Nur Metall....

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Nemi Norison

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Dachte mir ich führe mal mein Aktuelles nebenher bzw. nebenlöffel Projekt vor. Ist in dem Fall allerdings noch nicht ganz fertig. Holzstreitkolben Dabei handelt es sich um einen Hölzernen Streitkolben, daher auch der Thread Name ;) da ich einige Bekannte im Kämpferkreis habe von denen ich immer wieder höre das nur Metall zählt und das man Treffer von Holz ja nicht nehmen müsse. Fragen und Anregungen sind Willkommen.
 
Das ist ein sehr schönes Projekt. Gibt es da eine Vorlage zu ? Aus welchem Holz arbeitet Du das ?
 
Hab seit kurzem neue Unterlagen zu dem Fundkomplex Novgorod, da bin ich über hölzerne Streitkolben gestolpert aus dem ausgehenden 13.Jhd. Bei der Keule habe ich Elemente von drei verschiedenen Keulen zusammengelegt, sowie eine leicht persöhnliche Note reingebracht. Die Holzart ist leider deutlich daneben, bin mir aktuell zu 85% sicher das der lose Ast den ich im garten gefunden habe zu unserem Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera) gehört. Das Holz dafür ist meines erachtens zwar gut geeignet, aber kommt aber aus Amerika oder Südostasien.
 
Danke Nemi. Ich bin immer wieder erstaunt, was sich an Holz so erhalten hat. Dein Projekt finde ich deshalb so spannend, weil es mehr "kleine" Leute gab, als gut Betuchte. Aber auch diese Leute werden eine Hausordnung bis Verteidigungswaffe gehabt haben. Eine Axt ist ein universelles Werkzeug, sowie eine böse Waffe, aber so eine Keule ist auch nicht ohne. Das sind kniffligen Details, von denen es vermutlich viel mehr gab, als sich belegen lässt.
 
In wie fern es sich hierbei um eine Waffe für kleine Leute handelte ist erstmal fragich. Im Buch steht zu diesen Typ Keule den ich nachmache:
Wooden Artefacts from Medieval Nogorod B.A. Kolchin Seite 168 The maces of the first type were, in all probability, used as weapons and as ceremonial objects by the street communities administration.
Ich verstehe es dadurch als eine Art Polizeiknüppel. In der Regel wurden sie aus Wurzelstöcken gemacht. Was ich bei der Geschichte interessant finde sind die teilweise extrem ähnlichen Waffentypen die über die Welt verteilt sind. Da wären zum einem die Kugelkopfkeulen der nordamerikanischen Indiander aber auch die sogenannten Rungu´s aus Afrika. Dazu kann ich mich daran erinnern das bei meinem Opa (Schwabenländle) auf dem Dachboden zwei Teile rumstanden die wir immer Totschläger nannten und das waren eben Wurzelstöcke ca. 60 cm Griff und unten eine Wurzelknolle von 10-15 cm durchmesser. Wenn die noch vorhanden sind werden die umgebaut ;)
 
Mich erinnert die Keule mit den Riffelstrukturen ja eher an einen Schnitzelklopfer. Dass hier ebenso wie bei einer Axt der Übergang von Werkzeug zu Waffe ein fließender sein kann, zeigt der aktuelle Fall des Schnitzelklopfer-Angreifers aus Wien: http://www.krone.at/Oesterreich/Sch...festgenommen-In_Bus_aufgegriffen-Story-403269 Solche Knüppel können auch zur Betäubung von Schlachtvieh oder großen Fischen genutzt werden. Ich wäre daher bei der Bestimmung eines Knüppels als Streitkolben nicht so sicher. Sicher kann man sich eigentlich nur sein, dass solche Gegenstände zum Zuhauen bestimmt sind. :keule1 Schöne Schnitzereien übrigens!
 
Sehr schöne Schnitzarbeit, gefällt mir gut... :)
Zitat Wooden Artefacts from Medieval Nogorod B.A. Kolchin Seite 168 The maces of the first type were, in all probability, used as weapons and as ceremonial objects by the street communities administration.
Ich verstehe es dadurch als eine Art Polizeiknüppel. .../...
Kann ich mir schon gut vorstellen... :) Beherzt aus dem Handgelenk oder sogar aus der Schulter geführt und damit an die Stirn oder sonstigen, dünn behäuteten Knochen (Ellenbogen, Handgelenk, Knie...)bei einem renitenten Tagelöhner / Gossenlümmel, etc. "angeklopft", wird das garantiert eine entsprechend "beruhigende" Wirkung ergeben haben... :keule1 :D LG Halfdan Horntrinker
 
In dem Buch sind mehrere Keulen abgebildet. Beim groben überfliegen bin ich auf 13. Stück gekommen, da von haben nur zwei diese Schnitzelklopfer Struktur. Die anderen Keulen sind in der Oberfläche anderes ausgeformt in der Regel allerdings recht aufwenig beschnitzt. Bei der Kopf Version die ich gerade mache brauche ich für 10-12 diese Knubbel 20 Minuten. Aufgrund der deutlichen Ähnlichkeiten zu Vergleichsfunden würde ich das Teil als gegen Menschen gerichtete Waffe einstufen. Nebenbei hat das Teil Intern zwei Projekt Bezeichnungen. Eine davon ist H.R.Giger Gedächtniskeule (mußte irgendwie an Alien denken beim Fundbild), der andere Gesichtsschnitzelmacher.
 
Als Kriegswaffe sicher nicht das Mittel der Wahl, aber als eine Art "Polizeiknüppel" ganz sicher nicht zu unterschätzen. Und: auch damals könnte ich mir Vorstellen das sowas eben nicht als Waffe gewertet wurde und daher ein probates Mittel zur "Selbstverteidigung" (notfalls auch präventiv und mit anschließenden Wechsel der Habseligkeiten) dargestellt hat. Aber das ist reine Spekulation meinerseits.
 
Steht ja auch schon im Novgorod Buch mit drin, das die Keulen vorraussichtlich unterschiedlich eingesetzt wurden. Was sich meiner Meinung nach auch in der Ausformung wiederspiegelt. Sprich die Köpfe sind unterschiedlich dimensioniert (wenn ich wieder zuhause bin mach ich mal eine Tabelle über alle Köpf inkl. Beschreibung der Form und subjektiver Einschätzung der Wirkung) und durch die Ausformung unterschiedlich schädlich. Wobei die Version die ich hier mache von mir im Mittelfeld der Schmerzen / des Schadens eingeordnet wird. Wichtig bei Einstufung als Waffe ist natürlich immer auch die Betrachtung des vorraussichtlichen Zieles wichtig ist. Bei der Beschreibung im Buch (innerstädtisch) würde ich auf weiche (also ungerüstete) Ziele schliessen.
 
Die reinen Dimensionen sind für die Schadenswirkung eher Nebensache. Holzhärte, Geschwindigkeit und Fläche auf die die Schlagenergie wirkt dürften da wichtiger sein.
 
Errinnern mich an den Shillelagh (Quelle: Wikipedia) und wer glaubt das holz harmlos ist, der darf sich gern mal von sowas treffen lassen :D ich vermute mal ein helm schützt da schon recht gut, aber ordentlich geführt klingeln einem alle glocken zwischen den ohren :D :wiki3
 
Die reinen Dimensionen sind für die Schadenswirkung eher Nebensache. Holzhärte, Geschwindigkeit und Fläche auf die die Schlagenergie wirkt dürften da wichtiger sein.
Ehm aus den Dimensionen ergibt sich doch die Fläche auf der die Schlagenergie wirkt, sowie bei Bekannter Holzart die Masse des Kopfteils den Impuls der über die sich aus den Dimensionen ergebenden Fläche verteilt. Von daher finde ich das es Mumpitz ist zu sagen das die Dimensionen der Köpfe sind Nebensächlich. Über den Einfluß der Geschwindigkeit muß man hierbei nicht diskutieren, da ich in der Betrachtung die ich oben auf heute Abend verschoben habe (da ich hier die Bücher nicht habe) von einer theoretisch gleichen Schlaggeschwindigkeit ausgehe um die Keulen eben vergleichen zu können.
 
Das mit der Dimension war etwas missverständlich. Ich meinte schlicht das man nicht von "große Keule = mehr bums" ausgehen kann.
 
Dann hast du mich zusätzlich auch noch etwas falsch verstanden. Mit Dimensionen meine ich auch die spezifischere Ausformung des Kopfes. Dazu kommt das bei den hier besprochenen Keulen eine Veränderung der Größe des Keulen Kopfes eine gravierende Wirkung hat. Und in erster Näherung bei gleicher Holzart gilt je Größer der Kopf desto größer der Bumms bei gleicher Schlaggeschwindigkeit. Wenn wir in erster Näherung von einem einheitlichen dichtem Holz und einem Kugelförmigen Kopf. Das Volumen einer Kugel ergibt sich aus V= (3/4)* pi * r^3 wenn man dieses mit der Dichte des Holzes multipliziert erhält man die Masse die ihrerseits Liniear in den Impuls einfliesst. Als Rechenbeispiel nehme ich mal 2 Kugelköpfe der eine mit 10 der andere mit 12 cm Durchmesser.
  • 10 cm Kugelkopf V = 524 cm^3
  • 12 cm Kugelkopf V=905 cm^3
Da wie angenommen bei beiden Kolben das gleiche Holz benutzt wurde somit die gleiche Dichte vorhanden ist diese in die Gleichung der Masse der Kugel linear eingeht, hat sich der Impuls (bei gleicher Schlaggeschwindigkeit) durch eine Veränderung von nur 2 cm am Durchmesser (also eine Veränderung der Dimension) fast verdoppelt.
 
Mich erinnern diese Stöcke an Bummler, also auffallend kurze Spazierstöcke mit schwerem Knauf. Die hatten ja auch den Sinn, dass der feine Herr, wenn er unbewaffnet in der Stadt spaziert (bummelt), was zum zuhauen hat ohne offensichtlich bewaffnet zu sein (was ja nicht immer erlaubt war). Ein dicker Knubbel an einem Stabende ist zweifelsohne im städtischen Umfeld als ziviler Waffenersatz geeignet. Je hübscher gestaltet, desto weniger offensichtlich ist der Waffencharakter.
 
Hab die Holzstreikolben noch mal überflogen. Stiellänge ist ca. 65 cm und die Kopfdurchmesser (auch wenn sie teils unrund sind) ist 8-11 cm. Zeichnungen von den verschieden Kopfformen spar ich mir an dieser Stelle.
 
Das ist ja im Grunde wie die modernen "Baseballschläger", die ja gerne mit Bällen verkauft, aber ohne eingesetzt werden. Für ungeschützte Köpfe schon ziemlich gefährlich. Deiner ist aber deutlich schöner, als das, was heute verwendet wird. Ich finde, er hat 'was von einem stilisierten Hammelkopf.
 
Die Form ist soweit ich das sehe schon aufgrund der Schwerpunktslage und der Kopfform darauf ausgelegt beim Menschen Schaden anzurichten (wie die meisten Waffen), wobei dieser nicht zwangsläufig tödlich sein muß. Zwei von den anderen Köpfen haben zwar einen ähnlichen exzentrischen Stielansatz, dafür ist aber die Haupttrefferfläche schädlicher geformt. Dabei erinnert sie entfernt an eine Zitruspresse. Dadurch wird die Wucht des recht mittig auf einem kleinen Bereich konzentriert wird.
 

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