Mittelalterklischees - was ist daran wahr?

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Dem komme ich gerne nach und gehe wieder auf das Threadthema ein. Und da geht mir ein Gedanke durch den Kopf,zu dem Du vieleicht etwas sagen kannst. Ich höre immer wieder,die Kirche habe den Glauben "mit dem Schwert verbreitet" und die Sachsen und Friesen "massenweise zum christlichen Glauben gezwungen",aber was ist daran wahr? Für mich ist es sehr interessant,da ich in der Stadt lebe,in der der Hl.Liudger seine erste Bischofskirche bauen liess.
 
Ich höre immer wieder,die Kirche habe den Glauben "mit dem Schwert verbreitet" und die Sachsen und Friesen "massenweise zum christlichen Glauben gezwungen",aber was ist daran wahr?
Oh je, das ist ein Thema, was den Rahmen hier total sprengen könnte. Ich versuche mich mal kurz zu fassen. Zu Beginn des Jahres 775 wurde ein Entschluss gefasst: "das treulose und vertragsbrüchige Geschlecht der Sachsen zu besiegen und der christlichen Religion zu unterwerfen oder es gänzlich zu vernichten" So steht es in den Einhardannalen, jedoch nicht in den fränkischen Reichsannalen. Bisher gab es nie Bestrebungen die Bevölkerung eines Landes durch einen Krieg zum Christentum zu zwingen. Die Losung "Bekehrung oder Tod" gab erst Bernhard von Clairvaux wieder aus, als er 1146 zum Kreuzzug gegen die Wenden aufrief. Seltsamerweise wollte K.d.G nur bei den Sachsen das Christentum mit solchen Mitteln einführen. Andere Völker, gegen die er Krieg führte wurden nicht in dieser Weise bedroht. Viele Sachsen und auch Friesen hatten aber auch gar nichts gegen eine Taufe und einen "zusätzlichen Gott". Und weil es auch wunderschöne Leinenhemden als Taufgeschenke gab, stellte sich der brave Sachse auch gerne ein zweites, drittes und viertes Mal in die Reihe :angel1 Gut,es gab natürlich auch ettliche, die das jetzt nicht unbedingt wollten und den neuen Glauben ablehnten. Der Sachsenkrieg begann 772 und endete "im dreiunddreissigstem Jahr" (Einhard). Nun darf man sich natürlich nicht vorstellen, das sich die Franken und die Sachsen 33 Jahre ununterbrochen bekriegt haben. Es gab vereinzelt Schlachten, von denen sogar eine von den Sachsen gewonnen wurde. (Auch wenn die fränkischen Reichsannalen so geschrieben wurden, dass man einen fränkischen Sieg annehmen könnte). Was noch folgte, war das berühmte "Blutgericht zu Verden" in dem angeblich 4500 sächsische Anführer an einem Tag enthauptet wurden. So steht´s in den Einhardannalen. In den Reichsannalen ist zu lesen: "die Sachsen haben ihre Rädelsführer zur Hinrichtung ausgeliefert - 4500" DieZahl scheint hier jedoch nicht zum eigendlichen Text zu gehören und überhaupt ist 4500 maßlos übertrieben. Diese Zahl verdankt ihrem Dasein einen Lesefehlers eines Schreibers aus dem 9. Jahrhundert (M. Springer - "Die Sachsen"). Der Wortlaut das die Sachsen ihre Rädelsführer ausgeliefert hätten ist im übrigen sinnverfälscht. Vielmehr müsste es heissen, sie hätten dem König die Hinrichtung zugestanden. An der Enthauptung führender Sachsen besteht allerdings kein Zweifel, nur dürfte die Zahl weitaus niedriger gewesen sein.
 
Danke für die Infos. Hier in der Nähe von Münster gibt es den Sachsenhof,dass ist ein originalgetreuer Nachbau. Ich schaue mal,ob ich einen Link finde.
 
@Pit: Den Sachsenhof in Greven kenne ich selbstverständlich. Bin ich schon gewesen und habe ihn bewundert :) Der link ist auf meiner Homepage *grins*
 

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