Darstellung einer Heilkundigen

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Also Hausfrau und Heilkundige sind schon mal was anderes. Natürlich versuchte man, die Speisen bekömmlicher zu machen. Das ist das, was ich beim "Temperieren" beschrieben habe: Die Kunst bestand darin, die richtigen Zutaten zusammen zu bringen, um eine ausgewogene Speise (im Sinne der Säftelehre) zu komponieren, die dann auch noch schmecken sollte. Aber in dieser Diskussion geht es um die Darstellung einer Heilkundigen. Und genauso wenig, wie es für die Darstellung eines Musikers reicht, sich ein Instrument umzuhängen, kann man eine Heilkundige darstellen, ohne etwas über Medizin zu wissen. Und da wir das im Unterforum historisches Mittelalter diskutieren, reicht es auch nicht, sich mit den heute verwendeten Heil- und Würzkräutern auszukennen. Für eine historische Darstellung muss man nun mal auf historische Quellen zurückgreifen. Und wenn die nicht genügend hergeben, kann man in dem Punkt halt nichts erzählen. Das gilt für das Heilwissen der "einfachen Frauen" genauso wie für ganz viele andere Fragen. Es doch zu tun und die Lücken wohlmöglich noch mit Spekulationen zu füllen wäre genauso Publikumsverar****, wie auf der E-Gitarre "Smoke on the water" zu spielen und zu behaupten, das hätte irgendwas mit Mittelalter zu tun.* Wie gesagt: Das gilt für historische Darstellungen. Auf einer LARP-Con sieht das Ganze vollkommen anders aus. *[ot]Der Titel entstand nachweislich 1971 nach einem Brand in Montreux[/ot]
 
Hallo erst einmal. Ich bin neu hier und ich hoffe, dass ich euch vielleicht weiterhelfen kann. Es ist nicht einfach eine Heilerin darzustellen. Wie bereits erwähnt, gab es Heilerinnen in Form von Hebammen, Badersfrauen und "Weise Frauen" aus dem Bürgerlichen oder Schwestern und Nonnen aus den Klöstern. Dabei unterscheiden sich noch einmal die Volksmedizin und die Klostermedizin. Letzteres wurde aufgrund des Skriptoriums eines Klosters für die Nachwelt deutlich besser hinterlassen, als die Volksmedizin, welche nur aus Überlieferungen stammt. Wenn man nun auf Märkten unterwegs ist, können eine Menge unangenehme Fragen auftauchen. Denn auch wenn die Pflanzenheilkunde in unserer heutigen Gesellschaft als "sanfte" und nicht als "richtige" Medizin gesehen wird (ich bekomme immer einen Agress), so kann man doch sehr viel Schaden damit anrichten, wenn man sich nicht auskennt. Ich selber bin Kinderkrankenschwester und habe, weil ich mich in diesem Bereich besser auskennen und dies auch auf Märkten und Lagern darstellen wollte, eine Ausbildung in der Phytotherapie (Heilpflanzenkunde) gemacht. Das ganze ist sehr kompliziert und mann muss wirklich immer wieder in der Materie bleiben. Ich versuche auch gerade ein bisschen was auf den Märkten zu zeigen. Dürfte theoretisch sogar meine Cremes und Tinkturen verkaufen, aber da gibt es schon wieder eine Menge Einschränkungen, die einem (gerade hier in Deutschland) auferlegt werden. Beispielsweise darf man keine selbstgepflückten Pflanzen verarbeiten und verkaufen. Wenn man es für sich selber oder für Freunde als Geschenk macht, ist es etwas anderes. Von daher bin ich mir sehr unsicher, ob ich -trotz dieser Ausbildung- wirklich eine Heilerin darstellen soll.
 
Ich unterstütze das Meiste von dem, was Du sagst. Aber wenn Du sagst, die Volksmedizin sei nur mündlich überliefert - wie stellst Du dann sicher, dass das, was Du auf einem Markt erzählst den Stand des Wissens damals entspricht? Gerade bei mündlichen Überlieferungen geht schließlich sehr schnell sehr viel verloren und gleichzeitig ist die mündliche Übertragung viel anfälliger für Moden und Missverständnisse.
 
Deswegen stelle ich eine Ordensschwester dar und zeige Dinge aus der Klostermedizin, die mir in der Ausbildung vermittelt wurden. Ich verweise nur auf die Volksmedizin und beziehe mich auf Annahmen nicht auf Tatsachen, weil es eben TATSÄCHLICH nicht belegt ist.
 
Hallo Anna, da hast du ja schon super Grundlagen! Was das Verkaufen angeht: Du musst ja das, was du auf dem Markt zeigst, nicht verkaufen! Vermutlich würden sich heutzutage auch nur ganz hartgesottene eine Salbe mit Schweineschmalz als Grundlage auf die Haut schmieren ;) Und soviel Rosmarinwein, Schlehenmus oder Thymianhonig kannst du vermutlich schwer auf einem Markt herstellen, dass du genug hättest, es zu verkaufen. Warum also nicht - wenn du etwas verkaufen möchtest - nach heutigem Standard einwandfrei daheim hergestellte Produkte auf dem Markt verkaufen und an ausgewählten Beispielen die traditionelle Herstellungsweise zeigen?
 
Hallo Anna, da hast du ja schon super Grundlagen! Vermutlich würden sich heutzutage auch nur ganz hartgesottene eine Salbe mit Schweineschmalz als Grundlage auf die Haut schmieren ;)
Schweineschmalz finde ich jetzt gar nicht so exotisch. Das hat sogar meine Oma noch benutzt. Aber wer glaubt schon, dass Hühnerfett ein unglaublich angenehmes Gefühl auf der Haut erzeugt. :thumbsup:
 
Schweineschmalz kommt in die Küche zum Poffertje machen. Aber Ehrlich: wenn du etwas verkaufen möchtest oder musst, tu dir selbst den Gefallen und verkaufe keine Dinge, die unter die Schlagworte Arzenei, Medizin, Heilmittel oder ähnliches fallen - du kannst dir damit nur Ärger einhandeln. Selbstgemachte Marmeladen und andere Lebensmittel sehe ich grenzwertig, aber manches davon könnte den Vorgaben entsprechen und damit verkauft werden dürfen. Duftstoffe/Riechextrakte dagegen sollten eher wenig das Problem sein.
 
Ich stelle meine Cremes (man darf den Begriff "Salbe" ja nicht verwenden) auf Basis von Bienenwachs und Mandelöl her. Ich musste eine Prüfung bei der IHK ablege. Und darf es somit auch verkaufen. Das Hauptproblem ist aber die Pharmaindustrie. Diese sieht die Phytotherapie mittlerweile als Riesen Konkurrenz und tut quasi alles, um dem "alten Wissen" den Garaus zu machen. Dabei hantieren sie selbst mit pflanzlichen Arzneimitteln. Vielmehr mit dem Extrakt einer Pflanze. Aber leider wirken viele Inhaltsstoffe nur in und mit der ganzen Pflanze... Aber das ist glaube ich ein bisschen zu weit ausgeholt und gehört nicht hier her.
 
Aber leider wirken viele Inhaltsstoffe nur in und mit der ganzen Pflanze
Das stimmt so nicht. Dass eine Pflanze bei verschiedenen Indikationen helfen kann, hängt mit den verschiedenen Inhaltsstoffen zusammen. Wenn die Inhaltsstoffe jedoch nur in ihrer Gesamtheit wirken können, wie kommt es dann, dass Acetylsalicylsäure als Medikament sehr gut allein wirkt? Um nur eines von vielen Beispielen zu nennen.
 
Hraban, bist du auch Phytotherapeut oder möchtest du nur wieder meckern? Du hast sie doch zitiert - dann hast du doch sicher gelesen, dass sie "viele Pflanzen" schrieb. Und "viele Pflanzen" sind eben nicht "alle Pflanzen". Du kannst also gerne noch in der Botanik nach weiteren "Ausreißern" suchen und wirst auch welche finden - ihre Aussage bleibt dennoch richtig. Außerdem gibt es keine einzige Pflanze, in der Acetylsalizylsäure vorkommt ... ;)
 
So ist es. Der entzündungshemmende und schmerzstillende Stoff, der z. B. In der Weidenrinde steckt, heißt Salicin. Er wird erst im Körper zur Salizylsäure umgewandelt. Acetyl-Salizylsäure ist chemisch hergestellt und ist der vom Körper eigens produzierten Säure nur vom Aufbau her sehr ähnlich. Es handelt sich aber nicht um den gleichen Stoff. Aber nehmen wir mal die klassischen Salbeibonbons. Sie enthalten nur das extrahierte, ätherische Öl und wirken lange nicht so gut wie ein Salbeitee aus ganzen Blättern.
 
Der entzündungshemmende und schmerzstillende Stoff, der z. B. In der Weidenrinde steckt, heißt Salicin. Er wird erst im Körper zur Salizylsäure umgewandelt.
Genau ! :thumbsup: Salicin ist ein Glucosid aus der Gruppe der Phenole, welches im Verdauungstrakt zu Salicylsäure umgewandelt wird und dann analgetisch, antipyretisch und antiphlogistisch wirken kann. Oder ganz genau: Salicin wird im Darm zu Salicylalkohol und Glucose gespalten und dann in in einem weiteren Schritt in der Leber zu Salicylsäure umgewandel. Acetyl-Salicylsäure ist jedoch ein chemisches Kunstprodukt, welches durch Acetylierung, also durch Austausch des Wasserstoffes der Hydroxygruppe durch eine Acetylgruppe, entsteht. Alle Substanzen zählen zur Gruppe der Cyklooxygensenhemmer...oder neudeutsch: zur Gruppe der COX-Hemmer ! ;) Salicin ist allerdings nicht der einzige analgetische/antipyretische/antiphlogistische Wirkstoff z.B. der Weidenrinde ! ^^
 

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