Fibelkette

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Wulfson

Guest
Hallo zusammen, ich mal wieder ;) Es geht, wie der Eintrag sagt um Fibelketten. Material etc. wurde hier ja schon besprochen und einen Teil der Grabberichte aus Haithabu und Birka I-III hab ich, sofern übers Netz möglich auch schon durchgesehen. Ich leg mir die Bücher auch noch zu aber das dauert noch en paar Wochen. Es geht einzig um eine Frage der Trageweise über welche ich keinen Aufschluss finden kann (anhand der mir zugängigen Quellen). Gab es eine Regelung/Begrenzung für die Anzahl der zwischen den Schildkröten- ,Scheiben- oder Kleeblattfibeln getragenen Ketten. Ich weiß, dass das Thema sowieso umstritten ist, bzgl. STränge oder Ketten aber Stein des Anstoßes war neulich eine Veranstaltung auf der meine Freundin "ausgeschimpft" wurde weil sie eine Kombination von 3 Ketten zwischen den Fibeln trägt und es hieß mehr als 2 Ketten wären nicht getragen worden. Mir ist es nicht bekannt und laut dieser Abbildung ist es wohl nicht soo ungewöhnlich. http://www.derglasperlenmacher.de/images/bornholm001.jpg Ob Birka, Haithabu, Gotland oder Festland sei jetzt mal dahingestellt. Mir geht es erst mal um die Grundsätzlichen Möglichkeiten der Trageweise, danach kann es gerne detailierter zugehen. ;) Danke schon im Vorraus. greetz Wolf
 
Also mir ist auch nichts bekannt darüber, dass max. 2 Ketten getragen wurden. Normalerweise zeigte die Anzahl der Ketten einer Frau deren Reichtum, bzw. den Reichtum ihres Mannes.
 
Guten Morgen, zu der Trageweise von Perlen zwischen den Fibeln wartet ein großer Beitrag auf Torben... Geschrieben ist er schon, muß nur noch in die Page eingefügt werden. Gelesen habe ich ihn schon, und da sind durchaus drei Reihen möglich und interessante Trageweisen! Leider habe ich keinerlei Quellenangabe dazu, Torben liefert die gleich mit. LG Fylgja
 
Also wir haben auf unseren diversen Museumsbesuchen in Dänemark (ich glaube es war in "Lindholm Hoje") Ketterverteiler mit weit aus mehr als 2 Ketten gesehen. Ich meine ich hätte es auch noch in Schweden gesehen, da will ich mich aber jetzt nicht festlegen, ich muß mal schauen ob ich da noch was finde - hm ?( ?( ?(
 
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Danke schon mal soweit. Bin ich doch nich ganz so blöd. :whistling: @Fylgja: Wo wird Torben dass den veröffentlichen? Im Blog in Deiner Signatur, hier im Forum oder sonstwo? greetz Wolf
 
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Moin Zusammen, derzeitzeit bin ich bei 70 Seiten über die Lage der Glasperlen und Fibeln von Birka, incl. Bildmaterial... die Ausarbeitung ist grob vorbereitet, aber as "Finale" dauert halt noch... Den link werde ich dann auch hier wieder mit einstellen... In kurz aber zur Frage von Wolf: Es gab Ketten mit mehreren Reihen (Fundorte sind z.B. Bornholm (s.u.) und Gotland. Das skandinavische Festland (incl. Birka) ist da etwas zurückhaltender, wenn man sich die Grabfunde ansieht. Alllerdings gibt es auch viele Bestattungen, die nachträglich gestört sind, anhand derer man nur vermuten kann. Also Wolf, ich würde mir da keinen Kopf drum machen. Nachgewiesen sind "mehrere Reihen", auf Gotland bis zu 5. Und die Perlenverteiler (die lustigerweise in Birka I auf Zierrat zum Aufnähen auf die Gewandung betrachtet wurden) haben sogar noch weit mehr Löcher für Ketten zur Verfügung... und jetzt mache ich mich wieder an die Auswertung ;)
 
hej Wolf! Meine Frau trägt 4 Ketten zwischen den Fibeln. Und wenn sie mal jemand auf einem Markt deswegen "ausschimpft", dann bin ich mal ganz der wikingsche Ehemann und gebe demjenigen was aufs Maul...
 
Original von Ragnar Ormenwolf hej Wolf! Meine Frau trägt 4 Ketten zwischen den Fibeln. Und wenn sie mal jemand auf einem Markt deswegen "ausschimpft", dann bin ich mal ganz der wikingsche Ehemann und gebe demjenigen was aufs Maul...
Genau das war auch mein Gedanke aber ich dachte verbal aufs Maul mit Quellen und Fundlage also "FUND"-iertem wissen hat dann noch mehr Stil ;) Vielen Danke schon mal so weit. Ich weiß, dass wir heute abend betreffende Person wiedersehen und freue mich schon darauf ^^ Also... danke danke und @Torben: ich freu mich auf den Bericht.
 
Hallo Zuzammen, da in Birka auf Björkö in mehr als 120 Gräbern Glasperlen anzutreffen waren, dauert eine Übersicht der Verwendungsmöglichkeiten etwas länger... Somit vorab einfach mal Beispiele zu den verschiedenen Fundlagen Birka... Die Angaben hier enthalten die Grabnummer, die Anzahl der Perlen und Angaben zu den in den Gräbern gefundenen Spangen (= Fibeln). Die erwähnten Grabpläne finden sich im Statens Historiska Museett, es braucht dort einfach nur das Grab ausgewählt zu werden (also die Nr. oben rechts im Suchfeld eingeben oder mal blättern) und man bekommt zum einen den Fundpläne als auch einige der Funde aus dem jeweiligen Grab. Die Tafelangaben beziehen sich auf die Abbildung der Fibeln in Birka I. ÄBS steht dabei für die Ältere Birka Stufe, JBS für die Jüngere Birka Stufe. Diese Stufen entsprechen dem 9. bzw. 10. Jahrhundert. Dann folgt eine Beschreibung des Fundplanes und die Auslegung des Fundzusammenhanges und die entsprechende Schlüssel darauf, wie wurden die Perlen verwendet. Wenn mein Text hier etwas "mystisch" klingt, einfach Fragen... ein längerer Text mit allen Gräbern und auch erklärenden Abbildungen ist weiterhin in Arbeit. Grab 464, 72 Perlen, 2 ovale Schalenspangen (Berdal-Gruppe, Taf. 59:1), 1 runde Spange, 1 gleicharmige Spange ohne Typisierung, ÄBS. Die Schalenspangen sind laut Birka I „durch ein Band von Perlen“ verbunden und auch der Fundplan spricht für diese Verwendung. Die Perlen wurden hier als Punkte eingezeichnet. Die Kette beginnt an den äußeren oberen Seiten der Spangen und wird im Alltag an den Seiten der Schalenspangen herab gehangen haben. Die Perlenkette im Grab sowie die weiteren Beigaben, z.b. ein an einem Seidenband befestigtes Messer liegen nicht in einer "natürlichen Lage", wie bei einer stehenden Person. Das Messer, welches mit einem seidenen Band an der linken Schalenspange befestigt ist, liegt am unteren Rand der rechten Schalenspange. Dieses Messer hätte senkrecht unter der linken Schalenspange herab hängen müssen. Eine gleicharmige Bronzespange, die an einer silbernen Kette befestigt, liegt zur Hälfte auf der auf der rechten Schalenspange. Die silberne Kette endet in einem Ring an der linken Schalenspange. Zur Befestigung des Ringes wurde der Rand der Schalenspange durchlocht. Auf Höhe der eingezeichneten Enden der Fibelkette weisen die Spangen hingegen keine zusätzlichen Lochungen auf. Da durch jedoch die Fundlage der Perlen von einer Fibelkette auszugehen ist, kann die Fibelkette nur an den mittleren Knöpfen (was für Knöpfe??) an den Außenseiten oder an dem umlaufenden geperlten Draht der Spange befestigt gewesen sein. Etwas deutlicher wird die Sachlage der Fibelkette mit dem folgenden Grab: Grab 535, 11 Perlen, 2 Schalenspangen (beide Spangen sind schräg oberhalb der Nadelspitzen gelocht, in einer Lochung ist ein Haken erhalten, die Nadelspitzen zeigen Richtung Kopf, Typ Birka, Taf. 61:7), 1 gleicharmige Spange Gruppe I A:2 (mit Lochung). Die Perlen (d) liegen in ein bis zwei Reihen oberhalb der rechten Schalenspange (a), einige wenige einzelne Perlen streuen bis zur linken Schalenspange (b). Am inneren Rand dieser liegt senkrecht eine gleicharmige Spange. Beide Schalenspangen sind im oberen Bereich gelocht, eine hat dazu einen Haken. Dieser konnte in die Spange eingehakt und am anderen Ende des Hakens konnte die Perlenkette eingehängt werden. Die Verlagerung der Perlen ist durch ein Verrutschen des Bandes auf dem die Perlen aufgefädelt gewesen sind zu erklären. Dies kann z.B. bei der Beisetzung geschehen sein. Es spricht alles für die Verwendung der Perlen als Fibelkette am oberen Ende der Schalenspangen. Der Klassiker der Reenactment-Szene unter den Fibelketten findet sich dann in: Grab 954, 30 Perlen, 2 ovale Schalenspangen (keine Abbildung, Lochung fraglich aber möglich, Typ P51 C2, ähnlich dem Typ Taf. 66:8), 1 Kleeblattfibel (mit einer gegossenen Anhängervorrichtung), JBS. Die Abbildung des Fundplanes ist in diesem Fall in "Birka I, Text" zu finden. Die unteren Enden der Schalenspangen (1) sind durch 2 Linien in einem nach unten weisendem Halbkreis aus 30 Perlen (6) verbunden. Dies wird eine zweireihige Fibelkette sein. Leider ist keine Abbildung der einzelnen Spangen vorhanden, damit ist die Art der Befestigung, an den Nadeln oder zusätzlichen Lochungen, nicht feststellbar. Dass die Kombination von Glasperlen und Spangen in einem Grab jedoch nicht zwingend die Trageweise von Fibelketten zur Folge hat, zeigt Grab 966, 21 Glasperlen, 2 Schalenspangen (Typ P51 C1, Taf. 65:5, die andere Typ P51 C2 wie Taf. 66:8 bzw. ähnlich), 1 runde Bronzespange, JBS. Die Glasperlen liegen als enge Kette um den Hals. Handelt sich daher unbestreitbar um eine Halskette. Keine Fibelkette Dies verdeutlicht auch die folgende Fundlage: Grab 570, 51 Perlen, keine Fibeln, JBS. 51 Glasperlen liegen in Linie direkt unterhalb des Schädels, demnach wurden sie als Halskette getragen. Und hier noch ein Sonderfall: Grab 970, 53 Perlen, keine Spangen. Die einzigen weiteren Beigaben in dieser Bestattung in einem Sarg sind ein Schlüssel und ein Messer. Das Skelett ist nicht erhalten. Die Perlen 53 scheinen in einer 2-reihigen Spirale um einen Messergriff zu liegen. Die Anordnung scheint zu genau, als das es eine auf dem Körper abgelegte Perlenkette sein könnte. Die Art dieser Beigabe scheint umso unwahrscheinlicher, wenn man berücksichtigt, das die Bestattung in einem extra her gerichteten Sarg erfolgte. Und wieso sollte hiernach der Verstorbenen keine weitere Ehrwürdigkeit erboten werden, indem man ihr einfach ihre Beigaben so ins Grab legt. (Die "Ablage"-Theorie ist bei der Zahl der Beigaben und deren Lage für Birka nicht vorstellbar, dazu aber später mehr. Nur so viel: in den Gräbern mit Depot-Beigaben beträgt die bei der Bestattung abgelegte Perlenanzahl immer 8.) Eher scheint es eine Art von Bestickung, vielleicht einer Tasche, gewesen zu sein. Bei dieser Interpretation der Fundlage der Perlen ist sicher ein Verweis auf einen vergleichbaren Fund in Liebenau, Niedersachsen, Grab N7/A2 angebracht. Hier wurde eine Tasche mit mehreren hundert gelben und schwarzen Perlen verziert. Oder auch in Klepsau, Grab 29. Hier fanden sich 15 Glasperlen im Karree unterhalb des rechten Brustkorbs. (Lit.: Siegmann, Maren: Bunte Pracht - Die Perlen der frühmittelalterlichen Gräberfelder von Liebenau, Kreis Nienburg/Weser und Dörverden, Kr. Verden/Aller. Chronologie der Gräber, Entwicklung und Trageweise des Perlenschmucks, Technik der Perlen.Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas Bd. 28, Teil IV.). Fazit in Kurz... Halsketten finden sich in Gräbern mit und ohne Spangen, Fibelketten nur in den Gräbern mit Spangen ;) Ein vorherrschender Modetrend lässt sich für das 9. oder 10. Jahrhundert nicht erkennen, auch wenn mehr Gräber für das 10. Jh. datiert sind - dieses Missverhältnis basiert jedoch darauf, dass im 9. Jahrhundert neben der Körperbestattung auch die Brandbestattung üblich war. Und im Falle der Brandbestattung kann keine Aussage mehr über die Verwendung der Glasperlen getroffen werden. Die Verwendungsweisen sind hiermit aber noch nicht abschließend vorgestellt, mehr dann bald...
 
Sehr aufschlussreich Dein Bericht. Er gibt einen guten Überblick über die diversen Moden... freu mich da auf mehr, mach weiter so!!! :thumbsup:
 
ist eine Geschichte voller... ihr wisst ja schon ist eine Geschiche voller MISSVERSTÄNDNISSE.... in der MIroque II/2010 haben wir dazu mal was vertextet und wir sind sogar "Werbetext" geworden, also, das ganze gibt hier gratis!!! und legal!!! "derglasperlenmacher.de und miroque präsen...." nach unten srcollen und... ja Fylgja, wir arbeiten noch immer an dem Projekt der Glasperlen, ihrerLage und Verwendung in Birka... aber das ganze hat jetzt einen Namen: "Wie trägst DU denn deine Glasperlen...?" .... du hast das ja schon angelesen also nicht du.. also... :kopfwand
 
Hi Wulfson: Ich hab da auch noch zwei gute Funde aus Lindholm Hoje in Dänemark. Hier scheinen es auch mehr als zwei Reihen gewesen zu sein kette 1.jpg Kette 2.jpg Gruss vom Pazl
 

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Ich möchte mal aus dem Reisebericht von Ibn Fadlan zitieren: "Wenn der Mann nämlich zehn tausend Dirhem (Silberstücke) besitzt, lässt er seiner Frau eine Kette machen; hat er zwanzig tausend, bekömmt sie zwei[...]" usw Ich würde das mal so interpretieren: Je mehr Ketten, desto mehr Silber bringt der Mann nach Hause^^
 
Ibn berichtete auch über 3g Silber für eine kleine grüne Perle... ja, das war schon etwas Wert, wenn auch kein Zahlungsmittel. Mein Fernseher ist auch etwas wert, aber damit kann ich keine Brötchen kaufen... @Pazl: die Bilder hätte ich gerne in groß... im übrigen gab es in Birka 27 (!) Gräber mit Fibelketten, 32 Gräber mit Halsketten, ein Grab mit Hals- und Fibelkette und einige der Gräber mit Fibeln hatten hingegen eine Hals- und keine Fibelkette... wer mehr darüber wissen möchte, muß sich noch etwas gedulden. Wir sind grade dabei die letzten Korrekturen zu machen, dann zu layouten und vor allem suchen wir noch Probeleser die ums Helfen Tippfehler zu finden, wir sind betriebsblinden..... und hier die Werbung Wie trägst DU denn deine Perlen... ? (ja, ist ein externler link auf youtube... mit diesem Werk werden wir wohl einige Fragen beantworten ... :wiki3
 
Wenn ich das hier nochmal aufrühren darf... Was wisst Ihr denn über die Form der Fibelketten-Haken? Ich meine jetzt nicht die Endstücke, die mehr als zwei Ketten zusammen hielten, sondern die Befestigung für z.B. eine Kette, die doppelt hängt. Der Schatz baut mir am Wochenende eine Interpretation in Anlehnung an die Schlangenringe für das Birka-Sax; Siehe hier: http://www.northan.net/product_info...sted_product=M112-Saxgehaenge&products_id=81& bzw. hier: http://www.msciwoj.pl/index.php?p=1_8 Auf der Zugfahrt werde ich die Arbeit vom Glasperlenmacher ("Wie trägst DU denn Deine Perlen?") durcharbeiten; Der Drucker läuft gerade heiß... -Also, was hat man als Aufhängung der Fibelketten gefunden?
 

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