Der Scharfrichter im Mittelalter

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Richtschwerter sind relativ lang. Hat man ein Original (also scharf) gibt es Probleme mit dem Waffengesetz. Ist das Schwert eine markttaugliche Nachbildung, hat es eine Schlagkante von ca. 3 mm. Daraus ergibt ein ein wesentlich höheres Gewicht zum Original. D.h., eine 1:1 Kopie dürfte nicht marktauglich sein. (so sagte es mir mal ein Scharfrichterdarsteller)
 
Also ich glaube im deutschen Raum wurde immer mit dem Schwert geköpft.
Grundsätzlich nein: Das Schwert war dem höheren Stand vorbehalten.
Ich habe mir, nachdem Henker, Äxte und Schwerter ja im Moment ausgiebig diskutiert werden, einmal das Bändchen "Galgen, Rad und Scheiterhaufen - Einblicke in Orte des Grauens" zur Hand genommen. Es ist von 2010 und begleitende Lektüre zur letztjährigen Ausstellung des Neanderthal Museums. Darin wird beschrieben, daß sich im deutschen Raum das Richtschwert zum Enthaupten bis ins frühe 19. Jhd. hielt und nach und nach vom Richtbeil abgelöst wurde, weil dieses einfacher und sicherer zu handhaben war. Auch wenn im MA das Enthaupten mit dem Schwert dem höheren Stand vorbehalten war, spricht das nicht dafür, daß niedere Stände mit der Axt enthauptet wurden - die wurden wohl einfach "unehrenhaft" ins Jenseits befördert z.B. durch Erhängen.
 
@Urs: :bye01 völlig richtig, das Beil wurde schon ab dem 16.Jhd sehr häufig eingesetzt, weil es einfach "treffsicherer" war, und für einen Henker ein "Fehlschlag" fatale Folgen haben konnte. Es ist auch richtig, das "höhere Stände" durch Enthauptung zum Tode befördert wurden, da alle anderen Todesstrafen als "schimpflich" galten. Dieses Zugeständnis für den höheren Stand war aber auch als Schutzmechanismus zu werten, da man seinen eigenen "höheren" Stand ungern mit dem gemeinen Volk teilen wollte. Ausnahme war die Hinrichtung als Hochverräter in England, hier waren alle Delinquenten vor dem Henker gleich. Die Hinrichtung mit dem Beil war in Deutschland sogar noch bis in die Zeit des 3. Reich üblich (neben der Guillotine). Hierzu gibt es sogar einen Film (" Das Beil von Wandsbeck"), wo ein Metzger von den Nazis zur Beilexekution angeheuert wurde, und dieser es aus Geldgier auch durchführte, aber letztendlich alles verlor.
 
Hallo zusammen,
Vollmasken wie in den Hollywoodfilmen :groehl Nur in kleineren Gebieten Englands. ;) Und Darstellung mit Schwert: Kommt auf die Region an. Stadthenker nein, Wanderhenker ja. ;)
@Ulf: Wo hast du diese Informationen bezogen?
Richtschwerter sind relativ lang. Hat man ein Original (also scharf) gibt es Probleme mit dem Waffengesetz. Ist das Schwert eine markttaugliche Nachbildung, hat es eine Schlagkante von ca. 3 mm. Daraus ergibt ein ein wesentlich höheres Gewicht zum Original. D.h., eine 1:1 Kopie dürfte nicht marktauglich sein. (so sagte es mir mal ein Scharfrichterdarsteller)
@Ritter Kunz: Es gab auch genügend Richtschwerter die +- 100cm lang waren. Meins wird auch nur etwas länger als einen Meter und es wird scharf. Und ich werde es in der passenden Scheide auch auf Veranstaltungen tragen.
 
Es ist bisher noch keine Abbildung aus dem Mittelalter bekannt, auf welcher ein Henker eine Vollmaske bzw. überhaupt eine Maske trägt. Ich betone hier ausdrücklich Mittelalter Eine Vollmaske (aus Eisen) ist mir nur aus dem Kriminalmuseum Rothenburg o.d.T. bekannt, welche ab ca. 1600 datiert ist. Sollte eine aus dem Mittelalter bekannt sein, wäre es schön hier die Quelle zu nennen. England war mehr ironisch gedacht, Der Grund: ich habe mal bei einer Unterhaltung mit einem Scharfrichterdarsteller habe, dass in England nur der Metzger Scharfrichter war. Damit man diesen nicht erkannte hätte er deshalb eine Maske getragen. Der Grund soll die evtl. Geschäftsschädigung gewesen sein. Leider ist der Darsteller bisher seiner Aufgabe nicht nachgekommen, mir einen Quellenangabe dafür zu übermitteln. :whistling: Zum Schwert: Wohlhabende Städte/bzw. größere Städte mit eigener Halsgerichtsbarkeit hatten eigene Henker und stellten das Richtschwert zur Verfügung. Diese waren meist Sonderanfertigungen, verziert und wurden für die Vollstreckung am hochgestellten Personenkreis verwendet. War also nicht das eigene Richtschwert des Henkers. Weniger wohlhabende Städte welche die Halsgerichtsbarkeit besitzten hatten keine eigenen Henker und mussten sich diesen aus dem Umland (Fürstentümer, Herzogtümer usw.) ausleihen (Wanderhenker :D ) . Hierbei musste der Henker sein eigenes Schwert mitbringen. Quellen: zb. Bettler und Gaukler, Dirnen und Henker, ISBN 3-423-30075-2 (genau ist die Seite nicht bekannt, denke so ab Seite 231) Ferner Rechnungen und Protokolle aus stätdischen bzw. fürstlichen Archiven uvm.
 
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Hallo,
Es ist bisher noch keine Abbildung aus dem Mittelalter bekannt, auf welcher ein Henker eine Vollmaske bzw. überhaupt eine Maske trägt. Ich betone hier ausdrücklich Mittelalter Eine Vollmaske (aus Eisen) ist mir nur aus dem Kriminalmuseum Rothenburg o.d.T. bekannt, welche ab ca. 1600 datiert ist.
bis jetzt hab ich leider auch noch nichts finden können. Mir ist aufgefallen, dass auf Holzschnitten und Zeichnungen (oder Kunstdrucke davon) der Scharfrichter entweder keine Kopfbedeckung trägt, oder nur eine "einfache Kappe", oder aber eine sehr auffällige und hervorstechende "üppig geschmückte" Variante auf dem Kopf trägt. Allerdings bin ich noch nicht komplett mit dem "sichten" durch. Da man teilweise eine Lupe benötigt um die Bilder vernünftig auszuwerten. In dem Bildband/Buch: "Die Foltergewölbe und Hochgerichte der Vorzeit" (von 1860, 1963 ergänzt und überarbeitet) sind auf ca. 104 Kunstdrucktafeln und mehr als 176 Abbildungen, vornehmlich aus dem Mittelalter, zahlreiche "Richtplätze und Hinrichtungen" sehr detailiert zu sehen. Das im 16./17. Jhrd. (ja ich weiß, kein MA mehr) Masken oder auch "Stoffhauben" getragen wurden ist bekannt. Die Abbildung der Scharfrichterkleidung + Stoffkaputze (so wie ich sie im Moment trage), die ich freundlicher Weise aus einem Auktionskatalog bekam, hatte ich dir damals per Pn geschickt.
England war mehr ironisch gedacht, Der Grund: ich habe mal bei einer Unterhaltung mit einem Scharfrichterdarsteller habe, dass in England nur der Metzger Scharfrichter war.
Ob die Scharfrichter in England "ausschließlich" Metzger waren, glaube ich nicht. Obwohl für den Londoner Scharfrichter "John Ketch" überliefert ist, dass er "Wurstmacher" war. (Allerdings war der erst in der Neuzeit tätig)
Und Darstellung mit Schwert: Kommt auf die Region an. Stadthenker nein, Wanderhenker ja. ;)
Ich bin der Meinung das grundsätzlich und allgemein beide Varianten des Henkers ein Richtschwert (bei einer Darstellung) tragen können (Außer es ist für gerade für eine bestimmte Stadt etc. anders belegt). Auch wenn vielen angestellten Henkern das Schwert nicht selbst gehörte (aber einigen schon), lagerten sie es meist z.B. im Fronhaus, oder wenn sie da (z.B. aus Platzmangel) nicht mehr wohnten sogar in den eigenen vier Wänden. Also trug /transportierte er es irgendwie vom Fronhaus/ Privathaus/ Wohnung zum Richtplatz oder von Stadt zu Stadt. Über den Hamburger Scharfichter "Rosenfeld" (diente Angang des 15 Jhrd. in Hamburg) ist z.B. überliefert, dass er in seiner Wohnung: "mit seinen Schwertern, von seiner Schwester betreut, sein einfaches, verfemtes Leben", führte. Quellen: "Von unehrlichen Leuten", Wilhelm Hertz Verlag, Autor: Dr. Otto Beneke, von 1889 "Die Geschichte der Henker" Kriminalistik Verlag, Autor: Tankred Koch, von 1988 "Denkwürdigkeiten & Geständnisse des Scharfrichters zu London", Verlag das neue Berlin, Autor: Hans Joachim & Irena Kruse, von 1987
 
Naja, eine Scheide am Gürtel macht aber nur dann Sinn, wenn man das Ding jederzeit brauchen könnte (wie eben für Kampfzwecke) und es schnell bei der Hand haben muss, was für eine Hinrichtung ja nicht der Fall ist... Hast du einen Nachweis für ein Richtschwert in einer Scheide am Gürtel? Ich finde das eher unrealistisch.
 
:bye01 Hallo, es gibt zahlreiche Belege bei denen Scharfrichter eine Schwertscheide zum Richtschwert tragen. Leider sind im Netz nur Abbildungen ab dem 16. Jhrd. zu finden. Allerdings wird auch schon 1435 aus Köln berichtet das das "Hinrichtungszeremoniell" besonderen Abläufen unterworfen war: "Dazu gehörten neben dem Glockengeläut, der gemeinsamen Prozession von Delinquent, Greve, Schöffen, Büttel und Scharfrichter vom Erzbischöflischen Gerichtshaus bzw. der Hacht" am "blauen Stein" der auf dem Domhof stand... ..."Prozzesionsartig verlief dann auch das Hinausführen des oder der Todgeweihten auf den Richtplatz." Dies geschah je nach Anzahl der Hinzurichtenden und deren Stand entweder zu Fuß, zu Pferde und auch mit einem Henkerskarren. Jenachdem wie nun der "Marsch" zum Richtplatz stattfand, wurde meiner Meinung nach das Schwert entweder in der Scheide am Mann oder auch am Pferd oder auf dem Karren liegend zum Richtplatz transportiert. Es spricht ja nichts dagegen, dass der Scharfrichter bei seiner Arbeit die Scheide samt Gürtel ablegte weil sie ihn eventuell behinderte (dafür gibt es auch eine Zeichnung als Beleg). Einige scheint das jedenfalls nicht gestört zu haben und sie haben den Gürtel samt Scheide bei der Durchführung umgelassen. Hier mal die öffentlich einzusehenden Bilder aus dem Netz. Sollte dir das nicht reichen, kann ich dir per Pn noch zahlreiche andere Bilder etc. schicken (auch aus dem 15.Jhrd.), da man hier ja leider nichts aus Büchern einstellen darf. http://de.wikipedia.org/w/index.php...eller_-_1562.jpg&filetimestamp=20051231103244 http://www.friedenberger.org/fri_ba...grafiken_bayern_oesterreich/scharfrichter.jpg http://t0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcQNJnncZA2BHdmb0Fy5etUWdBeDl7HruuO6ubEZjdswpMOKC9D-Ow&t=1 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/4/4d/Melaten_(1588).jpg/787px-Melaten_(1588).jpg Quellen: - Wikipedia - Scharfrichter - Bilder - Bettler und Gaugler Dirnen und Henker, Außenseiter einer Mittelalterlichen Stadt, Köln 1300-1600 von Franz Irsigler / Arnold Lassotta. Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag von 1989 - Die Foltergewölbe und Hochgerichte der Vorzeit, von Karl R. Pawlas. Archiv Nürnberg, von 1860 ( 1963 ergänzt und überarbeitet)
 
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Den Ausführungen von Ritter Erasco ist nicht viel hinzuzufügen. Ferner sind für das 14./15 Jahrhundert mehrere Abbildungen von Scharfrichtern mit Schwertscheide vorhanden. zb. Berner Chronik des Siebold Schilling, Stadtbibliothek Bern 1483
 
Dazu ist das Forum ja da. :)
 

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