[...] Wenn die Diskussion zum gefühlten 200. mal wieder auftaucht.
Jup. Weswegen ich auch dazu neige, in die Betrachtung weiterer Aspekte des Themas abzugleiten, welche Nemi dankenswerterweise eingebracht hat.
In diesem ersten Anlauf ging es mir darum ob das Gefäss das zu trinkende Liquid sicher halten kann in der Zeit wo ich nicht aktiv trinke. Eine mathematische Formel dazu habe ich aber noch nicht erstellt.
Vorschlag: Festlegung der neuen Wissenschaftsdisziplin Pinologie (griechisch: Lehre vom Trinken), um bei wissenschaftlichen Größen Kollisionen mit anderen Disziplinen (speziell Physik) zu vermeiden. Schritt 1: Bestimmung der durchschnittlichen Menge von Flüssigkeitsaufname (als reine Flüssigkeit, nicht gebunden in anderen Nahrungsmitteln). Nach gängiger Lehrmeinung etwa 35ml pro kg Körpergewicht und Tag. Für den Durchschnittserwachsenen nach Abzug gebundener Flüssigkeit in der Nahrung also etwa 1,5 - 2 Liter. Nehmen wir für den trinkfesten Durchschnittswikinger mal 2,5 Liter an, auch weil er ja bekanntermaßen stets ein Bär von einem Manne ist. Umrechnung auf kg und Sekunden als wissenschaftliche Standardgrößen. (1 Liter Wasser wiegt 1kg, bei anderen Flüssigkeiten muss eventuell von Volumen in Masse umgerechnet werden) pinologische Größe: μ Einheit: kg / s Anwendung: μ = 0,035 x Masse Mensch kg/ 86400 s ; statistischer Durchschnittswert 2,9x10[sup]-5[/sup] kg / s Schritt 2: Bestimmung der statistischen Speicherdauer, also der Zeit, die ein Trinkgefäß die in ihm enthaltene Flüssigkeitsmenge statistisch gesehen halten können muss. Im Falle eines 0,5-Liter(kg)-Behälters bei Annahme obiger Trinkgewohnheit also 1/5 Tag, entsprechend 17280 Sekunden. pinologische Größe: δ Einheit: s Anwendung: Inhalt(in kg) / μ = δ Schritt 3: Festlegung
allgemeine reziproke spezifische Speicherkapazität ("Wirkungsgrad ist ein schlechter Begriff, da keine physikalische "Wirkung" vorliegt) des Gefäßes als Geschwindigkeit, mit der Inhalt ohne Fremdeinfluss abnimmt.(etwa durch Verdunstung oder Diffusion). Einheit: kg/s. pinologische Größe: σ Anwendung: Inhalt / σ = Dauer, bis Inhalt vollständig verschwunden. Hier bitte ich, der Einfachheit halber die Ergebnisse der durchgeführten Versuchsreihe offenzulegen, die ich im Vertrauen auf die bekannte Sorgfalt des durchführenden Wissenschaftlers (Nemi Norison) ohne weitere Prüfung zu übernehmen bereit bin. Bitte beachten, dass die Speicherdauer beim Trinkhorn nicht etwa Null ist, weil allein schon die Zeit zwischen Einschenken und Abstellen auch ohne Trinkvorgang zu berücksichtigen ist. Zwischenergebnis: Seriöser Vergleich der allgemeinen reziproken spezifischen Speicherkapazität verschiedener Gefäße möglich. Dieser Wert ist allerdings rein akademisch, weil das Gefäß in der Praxis ja nicht zum dauerhaften Aufbewahren ohne Zugriff auf den Inhalt verwendet wird. Schritt 4: Miteinbeziehung der realen Dauer, die ein Gefäß aufgrund des durchschnittlichen Trinkverhaltens des Bentuzers eine Flüssigkeit halten muss. Ein 0,5 Liter-Behälter müsste eine Flüssigkeit (s.o.) maximal 17280 Sekunden halten können. Die statistische reziproke Speicherkapazität σ[sub]s [/sub]eines solchen Gefäßes würde angegeben in % des Inhalts, die im Laufe der statistischen Speicherdauer verloren geht. statistischer Verlust = δ x σ σ[sub]s [/sub]= (δ x σ x 100) / Inhalt Gefäß Ein grober Überschlag ergibt für ein Trinkhorn bereits einen deutlich vom Durchschnitt üblicher Gefäße nach unten abweichenden Wert. Ein 0,5 Liter Trinkhorn, bei dem vom Einschenken bis zum Abstellen 5 Sekunden vergehen, hat nach 5,n Sekunden einen σ[sub]s[/sub] von 100%, was einem vollständigen Verlust des Inhaltes entspricht. Andere Gefäße schneiden hier deutlich besser ab, die σ[sub]s[/sub] etwa eines innen glasierten Tonbechers dürfte im Bereich unter 5% liegen. Schritt 5: Um einen realitätsnahen und doch leicht verständlichen Ansatz zu bekommen, untersuchen wir nun jedoch noch den realen Trinkvorgang genauer. In der Praxis muss ein Trinkgefäß, welches schon rein definitorisch von einem Speichergefäß abgegrenzt werden muss, den Inhalt ja nur für die Dauer der beabsichtigten Leerung durch den Trinkvorgang speichern. Die Dauer des Trinkvorganges ( θ ) ist individuell und muss für Einzelpersonen oder Gruppen individuell ermittelt werden. Für einen Wikinger oder eine Gruppe von Wikingern ("kreisendes Horn") ist die Leerung eines 0,5-Liter-Trinkhornes in etwa 60 Sekunden nicht unüblich. Da es in dieser Zeit aber nicht abgestellt wird und eventuelle parasitäre Verluste lediglich durch Verschütten bei der Übergabe zum nächsten Trinker, durch Schütteln bei von dröhnendem Lachen begleiteten Erzählen schmutziger Witze, durch ausufernde theatralische Bewegungen beim Schildern kürzlicher Heldentaten oder andere, unumgängliche Vorgänge verursacht werden, liegt der reale σ[sub]s[/sub] für ein Trinkhorn in solchen Situationen durch die etwa im Vergleich mit Ton recht undurchlässige Außenwand, günstiger als bei vielen anderen Gefäßen. Ich bitte hier alle Wikingergruppen, beim nächsten Lager hierzu sorgfältige Messungen vorzunehmen und zu veröffentlichen, um Nemi Norison nicht mit allzu zahlreichen empirischen Versuchsreihen zu belasten. Ich bitte zu beachten, dass die vorgenommene wissenschaftliche Annäherung eine stark vereinfachte Form aufweist und bitte dies auch zu entschuldigen. Eine ausführliche und sorgfältige weitere wissenschaftliche Betrachtung ist sicherlich vonnöten und im Rahmen der Geschichtswissenschaft auch längst überfällig. Fazit: Wie durch die vorgenommene äußerst einfache und übersichtliche Analyse der Problematik leicht zu erkennen, weist ein Trinkhorn als Speichermedium einen katastrophalen σ[sub]s[/sub] - Wert auf. Als Trinkutensil jedoch kann es, im richtigen Umfeld unter den richtigen Gesichtspunkten eingesetzt, in den relevanten Parametern aber durchaus mit anderen Trinkgefäßen konkurrieren. Würden noch wichtige, aber wissenschaftlich nur schwer mess- und kategorisierbare Parameter berücksichtigt, wie z.B. Ambiente, parageschmacklicher Trinkgenuss oder unwillentliche Prozesse, die das Appetitempfinden steuern, so dürfte das Trinkhorn in bestimmten Situationen der menschlichen Flüssigkeitsaufnahme eine bemerkenswerte Rolle spielen. prost1