ist für den Anwender nämlich nicht ungefährlich, sofern es sich um die hochwirksamen Anwendungen handelt !!! ... Das bitte ich nur bei der Darstellung einer Heilkundigen zu berücksichtigen. Der Rest waren Beispiele für Schulmedizin vs Heilkundige (Naturheilkunde früher)
 
Welche Nuss ist gemeint, Eilika? Wenn sich die Angabe auf die Muskatnuss bezieht, kommt das ungefähr hin (obwohl eine Muskatnuss "auf ex" auch schon stramm ist).
 

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