Die Gruppe "Württemberger Ritter", die das millionenschwere Projekt Ritterland antreibt, sucht nach einem passenden Standort. Waren zunächst u. a. die Gemeinden Schwendi in Oberschwaben und Münsingen auf der Schwäbischen Alb im Gespräch, so hat sich inzwischen auch Wertheim als Standort beworben, um auf dem bislang als "Sondergebiet Golfplatz" ausgewiesenen Areal zwischen Lindelbach und Bettingen einen Themenpark zu errichten. Eine historische Mittelalterwelt im Stile eines Freilichtmuseums samt Burgen, Häusern, Vieh und altertümlicher Felderwirtschaft, Ritterspielen und Spektakeln soll aus dem Boden gestampft werden. Dagegen spricht zunächst einmal nichts. Nach dem Willen zahlungskräftiger Investoren sollen aber künftig jährlich Hundertausende Besucher aus Nah und Fern ins Ritterland nach Wertheim strömen, um sich von März bis Oktober auf etwa 80 ha mediävaler Schaukulisse mit mittelalterlichem Festspiel berieseln zu lassen - mit allen negativen Folgen für die Infrastruktur. Eine fragwürdige und vor allem sehr bedenklich stimmende Perspektive für eine Region, die nicht unbedingt als der Nabel der Unterhaltungsindustrie, sondern vielmehr wegen ihrer ursprünglichen Landschaft, einer gesunden mittelständischen Wirtschaft und der authentisch-fränkischen Gastfreundlichkeit weit über die Grenzen von Main und Tauber hinaus bekannt ist und geschätzt wird. Insofern darf man auf die künftige Verkehrsbelastung durch 300.000 bis 900.000 anreisende Besucher/p.a. und die durch Fanfarenklang und Kampfgetöse unvermeidbare Lärmemission gespannt sein, mit der die einstige Beschaulichkeit der angrenzenden Gemeinden fortan der Vergangenheit angehören dürfte. Vor diesem Hintergrund werfen sich dem unbefangenen Betrachter im Allgemeinen und dem unmittelbar betroffenen Anwohner und Steuerzahler im Besonderen zwangsläufig Fragen und berechtigte Zweifel auf, die eine kritische Hinterfragung des Vorhabens allemal rechtfertigen. Nicht ohne Grund wurden und werden derlei Diskussionen bereits in den Gemeinden Schwendi und Münsingen geführt, wo die Betreiber mit dem Projekt offenbar auf wenig Gegenliebe in der Bevölkerung stießen. Die hehren Absichten und Argumente der Initiatoren und Befürworter des Projektes mögen auch und vor allem aus wirtschaftlicher Sicht betrachtet überzeugend wirken, zumal man die Bedenken und Sorgen der betroffenen Bevölkerung gleich zu Beginn mit vermeintlich plausiblen Gegenargumenten zu zerstreuen versucht - Marketing lässt grüßen. Letztendlich steht und fällt das Projekt aber auch mit dem wirtschaftlichen Erfolg des Vorhabens. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Besucherzahlen der deutschen Freizeitparks in den letzten Jahren stagnieren, teilweise sogar leicht rückläufig sind. Die Branche reagiert gemäß dem olympische Grundsatz: Höher, schneller, weiter! Gigantismus ist angesagt. Insofern muss die Frage erlaubt sein, wie man Hundertausende potentielle Besucher ohne entsprechend aktiongeladene und lautstarke Spektakel für ein hunderte Kilometer entferntes Grünland begeistern will. Was hingegen, wenn die nötige „Schwungmasse“ an Besuchern und damit die erwarteten Einnahmen ausbleiben? Nachdem in diversen Veranstaltungen, Pressemeldungen und Leserbriefen bereits sehr kontrovers über das geplante Bauvorhaben "Ritterland Wertheim" diskutiert wird, sollen Betroffene und Interessierte auch hier die Möglichkeit haben, einmal ihre Sicht der Dinge objektiv und kritisch darzulegen. Gebt Euch einen Ruck und beschäftigt Euch mit den Hintergründen bevor andere, teilweise nicht unmittelbar Betroffene die Entscheidungen ohne Euch fällen. Wie denkt Ihr beispielsweise über folgende Argumente und Fragen: - Wie werden Umwelt- und Lärmschutzmaßnahmen sichergestellt? Was schreiben gesetzliche Auflagen zum Umwelt-/ Lärmschutz vor? Liegen unabhängige Sachverständigengutachten über die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen vor? - Ist die hiesige Infrastruktur den Anforderungen gewachsen? Müssen beispielsweise Verkehrswege, Be- und Entwässerung erweitert werden, zu welchen Kosten? - Sind die finanziellen Risiken abgesichert? Wer trägt die Kosten bei ausbleibendem Erfolg bzw. Insolvenz des Ritterlandes – die Stadt Wertheim und spätens damit jeder einzelne Bürger? - Was steckt hinter den zugesicherten Arbeitsplätzen? Ist hier von Voll- und Teilzeitstellen die Rede, mit denen ein Durchschnittsbürger seinen Lebensunterhalt betreiten kann? Mit was beschäftigen sich die Angestellten in den Monaten von November bis Februar? Der guten Ordnung wegen sei erwähnt, dass in dieser Gruppe um zivilisierte Umgangsformen und ein sachlicher Umgangston gebeten wird. Beiträge mit beleidigendem oder unflätigem Inhalt werden umgehend gelöscht und deren Urheber der Gruppe verwiesen.