Warum soll das ein Unterschied sein? Ich sehe in den beiden Aussagen keinen Widerspruch.
Ich schon.
Man hat immer irgendwelche Einzelfunde. Das macht die ganze Geschichte aber auch so spannend. Weil es eben deutlich zeigt, dass es nicht nur einen wischiwaschi-Einheitsbrei gab, bei dem alle gleich ausgesehen haben.
Stimmt, und genau so sehe ich das auch. Aber ich bin nun mittlerweile 20 Jahre "im Geschäft" und in dieser Zeit habe ich lernen müssen, dass es eben gerade in der (selbsternannten) ersten Liga der LH-Szene andere anders sehen. Da magst Du nun vielleicht nicht dazu gehören, und falls ich dich da zu Unrecht touchiert habe, möchte ich mich dafür entschuldigen. Aber genau das von mir beschriebene Szenario kenne ich zur Genüge. Die eigenen Abweichungen werden mit Einzelfunden rechtfertigt, bei Abweichungen der anderen aber gelten Belegversuche mit Einzelfunden (bzw Einzelbelegen) als unseriös mit eben dem genannten Argument der Ausnahmedarstellung, wo man sich doch lieber an die viel besser, weil häufiger, belegten "Standarddarstellungen" halten solle, wenn man ein seriöses, authentisches Geschichtsbild vermitteln wolle. Das ist klassisches Messen mit zweierlei Maß und dagegen hab ich was.
Auch die weibliche Birka-Bestattung mit Männerklamotte und Waffen ist sehr speziell. Als konstruierten Beleg für das inflationäre Auftauchen von ominösen Schildmaiden ist sie kacke. Aber wenn sich jemand die Mühe macht, sauber die Hintergründe zu recherchieren, und wirklich viele Informationen dazu zusammen zu tragen, um die Darstellung glaubwürdig zu rekonstruieren - mega.
Genau so ein Fall wäre, da habe ich mich in den letzten Jahrzehnten mehrmals maßlos geärgert, auf einer der einschlägigen Veranstaltungen dermaßen zerrissen worden, der Betreffende wäre gar nicht dazu gekommen, seine Belege zu präsentieren. Der wäre schon im Vorfeld weggebissen worden. Wobei ich hier zu viel in Konjunktiven rede, mach ruhig Indikative draus.
Echt? Körperliches Handicap und gute Darstellung schließen sich für Dich aus?
Nein
und verstehe ich hoffentlich nur falsch
ja.
Menschen mit viel Fachwissen und guter Rekonstruktion dürfen nicht präsentieren, weil sie Brille tragen müssen (da sie ohne Brille nix sehen, und Kontaktlinsen nicht vertragen), oder im Rolli sitzen (der zweifelsfrei als modernes Hilfsmittel erkennbar ist)?
präsentieren schon. Siehe ganz oben, wo du den Unterschied nicht siehst, ich aber sehr wohl. Was mich nervt ist nicht, dass eine, nennen wir es politisch vorübergehend korrekt, körperlich gehandicapte Person eine gute Darstellung macht, sondern dass eine Darstellung automatisch gut ist, wenn sie eine köperlich gehandicapte Person macht. Weil es ob des sozialen Druckes niemand wagen würde, Kritik zu üben. Selbst wenn die Darstellung fachlich totale Kacke wäre, würde sich im Falle von an sich vollkommen berechtigter Kritik sofort eine Gruppe zusammenrotten, die den Kritiker steinigen würde. "Nur weil er im Rollstuhl sitzt muss doch seine Darstellung nicht schlecht sein!" "Äh, Verzeihung, sie ist schlecht, egal ob er da nun sitzt oder nicht." "Du hast wohl was gegen Behinderte!" ... Deshalb auch extra noch mein Verweis auf das Dekoschwert aus Sevilla. Das ist es, was mich nervt. Wenn political correctness in die Sachfragen Einzug hält. Aber
Political correctness war nicht die Intention meines Beitrags.
dann möchte ich da nichts gesagt haben. Zumindest
Dir möchte ich dann nichs gesagt haben. Verzeihung. Aber im Rahmen der Vorgeschichte zu meinem Beitrag (sexuelle Orientierung, Geschlechteridentität, alles Themen, die für mich in diesem Zusammenhang vollkommen irrelevant sind und durch ihre bloße, m.E. nach überflüssige Nennung als Schlagworte der aktuellen gesellschaftlichen Debatte - wobei da nach meiner Beobachtung nicht wirklich ergebnisoffen debattiert, sondern eher dogmatisiert wird - mehr als einen Hauch von political correctness Geschmack eingebracht hatten) hatte ich eben den Eindruck, gewisse Vorgaben seien soziologisch bedingt. Zur Verdeutlichung: Würde mit diesem Fundzusammenhang (Bj 581) nun eine Darstellung als Schildmaid rechtfertigt, würde es, vollkommen zu Recht, heißen: das beweist gar nichts, das ist nur eine fantasievolle Interpretation, das ist vollkommen unbewiesen und damit unseriös. Wahrscheinlich würden amüsiert Begriffe wie "Vikings" fallen. Kommt aber plötzlich das Thema nichtbinär und so ins Spiel, wäre die Darstellung plötzlich mutig, interessant, nachdenkenswert.
Dazu habe ich auf seriöse Quellen und Untersuchungen verwiesen.
Ja, und genau darauf könnte ich auch zu der beschriebenen Lachnummer in jedem einzelnen Detail verweisen. Von den Erbstücken über die Beute bis hin zur Buddhastatue aus Jade. Ein Frankenkrieger mit Stachelhelm, Doppelaxt, Lederpanzer? Wie aus dem übelsten Fantasy-LARP? Kein Problem, kannste als Einzelstücke alles seriös belegt haben. Mir würden aber die Ohren klingeln ob dem, was da hinter meinem Rücken gelästert würde.