Äh, Torben: Mich würde die Adresse auch interessieren... :bye01 Johanna, da hast Du ein ganz besonders schwieriges Thema angeschnitten. Ich versuche mal, nur aufgrund der Fundlage zu antworten: Die Kleinfibeln des 10. und 11. Jahrhunderts sprechen dafür, dass Accessoires an Fibeln befestigt wurden. Denn selbst die teilweise nur 2,5 cm durchmessenden Scheibenfibeln haben häufig eine zusätzliche Öse auf der Rückseite. Ob an diesen aber nun das ganze Geraffel gehangen hat oder nur Kleinteile…? Für Haithabu und Süddänemark (aber auch für alle anderen Gegenden) gilt ein großes Problem: Die Geschlechtsbestimmungen von Toten erfolgen meistens anhand der Beigaben in den Gräbern. Häufig gibt es keine anthropologischen Untersuchungen des Knochenmaterials (eben weil es meistens auch nicht erhalten ist). Archäologische Geschlechtsbestimmungen sind für Haithabu und Dänemark in diesem Fall ganz besonders problembehaftet, denn häufig genug sind metallene Gürtelteile die einzigen Grabbeigaben bzw. sind mit geschlechtsunspezifischen Beigaben vergesellschaftet (in Haithabu z.B. gerne mal mit einem Messer). Man muss aber dazu sagen, dass Gürtelschnallen fast nie zusammen mit typisch weiblichen Trachtbestandteilen gefunden wurden. Aber ganz nüchtern betrachtet, kann man anhand der Grabfunde nicht mit Sicherheit sagen, dass Frauen in Haithabu keine Gürtel getragen haben. Nimmt man jetzt noch die Abriebspuren auf dem Trägerrock aus dem Hafen hinzu, muss man vielleicht sogar sagen, dass Frauen wohl zumindest Gürtel getragen haben können. Damit ist die Frage aber noch offen, wie diese Gürtel ausgesehen haben. Dazu muss man mal nüchtern die Grabfunde insgesamt betrachten. Gürtelteile sind in Bestattungen allgemein sehr, sehr selten. So gibt es in Haithabu bislang nur 24 Gräber, in denen metallene Gürtelteile gefunden wurden (und bei einigen ist noch dazu unsicher, ob sie Gürtel- oder Taschenteile sind). Noch viel seltener finden sich eine Schnalle und eine Riemenzuge in ein und demselben Grab (in Haithabu nur in 3 Gräbern!). Also ganz objektiv sind Gürtel (mit Metallteilen und in der Zusammensetzung, wie auch ich sie gerne trage) allgemein sehr selten. Aber was heißt das jetzt? Haben die meisten Leute einfach keine Gürtel getragen? Und eben ab hier wird es eine Geschmacksfrage, weil nicht beweisbar: Ich persönlich glaube, dass sehr wohl Gürtel in allen Bevölkerungsschichten getragen wurden. Aber eben ohne Metallteile. Wie diese Gürtel aussahen? – Auf alle Fälle aus organischem Material, sprich Leder oder Textil. Sie könnte entweder geknotet worden sein, oder mit einer Lauföse oder einem Schlitz versehen gewesen sein, durch die/den das andere Ende gezogen und dann verknotet wurde. Vielleicht wurden auch Knochen oder Geweih genutzt. Das dürfte dann aber angenäht gewesen sein, weil sich Nieten in den Gräbern erhalten hätten. Allerdings stellt sich dann die Frage warum in Gräbern oder den Siedlungen keine solchen Teile gefunden wurden (bzw. vielleicht bisher nur nicht als solche erkannt wurden). Also als Fazit: Haben Frauen (in Haithabu) Gürtel getragen? - Vermutlich ja (s. Trägerrock). Allerdings ist unklar, ob alle Frauen und ob evtl. nur im Alltag (Trägerrock im Hafen, da dort sekundär verwendet und entsorgt) oder auch bei einer möglichen Festtags-/Totentracht (Gräber). Dazu gälte es zu klären, ob man damals ständig mit seinen besten Sachen rumlief (uralte Diskussion ohne Ergebnis). Aufgrund der seltenen Vergesellschaftung von metallenen Gürtelteilen mit weiblichen Trachtbestandteilen ist es möglicherweise denkbar, dass Frauen eher Gürtel ohne Metallteile trugen. Allgemein gilt aber: Auch Männer haben meistens entweder gar keine Gürtel getragen oder solche ohne Metallteile. Zum Abschluss noch Literatur: - Ute Arents und Silke Eisenschmidt, Die Gräber von Haithabu. Die Ausgrabungen in Haithabu, Bd. 15 (Neumünster 2010). - Silke Eisenschmidt, Grabfunde des 8. bis 11. Jahrhunderts zwischen Kongeå und Eider. Zur Bestattungssitte der Wikingerzeit im südlichen Altdänemark. Studien zur Siedlungsgeschichte und Archäologie der Ostseegebiete, Bd. 5 (Neumünster 2004). Ich hoffe, das hat etwas weiter geholfen, oder habe ich etwas übersehen?