Qualitätskriterien für eine gute Gruppe/Einzeldarstellung

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Nach dem Beitrag von Panzerreiter - Danke dafür - habe ich erst mal Nachdenkzeit gebraucht. Ich bin übrigens immer noch am nachdenken und muss mir erst eine neue Meinung zu dem Thema finden. Mein Problem mit Schubladen ist ja nicht, dass sie da sind - ich halte sie für sehr wichtig, weil das menschliche Denken nun mal so funktioniert. Das Problem habe ich damit, wie sie oftmals benutzt werden. Qualitätsbewertung wird leider sehr oft mit einem gut/schlecht-Denken betrachtet, was aber zu kurzsichtig ist. Es sollte darum gehen feststellen zu können, ob ein Darsteller oder eine Gruppe mit ihrer oder einer ihrer Darstellungen für einen bestimmten Zweck passen. Das macht eine Darstellung nicht besser oder schlechter sondern lediglich in Bezug auf einen bestimmten Auftritt den Anforderungen mehr oder weniger angemessen. Das ist so wie mit Stahlsorten, die ja alle normiert sind, damit der Anwender (Schmied) weiss, was er für ein Ergebnis bekommt, wenn er ein bestimmtes Rohmaterial aussucht. Der Stahl, der für ein Schaukampfschwert benötigt wird, ist ein anderer, als für ein Schnitzmesser. Sowohl das Schwert als auch das Messer haben hohe Anforderungen, aber eben unterschiedliche Qualitäten. Eine Teilnormierung gibt es ja bereits im Kampfbereich, weil unterschiedliche Kampfweisen durch Regelwerke umfasst sind. Dadurch dass der Darsteller angibt, nach welchem Regelwerk er auftritt, kann der Veranstalter aussuchen, welchen Darsteller er für welchen Programmteil bucht. Und die Darsteller ihrerseits wissen, welche Ausrüstung sie benötigen und was sie trainieren müssen, wenn sie sich für ein bestimmtes Regelwerk entscheiden oder zwischen den Regelwerken wechseln. Was mir wichtig erscheint, ist eine gewisse Emotionslosigkeit bei der Qualitätsbetrachtung. Es sollte um klare, nüchterne Betrachtung gehen, die dazu dient die vorhandenen unterschiedlichen Qualitäten den Einsatzzwecken zuzuordnen. Sowas ist kein Punkterennen und kein Wettbewerb. Da geht um ein Erkennen der eigenen Fähigkeiten und den zielgerichteten Einsatz für die Bedürfnisse anderer.
 
nur mal als kurzer einwurf: hat nicht vor ein paar jahren mal ein gewisser "turtle" in seinem damaligen mittelalterblog geschrieben: "wenn du die qualität einer veranstaltung messen willst, beob8e das schuwerk der darsteller."
 
eine treffende Beobachtung... seltsam, aber darauf wird ziemlich zuletzt Wert gelegt. Dabei ist das nicht mal der teuerste Posten.
 
Mag sein (ich habe das bisher nicht so extrem erlebt), aber wenn man das jetzt als "offizielles" Kriterium festlegt, dann kriegen wir fast zwangsläufig das genaue Gegenteil: Tolles Schuhwerk und der Rest ist Sch.... Kriterienkataloge, wie auch Maßnahmenkataloge oder Regeltexte haben bei einem großen Teil der Addressaten den unerwünschten Effekt, dass diese meinen, nur jene festgelegten Kriterien zählen und alles andere sei irrelevant. ("Davon steht da doch nix"). Außerdem werden derartige Werke von den Meisten grundsätzlich wörtlich ausgelegt, der Sinn dahinter wird in dem Moment vollkommen uninteressant, in dem ich aus einem offiziellen Schriftwerk wörtlich zitieren kann.
 
Das fällt mir auch jedes Mal auf! Super spitzen Kleidung und dann Adidas-Turnschuhe :wacko:
:wacko: kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Aber vielleicht versteht ja auch jeder unter einer "Super spitzen Kleidung" etwas anderes? Für mich ist das eine pflanzengefärbte, nach historischem Schnitt handgenähte Klamotte. Wer das macht, trägt doch im Leben (ausser zum Autofahren vielleicht) keine Adidas-Turnschuhe zur Klamotte :huh: das will nicht in meinen Kopf. Was ich aber auch bei all so einer Einteilung als ein großes "Problem" ansehe, es gibt zu viele unterschiedliche Ansichtigen zum Thema "gute Darstellung". Schon alleine hier bei allen Mitschreibern gibt es doch relativ weite Unterschiede im Anspruch der eigenen Ausrüstung. Wer soll denn dann entscheiden was "gut" ist und was "nicht"? ?(
 
Die Frage lässt sich doch so überhaupt nicht beantworten. Für eine Burgbelebung oder museale Rahmenveranstaltung ist etwas völlig anderes "gut" als für ein Lager, und hier hängt es wieder sehr von der Veranstaltung ab, ein MPS braucht ganz andere Dinge als Bärnau oder die Turmhügelburg. Also selbst auf "Mittelalterfesten" oder "-Märkten" gibt es nicht immer das gleiche "gut". Bei einem Film sieht es noch mal anders aus. Ich laufe doch mit meinem maschinengewebten Radmantel mit Gummisohlen an den Schuhen über die meisten Mittelaltermärkte hier in der Gegend als durchaus "gut". Behaupte aber nie, das wäre in eirgend einer Art und Weise "historisch korrekt". Und ja, ich habe Leute in tollen Rüstungen oder wirklich aufwändiger Gewandung gesehen, deren Schuhe dann schlimm* waren. Aber dieses "schlimm" ist eben meine persönliche Wahrnehmung und während ich es auf einem Markt völlig egal finde, würde es mich in Bärnau oder Lütjenburg eben stören. Fazit: "Gut" hängt nicht nur von der Qualität der Kleidung / Ausrüstung ab. Es hängt zum Teil von der Vermittlung ab, wie oben schon beschrieben, sondern eben auch vom Anlass und vom Ziel einer Veranstaltung. Soviel von mir dazu. * PS: Das geht mir aber im wahren Leben auch so. Vertreter in schicken Armani- oder sonstwie-Anzügen oder Designer-Kleidern mit ausgelatschten Schuhen.
 
Was brauche ich eine pflanzengefärbte Klamotte, wenn ich zeigen will, wie die Leute in etwa aussahen? Die Farben müssen passen, nicht die Technik der Färbung. Die werden erst dann wichtig, wenn ich zeigen will, wie die Leute damals die Stoffe bunt bekamen. Das ist aber möglicherweise ein ganz anderes Thema zu einem anderen Zeitpunkt. Ich nenne eine Replik, die in der Optik stimmt, aber mit modernen Mitteln hergestellt wurde, eine didaktische Replik. Sie erfüllt für das, wofür sie verwendet wird, völlig ausreichend ihren Zweck. Es macht überhaupt keinen Sinn, sie prinzipiell zu schmähen oder sich ihrer zu schämen.
Didaktische Reduktion könnte man das nun nennen (oder gerne auch "Elementarisierung", die Didaktiker erfinden das Rad ja auch jedes Jahr neu :p ). Allerdings fragen die Leute unweigerlich, ob die eigene Klamotte auch pflanzengefärbt ist. Ich habe auch schon erlebt, dass bei einem "Nein, aber mit den und den Pflanzen kann man das genau so färben." das Interesse (Entschuldigung, nach didaktischer Definition "Interessiertheit") steil abfiel. Das ist auch das, was ich "Authentizität" (nicht im Kontext, wie er im Reenactment-Bereich genutzt wird!) nenne, man könnte auch Glaubwürdigkeit sagen. Nun möchte ich damit keineswegs propagieren, dass nur und einzig pflanzengefärbte Kleidung zu Geschichtsvermittlung taugt, ich weise nur auf eine potentielle Gefahr hin, die bei jeder didaktischen Reduktion berücksichtigt werden sollte.
 
Prinzipiell besteht diese Gefahr. Aber auch da ist wieder zu beachten: Wer erklärt wem zu welchem Anlass was? Dass der Färber selbstgefärbtes Zeug an hat, sollte selbstverständlich sein. Der Schmied kann ruhig verneinen und auf den Färber verweisen, wo man sich "richtig" Gefärbtes ansehen kann. Auf einer VA im Sommer lernte ich von Marled das Nadelbinden. Ich krüppelte mir ganz schön was ab und war weit davon entfernt, etwas vorzeigen zu können, was auch nur entfernt an ein Textil erinnerte. Trotzdem kamen die Leute in Scharen ausgerechnet zu mir :schock1 weil ich halt die Einzige war, die grad nadelbinden machte und das Publikum natürlich neugierig wissen wollte, was ich da trieb. Ich weiß nicht, wie oft ich an diesem Nachmittag das Sprüchlein aufsagte: "Das ist Nadelbinden, eine alte Handarbeitstechnik ... blablabla ... . Ich lerne das grade. Aber wenn Sie mit mir zu dieser Dame da mitkommen möchten, dann zeig ich Ihnen, wie es aussieht, wenn man's kann!" Es kam JEDER mit und Marled musste gefühlte hundert Mal die Socken herzeigen :D :D
 
Ich gehe mal einen Schritt weiter: Gute und autentische bzw. historischnahe Gewandung ist zwar ganz toll anzusehen, aber was ist dann damit sich auch vernünftig damit zu zeigen und nicht wie wandelnde emotionsloser Gaderobenständer sich im Lager zu verschanzen oder auf einer VA umherzuwandeln, sondern ebenso Freude zum Hobby zu zeigen. Als Lazarusmönch strahle ich ja auch eine gewisse Lebensfreude aus und komme auch mit den Besuchern ins Gespräch und kann sogar ganz unbefangen auch über meine persönliche christliche Einstellung sprechen, ohne dabei missionarisch zu wirken. Würde ich einen Ritter oder etwas anderes darstellen, würde ich mich eher unglaubwürdig darstellen.
 
Allerdings fragen die Leute unweigerlich, ob die eigene Klamotte auch pflanzengefärbt ist. Ich habe auch schon erlebt, dass bei einem "Nein, aber mit den und den Pflanzen kann man das genau so färben." das Interesse (Entschuldigung, nach didaktischer Definition "Interessiertheit") steil abfiel.
Du kannst ja pflanzenfärbte Wollfäden mitnehmen, daneben hinhalten und das "Finde-den-Unterschied"-Spiel spielen. Ein nicht sichtbarer Unterschied ist für mich kein Unterschied. So habe ich auch meinen Stoff für die neuen Klamotten gekauft. Wenn ich nicht auf der Rechnung nachschaue oder den Stoff in ein Labor gebe, finde ich da keinen Unterschied. Zu den Schuhen: Es gibt Darsteller, die haben zur Super-Klamotte solche Super-Schuhe, dass sie die nicht für einen X-beliebigen Markt lieblos abnutzen wollen. Denen ist es die Veranstaltung nicht wert, die kostbaren Sohlen abzunutzen. Die tragen dann Turnschuhe, damit die guten Schuhe für die guten Veranstaltungen schön bleiben. Auch Darsteller haben ihre Kriterien für Veranstalter und passen die Darstellung an die Veranstaltung an. Und bei manchen kommen die Schuhe dann eben nicht mit.
 
Im Ernst?? Wenn ich auf eine VA gehe, bei dem ich weiss der Boden ist Mist, dann ziehe ich um meine guten Schuhe zu schonen entweder Trippen an, oder ich latsche mit meinen Pohen Schuhen rum. (Naja...obwohl der Boden in Kanzach ist auch die Hölle für wendegenähte, und trotzdem haben wir sie alle an). Ich kann noch immer nicht glauben, dass jemand der Wert auf eine hk Klamotte legt, diesen (in meinen Augen) Fehltritt machen würde. Aber vielleicht seh ich das auch nur zu streng, "schlimme Schuhe" sind für mich - zugehörig zu einer guten Klamotte - schon welche mit drunter gepappter Gummisohle, auch wenn sie von oben gut aussehen würden. Da sieht man schon den Unterschied der Wahrnehmung. Sicherlich gehört das gesamte Paket dazu. Schön aussehende Kleiderständer nutzen einem Veranstalter, der es richtig und gut haben will auch nix. ?( Was zunehmend erschwert fest zu legen wer es gut macht und wer nicht.....
 
Ich bin zwar immer noch der Meinung, dass ein Kriterienkatalog viel zu umfangreich sein müsste, um der ganzen Sache gerecht zu werden. Trotzdem mal ein Einwurf. Wie machen die Engländer das eigentlich? Es gibt doch die Heritage als Dachverband? Die müssten dann doch auch irgendwann mal so etwas wie Grundkriterien festgelegt haben. Kann man da nicht nicht mal schauen, welche Grundlagen dort definiert sind?
 
"schlimme Schuhe" sind für mich - ... - schon welche mit drunter gepappter Gummisohle, auch wenn sie von oben gut aussehen würden. Da sieht man schon den Unterschied der Wahrnehmung.
für mich auf manchen Böden tolerierbar... wegen des Fechtens.
 
Genau das ist es, was ich mit "gut vs. gut" meine. Für manche Veranstaltung ist das Tragen von Gummisohlen oder Fechtmasken sinnvoll und gut. Für andere nicht.
 
Also wenn ein Veranstaltungsgelände so matschig oder nass oder absolut ungeeignet für Wendeschuhe ist (absolut ungeeignet ... Damit meine ich nicht den Kies auf der Bachritterburg, da muss man dann leIder durch, wir haben das Problem auch) ... dann ziehe ich doch nicht Turnschuhe zur Klamotte an sondern gehe nicht in Gewandung dahin. Ehe ich moderne Schuhe zu meiner Klamotte anziehe gehe ich lieber in "zivil"!
 
Die tragen dann Turnschuhe, damit die guten Schuhe für die guten Veranstaltungen schön bleiben.
Heiheiehei... das ist aber nicht "der Börner"... :D
Ehe ich moderne Schuhe zu meiner Klamotte anziehe gehe ich lieber in "zivil"!
Oder nehme alternativ die günstigen CB's oder einfache Holzclogs zum "einsauen". Trippen wurden auch schon erwähnt... Hab auch noch keinen LH'ler mit Turnschuhen unter der "A"-Klamotte gesehen... :D Wenn das "der richtige "sehen würde, bekäme das doch die betreffende Person das restliche Leben "aufs Brot geschmiert"... :D
 
Oder nehme alternativ die günstigen CB's oder einfache Holzclogs zum "einsauen". Trippen wurden auch schon erwähnt... Hab auch noch keinen LH'ler mit Turnschuhen unter der "A"-Klamotte gesehen... :D Wenn das "der richtige "sehen würde, bekäme das doch die betreffende Person das restliche Leben "aufs Brot geschmiert"... :D
Darüber lässt sich wirklich streiten. Ich hatte in diesem Jahr im Museum knöchelhohe Gartenschuhe aus grünem Gummi an, weil ich meine Wendeschuhe feucht und kalt waren. Ich fand es ehrlicher als diese Holländerklotschen, für die es auch keinen Beleg gibt. Es hat Bindfäden geregnet und die wenigen tapferen Besucher hatten Verständnis dafür. Da fällt mir ein, ich muss noch Brot holen. ;)
 
Ich finde auch, das beim Gefecht - also kämpfen auf der Wiese usw. - Gummisohlen unter den Schuhen in Ordnung sind. Da geht m.E. die Sicherheit vor und damit verbunden ein sicherer Stand. :thumbup:
 
Aber ... Um mal OT zu bleiben, man kann ordentliche Wendeschuhe auch im strömenden Regen anziehen.
 

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