Mittelalter für Mädchen und Jungen ?!?

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Ich gebe zu bedenken, dass nach einer gerade veröffentlichten Studie viele Schülerinnen glauben, Mathe könnten sie nicht und Physik sei blöd, während Schüler meinen, dass ihre Sprachenkenntnisse eher bescheiden seien und Englisch doof. Der Clou: Beide Geschlechter sind ungefähr gleich stark in den Leistungen, aber sie trauen sich jeweils weniger zu. Ich finde es schon gut, wählen zu lassen. Noch besser fände ich es aber, allen erstmal alles anzubieten. Dann können sie ja überhaupt erst heraus finden, was ihnen Spaß macht! Das Beispiel von Panzerreiter finde ich sehr gut: Häufig machen die Schüler aus dem "Material" das, was ihnen zusagt (Matrial: Zinnguss, Ergebnis: Pfeilspitzen/ Schmuck)
 
Ist es inzwischen ein Verbrechen, wenn ich meiner Tochter auf Wunsch Puppen schenke und meinem Sohn ein Set Playmobil-Ritter? Ich sehe ganz selten Jungs, die sich das Feenangebot mit Einhörnern, Zauberpalast und Schwanenboot wünschen, aber jede Menge Mädchen. Das Zeug verkauft sich wie blöd, also muss es trotz allem Gendering wohl merkliche Unterschiede geben, außer dem bisschen zwischen den Beinen. Wenn wir ein Problem mit unserem Rollenverständnis haben, dann berechtigt uns das noch lange nicht, das unseren Kindern überzustülpen. Das Gegenteil von gut ist bekanntermaßen nicht schlecht, sondern gut gemeint. Wenn wir die Kinder machen lassen, ohne im Vorfeld Einfluss zu nehmen, werden sich automatisch unterschiedliche Interessengebiete zeigen und automatisch erkennbar etwas herausbilden, das wir als "Rollenbilder" geißeln.
Ja, richtig, Mädchen greifen tendenziell wohl eher zu Puppen, jungs zu Matchboxautos. Das liegt aber nicht daran, dass sie von Haus aus so sind, es liegt an unserer Erziehung. Ich hab einmal einen sehr interessanten Artikel gelesen von einer Mutter, die versucht, ihren Sohn genderneutral zu erziehen. Und wie sie sich versagen sieht, wegen so Kleinigkeiten wie dass beim Schuhekauf die Verkäuferin versucht, den Jungen zu überreden, doch die Batman-Sneaker zu nehmen statt der Glitzerballerinas und dass die Oma sagt "na, ich kauf dir kein Kleidchen. das ist nichts für Jungen, das ist für Mädchen", dass er auf der Straße komisch und abfällig angeschaut wird von Leuten, weil er einen Rock trägt statt Hosen und dass ihm jemand im Kindergarten sagt "Jungen spielen nicht mit der Puppenküche." oder wenn der Onkel ein komisches Gesicht macht, wenn der Bub sagt, er will Tänzer werden. Kinder werden von allen möglichen Seiten ab dem Tag ihrer Geburt in dieses Rollenbild hineinmanövriert und es reicht schon, dass sie feine Veränderungen in unserer Laune und unseren Aussagen wahrnehmen, um sie zu prägen mit diesem Rollenbild. Wir stülpen ihnen das Rollenbild also ganz automatisch über, weil große Teile unserer Umgebung noch immer so denken. Und ja, das hier ist Geschichtsunterricht, allerdings sagt bringt der TE selbst das Genderthema hier in die Frage und seinen Unterricht ein.
 
Dann werf ich mal was (einigermassen) Geschlechtsneutrales ein: Fingerloop. Haben wir schon mit Grundschulkinder gemacht und die Ergebnisse sind auch geschlechtsneutral verteilt: Jungs hatten Spaß dran oder nicht, ebenso wie die Mädels
 
Da muss ich mal kurz nachfragen: Was ist da nun konkret das Lern-Angebot? Etwas über die Ritter zu lernen, etwas als Ritter zu lernen oder irgendetwas dergleichen? Anders ausgedrückt: Was ist die didaktische Rolle des Ritter in diesem Plan? Eine Lernsituation zu schaffen, ein Lernumfeld, um eine erhöhte Motivation zur Auseinandersetzung mit dem Thema zu erreichen? Mit viel Eisenwaren, reinschlüpfen, anfassen, verkleiden usw., dem nicht notwendigerweise das Thema Ritter folgen muss, wenn die Sache nur dazu dient, eine Faszination zu einer geschichtlichen Epoche zu wecken, die dann das eigentliche Thema ist? Oder eher ein abstrakter, konkreter Lerninhalt: "Die Ritter"? Beides sowohl isoliert als auch in Kombination machbar, nur, dass wir nicht aneinader vorbeireden.
Gerade wenn es um Geschichtsunterricht geht bin ich auch der Meinung,dass es in erster Linie um Vermittlung von Fakten gehen sollte,wobei diese durchaus auf nichttrockene Weise vermittelt werden können. Wenn z.B. Mitglieder einer MA-Gruppe (in diesem Fall Ritterdarsteller) eine Schulklasse besuchen und den Schülern so ein wenig weitergeben wie im Hochmittelalter Ritter lebten,wie die Kleidung aussah,dass sie nicht ständig in Plattenrüstung herumliefen usw.ist das ein (!) dikaktischer Ansatz,aber nicht der Einzige. Wenn es de facto um das damalige und heute Frauen-/Männerbild,also das Rollenbild/die Rollenverteilung gehen soll,könnte es auch interessant sein,mal zu schauen,wie z.B.im Hochmittelalter das Frauenbild war aber auch wie es mit den Rechten der Frauen aussah. - Bäuerin - Adelige (Niederer und Hochadel) - Beginen - Frau des Kaufmannes - Ordensfrauen - Unterschiede im Frauenbild vor und nach der Reformation usw.
 
Kinder sehen verdammt viele Dinge anders, lockerer und viel entspannter als wir Großen glauben. Und wir müssen ihnen das Recht geben, diese Dinge anders und entspannter zu sehen. Dass wir das nicht tun und Kinder immer mehr als Meinungsverstärker und Totschlagargument für unsere eigenen weltanschaulichen Trends instrumentalisieren, das ist der wahre Missbrauch von Kindern.
Sehe ich auch so. Auch deshalb würde ich die Themen geschlechterneutral vorstellen - nicht unbedingt wegen den Kindern sondern vielmehr wegen der Empfindlichkeiten der Erwachsenen.
Ich gebe zu bedenken, dass nach einer gerade veröffentlichten Studie viele Schülerinnen glauben, Mathe könnten sie nicht und Physik sei blöd, während Schüler meinen, dass ihre Sprachenkenntnisse eher bescheiden seien und Englisch doof. Der Clou: Beide Geschlechter sind ungefähr gleich stark in den Leistungen, aber sie trauen sich jeweils weniger zu.
Gemäß aktueller Studien im österreichischen Bildungssystem erbringen Mädchen schlechtere Leistungen in Mathe und Naturwissenschaften, während Mädchen bei den Sprachen bessere Egebnisse haben. Das ist nun mal so. Mathe kann übrigens jeder, das ist ja im Endeffekt nur Addieren und Subtrahieren. Physik ist nur so was wie kreative Mathematik, das kann dann schon schwieriger werden, aber erst ab der Oberstufe. Und Fremdsprachen sind wirklich doof. Das ist mal meine Meinung zu diesen Fächern - aber villeicht auch nur, weil ich kein Mädchen bin...
Ja, richtig, Mädchen greifen tendenziell wohl eher zu Puppen, jungs zu Matchboxautos. Das liegt aber nicht daran, dass sie von Haus aus so sind, es liegt an unserer Erziehung.
Das sehe ich ganz anders. Wir sind mit unterschiedlichen Geschlechtern, Fähigkeiten und Vorlieben geboren. Das ist keine Erziehungsfrage, das ist eine Frage der biologischen Beschaffenheit. Erziehung kann nur das beeinflussen und lenken, was bereits vorhanden ist. Wir haben bei uns bemerkt, dass wir - ohne darüber nachzudenken - bei unserer Mittelalterdarstellung eine Aufteilung in Männer/Frauensachen praktizieren. Ohne Planung, wer wann was machen soll, hat sich das so ergeben. Die Mädels machen Textiles und Kochen, die Jungs machen Holz und Metall. Nur den Abwasch will keiner so recht haben.... Was natürlich nicht heisst, dass unsere Mädels nicht mit einer Axt umgehen könnten und ich Angst vor Nähnadeln hätte. Daher wäre meine Erwartungshaltung auch bei den Kindern, dass sie in Mädchen- und Jungssachen aufteilen - ganz ohne Vorgabe. Da braucht man sich keinen Kopf drum machen, das tun sie sowieso. Meiner Ansicht nach schadet es auch gar nicht, ordentlich Bubenthemen reinzubringen. Die Erziehung in den Schulen ist eh total verweiblicht, da sind Gegenakzente sehr gut, und zwar für Mädchen wie Buben gleichermaßen.
 
Meiner Ansicht nach schadet es auch gar nicht, ordentlich Bubenthemen reinzubringen. Die Erziehung in den Schulen ist eh total verweiblicht, da sind Gegenakzente sehr gut, und zwar für Mädchen wie Buben gleichermaßen.
Persönlich halte ich die momentan offenbar stark vorangetriebene Genderisierung für falsch. Ja,dort,wo es auf Grund des Geschlechts reale Benachtteiligungen gibt,bin ich selbstredend dafür,diese so schnell wie möglich abzuschaffen,aber wenn ich in manchen Texten "Bürger und Bürgerinnen" lese,denke ich "Das geht ja noch!". warum? Weil meistens nur noch "Bürger/innen" zu lesen ist,so dass ein Kollege schon scherzhaft sagte,irgendwann stünde da sicher "Menschen und Menschinnen".
 
Ich denke, dass der TE das gar nicht so hoch hängt wie es der ein oder andere aufgrund des Begriffes "Gender" meinen könnte. Möglicherweise hat er den Begriff nur etwas unglücklich gewählt, weil gerade kein besserer zur Hand war. Der Begriff hat nun mal ein gewisses eskalierendes Potential, weil die öffentliche Diskussion darum stellenweise sehr schrill geführt wird. Das polarisiert. So wie ich das verstehe, möchte er halt seinen Schülern schlicht unterschiedliche Angebote machen, um zu verhindern, dass sich die Mehrzahl eines kompletten Geschlechts langweilt. Das ist ja nun mal ein sehr vernünftiger Gedanke. Dass er seine Schüler in Geschlechterrollen zwingen möchte, habe zumindest ich von Anfang an nicht erkennen können. Trotzdem hat sich die Diskussion wegen der Verwendung dieses Begriffes zu einer Art Gender-Discussion entwickelt. Also gut.
Das liegt aber nicht daran, dass sie von Haus aus so sind, es liegt an unserer Erziehung.
Das ist ein immer wiederkehrendes Argument in dieser wie auch in anderen Debatten (z.B. Intelligenzforschung). Der Haken: Es hat einer ernsthaften Überprüfung in den seltensten Fällen standgehalten. Es wurde immer als reine Hypothese eingebracht, allerdings für gewöhnlich in einem Tonfall, als sei es bewiesene Tatsache und wurde erst mit zeitlicher Verzögerung näher untersucht. Während es als vermeintlicher Fakt im Raum stand - konnte ja die überwältigende Masse der Leute mangels fachlicher Qualifikation nicht überprüfen - prägte es dann die gesellschaftliche Diskussion. Die Ergebnisse für Gendering, Schulpolitik,Talentförderung usw wurden dann auf Basis dieser "Fakten" teilweise in Gesetze gegossen mit denen wir jetzt leben müssen, obwohl die fachliche Legitimation der Diskussionsergebnisse, Verordnungen und Gesetze eben nicht auf Fakten, sondern nur auf aggressiv vorgetragenen Theorien basierte. Ich sag's noch mal: Das ist wissenschaftlich nicht im geringsten bewiesen. Im Gegenteil. Wann immer sich die Biologie, die Verhaltensvorschung oder die Psychologie dann mal ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt haben, kam raus, dass der Einfluss der Erziehung in solchen Fundamentalfragen erheblich geringer ist als man meint. Die Gene sind da alles andere als unerheblich. Freilich hat die Erziehung einen nicht zu unterschätzenden Einfluss, aber sie ist nicht der allein bestimmende Faktor als der sie häufig dargestellt wird.
Der Clou: Beide Geschlechter sind ungefähr gleich stark in den Leistungen, aber sie trauen sich jeweils weniger zu.
Dito. Die Studie stimmt, aber die Interpretation ist nicht zwingend. Das Problem - und ich werde mit genau diesem Problem ja täglich konfrontiert - ist weniger das Sich-zutrauen. Hier werden wieder einmal Ursache und Wirkung durcheinandergebracht. Das Problem ist, dass die beiden Disziplinen - hier Naturwissenschaft und Sprachen - unterschiedlichen Denkweisen und unterschiedlicher Logik folgen. Die sprachliche kommt im statistischen Durchschnitt Mädchen eher entgegen und die naturwissenschaftliche den Jungs. Mit der Folge, dass die Mädchen, die ein Problem mit Mathe haben (das sind nicht alle!), meist versuchen, mit einer Art sprachlicher oder soziokultureller Logik an Mathe ranzugehen und Jungs ihre naturwissenscahftliche Denke unangebrachterweise auf Sprachen anwenden wollen. Dass sie sich nichts zutrauen kommt erst nach den Misserfolgen. Diese Denkweisen zu erklären und zu schulen, das versäumt die Schule und das ist ihr anzulasten. Ich will nicht klagen, würde sie ihren Job ordentlich machen, wäre ich arbeitslos ;) Solange wir die wahren Ursachen der Probleme nicht einmal ernsthaft suchen, geschweige denn finden, und stattdessen nur oberflächliche, laienhafte Symbolpolitik betreiben, werden wir die Probleme nicht lösen.
 
Die sprachliche kommt im statistischen Durchschnitt Mädchen eher entgegen und die naturwissenschaftliche den Jungs. Mit der Folge, dass die Mädchen, die ein Problem mit Mathe haben (das sind nicht alle!), meist versuchen, mit einer Art sprachlicher oder soziokultureller Logik an Mathe ranzugehen und Jungs ihre naturwissenscahftliche Denke unangebrachterweise auf Sprachen anwenden wollen.
Nun,in der verbandlichen Jugendarbeit (DPSG) habe ich - das stützt offenbar Deine Aussage - häufig die Erfahrung gemacht,dass Jungen versucht haben,ein Problem - z.B. beim Erstellen von Lagerbauten - logisch/rational zu lösen ("Erstmal genau überlegen,wie wir das machen!"),während die Mädels eher spontan an die Sache herangingen...aber immer als Gruppe,die Jungs waren (auch in der Gruppe) eher "Einzelkämpfer".
 
Egal ob Mädchen oder Jungs, es soll den Kindern doch Spass machen. Nehmen wir als Beispiel mal das Sticken. Eigentlich eine "typische" Frauenarbeit. Mit entsprechendem Material kann es aber durchaus auch für Jungs interessant werden. Gebt den Kindern eine Anleitung - vielleicht sogar mit Bildern - Stoff, Garn, Leder und Nadeln. Und dann lasst die Kinder machen und schaut was daraus wird. Warum sollte ein Mädchen nicht auch mal versuchen mit einem Pfeilbogen zu schiessen oder sich im Schwertkampf versuchen? Noch besser, zeigt den Kindern wie gross und schwer diese Waffen wirklich waren. So etwas mal in die Hand nehmen können ist sehr speziell! Im Muesum darf man doch meistens eh nichts anfassen, aber wenn eine Gruppe kommt wo man das darf ist das doch etwas ganz anderes. Egal ob ein Mädchen jetzt lieber mit Autos spielt oder ein Junge mal ein Kleid anziehen will, die Hauptsache ist doch, dass es Spass macht. Töchterchen spielt mit ihrem Bruder mit den Autos, er wiederum spielt mit seiner grossen Schwester mit den Playmobil-Feen die einkaufen gehen müssen. Und sollte Junior mal pinke Gummistiefel oder so haben wollen dann darf er das auch - egal was die Verkäuferin im Schuhgeschäft dann sagt. Er kann einen ziemlichen Dickschädel haben und dann hat auch die Verkäuferin keine Chance mehr. ;) Für mich als Mutter ist es manchmal mühsam wenn alles nach Geschlechtern sortiert verkauft wird - wehe ein Mädchen will einen pinken Pullover mit einem Bagger drauf oder ein Bub will ein Shirt mit einem Ritter der auf einem Einhorn reitet! Zum Glück ist Mami auch für etwas ungwöhnliche Kleiderwünsche da und näht die dann selber.
 
Ich denke, dass der TE das gar nicht so hoch hängt wie es der ein oder andere aufgrund des Begriffes "Gender" meinen könnte. Möglicherweise hat er den Begriff nur etwas unglücklich gewählt, weil gerade kein besserer zur Hand war. Der Begriff hat nun mal ein gewisses eskalierendes Potential, weil die öffentliche Diskussion darum stellenweise sehr schrill geführt wird. Das polarisiert. So wie ich das verstehe, möchte er halt seinen Schülern schlicht unterschiedliche Angebote machen, um zu verhindern, dass sich die Mehrzahl eines kompletten Geschlechts langweilt. Das ist ja nun mal ein sehr vernünftiger Gedanke. Dass er seine Schüler in Geschlechterrollen zwingen möchte, habe zumindest ich von Anfang an nicht erkennen können.
Da hast Du recht, das polarsiert und eskaliert. Besonders in öffentlichen Bildungseinrichtungen ist die Gender-Thematik sehr anfällig für heftige Reaktionen. Drum finde ich die Idee das vorbereitend durchzuüberlegen und Meinungen einzuholen sehr gut. Da kommt es halt auch auf die Verpackung an, damit niemand auf die Idee kommen kann, dass da Geschlechterollenzwang vorkommen könnte. Prinzipiell würde ich die Tätigkeiten in "im-Haus"- und "außer-Haus"-Tätigkeiten trennen. "Außer-Haus"-Tätigkeiten sind meistens die, für die Mann Hosen trägt. "Im-Haus"-Tätigkeiten werden oft in Kleidern erledigt. "Im Haus" umfasst den Haushalt bis zum Gartenzaun, also alles, was systemerhaltend die Wirtschaftseinheit Familie funktionieren lässt: Garten, Lebensmittelverarbeitung, Textilherstellung, etc. "Außer Haus" sind meist ressourcendarstellende oder konstruierende Tätigkeiten: Gartenzaun bauen, Holzhandwerk, Acker pflügen, etc. Wichtig erscheint mir, dass diese Arbeiten zwar oft nach Geschlechtern aufgeteilt durchgeführt wurden, jedoch gleichwertig zum Erfolg der Wirtschaftseinheit Familie beitrugen. Eine Auftrennung dieser Einheit erfolgte ja erst nach Ende des Mittelalters mit der Industrialisierung und Individualisierung, erst dadurch kam es zu unterschiedlichen Bewertungen und dem Gefühl von Benachteilung, das ja die Grundlage für die Genderempfindlichkeiten ist. Einen schönen und unterhaltsamen Überblick über die Tätigkeiten - aufgetrennt nach Geschlechtern - verschafft diese Dokureihe: https://www.youtube.com/watch?v=t1ERDYjsHBg
 
Während es als vermeintlicher Fakt im Raum stand - konnte ja die überwältigende Masse der Leute mangels fachlicher Qualifikation nicht überprüfen - prägte es dann die gesellschaftliche Diskussion. Die Ergebnisse für Gendering, Schulpolitik,Talentförderung usw wurden dann auf Basis dieser "Fakten" teilweise in Gesetze gegossen mit denen wir jetzt leben müssen, obwohl die fachliche Legitimation der Diskussionsergebnisse, Verordnungen und Gesetze eben nicht auf Fakten, sondern nur auf aggressiv vorgetragenen Theorien basierte. Ich sag's noch mal: Das ist wissenschaftlich nicht im geringsten bewiesen. Im Gegenteil. Wann immer sich die Biologie, die Verhaltensvorschung oder die Psychologie dann mal ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt haben, kam raus, dass der Einfluss der Erziehung in solchen Fundamentalfragen erheblich geringer ist als man meint. Die Gene sind da alles andere als unerheblich. Freilich hat die Erziehung einen nicht zu unterschätzenden Einfluss, aber sie ist nicht der allein bestimmende Faktor als der sie häufig dargestellt wird.
Das Problem ist doch, dass du auch das Gegenteil (also dass Genderverhalten in gewissen Teilen angeboren ist) nicht wissenschaftlich überprüfen kannst mangels Testobjekten. Ab seiner Geburt ist das Kind doch in eine Umgebung gesetzt, die noch sehr stark von alten Geschlechterrollen geprägt ist. Und es ist nun mal aus ethischen Gründen nicht möglich, Menschenkinder so aufwachsen zu lassen, dass sie absolut unbeeinflusst von Genderidealen ihrer Mitmenschen bleiben. Um sagen zu können, ob Gendertypisches Verhalten angeboren ist, dürften sie ja keinerlei Einflüsse in diese Richtung ausgesetzt sein und wie ich schon mit dem Beispiel aus dem Artikel erklärt habe, reichen bereits kleine Dinge, um das Kind zu beeinflussen. Immerhin ist ja jede Bezugsperson ebenso geprägt. Man müsste also das Kind außerhalb seines familiären Umfelds genderneutral aufziehen und das ist einfach nicht möglich.
 
Das Problem ist doch, dass du auch das Gegenteil (also dass Genderverhalten in gewissen Teilen angeboren ist) nicht wissenschaftlich überprüfen kannst mangels Testobjekten.
Als Gegenargument kann man natürlich anführen, dass in allen bekannten Kulturen geschlechterspezifisches Verhalten festgestellt werden kann. Folglich scheint es so zu sein, dass sich menschliches Verhalten und Kulturentwicklung immer auch mit dem Unterschied männlich/weiblich entwickelt. Die unzweifelhaft vorhandenen körperlichen Unterschiede gehen also mit Unterschieden im Denken, Fühlen und Handeln einher. Das wäre nichts, was jetzt speziell menschlich wäre, ähnliches zeigt sich nicht mal nur bei Säugetieren, das ist auch bei anderen Tieren so. Es gibt zB Vogelarten, bei denen nur die Männchen singen, wobei dieses Singverhalten nicht nur tradiert wird, sondern auch - wenn die Vögel vorm Lernen des Gesanges von ihren männlichen Singlehrern getrennt werden - neu erlernt wieder an den Nachwuchs weitergegeben wird. Interessanterweise entwickelt sich nach mehreren Generationen wieder der arttypische Gesang. Die Männchen dieser Vögel sind dazu geboren, genau diese Sprache zu benutzen. Es gibt also sehr wohl nachweislich angeborene Verhaltensweisen, die in der Genetik vorhanden sind und bei Verlust der Tradierung arttypisch erneut entstehen. Folglich sind bei Lebewesen Verhaltens-, Kultur- und Geschlechterunterschiede genetisch angelegt und werden - jedenfalls nicht alle und nicht immer - lediglich durch Erziehung, Kultur oder Vorbild erschaffen, sondern sind identitätsbestimmende, festgelegte Eigenheiten, die bereits vor der Geburt angelegt sind. Der spezielle empirische Nachweis, ob "Genderverhalten" auch beim Menschen arttypisch genetisch festgelegt ist, muss aus ethischen Gründen entfallen; der Nachweis bei anderen Lebewesen ist jedoch zweifelfrei erbracht, Analogiefolgerungen beim Menschen sind naheliegend. Als vernunftbegabte Art kann der Mensch jedoch entscheiden, wie er mit diesen geschlechtsspezifischen Unterschieden umgeht - die Kultur und die Tradierung kann beeinflusst werden, aber nicht die gentisch vorbestimmten Unterschiede.
 
Wer von Euch hat eigentlich tagtäglich mit "Gender Kompetenz" zu tun? :huh:
 
Wer von Euch hat eigentlich tagtäglich mit "Gender Kompetenz" zu tun?
Vermeine ich da, einen Hauch von Schnippigkeit zu vernehmen? ;) Ich weiß nicht, ob die Diskussion, so wie sie sich momentan entwickelt, im Sinne des TE ist. Als studierter Biologe und Pädagoge stünde ich der weiteren fachlichen Betrachtung der Gender-Frage insbesondere bei Kindern und der öffentlichen Diskussion darüber aus - so weit möglich - wissenschaftlicher Sicht im Prinzip gerne zur Verfügung. Allerdings ist das hier primär ein Mittelalterforum.
 
Nö, keinesfalls Schnippkeit. Es interessiert mich einfach, weil ich nämlich zum Beispiel tagtäglich damit zu tun habe und gerne Meinungen von Leuten lese, die eben nicht jeden Tag damit kämpfen müssen. Oftmals entwickelt man ein sehr begrenztes Sichtfeld auf die Dinge mit den man täglich zu tun hat.
 
Dieses kritische Interesse an der eigenen Sicht zeugt von einer inneren Größe, Respekt. :thumbup: Dann bitte ich um Verzeihung, die knappe Frage etwas falsch verstanden zu haben. Wie gesagt: jederzeit gerne, aber ich möchte das aus diesem Thread momentan ein bisschen rausnehmen, außer der TE wäre daran selber interessiert. Vielleicht über PN.
 
Wer von Euch hat eigentlich tagtäglich mit "Gender Kompetenz" zu tun?
Von Kompetenzen möchte ich in diesem Zusammenhang nicht sprechen. Mein Arbeitgeber - eine öffentliche Bildungseinrichtung - ist gesetzlich zur Einhaltung vom allem was "Gender" beinhaltet, verpflichtet und überträgt diese Verpflichtungen auch auf mich. Ich bin mit den entsprechenden Empfindsamkeiten vertraut und von daher kommt auch mein Hinweis an den TE solche Überlegungen mit zu berücksichtigen.
 
Ich frage mich gerade ob es wirklich so schlimm ist, eine gewisse Prägung in die Erziehung einfliessen zu lassen. Ich meine damit nicht eine Gesellschaftsnorm ins Kind reinzuprügeln. Aber mal ehrlich, an die Frauen gerichtet. Wollt ihr einen Mann als Partner, der richtig anpacken kann. Der mit den Kleinen in der Werkstatt steht und vor dem Haus Holz hackt? Oder einen der im leichten Sommerkleid zur Tür eintritt und sich beschwerd dass er nach dem harten Arbeitstag jetzt erstmal zum Kosmetiker gegangen ist. Eine kleine Gurkenmaske für die beanspruchte Haut. Versteht mich nicht falsch. Ich bin ein moderner Mensch. Wenn es Menschen gibt die das wollen, habe ich damit kein Problem. Allerdings sind wir neuerdings so darauf geeicht, alles in ne rosa neutrale Hülle zu packen, dass dieser schon wieder militante Züge annimmt.
 
wie wärs, wenn du erst die Klasse in Jungen und Mädchen aufteilst, dann tauschst, also sind die mädchen mal Jungen und andersrum. dann machen alle das gleiche. Oder die Gruppen Erarbeiten getrennt versch. Rollenspiele/vorträge und stellen die dann den anderen Gruppen vor. Sowas ähnliches machen wir oft, nur leider nicht zu mittelalterthemen :(
 

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