Ich denke, dass der TE das gar nicht so hoch hängt wie es der ein oder andere aufgrund des Begriffes "Gender" meinen könnte. Möglicherweise hat er den Begriff nur etwas unglücklich gewählt, weil gerade kein besserer zur Hand war. Der Begriff hat nun mal ein gewisses eskalierendes Potential, weil die öffentliche Diskussion darum stellenweise sehr schrill geführt wird. Das polarisiert. So wie ich das verstehe, möchte er halt seinen Schülern schlicht unterschiedliche Angebote machen, um zu verhindern, dass sich die Mehrzahl eines kompletten Geschlechts langweilt. Das ist ja nun mal ein sehr vernünftiger Gedanke. Dass er seine Schüler in Geschlechterrollen zwingen möchte, habe zumindest ich von Anfang an nicht erkennen können. Trotzdem hat sich die Diskussion wegen der Verwendung dieses Begriffes zu einer Art Gender-Discussion entwickelt. Also gut.
Das liegt aber nicht daran, dass sie von Haus aus so sind, es liegt an unserer Erziehung.
Das ist ein immer wiederkehrendes Argument in dieser wie auch in anderen Debatten (z.B. Intelligenzforschung). Der Haken: Es hat einer ernsthaften Überprüfung in den seltensten Fällen standgehalten. Es wurde immer als reine Hypothese eingebracht, allerdings für gewöhnlich in einem Tonfall, als sei es bewiesene Tatsache und wurde erst mit zeitlicher Verzögerung näher untersucht. Während es als vermeintlicher Fakt im Raum stand - konnte ja die überwältigende Masse der Leute mangels fachlicher Qualifikation nicht überprüfen - prägte es dann die gesellschaftliche Diskussion. Die Ergebnisse für Gendering, Schulpolitik,Talentförderung usw wurden dann auf Basis dieser "Fakten" teilweise in Gesetze gegossen mit denen wir jetzt leben müssen, obwohl die fachliche Legitimation der Diskussionsergebnisse, Verordnungen und Gesetze eben nicht auf Fakten, sondern nur auf aggressiv vorgetragenen Theorien basierte. Ich sag's noch mal: Das ist wissenschaftlich nicht im geringsten bewiesen. Im Gegenteil. Wann immer sich die Biologie, die Verhaltensvorschung oder die Psychologie dann mal ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt haben, kam raus, dass der Einfluss der Erziehung in solchen Fundamentalfragen erheblich geringer ist als man meint. Die Gene sind da alles andere als unerheblich. Freilich hat die Erziehung einen nicht zu unterschätzenden Einfluss, aber sie ist nicht der allein bestimmende Faktor als der sie häufig dargestellt wird.
Der Clou: Beide Geschlechter sind ungefähr gleich stark in den Leistungen, aber sie trauen sich jeweils weniger zu.
Dito. Die Studie stimmt, aber die Interpretation ist nicht zwingend. Das Problem - und ich werde mit genau
diesem Problem ja täglich konfrontiert - ist weniger das Sich-zutrauen. Hier werden wieder einmal Ursache und Wirkung durcheinandergebracht. Das Problem ist, dass die beiden Disziplinen - hier Naturwissenschaft und Sprachen - unterschiedlichen Denkweisen und unterschiedlicher Logik folgen. Die sprachliche kommt im statistischen Durchschnitt Mädchen eher entgegen und die naturwissenschaftliche den Jungs. Mit der Folge, dass die Mädchen, die ein Problem mit Mathe haben (das sind nicht alle!), meist versuchen, mit einer Art sprachlicher oder soziokultureller Logik an Mathe ranzugehen und Jungs ihre naturwissenscahftliche Denke unangebrachterweise auf Sprachen anwenden wollen. Dass sie sich nichts zutrauen kommt erst nach den Misserfolgen. Diese Denkweisen zu erklären und zu schulen, das versäumt die Schule und das ist ihr anzulasten. Ich will nicht klagen, würde sie ihren Job ordentlich machen, wäre ich arbeitslos
Solange wir die wahren Ursachen der Probleme nicht einmal ernsthaft suchen, geschweige denn finden, und stattdessen nur oberflächliche, laienhafte Symbolpolitik betreiben, werden wir die Probleme nicht lösen.