Zwischen Odin und Jesus ist ein Beitrag der norwegischen Regionalhistorikerin Gunnhild Røthe, veröffentlicht am Mittwoch, den 28 Juli 2010 in der trondheimer Tageszeitung, Adressa.Ob der Bericht christlichen Fundamentalisten zusagt, sei dahingestellt.... Eine unserer nationalen Mythen ist, dass die Schlacht von Stiklestad am 29. Juli 1030 von den Verteidigern des Heidentums und dem Heer des Christenkönigs Olav Haraldssons jeweils anders gedeutet wird. Dass Olav die Ehre hatte, Norwegen zumindest offiziell zu christianisieren , ist ein Teil seiner Wikingerhistorie als norwegischer Nationalheld. Die spätere Forschung hat ergeben, dass diese offizielle Sichtweise eine sehr vereinfachte Erklärung für den Religionswechsel ist. Der Übergang vom Heidentum bzw. den norrønen vorchristlichen Religionen zum Christentum war ein komplexer und kultureller Prozess, der Jahrhunderte vor und nach dem Jahr 1030 dauerte. Was war eigentlich Olavs Rolle beim Religionwechsel? Hier müssen wir zwischen den wirklichen und den mystisch legendären Ereignissen unterscheiden, die ein Ergebnis seines Heiligenstatus sind. Wenn es um die Schlacht von Stiklestad geht, so war dies sowohl ein politischer Machtkampf als auch ein Kampf um Religion. Es waren Christen und Heiden in beiden Heeren. Dass man nach dem Tod von Olav der Auffassung war, dass er ein Heiliger ist, hat viele Ursachen, wo religiöse und politische Aspekte eine Rolle spielen. Die Heiligsprechung lässt sich als eine norwegische Variante von Machtstrategie erklären, wir können sie auch als politische Heiligsprechung bezeichnen. Dies war eine populäre Strategie in den nordeuropäischen Ländern und nicht zuletzt auch in England, als sich das Christentum nach Norden ausbreitete. Die christlichen Könige, die für die neue Religion kämpfen und dabei getötet wurden, wurden sowohl als Märtyrer und Stammväter für die neuen christlichen Dynastien verstanden. Die Heiligsprechung von Olav kann man als eine politische Heiligsprechung verstehen. Als das Land nach dem Tod Olavs von Dänemark aus regiert wurde, waren die trønderischen Häuptlinge unzufrieden mit dieser Situation, so das eine Heiligsprechung stattfand. Es war kein Zufall, dass der meist aktive in diesem Prozess der Trønderhäuptling Einar Tambarskjelve war, der früher einer der härtesten Widersacher von Olav war. Einar war auch der Eifrigste unter denen, der die dänische Koenigsmutter Alfiva angriff, da Alfiva Olavs Heiligkeit bezweifelte. Olav wurde in der zwischenzeit Heilig gesprochen, und ein Heiligenkult wurde in der Klemenskirche, die die erste Grabkirche war, etabliert. Später wurde der Heiligenschrein jeweils dorthin gebracht innerhalb der Stadt, wo der jeweils regierende König das Bedürfnis nach religiöser Legitimation hatte. Die Könige, die sich als Olavs Erben betrachteten, zeigten das, indem sie regelmäßig seinen Sarg öffneten und die Haare und Nägel schnitten. Es standen zwar machtpolitische Motive hinter seiner Heiligsprechung, aber die Frage ist, ob wir seine plötzliche Heiligkeit allein diesem Faktor zuschreiben können. Selbst Snorre, der ein rationales Bild der Heiligsprechung wiedergibt, räumt die Verehrung des Volkes ein, die dazu führte , dass Olav als heiliger Mann aufgefasst wurde. Hier wirken verschiedene Faktoren zusammen, sowohls Olavs charismatische Persönlichkeit als auch die schlechten Jahre unter der Regentschaft der dänischen Königismutter Alfiva und einer allgemeinen Kontinuität im Wechsel der Religionen von Heidentum zum Christentum. Die Legende erzählt, dass Olavs Sarg an einer Stelle im Nidaros Dom stand, an der eine Quelle entsprang, die heilendes Wasser enthielt. Hier ist wahrscheinlich die Rede davon, vorchristliche Verehrung heiliger Quellen dem Christentum anzupassen.