Naja, ohne diese organischen Stoffe kein Horn anzuerkennen, weil keine Reste auffindbar sind (vielleicht wurde da auch garnicht untersucht weil man schlichtweg annimmt, dass die Beschläge zu Hörnern gehören?) aber nach diesen Kriterien muss man die Segel von Wikingerschiffen auch anzweifeln.
Das Problem ist einfach, daß aus welchen Gründen auch immer, bisher, egal wo, alle möglichenorganischen Materialien gefunden wurden, nur nichts was bisher für Horn spricht ( außer das was Marled über die Birka Gräber schreibt). Woran liegt das ? Und genau das ist hier die spannende Frage. Ich bezweifel nicht die Existenz, sondern ich bezweifel die Aussage, daß das Tierhorn als Allerweltstrinkgefäß Verwendung fand. Wenn es so gewesen wäre, dann sähe die Fundlage ganz anders aus. Horn ist wie schon gesagt, ein Hautanhangsgebilde wie z.B. auch Haar. Wie kann es sein, daß man in einem Grabungsprofil im exakt gleichen substanztypischen Konservierungsgrad Haut, Haare, Knochen oder Geweih, ja sogar Stoffe findet, aber kein Horn, wärend man Trinkbecher oder Schalen en masse findet ? Man hat in Hochdorf aufgrund der Beschlagdurchmesser angenommen, das es sich aufgrund der Größe um Auerochsenhörner handelte, aber es fehlt bis heute noch der exakte organische Befund. Meine These ist nach wie vor: es wird Gefäße aus tierischem Horn gegeben haben, diese waren mit Beschlägen reich verziert, aber sie dienten rituellen Zwecken oder der Repräsentation. Das würde auch die Fortführung dieser Traditionsgefäße bis in die frühe Neuzeit erklären, wie z.B. das unten erwähnte Oldenburger Wunderhorn etc. Um ein anderes Beispiel zu bringen: das berühmte "Ainkhürn - Schwert" Herzogs Philipps des Guten aus dem 15:Jhd und später im Besitz Kaiser Maximilian I in der Schatzkammer des Kunshistorischen Museums in Wien : hier bestehen Griff und Scheide aus einem Narwahlzahn. Keiner von uns würde doch ernsthaft behaupten, daß
jeder der das nötige Kleingeld dazu hatte mit solch einem Schwert rumrannte, es also allgemeine Mode war. Aber wenn dieses Schwert nun nicht real existent wäre, sondern es nur Berichte über "so etwas " gäbe, dann würden viele dessen reale Existenz anzweifeln und es als Mystik ansehen ( ...der Kaiser besaß ein Einhorn-Schwert...). Allso, geht alle noch mal in Euch und überlegt einmal in welchem Verhältnis
gesicherte Hornfunde, zu anderen Trinkgefäßfunden stehen. Und ich meine jetzt nicht Trinkhörner aus anderen Materialien, sondern definitiv aus Tierhorn. Ich denke dann wird das Repräsentationsobjekt wesentlich realistischer. .