Mittelalter für Mädchen und Jungen ?!?

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@AndiP: danke dafür. Ich finde gerade die unterschiedlichen Meinungen aus Österreich, Schweiz und Deutschland einfach sehr gut. Aber es geht wirklich zu weit, da hat Panzerreiter recht. :danke
 
Ob Mädchen und Jungen sich "typisch" verhalten oder nicht, sie bleiben Mädchen und Jungen. Auch wenn Töchterchen mal Spezialwünsche in Sachen Kleidung hat und Junior mit ihr Puppen spielt weil er das einfach gern macht, irgendwann werden sie mehr und mehr in die "typische" Rolle gezwängt - die einen mehr, die anderen weniger. Entdecken was die "Anderen" im Mittelalter jeweils gemacht haben, was ihre Aufgabe war und wie sie die umgesetzt haben ist doch sehr spannend. Ob jetzt die Jungen die "Im-Haus-Tätigkeiten" ausprobieren oder die Mädchen die "Ausser-Haus-Tätigkeiten" oder ob die Rollen zuerst "normal" erforscht werde kommt nicht so drauf an. Hauptsache ist doch, dass die Kinder Spass haben wenn der Unterricht mal nicht "normal" ist. Wer Spass hat lernt gern und vor allem leichter - Mädchen und Jungen. Töchterchen kommt ja "erst" in die Schule, aber schon im Kindergarten ist es wichtig, dass lernen Spass macht. Töchterchen findet früh aufstehen zwar absolut doof, aber wenn sie dann parat ist und sich auf den Weg macht ist sie super schnell weg - weil sie gern geht. Als Lehrer oder Lehrerin kann man also sehr viel machen und Workshops sind für die Kinder immer schön weil es mal etwas anderes ist. Spannende Workshops machen, tolles Material zum arbeiten, alles mit der Feder statt mit Kugelschreiber/Füller/Bleistift auf Büttenpapier schreiben und die Kinder gehen mit Freude an die Arbeit und auf "Entdeckungsreise". Noch etwas: Ich bin weder Kindergärtnerin, noch Lehrerin oder arbeite in einem Hort. Ich bin einfach nur ein ganz normales "Vollzeit-Mami" mit einer knapp 7 Jahre altenTochter die am liebsten schon erwachsen wäre und einen kleinen 3 1/2 Jahre alten Sohn der unbedingt gleich sofort in den Kindergarten möchte. ;)
 
Persönlich halte ich die momentan offenbar stark vorangetriebene Genderisierung für falsch.
Das sehe ich auch so. Aber auf die persönliche Meinung kommt es gar nicht immer an, man muss sich auch an seinem Umfeld orientieren und besonders im Bildungs- und Erziehungsbereich ist da eine gewisse Sensibilität und Achtsamkeit notwendig. Meiner Ansicht nach werden Mädchen erwachsen und den Buben wächst einfach nur irgendwann ein Bart. Und es ist völlig egal, ob sie davor mit Puppen oder Autos gespielt haben. Vielleicht schaffen wir ja die Wende zurück zur Eingangsfrage und fangen an, mehr relevante Themen und Ideen für Workshops zu sammeln. Ich denke momentan an Spinnen: Da kann man erst mal eine Handspindel bauen und anschliessend Wolle spinnen. Da hat man zwei Handwerke (was zum Bauen und was Textiles), kann was über Schafe lernen, kommt mit geringem Kostenaufwand aus und kann so nebenbei ein paar historische Fakten zum Wollhandwerk an die Kinder bringen. Ich denke da an so eine aus Eisstäbchen und Schaschlikspießen: http://spinnradclub.de/galerie/spindeln/es1.htm
 
Wie viel Zeit hast Du überhaupt zur Verfügung ? Für viele Dinge sollte man doch erst einmal in die Tiefe gehe, damit das Basis Wissen da ist. Finger Loop Bänder wären zB eine tolle Sache, die man schnell zeigen, begreifen und nach machen kann. Sagt aber wenig über das Mittelalter aus. Papier schöpfen - das kam erst gegen Ende des Mittelalters aus, die meiste Zeit hat man auf Pergament geschrieben. In einer Projektwoche kann man da toll was reißen. Ich fürchte jedoch Du hast 2 Doppelstunden ?
 
Ich denke momentan an Spinnen: Da kann man erst mal eine Handspindel bauen und anschliessend Wolle spinnen. Da hat man zwei Handwerke (was zum Bauen und was Textiles), kann was über Schafe lernen, kommt mit geringem Kostenaufwand aus und kann so nebenbei ein paar historische Fakten zum Wollhandwerk an die Kinder bringen. Ich denke da an so eine aus Eisstäbchen und Schaschlikspießen: http://spinnradclub.de/galerie/spindeln/es1.htm
Eine tolle Idee! Ich mache meine Spindeln einfach aus einem angespitzten Dübelstab und einem Wirtel aus Fimo. Es darf doch ruhig etwas kunterbunt sein. ;) Kommt dazu, dass Fimo dem "Ur-Material" Keramik sehr nahe kommt und ein guter Ersatz ist wenn kein Brennofen für Töpferwaren da ist. Das Spinnen selber braucht am Anfang etwas Übung - Töchterchen schafft mit ihren knapp 7 Jahren doch schon einen ganz passablen Faden. Sofern sie grad wieder mal Lust zum üben hat und es nicht sofort klappen muss. ;) Kinder können ganz schön ungeduldig sein... Einen einfachen, kleinen Korb flechten wäre vielleicht auch etwas. Dann können Spindel und Wolle gleich ordentlich versorgt werden. Einen einfachen Beutel herstellen, mit Feder statt Kugelschreiber/Füller/Bleistift schreiben, auf dem Feuer kochen ohne ein Feuerzeug oder Zündhölzer zum anzünden benutzen. Vielleicht lässt sich auch eine Lagergruppe für eine Vorführung gewinnen?
 
Nochmals ich... Also meine Kids sind zwischen 10 und 12 Jahre alt. Ich vertrete den Standpunkt, dass Kinder sehr viel lernen, wenn sie die Sachen "in die Hand nehmen" können. Und so möchte ich auch den Unterricht über das Mittalter gestalten. Wer beispielsweise einen Schild selben herstellt und bemalt (in vereinfachter Form) weiss danach mehr darüber, als wenn ich als Lehrer einfach ein paar Fotos zeige und einen Text abschreiben lasse. dass die Kinder danach den Schild, zusammen mit einem Speer oder Schwert (Kindergerecht gesichert) auch noch ausprobieren wollen, ist um so besser. Damit ich aber ALLEN etwas bieten kann, interessiert mich auch was Mädchen gerne tun würden. Wenn alle Mädchen mit Begeisterung Schilde bauen um danach mit Schwertern auf sich einzuprügeln, um so besser. Meine Erfahrung hat aber gezeigt, dass Mädchen andere Interessen haben. Darum die Frage hier: Was kann ich den Mädchen (und Jungs) anbieten?
 
Darum die Frage hier: Was kann ich den Mädchen (und Jungs) anbieten?
Du hast hier (zwischen der ganzen "Gender-Debatte" :D ) schon einige gute Tipps bekommen. Zum Thema "Material zum anfassen" hatte ich dir auch schon meine Unterstützung angeboten. Hab auch schonmal eine Projektwoche zu dem Thema durchgeführt und hatte hier dazu den Verlauf festgehalten : Schulprojekt: "Respekt und Toleranz im Mittelalter" . Vielleicht findest du dort ja auch noch Anregungen für deinen Unterricht.
 
Was sicher für Mädchen und Jungs interessant ist wäre das Schreiben mit der Feder. Was Mädchen interessieren könnte ist spinnen mit Handspindel oder Spinnrad. Ich würde es mit der Spindel versuchen weil das einfacher ist - und man sie gleich selber bauen kann. Hier hat es eine tolle Anleitung http://altes-handwerk.ch/spinnen-mit-handspindel-und-spinnrad/spinnden-mit-der-handspindel.html Die Frau gibt auch Kurse. Vielleicht kommt sie ja auch zu euch in die Schule? Anfragen schadet da sicher nicht. Ganz allgemein ist für Mädchen sicher die Verarbeitung von Wolle spannend. Einmal selbst erfahren wie lange es geht bis man ein schönes Garn zum brauchen hat und was dafür alles getan werden muss. Oder die Herstellung von einem Spielzeug das es im Mittelalter gegeben hat und mal ausprobieren wie die Kinder damals gespielt haben. Vielleicht wäre ja auch ein Mädchen-Nachmittag mit kochen am Feuer etwas? Da könnten die Mädels versuchen ohne Feuerzeug und Zündhölzer ein Feuer zu machen mit dem dann etwas gekocht wird. Die Frauen hatten damals die Aufgabe sicher zu stellen, dass immer ein Feuer brennt. Eine sehr wichtige Aufgabe da das Feuer überlebens-wichtig war. Ich habe kürzlich für meine Kinder dieses Buch hier gekauft: http://www.ritterladen.de/Buecher-Musik/Kinderbuecher/Die-Ritterburg.html Töchterchen ist zwar "erst" knapp 7 Jahre alt und Junior 3 1/2 Jahre, aber für sie ist das Buch toll. Wie es für deine Schüler ist kann ich schwer sagen, aber man findet ständig etwas lustiges - die Burg wird angegriffen und im Zimmer der Burgherrin fällt die Magd in Ohnmacht. Und noch viele ähnlich lustige Sachen.
 
Ich habe selbst Grundschullehramt studiert und will mich jetzt auch mal in das Thema hier einklinken. ;) Das Alter der hier angesprochenen Kids trifft ja auch mein Publikum ;) Was ich mich mittlerweile frage, ist, welche Intension maßgeblich verfolgt werden soll. Das Mittelalter haptisch erfassbar und begreifbar zu machen, klar. Aber sollen diese Workshops nen großen Überblick schaffen? Oder wäre es vllt. sogar sinnvoller mehr ins Detail zu gehen und sich auf eine Sparte zu beschränken - als Beispiel für andere Bereiche des Mittelalters. Ich denke da gerade daran, dass man somit ja sehr gut aufzeigen kann, dass das Leben damals viel aufwendiger und mühsamer war als das unsere heute. Als Beispiel fällt mir da ein "die Herstellung von Kleidung". Das fängt vllt. mit nem Besuch bei nem Schäfer an, wo man vllt. sogar beim schehren zuschauen kann. Danach kommt die Weiterverarbeitung dieser frisch geschorenen Wolle. Sprich: Waschen und Sortieren. Anschließend zu Garn verspinnen. Mit diesem Garn kann man dann Stoffe weben oder auch Kleidungsstücke durch Nadelbinden herstellen. Aus den gewebten Stoffen kann man dann schlussendlich Kleidungsstücke nähen, die man durch Stickereien oder Ziernähte anschließend noch verschönern kann. Interessantes und vielseitiges Material und freie Gestaltungsmöglickkeit stehen hierbei natürlich im Vordergrund - genauso wie das selber erschaffen. Als Exkurs in die Neuzeit, kann man sich dann natürlich noch nen Film vorspielen, der zeigt, wie die Herstellung von Kleidung heutzutage funktioniert und wie viele Arbeitsschritte heutzutage durch Maschinen ersetzt wurden. Am besten mit anschließender offener Diskussionsrunde, um die Unterschiede von früher und heute noch besser herausarbeiten zu können. Das war jetzt ein recht ausführliches Beispiel, welches sich aber auf mehrere Themen übertragen lässt (Essen beschaffen und zubereiten, Herstellung von Waffen, Möbeln, etc. ) Kurz zur Genderfrage: Im Mittelalter war der Beruf des Schneiders ein Männer-dominierter Beruf! -> bietet natürlich wieder die Möglichkeit über den Wandel der Rolle von Mann und Frau im Verlauf der Geschichte zu debattieren.
 
Kurz zur Genderfrage: Im Mittelalter war der Beruf des Schneiders ein Männer-dominierter Beruf! -> bietet natürlich wieder die Möglichkeit über den Wandel der Rolle von Mann und Frau im Verlauf der Geschichte zu debattieren.
Das wäre doch auch schon ein Ansatzpunkt für den Unterricht. "Wie funktioniert die Gesellschaft heute und was ist anders gewesen im Mittelalter?" So als Anfang für den Einstieg ins Thema wäre eine Diskussions-Runde vielleicht etwas. So wird auch schnell klar was die Kinder bereits wissen und ob es ein Thema gibt das sie besonders interessiert. Ich habe als Kind die Bücher von "Jaromir" und seinen Zeitreisen ins Mittelalter regelrecht verschlungen http://www.zytglogge.ch/typo3temp/_processed_/csm_Wiesner_Jaromir_Ritter_79bfb922c9.jpg und http://www.zytglogge.ch/typo3temp/_processed_/csm_Wiesner_Jaromir_Stadt_25629f6bec.jpg Ich weiss natürlich nicht wie aktuell die Geschichten noch sind, aber vielleicht wären die ja als Einstieg oder "Annäherung" an das Thema etwas. So als Vorbereitung für die Workshops eines der Bücher vorgängig lesen/vorlesen.
 
Wenn so viel Zeit vorhanden ist, finde ich das Beispiel von Stephanie sehr gelungen. Einen Über- und Einblick in alle Verarbeitungsschritte zu bekommen und die Mühsal kennen zu lernen, ist vermutlich einprägsamer als Verschiedenes auszuprobieren. Und wenn die Kids sich das nach Geschlecht frei einteilen können, werden sich die Jungs bei den Tätigkeiten sammeln, die Kraft verlangen (Schaf fest halten, Wolle kämmen), aber auch später ihr eigenes Ding herstellen oder verzieren.
 
Einen einfachen, kleinen Korb flechten wäre vielleicht auch etwas. Dann können Spindel und Wolle gleich ordentlich versorgt werden. Einen einfachen Beutel herstellen, mit Feder statt Kugelschreiber/Füller/Bleistift schreiben, auf dem Feuer kochen ohne ein Feuerzeug oder Zündhölzer zum anzünden benutzen. ...
oder - um beim Thema Schreiben/Schrift zu bleiben - eine Idee,die mir vor Kurzem in einem anderen Kontext kam: Man kann mit Kindern ab einem bestimmten Alter auch gut "mittelalterliche Smartphones/Tablettes" herstellen. Gut,in der MA-Szene sind die besser als Wachstafeln bekannt. ;)
 
Man kann mit Kindern ab einem bestimmten Alter auch gut "mittelalterliche Smartphones/Tablettes" herstellen. Gut,in der MA-Szene sind die besser als Wachstafeln bekannt.
Ob die Kinder nachher etwas damit anfangen können? Zum schreiben üben aber sicher sehr gut. Für die Kinder wäre es sicher schön wenn sie am Schluss vom Projekt mit der Feder aufschreiben können was ihnen am besten gefallen hat. So als Erinnerung.
 
Gibt´s bei Euch eine Lehrküche? Dann könnten die Kinder ja auch mal was für alle gemeinsam kochen. Natürlich was Mittelalterliches, also keine Kartoffeln, keine Tomaten etc. Aus dem Spätmittelalter gibt es erhaltene Rezepte und ich habe bei meinen Kindern die Erfahrung gemacht, dass sie bei der Zubereitung von Mahlzeiten - wenn wir mal wieder was mittelalterliches zuhause ausprobiert hatten - in dem Alter begeistert dabei waren. Sogar Hirsebrei hat ihnen gut geschmeckt. Ansonsten könnte ich mir noch einen Färbeexkurs vorstellen. Färben mit Pflanzenfarben, und wenn es nur kleine Wollstoffreste sind, die ihr färbt. Mein Sohn war in der 6. Klasse ziehmlich sauer auf die Lehrerin, als die in der Klasse zum Besten gab, dass es im Mittelalter nur "Schaffarben" gab... Ich finde sowieso, das Mittelalter kommt viel zu kurz in der Schule. Mein Großer (9. Kl.) ist schon bei der Weimarar Republik. Was machen die dann noch in den verbleibenden 3 Jahren? Jeden einzelnen Tag des 2. Weltkriegs besprechen? :whistling:
 
Nein, dreifach redundant die Themen durchkauen, deren Behandlung politisch erwünscht ist.
 
Kochen finde ich auch gut! Das ist (überwiegend) geschlechtsneutral, und man könnte auch die Themen "Feuer machen/ Feuer bewahren/ Herkunft der Lebensmittel/ Lebensmittel haltbar machen/ Holz sammeln" behandeln.
 
Ja - und auch erklären das Feuer nicht immer und überall gleich heiß ist. Das die Hitze von der Holzdichtigkeit abhängt, und das es in der Mitte heißer ist, als zB. am Rand. Ich glaube das ist auch aussterbendes Wissen.
 

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