Dann will der Biologe mal antworten:
Dabei begrenzen die meisten Tierarten Schaden, denn er ist ein Nachteil, weil er Energie kostet. Nicht alle Tierarten sid Beschädigungskämpfer, sondern der Kommentkampf ist verbreitet, einfach weil er der Population weniger schadet. Insofern denke ich: doch, die Frage sollte sich auch dem Biologen stellen.
Dieses Argument höre ich immer wieder wenn es um das heutzutage modische Dogma geht, die Natur sei so friedlich und rücksichtsvoll und nur wir Menschen wären brutal. Das ist scheint's eins von den Argumenten, die fleißig von Druidenmund zu Druidenohr weitergereicht, aber nie wirklich hinterfragt werden.
Das ist ein interessantes Mißverständnis. Die Natur ist weder friedlich, noch kriegerisch, sondern ist wie sie ist. Konkurrenz und Kooperation gibt es, und ein Gleichgewicht zwischen beiden. Ich dachte, daß das in der Biologie common sense sei?
Punkt Eins: Ja, der Kommentkampf ist im Tierreich weit verbreitet, das ist er übrigens auch beim Menschen. Er ist nichts anderes als ein ritualisierter Kampf, der gewissen Regeln folgt und auf Sieg abziehlt, nicht auf Vernichtung. Das wäre beim etwa Menschen ein klassischer Boxkampf, aber, im übertragenen Sinne, auch ein Fußballspiel.
Boxkampf ist eher ein Beispiel für einen gemischten Kampf, mit zumindest deutlichen Beschädigungsaspekten. Aber es gibt auch beim Menschen Kommentkämpfe; die meisten anderen Sportarten gehören dazu, und wenn man Kampfsport will: Judo ist ein typisches Exempel.
Im Tierreich wird er üblicherweise im Familien- bzw Gruppenverbund eingesetzt, um die Rangordnung festzulegen, aber auch zwischen, meist, aber nicht immer männlichen, Artgenossen, um Reviergrenzen bzw -herrschaft durchzusetzen. Ein schönes Beispiel für Kommentkampf beim Menschen, um Reviergrenzen festzulegen, wären die Tanzkämpfe amerikanischer Straßengangs. Über die Motivation freilich, den Kampf zu reglementieren, lässt sich diskutieren. Die Theorie, das würde die (in diesem Moment gegenerische) Population schonen, ist möglich, aber nicht zwingend. Das setzte auch ein abstrakt - planerisches Denken voraus. In meinen Augen weit wahrscheinlicher ist eine egoistische Motivation: Es geht nicht darum, das leibliche Risiko für den Gegner zu minimieren, sondern eher das eigene.
Evolution hat wenig mit Motivation des Einzelnen zu tun, jedenfalls nicht als Triebkraft. Evolution, wie sie heute verstanden wird, ist ein Prozeß, bei dem die Individuen und Arten überleben, deren Verhalten ihrer Umgebung am besten angepasst ist. Daß Verhalten aus einer Motivation resultiert ist eine andere Sache. Eine Population, die sich selber durch ständige Beschädigungskämpfe dezimiert, hat einfach ein höheres Risiko, als Population zu verschwinden, wenn es nicht andere Faktoren gibt, die ihr Überleben begünstigen. Das hat mit planerischem Denken wenig zu tun, sondern Arten, die sich der gegebenen Situation nicht angepasst verhalten, werden weniger und verschwinden schließlich. Du kannst Evolution nicht individualistisch sehen sondern als vorwiegend statistischen Prozess betrachten.
Punkt Zwei: Dass es den Kommentkampf gibt, bedeutet nicht, dass es nur den Kommentkampf gibt.
Natürlich nicht. Allerdings sehe ich den Punkt nicht? Warum stellt sich die Frage nach der Lust an Waffen und anderen damit Schaden zuzufügen nicht, weil es Arten gibt, die das in bestimmten Situationen tun?
Punk Drei: Wie erpicht Tiere darauf sind, die Population an sich zu schonen, sieht man, wenn man weiß, was Löwen- oder Bärenmännchen mit dem Nachwuchs von Weibchen machen, um die Mutter schnell wieder begattungsbereit zu kriegen. Die Rücksicht auf und die Verbreitung der eigenen Gene steht im Vordergrund, nicht die der Anderen.
In der Tat ist die Verbreitung eigener Gene ein wichtiger Aspekt. Aber was ich nicht verstehe: Stellst du die These auf, dass das die Motivation hinter der Freude an Waffen hier im Forum ist? Oder was ist der Link zu unserer Diskussion? *kopfkratz* Natürlich gibt es in der Natur Konkurrenz und Kooperation parallel, sowohl in als auch zwischen Individuen, Gruppen gleicher Art, verschiedenen Arten etc, und Konkurrenz wird, je nachdem was am Ende für das Überleben und, wenn man es so betrachten will, das Verbreiten der Gene günstiger ist (oder energetisch, was ja nur eine Art ist, das Ganze aus einer anderen Perspektive zu betrachten) als ritualisierter oder als Beschädigungskampf ausgeführt.
Punkt vier: Zwar muss man den Räuber-Beute-Kampf natürlich gesondert betrachten,
In der Tat, das ist eine
ganz andere Geschichte.
aber auch hier sieht man, vom Leoparden bis zur Etruskerspitzmaus, dass Tiere in einen Tötungsrausch verfallen können, der über den reinen notwendigen Nahrungsbedarf hinausgeht. Diese Form der tödlichen Gewalt richtet sich aber, richtig, in der Regel nicht gegen Artgenossen - jedenfalls nicht bei den höheren Tierarten.
Das stimmt, geschieht aber zumindest in den mir bekannten Fällen, wenn die Beutetiere nicht entkommen können, wenn also das im Normalfall sinnvolle Jagdverhalten Amok läuft, weil es ständig neue Stimuli gibt. Gibt es andere Beispiele? Rein aus Neugierde, auch wenn das nichts mit unserer Diskussion zu tun hat.
Punkt fünf: Energiebedarf ist nicht das entscheidende Argument gegen die Gefahr Schaden zu erleiden, die Gefahr Schaden zu erleiden ist das entscheidende Argument gegen die Gefahr, Schaden zu erleiden.
Ich denke, das ist dasselbe, du drückst es nur anders aus, weil du auf das Individuum fokussierst. Und auch da: das Fluchttier bräuchte Energie, um sich zu heilen und zu fliehen, die ihm fehlt, für das Raubtier gilt dasselbe: es kann sich diese Energie nicht besorgen. Hier haben wir schlicht verschiedene Arten, dasselbe auszudrücken.
Zwar ist im Tierreich nicht wirklich eine Lust zu erkennen, Artgenossen zu verletzen oder zu töten, eine Bereitschaft dazu ist aber sehr wohl seit Jahrmillionen, wenn nicht sogar Milliarden, angelegt.
Womit wir wieder bei der Anfangsfrage wären:
Warum ist es toll, jemandem anderes mit einem wie auch immer gearteten Gegenstand Schaden zufügen zu können?
Oder, um es mit deinen Worten auszudrücken: woher kommt die
Lust? Denn wie du selber schreibst: im Tierreich ist sie nicht zu erkennen. Und um die
Bereitschaft geht es eben nicht. @Fifill: es ist (jedenfalls für mich) offenkundig, dass du einen Approach hast, der auf die Erkundung und nicht auf "auf-Biegen-und-Brechen-etwas-beweisen-wollen" abzielt. Das hier:
Darüber hinaus ist das Mittelalter für mich auch eher ein "Ort", an den ich mich begebe, um - zeitliche und räumliche - Distanz zu meinem RL zu gewinnen.
Klingt interessant, in Kombination mit dem schon genannten "spielen wollen"; vielleicht sind die "Waffen" hier in diesem Zusammenhang "Spielzeuge" und das MA ein alternativer Raum, in dem man sich in einer anderen, nicht normalerweise ausgelebten Rolle ausprobieren kann? Das hier finde ich enorm spannend:
Bei dieser Frage scheint es mir hilfreich, verschiedene Grade von Gewaltbereitschaft zu unterscheiden: Die Bereitschaft, gegen andere Menschen Gewalt auszuüben, die für mich selbst keine Bedrohung darstellen Die Bereitschaft, gegen andere Menschen Gewalt auszuüben, die mich selbst zwar eine potentielle, jedoch keine konkrete Bedrohung darstellen (präventive Gewalt) Die Bereitschaft, gegen andere Menschen Gewalt auszuüben, die mich (oder eine mir nahestehende Personen) konkret bedrohen (Notwehr) Die Weigerung, gegen andere Menschen Gewalt auszuüben, selbst wenn diese mich konkret bedrohen
Offenbar gibt es beim Menschen alle Niveaus, wenn auch unterschiedlich häufig. Ist das einfach das statistische Rauschen der genetischen Lotterie? Oder haben Verhaltensweisen wie unter 1. eine evolutionäre Funktion? Allerdings sind wir weit weg vom Mittelalter - Mea culpa, mea culpa... //M