Frage zur "Leer Rune"

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user8125

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Moinsen Bin letzten Samstag über die sog. "Leer Rune" gestolpert. Aussehen - ohne - also keinerlei Form/Zeichnung zugeordnet. Diese Rune soll "Odin" zugeordnet sein und in Verbindung mit dem Tod stehen - todbringend !? Diese Rune ist mir bisher gänzlich unbekannt. Mein Gegenüber wirkte sehr Erfahren, seine alltäglichen Artefakte und das sehr angenehme Gespräch darüber sowie über dieses und jenes hinterließ bei mir jedenfalls nicht den Eindruck, dass es sich bei dieser Rune lediglich um Hokus-Pokus handeln könnte. Nun schlage ich in den mir zur Verfügung stehenden Werken über Runenkunde, Religion, Riten, Mythologie, nordische Götterkunde nach und finde diesbezüglich ... nichts :!: Am nächsten nahekommend wird nach den mir zugrunde liegenden Unterlagen die "A-Rune - Ansuz" bzw. "O-Rune -os/altenglisch, oss/norwegisch-isländisch" mit Odin/Wodan/Woden in Verbindung gebracht. Im www finden sich unter "Leer bzw. Blank Rune" wie ich finde lediglich an Okkultismus grenzende Beiträge und ein paar Hinweise, die den "neuzeitlichen Schöpfer" dieser Rune mit Ralph Blum in den 1980igern in Verbindung bringt. Hier mal ein Link zum dazugehörigen Buch Amazon de - The Book of Runes - Ralph Blum Zum jetzigen Zeitpunkt denke ich das diese Rune so nicht überliefert ist, jedenfalls fehlen mir hierzu stichhaltige handfeste Aussagen/Fakten die dieses Belegen bzw. wenigstens im Ansatz darauf hindeuten. Das Buch kaufen möchte ich eher nicht, Ausleihen wäre eine Möglichkeit. Da sich hier im Forum sicherlich aber auch einige Runenkundige tummeln, erhoffe ich mir auf diesem Weg weitere Auskünfte zur mir bisher unbekannten "Leer-Rune". An dieser Stelle schon mal besten Dank von mir.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Also ich hatte schon Seminare zum Thema Runologie an der Uni u.a. bei einem norwegischen Professor und habe noch nie davon gehört. Gut wir haben die Runen auch nicht als magisches Werkzeug behandelt sondern als das was sind: in erster Linie ein Kommunikationswerkzeug. Natürlich haben sie eine kultische Bedeutung aber ich schätze einfach dass diese Leerrune eine moderne Erfindung des Neuheidentum/ Okkultismus ist?
 
Wenn ich mein Runenwissen richtig aus dem Gedächtnis rufe handelt es sich bei der Leerrune um eine rein okkultistische/esoterische Erfindung der Neuzeit und hat nichts mit den historisch belegten Runen zu tun. Guido von List, Österreicher und bekennender Okkultist aus dem 19. Jahrhundert, hat das jüngere Futhark im Armanenfuthark grob gesagt seinen Bedürfnissen "angepasst", wobei auch hier keine Leerrune abgebildet ist. Jedoch wurden in seinen Aufzeichnungen Notizen zu dieser Rune gefunden und im weiteren Verlauf von seinen Anhängern ebenfalls verwendet. Da mir der Name Blum jedoch unbekannt ist weiß ich nicht ob er von List inspiriert, oder dieser gar die Leerrune von Blum übernommen hat. So oder so ist es jedoch der neuzeitlichen Esoterik zuzuordnen und sollte nichts bei Mittelaltermärkten oder Wikis zu suchen haben...
 
Bekannt ist mir die Leer-Rune auch nur aus dem okkulten Bereich.
 
Hallo Sionan, obwohl ich meine Anfrage für mich erstmal ergebnisoffen, abwartend gestellt habe, tendiere ich entsprechend deiner Einschätzung auch eher in dieselbe Richtung. Einen mystisch-magischen Einsatz der Runen sehe ich aus meiner Sparte heraus naturgemäß anders als jene, die daran glauben mögen bzw. fest davon überzeugt sind. Ich tu es eher nicht, dennoch nichts ist unmöglich und Quell aller Weisheit bin ich auch nicht. Mein Gesprächspartner wirkte wie gesagt "weltlich und weltoffen". In dieser Frage war und bin ich jedoch noch sehr zurückhaltend und möchte einfach mal eure Meinung dazu hören. Deine Meinung zur Leer-Rune kenne ich ja jetzt und möchte dir zum Dankeschön eine weitere Frage Stellen. Ausgangslage: Soweit ich das den mir vorliegenden Büchern beurteilen kann, bedienten die Runen nun jedoch mitunter auch diesen mir unreal vorkommenden Part. Z.B. im Buch "Runenkunde im J.B. Metzler Verlag Stuttgart, (S.29/210)" spricht Prof. i.R. Klaus Düwel im Kontext von Magieproblemen in der Runologie von einem Fund aus dem Lindholmen-Moor in Schonen (Amulett von Lindholmen"), welches unter den entschiedensten Befürworter und dem stärksten Skeptiker, als Amulett mit magischer Inschrift, für deren Verständnis auf einen isländischen Liebeszauber verwiesen wird, anerkannt wird. Ist nicht viel, aber es fällt in den Bereich des Übersinnlichen Frage: Wurden magische Wirkungen, wie z.B. oben beschrieben, gänzlich ausgeschlossen, bzw. gab es eine Form/Sonderform, in der nachweislich Runen zur Beschwörung (insb. Heilkunde) eingesetzt worden sind :!: :?: Okay, diese Frage hat nichts mit der Eingangsfrage zur Leer-Rune zu tun, aber sie spielt in die gleiche Richtung. Die Leer-Rune soll ja angeblich mit so einer Wirkung in Verbindung stehen. Danke nochmal
 
Hallo AnimaMala und Blaidd Drwg, da habe ich solange an meiner Antwort getippt, dass ich eure beiden Beiträge gar nicht bemerkt habe. Im Kern deckt sich eure Aussage auch mit meinem Wissensstand nebst Gefühl. Quintessenz für mich "Ist nicht weil ist nicht" Besten Dank auch an euch.
 
Hallo Thirk, Ich werde mir die Frage mal durch den Kopf gehen lassen, habe nur gerade nicht viel Zeit da auf dem Sprung. Ich schließe eine sekundäre Nutzung von Runen als Kultobjekte mit evtl Magischen Bedeutungen nicht aus. Z.B. der Eggja Stein ist so ein Fall, dessen Inschrift eine kultische/magische Bedeutung haben könnte. Allerdings ist der Eggja Stein ja ein sehr frühes Zeugnis. Ich lese heute Abend gerne nochmal nach :) Gerade weil Runen ja ziemlich lange bis ins 16. Jahrhundert verwendet werden. Ich muss zugeben, dass ich mich bis jetzt nicht mit diesen Aspekt beschäftigt habe, natürlich die Namensbedeutungen der einzelnen Runen haben wir besprochen. Aber ob das zur Heilung verwendet wurde? Sehr interessantes Thema. Da werde ich nochmal meine Unterlagen durchgucken und mir weitere Gedanken machen. Abwegig ist das nicht, v.a. in früherer Zeit, da konnte nämlich noch nicht jeder Runen ritzen, anders als im Mittelalter. So dass das schon was besonderes oder magisches sein kann diese zu ritzen? Liebe Grüße :)
 
Mir ist dies Leerrune bisher auch nur im Zusammenhang mit Okkultismus untergekommen.
 
Nach den Esoterikbüchern die ich bisher in der Hand hatte ist der Zweck der Leerrune, niemals auf die Bildseite fallen zu können, weil sie nur zwei Rückseiten hat. Wofür auch immer das gut ist. Aber eine eigene Bedeutung wurde diesem Ding da nicht zugeschrieben, sie wird genau wie jede andere Rückseite behandelt. Da ich Runenwerfen vor Allem für eine Form von Cold/Hot Reading halte, dürfte es natürlich interessant sein, das Ergebnis eines Wurfes manipulieren zu können, damit man sich weniger aus den Fingern saugen muss. Eine historische Nutzung bei Hellsehern halte ich nicht für ausgeschlossen -einfach ein paar unbeschriftete Steine in den Beutel legen und plötzlich stehen keine Katastrophen an- eine magische Nutzung auf Gegenständen aber schon, ist ja irgendwie blöd, sich "Nichts" auf seinen Schmuck zu gravieren.
 
Nun wie mir scheint ist diese Rune nicht gänzlich unbekannt. Wenn ich die letzten Beiträge auf mich wirken lasse (besten Dank auch an euch), drängt sich mir der Eindruck auf, dass diese (neuzeitliche :?: ) Rune eher im spirituellen Bereichen - Schamanis-Okkultismus, Esoterik einzuordnen ist. Mit diesem Themenfeld habe ich mich bisher noch nicht so intensiv befasst. Bei der Leer-Rune bleibt es für mich somit erst einmal bei "Ist nicht weil ist nicht". Zumindest solange bis eine fundierte Rückverfolgung das Gegenteil beweist. Um nochmal auf meine weitere Frage (Post 5) bzgl. Einsatz in der Heilkunde zurückzukommen. Die Anfrage beruht auf ein Passus aus "Rites and Religions of the Anglo Saxons" von Gale R. Owen, 1996, Barnes & Noble Books S. 60. Hier wird ein Beschwörungszauber gegen Typhus angesprochen - wiþ lenctenadle Dabei kommt u.a. auch "Runenmagie" zum Einsatz, wonach der Betroffene "was auch immer" mit Runen beschriftet und auf seine Brust legt. Frau Owen bezieht sich selbst auf ein Werk von G. Storms, Anglo-Saxon Magic, S. 270-271 Ob's dann so war und wie intensiv Runenmagie wann und wo bzw. bei was auch immer zum Einsatz kam k.A. Fiel mir im Zusammenhang mit der Eingangsfrage auf, welches nun noch zu einer weiteren Frage führt die dann wäre: Um Runen zu verstehen, gehört dieser "übernatürliche" Part im gewissen Umfang dazu :?: @nib Vom Titel her sehr vielversprechend. Könntest du kurz mitteilen wie vernünftig vernünftig ist - behandelt der Inhalt althergebrachtes oder wird eher eine neuzeitliche Interpretation besprochen. Danke
 
@nib Vom Titel her sehr vielversprechend. Könntest du kurz mitteilen wie vernünftig vernünftig ist - behandelt der Inhalt althergebrachtes oder wird eher eine neuzeitliche Interpretation besprochen.
Soweit ich mir erinnere, wird da kaum bis gar nichts interpretiert. Es geht eher darum, aufzuzeigen, wo und in welchem Umfang solche Runen gefunden wurden - nicht darum, wozu sie womöglich benutzt wurden.
 
Um Runen zu verstehen, gehört dieser "übernatürliche" Part im gewissen Umfang dazu ?
Mehr als das! Runen haben drei Bedeutungsebenen (s.u.) und werden in drei AETT´s aufgeteilt; Die Neun Welten: Die Dreifache Dreiheit Erstens als Schrift an sich - der menschlichen Ebene: In der Hagia Sophia findet sich zum Beispiel ein "Runen Grafitti" mit der Inschrift - Halfdan war hier! Zweitens als Religiöses Bekenntnis - der götlichen Ebene: Hier werden Runen geritzt um göttlichen Beistand einzuvordern oder auch zur Weissagung (Völuspa). Drittens überwiegend als Nidstang, als Fluch - auf der magischen Ebene: Es wurde viele Zeugnisse von Flüchen gefunden, was auf eine weite Verbreitung schliessen lässt. Es folgt der Fluch der Busla: Hör Buslas Fluch! Er ist bald gesungen, daß die weite Welt ihn wohl vernimmt, niemand nützlich, der ihn vernimmt, doch heilloser ihm, dem ich heut ihn sage! Weichet, Wichte, Gewaltiges Komme, wanket, Klippen, Welt erbebe, Wetter brich an, Gewaltiges komme ... Böses wünsch ich in die Brust dir an, daß giftige Nattern nagen dein Herz, daß deine Ohren für immer ertauben und deine Augen sich auswärts drehn ... Segelst du, versage das Tauwerk, sollen reißen die Ruderangeln, sei zerfetzt das Tuch, fliege das Segel, sollen brechen die Brassen alle ... Reitest du, reiße dein Zügel, strauchle dein Pferd, stürze dein Roß, soll jede Gasse grades Weges in der Trolle Hand dich hinführen ... Im Bett sei dir wie in brennendem Stroh, auf dem Hochsitze wie in hohen Wellen; doch Schlimmeres noch geschehe dir dann: willst du bei Mädchen Manneslust haben, komm nie zum Ziel! Soll ich erzählen noch mehr? Zwerge, Thursen und Zauberinnen, Bergtrolle, Wichte sollen brennen dein Haus; Riesen sollen dich hassen, Rosse sollen dich schänden, Stroh soll dich stechen, Sturm soll dich verwirren, Weh soll dir werden, tust meinen Willen du nicht! Sechs kommen hier: Sag ihre Namen, entziffre alle! Ich zeige sie dir. Rätst du sie nicht, wie ich´s richtig heiße. so fahr hin zur Hel, von Hunden zerfleischt, deine Seele aber sinke zur Hölle! >>>-------------------> Zur göttlichen Ebene hier noch ein interessanter Querr-Verweiss aus der Moderne: http://www.haus-bau-planung.de/2011/05/20/gebaute-zeichen-teil1-die-symbolsprache-des-fachwerkbaus/ ;) schattige Grüße
 
Kannst du mehr Infos zum Fluch der Busla geben? ZB.: Wo niedergeschrieben, in welcher Zeit?
 
Runen haben drei Bedeutungsebenen (s.u.) und werden in drei AETT´s aufgeteilt; Die Neun Welten: Die Dreifache Dreiheit Erstens als Schrift an sich - der menschlichen Ebene: In der Hagia Sophia findet sich zum Beispiel ein "Runen Grafitti" mit der Inschrift - Halfdan war hier! Zweitens als Religiöses Bekenntnis - der götlichen Ebene: Hier werden Runen geritzt um göttlichen Beistand einzuvordern oder auch zur Weissagung (Völuspa). Drittens überwiegend als Nidstang, als Fluch - auf der magischen Ebene: Es wurde viele Zeugnisse von Flüchen gefunden, was auf eine weite Verbreitung schliessen lässt.
Zeig mir bitte ein paar historische Beispiele für zweitens und drittens.
 
Kannst du mehr Infos zum Fluch der Busla geben? ZB.: Wo niedergeschrieben, in welcher Zeit?
Der Fluch der Busla ("Buscubœn") stammt aus der Saga von Bósi und Herraud ("Bósa saga ok Herrauds"). Zeitlich wird die Verfassung um 1300 herum datiert. Felix Genzmer schreibt in seiner Einführung dieser Strophen:
Über den Verwünschungsspruch, wie ihn das Leben übte, wachsen diese neun Strophen weit hinaus. das ist nicht mehr Zweckdichtung; es erinnert denn auch freilich in niedriger Tonart an dichterische Flüche in alten Eddaliedern (Nr.8 Str. 26 ff, Nr. 49. Str.27 ff). zugleich hat es doch Fühlung mit Sprüchen des spätmittelalterlichen Hexenwesens. Die Runen am Schluß verstärken den Eindruck des Zauberischen. Buslas Fluch entstand als Einlage eines jungen Wikingromans, sucht aber die heidnische Tracht, so gut es geht, zu wahren und fällt nur am Schluß in den Höllenglauben der Kirche.
Anzumerken ist, dass die gesamte eddische Dichtung nicht aus erster Hand kommt, sondern erst im Zuge der Christianisierung und danach von christlichen Schriftgelehrten zu Papier gebracht wurde. Gruß Thorkell
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zeig mir bitte ein paar historische Beispiele für zweitens und drittens.
Historische Beispiele finde sich in der Edda zu hauf - z.B. EDDA - Beispiele "Zeitgenössische" Beispiele sind mir leider nicht bekannt. Mir ist auch leider nicht bekannt, ob auf Klingen oder Heften von Waffen oder Werkzeugen Runen gefunden wurden. Trotz der Problematik ihrer Entstehung, kommt man an der EDDA an sich (als "Quelle") wohl nicht vorbei; oder siehst du das anders!? Für die diesbezüglich unwissenden: Die Edda ist ein historisches Werk aus dem 13.Jhd. (also zwischen 1200 und 1300), welches von einem christlichen Mönch niedergeschrieben wurde.
 

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