Hm, da fällt mir spontan eine Vorlesung zur Anthropogeografie und dem System zentraler Orte von Walter Christaller ein.
Die Theorie geht davon aus, dass jeder Ort eine bestimmte Bedeutung für sein Umland hat. Die Bedeutung lässt sich (stark vereinfacht) davon Ableiten, welche Grundbedürfnisse der Ort abdeckt: 1. Nahrung/Trinken, tägliche Abdeckung (Unterort) 2. Nahrung/Trinken und mittelfristiger gehobener Bedarf, periodische Abdeckung (Mittelort) 3. Nahrung/Trinken und des langfristigen gehobenen - spezialisierten Bedarfs, episodische Abdeckung. (Hauptort) Die Ortstypen sind ringförmig angeordnet. Würde man diesen Ring durchschneiden, erhielte man für den Verkehr folgende Ortskette: Hauptort-Unterort-Mittelort-Unterort-Mittelort-Unterort-Hauptort. Mit den Reisenden hat das insofern etwas zu tun, weil ihre Reiseroute auf dem Landweg an diesen Orten vorbeiführt. Und wenn man jetzt noch bedenkt, dass Siedlungsgründungen häufig mit Handelsweg(kreuzungen) und/oder Wasserläufen zusammenhängen, könnte man davon ausgehen, dass ein Reisender von Ort zu Ort gezogen ist. Dass Christallers Theorie nicht ganz so abstrakt ist, wie es sich vielleicht jetzt anhört, zeigt die Städtekette aus Thüringen: Eisenach-Gotha-Erfurt-Weimar-Apolda-Jena-Gera (Es sind alles Städte, deren Belege ins Mittelalter datieren, teilweise lassen sich auch vorchristliche Siedlungen ausmachen). Das besondere an dieser Städtekette ist, dass z.B. Apolda 15 km von Jena und 15 km von Weimar entfernt ist. Also ein guter Fußmarsch. Weimar wiederum liegt ca. 15 km von Erfurt entfernt... Ein zu Fuß Reisender konnte also ohne Probleme in einer Woche von Gera nach Eisenach wandern. Ein berittener Reisender schaffte es in 3 - 4 Tagen mit ca 30 km am Tag. Verhungert und Verdurstet wäre er wohl an einem Tag nicht, obwohl die Städtekette (alles Mittel- und Hauptorte) noch durch viele historisch belegte Unterorte unterbrochen wird. Und in Unterorten gibt es zumindest Nahrung und Trinken :trink01
Da würde ich mir das große Mitführen von Wasservorräten sparen...
Mir fehlt jetzt eine gescheite Karte mit wikingerzeitlichen Siedlungen. Aber ich würde wetten, dass auf dem Landweg Haithabu (Hauptort)-Ribe (Hauptort) ähnliche Verhätnisse zu finden sind! Zumindest lag da noch Sliasthorp (Mittelort) dazwischen. Und falls sich nichts auf den Karten finden lässt, ist die Theorie noch läääängst nicht hinfällig: Dann haben wir die Siedlungen eben nur noch nicht ausgegraben
Was Christaller damals als Unterdorf bezeichnet, könnte früher durchaus ein Bauernhof gewesen sein...
Und ich denke, dass der Raum Dänemark nicht sooo spärlich besiedelt war - denn warum sonst hätte sich die Dänen auf die Suche nach neuem Land begeben? :wiki1 Für Armeen, die durchs Buschland kriechen, ist das natürlich keine Erklärung... :whistling: