Miteinander der Religionen: Das Modell "Al Andalus"

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Naja, von Toleranz kann man schon sprechen, da wir meistens das Falsche darunter verstehen. Toleranz kommt von tolerare, also erdulden und erdulden darf man nie mit Akzeptanz verwechseln. Wer also tolerant ist, erduldet anderes lediglich... Auch hatten die Mauren als Besatzer nicht genügend eigenes Volk dabei, um unabhängig von den Christen und Juden zu sein (Arbeitskräfte). Wäre dies der Fall gewesen, wäre es ratzfatz vorbei gewesen mit der Toleranz, da sie nicht mehr auf die ungläubigen angewiesen gewesen wären. Die Mauren in Spanien waren Eroberer und werden heute, vor allem politisch, dazu missbraucht, um zu zeigen, wie "rückständig und dunkel das mitteleuropäische Mittelalter war..."
 
Naja, von Toleranz kann man schon sprechen, da wir meistens das Falsche darunter verstehen. Toleranz kommt von tolerare, also erdulden und erdulden darf man nie mit Akzeptanz verwechseln. Wer also tolerant ist, erduldet anderes lediglich... "
Ja, richtig. Nicht vernachlässigt sollte werden, dass die rechtliche und gesellschaftliche Stellung Andersgläubiger eine gänzlich andere war. Steuerlich wesentlich schlechter gestellt, ungünstigere Erwerbsrechte, gesonderte strafrechtliche Behandlung. Also eher so was wie ein Apartheitssystem, nur halt mit dem Unterschied der Durchlässigkeit der Gesellschafttrennung durch Übertritt in das Religionssystem der Beherrschenden. In Relation zum damaligen christlich-europäischen Modell, das primär darauf baut, Andersgläubige einfach umzubringen, erscheint das muslimische Modell aber forschrittlich und menschenfreundlich.
 
Da kann ich dir nur bedingt zustimmen, denn in Mitteleuropa konnte mann andersgläubige ermorden, da man genügend eigene Leute hatte! Die Mauren schonten die andersgläubigen nicht aus menschlichkeit, sonder weil sie schlicht in der Überzahl waren und dann die Steuerzahler und Arbeiter gefehlt hätten! Konversion brachte keine wirkliche Verbesserung, wie im Artikel beschrieben, stand man dann zwischen Stuhl und Bank!
 
[quote='AndiP] In Relation zum damaligen christlich-europäischen Modell, das primär darauf baut, Andersgläubige einfach umzubringen, erscheint das muslimische Modell aber forschrittlich und menschenfreundlich.
Das hört man immer wieder, ist bei genauerer Betrachtung aber eigentlich nicht haltbar. [/quote] Und im Falle der Kreuzfahrerstaaten schlicht und einfach falsch. Einfach mal Ibn Dschubair "Tagebuch eines Mekkapilgers" und Usama ibn Munqid "Unterhaltsames und Belehrendes aus der Zeit der Kreuzzüge" lesen. Nur mal zwei kurze Beispiele: Usama der beklagt wie gut es die Moslems bei den Christen haben und sich fragt warum das einfache Volk unter moslemische Fürsten nicht ebenso gut Leben kann. Anmerkung: Die steuerliche Belastung war wesentlich geringer als für Christen, egal ob Lateiner oder Orientale. Ein oft zitiertes Kapitel von Dschubair über die Behandlungsmethoden der Franken, sieht auch anders aus wenn man es ganz liest. Er wundert sich im zitierten Teil über die Behandlung von Abszessen bei einem Ritter und Trockenheit bei einer Frau. Im Teil der meistens nicht zitiert wird, staunt er über die Behandlungerfolge der Franken in anderen Fälle. Beide Autoren berichten über eine Intergration der fränkischen Bevölkerung in die dortige Kultur. Was wohl einfach der selbe Hintergrund hatte wie in Spanien. Einfach zu wenige fränkische Siedler.
 
Die Mauren in Spanien waren Eroberer und werden heute, vor allem politisch, dazu missbraucht, um zu zeigen, wie "rückständig und dunkel das mitteleuropäische Mittelalter war..."
Hallo Nepomuk, ich habe das Entscheidende nochmal hervorgehoben,denn leider hast Du Recht. Heute wird es oft so dargestellt,als hätte es im maurischen Andalusien eine Art interreligiöse Gesellschaft gegeben,das ist aber de facto falsch. Auch wenn Christen und Juden dort die meiste Zeit relativ friedlich leben konnten,so waren sie aus der Sicht der Muslime zwar keine Un-sondern Andersgläubige aber denoch Angehörige einer niedriger stehenden Gesellschaftsgruppe. Gleichberechtigt mit den Muslimen waren Juden und Christen in Al-Andalus aus muslimischer Sicht nie.
 
Christen und Juden galten (gelten) für Muslime genau wie sie selbst auch als ahl-al-kitab, als Angehörige des Buches. Dementsprechend wurden sie im islamischen EInflussbereich geduldet und genossen Religionsfreiheit und eine gewisse Autonomität. Übrigens auch auf rechtlicher Ebene. Allerdings war es auch "Ungläubigen" also Polytheisten, Atheisten... möglich, einen Schutzstatus zu erhalten. Grundlage für diesen Schutzstatus ist die Sure 6:9: "Und wenn einer von den Heiden dich um Schutz angeht, dann gewähre im Schutz, damit er das Wort Gottes hören kann." Ein "musta`min" hatte Eigentums- und Persönlichkeitsrechte und wird wie die "Dhimmis" (ahl-al-kitab) nach dem Recht seiner Religion verurteilt. Dieser Schutzstatus war zeitlich begrenzt, konnte jedoch für einen Christen oder Juden in den eines "Dhimmis", also dauerhaften Schutzbefohlenen umgewandelt werden. "Dhimmis" zahlten Kopfsteuer und spezielle Abgaben.
Heute wird es oft so dargestellt,als hätte es im maurischen Andalusien eine Art interreligiöse Gesellschaft gegeben,das ist aber de facto falsch.
Aber es war eine interreligiöse Gesellschaft. Der Begriff sagt ja zunächst nichts über eine Hirarchisierung aus. Fakt ist, dass es eine kulturelle und gesellschaftliche Symbiose gab, die ihres Gleichen suchte und sucht. Im übrigen ist der Begriff "maurisches Andalusien" nicht korrekt. Wenn es um das muslimische Spanien geht, verwendet man den Terminus Andalusien oder al-Andalus. Lieben Gruß, Oswald
 
Und im Falle der Kreuzfahrerstaaten schlicht und einfach falsch.
Beide Autoren berichten über eine Intergration der fränkischen Bevölkerung in die dortige Kultur. Was wohl einfach der selbe Hintergrund hatte wie in Spanien. Einfach zu wenige fränkische Siedler.
Du meinst also, dass dieses Gesellschaftsmodell, das unterschiedliche Populationen in einem Staatsgebilde vereint, situationsbezogen war und vornehmlich praktischen Gesichtspunkten folgte. Sowohl im muslimischen als auch im christlichen Fall. Die Beweggründe dafür sind pragmatischer Natur und nicht in der jeweiligen Religion oder Weltanschauung begründet. Eine Verallgemeinerung, wie ich sie vorgenommen habe, ist dann natürlich falsch.
 

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