Ist es inzwischen ein Verbrechen, wenn ich meiner Tochter auf Wunsch Puppen schenke und meinem Sohn ein Set Playmobil-Ritter? Ich sehe ganz selten Jungs, die sich das Feenangebot mit Einhörnern, Zauberpalast und Schwanenboot wünschen, aber jede Menge Mädchen. Das Zeug verkauft sich wie blöd, also muss es trotz allem Gendering wohl merkliche Unterschiede geben, außer dem bisschen zwischen den Beinen. Es mag ja sein, dass dieses Gendering derzeit total Mode ist, von ein paar Leuten aggressiv gehypt und politisch bestärkt wird, bis hin zum Zwang. Gut muss es deshalb noch lange nicht sein. Man muss nicht krampfhaft jeden Trend mitmachen, nur weil er zeitgemäß ist. Nach meiner Erfahrung gibt es sehr wohl auch in der Schule Themen, die Jungs erheblich stärker interessieren als Mädchen und es gibt zwischen den Geschlechtern auch massive Unterschiede bei der kognitiven und aufnehmenden mentalen Herangehensweise. Dass es immer einzelne geben wird, die da anders sind, ist unbestritten, es gibt immer Mädchen, die eher kleine Jungs sind und Jungs, die ungewöhnlich weiblich ausfallen. Mit diesen Ausnahmen zu argumenteiren ist nicht zielführend, da man zwar im Individualumfeld (Familie) auf diese Kinder eingehen kann, aber nur schwer im gemeinsamen Umfeld der Schule. Da ändern auch die ebenso gebetsmühlenartig wie fachwissenfreien Lippenbekenntnisse der Schulpolitik nichts, dass man nun viel stärker individualisiere. Kann man als Lehrer einfach nicht, man hat nun mal einen Haufen von 25 Schülern vor sich. Da kann man nur "Jungs-" oder "Mädchenangebote" für das jeweils andere Geschlecht öffnen. Auf freiwilliger Basis wohlgemerkt, nicht im Sinne eines Zwangs, wie er einigen Genderfanatikern vorzuschweben scheint. Davon, Jungs mit Mädchenthemen zu quälen und umgekehrt, halte ich gar nichts, das macht unser Schulsystem ohnehin schon viel zu lange. Curriculum und insbesondere die Art und Weise,
wie unterrichtet wird, ist viel zu mädchenlastig, weshalb sich die Jungs immer mehr und messbar zu Schulversagern entwickeln - nicht, weil sie dümmer oder weniger intelligent wären als die Mädchen. Sie werden schlicht nicht da abgeholt, wo sie stehen; einer der zweifelhaften Triumphe von schrillen Feministinnen, deren Ziel es offenbar nicht ist, Mädchen/Frauen zu stärken, sondern Jungen/Männer zu schwächen. Es geht im vorliegenden Falle um den
Geschichtsunterricht, nicht Sozial- oder Gesellschaftskunde. Im Geschichtsunterricht sollen Fakten und Geschichtsbewusstsein vermittelt werden, es ist nicht Sinn dieses Faches, als Transportmedium moderner Gesellschaftstrends missbraucht zu werden. In kaum einem anderen Fach hat der Lehrer so viel Verantwortung wie in Geschichte. Geschichte sollte faktennah und seriös vermittelt werden, alles andere wäre Geschichtsklitterung. Das hatten wir alles schon mal, um so bedauerlicher, dass gerade viele vorgeblich intellektuelle gesellschaftliche Diskutanten das leichtfertig übersehen. Wenn es damals Rollenbilder gab, dann ist es wichtig, diese den Schülern auch zu vermitteln. Andernfalls können wir auch nicht erwarten, dass irgendein Geschichts
bewusstsein entsteht. Die Rollenverteiling kann gerne diskutiert werden, aber diese Diskussion muss den Schülern auch ehrlich offenstehen. Wir neigen dazu, die Diskussion unter Erwachsenen zu führen und dann die Ergebnisse
unserer Diskussion den Schülern aufzuzwingen. Das ist erzieherischer Betrug. Wenn
wir ein Problem mit unserem Rollenverständnis haben, dann berechtigt uns das noch lange nicht, das unseren Kindern überzustülpen. Das Gegenteil von
gut ist bekanntermaßen nicht
schlecht, sondern
gut gemeint. Wenn wir die Kinder machen lassen, ohne im Vorfeld Einfluss zu nehmen, werden sich automatisch unterschiedliche Interessengebiete zeigen und automatisch erkennbar etwas herausbilden, das wir als "Rollenbilder" geißeln. Kinder sehen verdammt viele Dinge anders, lockerer und viel entspannter als wir Großen glauben. Und wir müssen ihnen das Recht geben, diese Dinge anders und entspannter zu sehen. Dass wir das nicht tun und Kinder immer mehr als Meinungsverstärker und Totschlagargument für unsere eigenen weltanschaulichen Trends instrumentalisieren, das ist der wahre Missbrauch von Kindern. Zum Frage selbst: Zuallererst: Von welcher Altersklasse reden wir hier?
genderspezifische Lern-Angebote mache. Bei den Jungs ist es nicht so schwer: Burgen, Ritter, Waffen, Landsknechte, Wikinger, etc.
Da muss ich mal kurz nachfragen: Was ist da nun konkret das Lern-Angebot? Etwas
über die Ritter zu lernen, etwas
als Ritter zu lernen oder irgendetwas dergleichen? Anders ausgedrückt: Was ist die didaktische Rolle des Ritter in diesem Plan? Eine Lernsituation zu schaffen, ein Lernumfeld, um eine erhöhte Motivation zur Auseinandersetzung mit dem Thema zu erreichen? Mit viel Eisenwaren, reinschlüpfen, anfassen, verkleiden usw., dem nicht notwendigerweise das Thema Ritter folgen muss, wenn die Sache nur dazu dient, eine Faszination zu einer geschichtlichen Epoche zu wecken, die dann das eigentliche Thema ist? Oder eher ein abstrakter, konkreter Lern
inhalt: "Die Ritter"? Beides sowohl isoliert als auch in Kombination machbar, nur, dass wir nicht aneinader vorbeireden. Zusätzlich zu den Mädchenthemen, die Rhonwen schon genannt hat: Ich habe mal (Thema war Bronzezeit) "Bronzegießen" gemacht (6. Klasse HS). Allerdings nicht mit Bronze sondern mit Zinn, weil ich im Klassenzimmer mal so auf die Schnelle keine 1080 Grad herkriege... Ergebnis: Die Jungs haben sich an Pfeilspitzen versucht, die Mädchen haben Schmuck gemacht. Ich habe das nicht unterbunden und die Kinder gewähren lassen, verzeihen Sie, Frau Schwarzer. (Für Dich also interessant: Schmuck, Schminken, sich fein machen im weiteren Sinne... Ein anderes interessantes Erlebnis: 8. Klasse. Als zeitreisender Gast ist diesmal ein Landsknecht da mit dem wohlklingenden Namen "Gutfried Rügenwalder". Viele Fragen von den Kids ("Kinder" darf man in dem Alter ja nicht mehr sagen). Irgendwann: Ob er denn verheiratet sei. (Mädchenfrage) Auf die Verneinung folgt die nächste Frage, ebenfalls von einem Mädchen(!): Wenn er denn "mal Lust habe", wie kommt er denn dann ans andere Geschlecht? (sic! Mädchenfrage!) Interessierte Blicke von den übrigen Mädchen, albernes Gekicher eher von den Jungs... Das aber nur als nette Anekdote, nicht als Themenvorschlag.
Es gibt natürlich auch komplexere Themen, die dann altersabhängig sind, etwa die Rolle der Frau in traditionellen Männerdomainen, wie etwa die Handwerkerwitwe, die die Firma ihres Mannes weiterbetreibt oder die - durchaus emanzipierte - Rolle der Frau bei den Wikingern oder Germanen. Das sind interessante Themen, die auch die Gender-Fraktion gnädig stimmen, aber für Dich insofern uninteressant sind, da Du ja etwas haptisches suchst, nichts theoretisches.