Die Swastika im Frühmittelalter

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insbesondere möchte ich keine älteren Menschen verprellen, die sich auf einen schönen sonnigen Museumstag gefreut haben und dann mit einem Symbol konfrontiert werden, an dass sie eventuell unangenehme Erinnerungen haben.
...oder sie freuen sich heimlich, und haben"angenehme" Erinnerungen... :evil: :schock1 :kopfhau Doch wiederum sollte man bei dieser :sleeping: Diskussion :sleeping: nicht vergessen, es handelt sich um ein ursprünglich religiöses Symbol. Es hat(te) eine spirituelle Bedeutung. Die hat nix mit Nazis zu tun. Solche Symbole werden auch zur "magischen Aufladung" von Gegenständen genutzt(Schutzamulett). Erst später wurden sie "Folkloristische" Verziehrung, und selbst da gab es traditionelle Hintergedanken.( siehe Kreuz/Christopherus am Rückspiegel("bin kein Christ, aber meine Oma meint, daß mich das beschützt"), Hufeisen,Teddybären[passt auch auf Dich auf],etc) Wenn man sie heute vermehrt sieht, kann das auch damit zusammenhängen, das es vermehrt Naturreligiöse Menschen gibt, die sich ihr Symbol"zurück holen". Die Christen schmeissen ihr Kreuz ja auch nicht "auf den Müll", bloss weil der KKK es verehrt und benutzt. Oder den Kreuzzügen... :whistling: Die Schockstarre lässt wohl nach. Die Swastika-ablehner verhelfen den Nazis zum Sieg! Weil nur noch die eine Deutung zählt. Auch nicht schön... Zum Thema Verbot: In 'Schland und Holland: ja. Fahrt mal in's Baltikum. Oder nach Suomi. Da ist es Folklore, und man kann sehr schöne Bortengürtel kaufen. Oder als Schmuckstücke. In Riga im Tourieshop. Hab ich mir aber verkniffen, obwohl es einer der schönsten Bortengürtel war, die ich je gesehen hab. Nur hätte den meine Frau hier nicht tragen können. Wegen einiger folkloristischen Elemente. :kopfwand Aber am Ende muß jeder selbst entscheiden... am Besten die Leute erstmal näher beriechen, bevor ein Urteil gefällt wird. @ Panzerreiter: Danke! :knuddel P.S. Habe gerade Maras Eintrag entdeckt, deshalb die inhaltlichen Überschneidungen.
 
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Aber am Ende muß jeder selbst entscheiden...
Und genau deshalb möchte ich die Diskussion in einem MA-Fachforum ( :rolleyes: ) nur ungern auf die emotionale Ebene heben und damit unführbar machen. War ja ursprünglich auch gar nicht die Frage. Die war, ganz sachlich, "wie verbreitet war das Ding damals wirklich?" Wobei durch wuchernde political correctness auch sachliche Fachdiskussionen vermehrt unführbar werden, weil das Ergebnis, zu dem man gefälligst zu kommen hat, schon vorher feststeht. Ideologie schlägt Wissenschaft, Meinung beugt Fakten. Wir stieren mit Scheuklappen in die böse Vergangenheit und sehen nicht die Gegenwart.
 
War ja ursprünglich auch gar nicht die Frage. Die war, ganz sachlich, "wie verbreitet war das Ding damals wirklich?"
Kann man abkürzen: Sehr!!!! 8o
Ja sehr? Wenn du die Zeit um 1933 meinst stimme ich zu. :) Wenn du den Bereich Wikinger und Slawen (im FrüMi) meinst bin ich nicht deiner Meinung. Ja, es gibt einige Objekte mit solchen oder abgewandelten Zeichen (gerade auch im slawischen Keramikbereich), aber auf die Gesamtmenge an Objekten und benutzten Mustern würde ich eher sagen: Zu vernachlässigen. Und nur weil es auf einigen Objekten vorkam ist dies kein Freihfahrtschein inflationär Schilde damit zu bepinseln, Fahnen zu besticken usw. (Hier beziehe ich mich auf Wolin...!)
 
Den Unterschied zwischen "sehr" und "nicht so sehr" könnte, wie erwähnt, die Frage ausmachen, ab wann man ein swastikaähnliches oder verwandtes Ornament als Swastika im Sinne der Fragestellung zählt. Zählt man z.B. so ein Sonnenrad dazu oder nicht? (Bild gemeinfrei, Wikimedia) Oder beschränkt man sich ausschließlich auf vierarmige, schwarze Hakenkreuze in weißem Kreis auf rotem Grund? Ich gehe hin und wieder einigen Leuten auf den Geist, wenn ich um klare Definitionen bitte, aber das hat schon seinen Grund.
 
Den Unterschied zwischen "sehr" und "nicht so sehr" könnte, wie erwähnt, die Frage ausmachen, ab wann man ein swastikaähnliches oder verwandtes Ornament als Swastika im Sinne der Fragestellung zählt. Zählt man z.B. so ein Sonnenrad dazu oder nicht? (Bild gemeinfrei, Wikimedia) Oder beschränkt man sich ausschließlich auf vierarmige, schwarze Hakenkreuze in weißem Kreis auf rotem Grund? Ich gehe hin und wieder einigen Leuten auf den Geist, wenn ich um klare Definitionen bitte, aber das hat schon seinen Grund.
Das von dir verlinkte Sonnenrad würde ich für mich persönlich nicht dazu zählen, sondern nur das klassische 4-armige Kreuz, welches die Nationalsozialisten seinerzeit missbraucht haben für ihr Logo. Ich für meinen Teil halte Abstand von Swastika, aber habe nichts dagegen, wenn es im Zuge der Darstellung FACHGERECHT verwendet wird und eine Erklärung auf Anfrage mit Fundlage und einer Begründung der Verwendung geliefert werden kann. Natürlich ist und bleibt für unsereins die Nazi-Version in schwarz in weissem Kreis auf rotem Grund tabu, denn das ist eindeutig.
 
Oder beschränkt man sich ausschließlich auf vierarmige, schwarze Hakenkreuze in weißem Kreis auf rotem Grund?
Nach dieser Definition können wir uns wohl schnell auf ein "gar nicht" einigen. Für die Zeit für die Eingangs definierte Wikinger- und Slawenszene würde ich auch bei ähnlichen und verwandten Symbolen bei einem "nicht so sehr" oder wie ich schon schrieb " zu vernachlässigen" bleiben.
 
Beispiele sind keine Definitionen, die beiden von mir, das zweite etwas augenzwinkernd, genannten Beispiele sollten lediglich die Grenzen des Graubereichs illustrieren. Da ja in der Fragestellung auf eine mögliche Verbindung der in der FMA-Szene verwendeten Swastiken und der rechten Szene verwiesen wurde, zieht sich auch durch die bisherigen Antworten diese ideologische Belegung der Symbole als Grund, sie trotz eventuell bestehender Quellenvorlagen nicht verwenden zu wollen. Das aber macht über kurz oder lang ein Fass ohne Boden auf: Da in Deutschland die Rechtsprechung bezüglich konkreter Hakenkreuze doch recht restriktiv ist, wichen in der Vergangenheit viele Rechte auf andere Symbole heidnisch-nordischen Ursprungs aus. Mit der Folge, dass die (zumindest deutsche) Legislative nachzog. Was haltet Ihr zum Beispiel von einem gleischschenkligen Keltenkreuz? (Bild gemeinfrei, Wikimedia) Schön, nicht? Aber leider verboten! (Mit den bestehenden, von mir genannten Erlaubnisvorbehalten natürlich. Als Einzelsymbol aber höchst konfliktträchtig mit der Obrigkeit) Wenn man nun alle von den Nationalsozialisten und deren Tochterorganisationen in Deutschland oder den eroberten Ländern, von allen Waffen-SS Einheiten oder in- und ausländischen Neonazis verwendeten Symbole bannen möchte, dann wird es arg eng um das gesamte Futhark und die heidnische Symbolwelt. Ich weiß nicht, werden 88te Geburtstage eigentlich vom Verfassungsschutz beobachtet? Die Leute und ihre Gesinnung sind ja nun nicht einfach weg, wenn man ihre Symbole verbietet, sie suchen sich halt neue. Der ganze Verbotswahn ist eigentlich ein Beleg für die Ratlosigkeit des Staates und der Gesellschaft. Reine Symbolpolitik, die dem Büger glauben machen soll, der Staat hätte das ja alles unter Kontrolle. Hat er aber nicht, wie der bürgerliche Aufstieg der Rechten zeigt. Darf und soll er auch nicht, denn dann hätten wir ja wieder genau das, was man eigentlich nie wieder haben wollte: Verbot und Verfolgung politisch Andersdenkender. Insofern ist diese detusche Verbotskultur in sich schon sehr fragwürdig. Mehr Gelassenheit und auch mehr Sachlichkeit wäre da möglicherweise der bessere Weg. Warum ich jetzt doch in die politisch-gesellschaftliche Ebene abgedriftet bin? Weil das unausgesprochen doch merklich hinter der Diskussion zu stehen scheint. Jeder scheint sich ein wenig zu verbiegen, was er jetzt wie genau schreiben soll, um ja nichts falsches zu schreiben. Ist ok. Ist halt so, in diesem Lande. Das sind die ungeschriebenen Regeln und jeder spielt sie, teils aus Überzeugung, teils gezwungenermaßen, mit. Aber es färbt halt doch die vermeintlich eindeutigen Begriffe: Termini wie "vernachlässigbar" sind dehnbar und unterliegen persönlicher, subjektiver Wertung. Ich vernachlässige gerne Dinge, die anderen wichtig sind und umgekehrt. Es wird hier, auf der geschichtlichen Ebene, gerne die Relation zu anderen Funden oder Quellen hergenommen. Gibt ein mathematisches Verhältnis, kann man in % angeben. Vermeintlich sehr präzise. Aber das ist nicht so. Wie viel % der gefundenen Objekte waren denn Buddhastatuen aus Jade? Wird das Ding deshalb vernachlässigt? Wie viel % der Bilder im Stuttgarter Psalter zeigen einen Sax? (ein einziges) Vernachlässigt wird gerne, was man vernachlässigen will. Analog dazu: was genau ist denn "sehr" oder "nicht so sehr", "groß" oder "nicht so groß"? Ist die Terrorgefahr in Mitteleuropa nun groß? An verschluckten Kugelschreiberkleinteilen sterben in Europa alljährlich mehr Menschen (um die 300) Die bisherigen, eindeutigen, objektiven Erkenntnisse sagen: Ja, die Symbole waren vorhanden, durch alle Jahrhunderte hindurch. Ob man sie für sich übernehmen will, ist, wie schon merhfach von mehreren Leuten angemerkt, jedermanns eigene Sache.
 
Sorry für off topic Ich halte es für bedenklich, wenn die Deutsche (Germanische, Nordeuropäsche) Geschichte immer und immer wieder auf das 3. Reich beschränk wird, insbesondere was das kulturelle Erbe angeht. Und es ist auch nicht hilfreich das, wenn auch nicht umbeding täglich so doch zumindest wöchentlich, irgendwo eine Doku übers dritte Reich läuft. Die rechtschaffenden von uns haben wahrscheinlich wie ich wenig interesse diese zu sehen, aber dadurch das sie regelmäßig in Masse ausgestrahlt werden, können anderer, weniger rechtschaffenden Seelen sich jedesmal ein drauf runterholen. :kopfwand Und tun dies auch! Gerade in der Symbolik des "magischen", estotherischen und des "Glaubens", wird die eigentliche Bedeutung immermehr überlagert von diesem bösen dunkel (dünkel) eines verblendenten, und denen die lieber (aus tiefster Überzeugung und oder Angst) der negativen Deutung dieses einem und der angeblichen Schuld die wir durch ihn alle tragen (sollen), glauben wollen! Ich für meinen Teil lass mir die Runen nicht durch die Dummen rauben. Sie sind unter anderem Teil meiner Religionsfreiheit. Auf Hakenkreuze kann ich und wohl die meisten gut und gerne verzichten, aber was ist mit Othalla oder gar Swolilo... Othalla wird meines Wissens z.B. immer noch bei der Bundeswehr als "Rang"-Abzeichen höhere Ränge (Hauptfeldwebel?) auf Schulterklappen verwendet. - oder auch von den "ewiggestrigen" im Feld: Fokus Artikel Ich bin viel eher der Meinung das der geneigte Frühmittelalterdarsteller hier einen Bildungsauftrag im eigenem Interesse hat! Denn mal frei nach A. Einstein aber gut in den Zusammenhang passend: "Nicht die sind schuld die böse sind, sonder die die das Böse zulassen."
 
hier erst mal die angekündigten Funde. Zum Thema "Nutzung" selbst wurde ja bereits viel gesagt. Eine "neuzeitliche" Verwendung finde ich mehr als nur unangebracht. Letztendlich bei Fundstücken wie diesen finde ich den Hinweis jedoch nicht verwerflich, zumal es der sehr weit zurückliegenden Vergangenheit auch nicht gerecht würde. Meine Informationen stammen aus folgenden Büchern und beziehen sich somit nur auf die dort vom Wasser umgebene Region :D letztendlich Saxen, Frisen, Angeln, Jüten sind ja nicht urplötzlich aus dem nichts erschienen. Ihre Bräuche und Riten im 5.-6.Jd. und noch später sollten mit denen vom Festland eigentlich Usus gehen. In beiden Büchern wird das Symbol mit "Thunor" (Thor) in Verbindung gebracht. Wieso bzw. warum das so ist, wird jedoch nicht erklärt. Zu den Quellen Rites and Religions of th Anglo Saxons Gale R. Owen Barnes & Noble Ausgabe: 1981 ISBN 0-88029-046-3 Anglo Saxon Pottery David H. Kennett Shire Archaelogy Ausgabe: 1978 ISBN 0-85263-424-2 Pommelfund: http://www.kentarchaeology.org.uk/11/04/01/00.htm Grave 39: http://www.kentarchaeology.org.uk/11/04/01/39.htm#39c sword hilt Es gibt einige Urnenfunde ( die aufzulisten bringt euch bestimmt nichts oder!?) auf denen das Swastika aufgeprägt wurde Dieses Symbol ist jedoch immer in Verbund mit anderen Symbolen, Linien, Chevrons (Winkelzeichen) etc. auf den Urnen zu finden. Was mir auffällt ist die Ausrichtung, mehr in "horizontaler" Lage. hier mal ein Beispiel um zu verdeutlichen was ich damit meine. https://en.wikipedia.org/wiki/Swastika_(Germanic_Iron_Age) http://www.stedmundsburychronicle.co.uk/Chronicle/C20pics/lackfordpots.jpg
 
alle guten Dinge sind drei, irgendwie möchte der Link zum Artikel bei Wikipedia nicht weiterleiten aber hiermit damit geht`s auch weiter zum Artikel Keine Ahnung wieso das jetzt so ist, aber der Beitrag mit dem Solitärlink könnte gelöscht werden da doppelt. Danke
 
Keine Ahnung wieso das jetzt so ist,
Das kann ich Dir erklären: Die Klammer am Ende ist nicht Teil Deines Links, da hast du Dich schlicht verklickt. Die Wikipedia-URL aber hat die Klammer nun mal.
 
Mir fiel dazu sofort die Thorsberg-Hose ein: Wie viele Funde gibt es? Und wie viele Darsteller tragen sie? Darüber, wie relativ (und konstruktivistisch) mit der rein zahlenmäßigen Quellenlage umgegangen wird, habe ich mir schon früher Gedanken gemacht. Ich bin zu dem persönlichen Ergebnis gekommen: seltener Fund = interessant, häufig in Darstellungen zu sehen (oder keine Alternative in der Quellenlage vorhanden!?) häufiger Fund = langweilig, eher selten in Darstellungen zu sehen. Ich schließe mich da selber nicht aus, versuche aber, standhaft zu bleiben. ;)
 
Mir fiel dazu sofort die Thorsberg-Hose ein: Wie viele Funde gibt es? Und wie viele Darsteller tragen sie? Darüber, wie relativ (und konstruktivistisch) mit der rein zahlenmäßigen Quellenlage umgegangen wird, habe ich mir schon früher Gedanken gemacht. Ich bin zu dem persönlichen Ergebnis gekommen: seltener Fund = interessant, häufig in Darstellungen zu sehen (oder keine Alternative in der Quellenlage vorhanden!?) häufiger Fund = langweilig, eher selten in Darstellungen zu sehen. Ich schließe mich da selber nicht aus, versuche aber, standhaft zu bleiben. ;)
Das liegt daran das eine Hose jeder tragen will. Es gibt weniger Hosen als Symbole. Schon alleine deshalb sind die beiden Thorsberg-Hosen weiter verbreitet. Frei nach Bernd dem Brot - Hose geht immer.
 
@Panzerreiter: Ja, ich stimme mit dir überein. " vernachlässigbar" ist subjektiv und persönlich geprägt. Gemeint war jedoch nicht die Bedeutung des Objektes, sondern die Menge ( war ja auch wieder schwer absolut zu beschreiben ist, wie du richtig ausführst). Aber ich denke das war klar. Wie wollen wir denn die Häufigkeit der Verbreitung definieren? Schwierig find ich deinen Vergleich mit " vernachlässigbar" mit Blick auf die Bedeutung. Die gefundene Buddastatue ist nicht vernachlässigbar im Sinne ihrer Bedeutung, jedoch in ihrer Menge. So etwas wird wohl sehr selten als Anhänger um den Hals eines Wikinger getragen worden sein. Es würde wohl ein stark verzerrtes Bild entstehen wenn heute jeder 10.te Darsteller einen Budda um den Hals hätte. Ebenso die Betrachg des Sax im Stuttgarter Psalter. Er kommt dort einmal vor. Trotzdem nicht vernachlässigbar, aber nur ein weiterer Nachweis von einem Sax unter vielen weiteren in anderen Quellen.
 
Wie wollen wir denn die Häufigkeit der Verbreitung definieren?
Ruhig in % der bekannten Funde / Quellen. Wenn es nur um die Häufigkeit geht, dann ist diese ein objektiver Begriff und ebenso objektiv messbar. Daran habe ich ja auch gar nichts auszusetzen. Es ging mir um den schleichenden, unbemerkten Übergang von Fakt zu Wertung. Aus objektiver "Häufigkeit" wird spontan "Wichtigkeit". Quellenkritik beinhaltet auch die Kritik des eigenen Umgangs mit der Quelle. Ständige Selbstreflektion und Überprüfung der eigenen Gedankengänge. Gefühl und Ratio, Objektivität und Subjektivität sorgfältig zu trennen ist schwer, kenne ich selber gut genug, bin ich auch nicht dagegen gefeit, auch wenn ich mir ständig Mühe gebe - und vielleicht gerade deshalb oft etwas verkopft rüberkomme. Dein zweiter Punkt ist schon schieriger zu erläutern. Grundsätzlich hat der Vergleich wie gewünscht funktioniert: Du hast die Bedeutung des Begriffes "vernachlässigbar" überdacht und dabei, wie zu erwarten, Probleme festgestellt: Der Begriff "vernachlässigbar" hat eine größere Deutungsbreite als man meint und ist ohne nähere Spezifizierung nicht immer angebracht. q.e.d. Warum war ich aber der Meinung, Du hättest ihn unbedarft verwendet? Nun, Du hast ihn zur quantitativen Beschreibung verwendet. Dazu ist er aber ungeeignet. Ob etwas quantitativ vernachlässigbar ist, hängt vom qualitativen Kontext ab. Ist etwa eine Abweichung von 1mm in einer geometrischen Konstruktion vernachlässigbar? Durchaus, wenn die Zeichnung 10 Meter groß ist, aber wohl eher nicht, wenn sie nur 1cm misst. Oder, um mal auf die soziologische Ebene zu wechseln: Sind die Mordopfer in Deutschland vernachlässigbar? Im Jahr 2012 gerade mal 281. Im Vergleich zu allen anderen unnatürlichen Todesursachen rein zahlenmäßig ein Hauch von Nichts. Die unfallbedingten Todesfälle in der Landwirtschaft im gleichen Jahr liegen mit 166 in derselben Größenordnung. Dafür, dass Morde also quantitativ vernachlässigbar sind, regen sie uns aber ganz schön auf. Tote Holzfäller seltsamerweise nicht. Oder nimm klassische Nachrichtenmeldungen: "Ein Flugzeug ist abgestürzt, 150 Tote." - Naja, kommt vor, kann passieren, muss man mit leben. "Unter den Todesopfern befinden sich 5 Kinder" - Oh Gott, eine Katastrophe, wie kann Gott so etwas zulassen!!!! Dabei sind 5 von 150 deutlich unter dem Schnitt für die Relation Kinder / Erwachsene. Also doch eigentlich vernachlässigbar, oder? Der Begriff "vernachlässigbar" impliziert unterschwellig Bedeutungslosigkeit. Und daher ist er in den allermeisten Fällen als rein quantitatives Maß untauglich, wenn es um soziologische Themen geht. Und genau so ein Thema haben wir hier, wie man der Formulierung der Eingangsfrage entnehmen kann. Sie fragt zwar scheinbar sachlich nach der reinen historischen Häufigkeit, aber der Grund, warum der TE zu der Frage kam, ist das Entscheidende. Gerade bei dieser Thematik liegen Wissen und Fühlen eng beieinander und verschwimmen leicht. Es geht ja um die Verbindung "Vorkommen von Swastiken im FMA" und "Träger von Swastiken im FMA-Reenactment heute". Ersteres ist grundsätzlich messbar. Zweiteres nicht. Ginge es nur um die reine Menge an Swastiken bei FMA-Darstellern heute, wäre das natürlich theoretisch ebenso messbar wie ersteres, auch wenn es praktisch unmöglich sein dürfte. Mir ist jedenfalls keine wissenschaftlich seriöse, empirische Feldstudie zur Häufigkeit von Swastiken in den Darstellungen von FMA-Darstellern bekannt. Dazu müsste man ja schließlich alle FMA-Darsteller genau untersuchen. Nicht zuletzt deshalb bin ich skeptisch, wenn Buchautoren da von Häufigkeiten und Verbreitungen fabulieren, die sie ja gar nicht wissen können. Dunkelziffern sind schon was Feines, die kann sich jeder so zurechtbiegen, wie es gerade in sein Weltbild passt. Nach meiner persönlichen Beobachtung, ich mache ja FMA, Karolinger, um genau zu sein, ist die FMA-Szene bei weitem nicht so rechtsaußen-überladen, wie ich immer wieder mal lese oder höre. Früher mal, vor 15 Jahren, fühlten sich die Glatzen gerne zu Wikinger-Reenacors und entsprechenden Veranstaltungen hingezogen; weniger wegen der dort stattfindenden Hitlerhuldigungen, die gab es nämlich damals schon nicht, sondern eher wegen der nordischen Mythologie. Also im Grunde ja nicht mal was Ehrenrühriges. Aber die Fronten sind schon lange geklärt, die Rechten haben gemerkt, dass sie als Menschen zwar willkommen sind, ihre Ideologie aber bitte draußen bleibt. Damit wurde FMA-Reenactment für die ganz Harten uninteressant. Was es, gerade bei Wikis und heidnischen Germanen / Kelten natürlich immer noch gibt, sind Leute mit einem Hang zum Antichristlichen, manchmal Anarchischen, "alten Werten" und rustikaler bis kitschiger Romantik. Alles Dinge, die (bis auf das Anarchische) zwar auch Nazis lieben, die aber umgekehrt noch keinen zum Nazi machen. Interessant, dass sich sowohl rechtslastige wie linkslastige Gesinnungen zur Romantik des FMA hingezogen fühlen. Wäre mal interessant, zu eruieren, wie viele bekennende Rechte in der FMA-Szene auf wie viele bekennende Linke kommen. Ich bin sicher, das würde das Weltbild derer, die die FMA-Szene von Rechts unterwandert wähnen, gehörig ins Wanken bringen. Jedenfalls sind, nach meiner Wahrnehmung, eindeutige Swastiken in der FMA-Szene sehr selten. Triskeln, Sonnenräder, Keltenkreuze, ja, mitunter, aber auch nicht flächendeckend, als ob das jeder Zweite trüge. Gerade Triskeln oder Sonnenräder auch als Ornamentik, zum Beispiel Bestickungen auf der Tunika, bei Leuten, die ich nun eher links als rechts einstufe. Und nordische Runen verwenden Wikinger von Natur aus gerne, aber das ist ja wohl naheliegend. Aus dem Bauch raus würde ich sagen, die Häufigkeit in den Quellen und die Häufigkeit in der Darstellung dürften sich in etwa die Waage halten. Auf die ganze Szene verteilt wohlgemerkt. Was der eine zu viel davon herumträgt (aus weltanschaulichen Gründen), trägt der andere zu wenig herum (aus weltanschaulichen Gründen). Fängt man nun aber an zu zählen und das dann hochzurechnen, dann stolpert man über die Tücken der Statistik. Ein einziger, mit Swastiken über und über behängter Hardcore-Ultra beschert statistisch gesehen 50 FMA-Reenactors je eine Swastika. So, wie ein Millionär über das durchschnittliche Bruttovermögen der Deutschen 100 Sozialhilfeempfänger statistisch zu reichen Leuten macht. Wichtiger als die Verbreitung von Swastiken in der Szene allgemein wäre also ein Blick auf die Verbreitung von eindeutigen Neonazis im Reenacment. Von den Swastiken, die ja für das FMA tatsächlich nachgewiesen sind und daher grundsätzlich legitim von einem Reenactor verwendet werden können, auf den Gehalt an rechtem Gedankengut in eben dieser Szene zu schließen, ist weder wissenschaftlich noch seriös. Das ist pure Kaffesatzleserei. Ich persönlich kenne keine Quellen aus der Karolingerzeit, die für mich eine Swastika belegen würden. Ich brauch die Dinger also ohnehin nicht. Aber wenn ich eine Quelle finden würde, würde ich mir das überlegen, schon rein aus Trotz. Und nein, ich bin alles andere als rechts. Mir geht jeder Meinungsfaschismus auf den Sack, egal von welcher Seite.
 
Das ist ein sehr interessantes Thema. Ich danke allen für diese Beiträge. Leider hat der Blödmann aus Braunau das an sich schöne Symbol verhunzt. Leider hat deswegen unser Staat das Symbol verboten. Leider hat Mercedes ein anderes, sonst wäre dem wohl nicht so. Leider sind die heutigen Anhänger o.g. Amateurpolitikers, Landschaftsmalers und Hobbystrategen so präsent daß das HK immer damit in Zusammenhang gebracht wird. Leider hat noch kein Hobbyenthusiast, egal ob Wiki, Indianer oder Cowboy oder sonstwas auf rechtlichem Wege erstritten, das Symbol abseits von rechten Aufmärschen (wo es sowieso nicht gezeigt wird weil verboten) benutzen zu dürfen. Leider ist das HK im weißen Grund ein (eingetragenes?) Markenzeichen, welches aber nur von ausgewählten Leuten zum Geldverdienen benutzt werden darf (z.B. Herr Knopp). Leider ist deswegen die vorige (politische) Diskussion zwar hochinteressant, aber nicht fruchtbar für die MA-Darstellung. Da es bis auf wenige Ausnahmen verboten ist, ist es auch irrelevant, wie häufig es im FrühMi war. Außer man will seinen Wissen und damit den historischen Horizont erweitern. (So war der Eingangspost ja auch gedacht, oder?) Leider gibt es deshalb nur vier Möglichkeiten: 1. Man beschäftigt sich studienhalber, theoretisch mit dem Symbol. 2. Man verwendet es und boxt bei Gericht durch, daß "nazifreie" Swastikas generell erlaubt werden. 3. Man verwendet es und trägt es aber nur bei VA's im Ausland. 4. Man läßt es einfach außer acht und sucht sich andere schöne Symbole (bitte nicht die doppelte Sigrune!!! - das darf nur Kiss und das ist keine deutsche Band) bzw. Muster zur Verzierung. Natürlich sind die Möglichkeiten nicht vollständig und natürlich kombinierbar. So, das waren meine 5 Reichspfennig, äh Cent dazu... Schöne Grüße Wilfried Tennekreuz
 
Danke Panzerreiter für deine ausführlichen Erläuterungen, die ich nachvollziehen und auch so annehmen kann. Nun meine Überlegung zur objektiven Bewertung. Ich vermute hier scheitert man an der Durchführbarkeit. Wie viele gefundene Objekte existieren aus der Wikingerzeit? Oder kleiner: Wie viele Keramikgefässe wurden in Haithabu gefunden (inkl. der zerscherbten Fragmente aus denen auch eine Anzahl von Gefäßen zu bestimmen ist? Wie viele Gefäße davon kommen in "meiner" Zeitstufe vor? Die Antwort auf die Menge in einer bestimmten Fundgattung im skandinavischen Raum ist spannend, die Magisterarbeit dazu wollte ich aber nicht schreiben... Es wird uns wohl schwer fallen ein wirklich es Verhältnis in % anzugeben, außer auf zB. die Frage: Wie viele der gefundenen Buddafiguren waren mit einer Swastika verziert... Mir bleibt da nur ein subjektives Abschätzen aufgrund der Erfahrungen und des Inputs der Leute die weitere Funde mit Swasikamustern kennen im Verhältnis zur von mir selbst geschätzten Menge an Objekten in der jeweiligen Funggruppe. Es wird wohl unbefriedigend bleiben, oder? Auch mein Eindruck ist das die Verbreitung bestimmter Symbole auf Swastikabasis bei FMA Darstellern nicht groß ist. Jedoch versuchen dies einige Gruppen wohl wieder auszugleichen, und gerade in Wolin tummeln sich einige davon. Leider auch bekennende rechte Besucher in nicht unerheblicher Zahl. Auch ich wäre am Ergebnis einer Umfrage zur politischen Gesinnung bei den FMA Darsellern interessiert und würde eher auf eine höhere Anzahl im linken Spektrum tippen. Aber auch das ist natürlich gefärbt durch meinen persönlichen Blickwinkel.
 
Hier mal ein paar Zahlen, wenn auch nicht FMA und Wiki: - In "Der sächsische Urnenfriedhof von Oldendorf/Stade" von Häßler, Studien zur Sachsenforschung 2, 1981 (4.-5. Jhd) Von den ca. 75 abgebildeten Urnen haben zwei eine Swastika. - Liebenau/Nienburg, alt sächsisches Gräberfeld 4.-9. Jhd., knapp über 500 Brand- und Körpergräber. Hier habe ich einen Urne mit Swastika in Erinnerung aus der ersten Hälfte der Belegung, es mag noch die ein oder andere Keramik mit Swastika geben, aber dann in so geringen Mengen, dass sie einem nicht in Erinnerung geblieben sind. Aus der Karolingerzeit ist keine Swastika dabei. - In "A classification of Anglo-Saxon por stamp mitifs and proposed teminology" von Teresa Briscoe, Studien zur Sachsenforschung 4, 1983 sind 39 von 3677 Keramiken mit Swastikamotiv. Die Keramiken sind überall aus England zur Zeit der Angelsachsen, genauen Zeitraum habe ich auf die Schnelle nicht gefunden. Somit bewegen wir uns hier bei 1-2% der gefundenn Keramiken in der VWZ.
 
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