"Fasching" im Mittelalter

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Firiel

Guest
Nachdem ja bald der Faschingsdienstag ansteht: Was gibts eigentlich dazu genaues zu sagen? Hatte nämlich heute mit meinen Arbeitskollegen irgendwie das Thema am Tisch, aber gut, mehr als dass es die Feier im Mittelalter bereits gab fiel mir so adhoc auch nicht ein. Aber vielleicht sind da einige von euch mehr bewandert in den Details? Wann & Wieso entstand die Tradition? Wann wurde Fasching auf den Faschingsdienstag "zentriert"? (also als "Hauptfaschingstag"?) Warum die Faschingskrapfen? Hab da letztens gehört das wäre weil Ei in der Fastenzeit verboten gewesen wäre, und so mischte man es halt einfach in den Teig, so dass es halt nicht mehr "sichtbar" gegessen wurde 8) ? Wahrheit oder wie mirs eher schwant einfach nur Gelabere eines Journalisten dem es zuviel Arbeit war ein Buch zu öffnen? Gabs regionale Unterschiede in der Ausgestaltung der Feier im Mittelalter? Bin ja mal gespannt was da an Rückmeldungen kommt ^^ lg Firiel
 
Den "Fasching" gab es bereits bei den Römern. Die zogen mit bunt geschmückten Wägen durch die Straßen und verhonebiebelten ihre Herren, die während der Feiertage zu Ehren des Saturn (Saturnalien) mit den Sklaven die Rollen tauschten. Während der 2 Tage vom 17. - 19. Dezember wurde geschmaust, prächtige Umzüge veranstaltet und man konnte frei sagen was man dachte. Meinst Du mit Faschingskrapfen die "Berliner" die Kugeln mit dem Hiftenmark? Wenn ja, kenn ich hierzu eine Anekdote, die aber nicht aussagt, warum man die Krapfen zu Fasching ist. Erfunden wurden die "Berliner" von einem Berliner im 1. WK. Der Mann wurde an die Front nach Frankreich eingezogen und man erkannte schnell, dass er eigentlich zu nichts zu gebrauchen war und setzte ihn in die Küche. Dort war ihm etwas langweilig und er begann die zu backenden Brote wie kleine Kanonenkugeln zu formen und backte sie im heißen Fett aus. Ich denke nicht, dass das Ei was damit zu tun hat, denn die Fastenzeit beginnt doch am Aschermittwoch (oder lieg ich da verkehrt?)
 
Hallöle, :bye01 der christliche "Karneval" also die letzten Tage vor der Fastenzeit sind in der katholischen Kirche seit dem MA nachweisbar. Unter Papst innozenz III (119-1216) wurde z.B. 1207 am Fastnachtsonntag ein Spiel aufgeführt, in dem ein Bär, als Sinnbild des Teufel, junge Stiere als Sinnbild für den Übermut und die Lust sowie ein Hahn als Sinnbild der "Geilheit" getötet wurden. Papst Martin IV (1281-1285) hat 1284 eine Empfehlung herausgegeben Karneval zu feiern. Paul II (1464-1471) gilt als Erfinder des Sraßenkarnevals und Sixtus IV (1471-1484) erhob eine Steuer auf die Finanzierung eines Fastnachtessen. Clemens XI (1701-1721) erlaubte 1701 auch den Frauen eine Teilnahme an den Fastnachtspielen und ein anderer Clemens nämlich der XII (1730-1740) führte eine Fastnachtlotterie ein. Es existiert übrigens eine Dissertation aus dem Jahre 1612 aus Jena, die der Frage nachging welcher Papst denn die Fastnacht eingeführt hatte. Im 18.Jhd. versuchte die Aufklärung das religiöse Brauchtum auszurotten, scheiterte aber an der Bevölkerung einiger Regionen, die auch heute noch die Fastnacht "heilig" halten. In Wien wurde bis in das 18.Jhd. traditionell Fastnacht gefeiert, aber unter Maria Theresia wurden Feiern mit "Mummenschanz" verboten. Offizielle Begründung waren "Sicherheitsbedenken für die Bürger", inoffiziell aber die Angst vor einem maskierten Attentäter. Als Ersatz dienten dann die sog. Redoutenbälle in der Hofburg. Zum Thema Ei: Im MA waren mit Beginn der Fastenzeit alle Fleisch- und Milchprodukte verboten. Eier galten kurioserweise als "flüssiges Fleisch" und waren ebenfalls nicht erlaubt. Erst 1491 wurden die Fastengesetze erstmalig etwas gelockert und unter Papst Julius III(1550-1555) gab es Dispens für Butter/Öl, Eier und Käse. Interessant ist vor allem der, seit dem MA bekannte, Brauch des Fastentuchs ("schmachtlappen" im westfälischen Platt) Quelle: M. Becker -Huberti : Feiern, Feste Jahreszeiten, Herder Verlag
 
Fasnet, find ich ja noch ganz ok, wenn die alten Larven abgestaubt werden und die Hästräger verantwortungsbewusst mit ihren Gewändern und ihrem Status umgehen. Das Karneval/Faschin/Saufgelage/Rumgepöble/...lässt sich beliebig weiterführen.... nervt mich bis zum Umfallen. Die ersten gröhlenden "Mäschkerle" sind hier schon vorbeigejodelt... und ab morgen gibt es die Gehirnwäsche für die Kinder der Kindergärten und Grundschulen, die "dürfen" dann einen "Mäschkerlesumzug" durch die Strassen hier laufen.... Ne, danke, ich bin froh, wenn Aschermittwoch ist!
 
danke für all die Infos ;) ich glaube das mit dem Sachgespräch über die Geschicht edes Faschings lass ich im Kiga mal lieber :whistling: und ja, Krapfen ist ösisch für Berliner... ;)
 
Inwieweit Krapfen im gesamten Oberfranken für Berliner hergenommen wird, weiß ich allerdings nicht so genau.
Der Begriff Krapfen ist in ganz Franken (Ober-, Unter-und Mittelfranken) weit verbreitet. Wobei man diese nicht mit den Hochzeitskrapfen verwechseln darf. :eek:ff1 Die Hochzeitskrapfen wurden früher nur bei Hochzeiten, Kommunion und Konfirmation gebacken und in den Haushalten (bei Nachbarn und Freunden) welche nicht direkt zur Feier eingeladen wurden, trotzdem aber daran teilhaben sollten, verteilt. Die Hochzeitskrapfen bestehen aus dem gleichen Teig, werden aber "ausgezogen", dadurch bekommen sie beim Ausbacken eine haudünne Mitte und einen schönen goldbraunen Rand. :back Die Füllung mit Hiftenmark ist das schon spezieller. Bis vor kurzem war es mir nicht möglich Krapfen mit Hiftenmark zu bekommen. Die meisten wissen nicht, dass es das Mark der Hagebutte ist. Aber langsam besser es sich hier ;) Viele Grüße Aennlin
 
Bei uns auch Kräppel statt Krapfen *gg Die Geschichte mit dem Faschingsdienstag ist eher regional bedingt. In manchen Gegenden ist der Rosenmontag der Haupttag (Mainz, Rheinland z. B.) in anderen eben der Dienstag.
 
Gibt nicht Herr Hiller jedes Jahr eine Liste mit seinen "mittelalterlichen" Karnevals-Terminen raus? Die haben doch bestimmt einen geschichtlichen Hintergrund - oder nicht? :D BTW: Mit der rheinischen, alkoholisierten :trink01 und maskierten :rauch01 "Swingerparty" :party02 :party01 (hier fehlte mir der passende Smily :) ) hab ich's als "sturer" Westfale :| auch nich' so.
 
Bei uns hier in der Region gibt es die Basler Fasnacht. Es handelt sich dabei um die größte Fasnacht in Helvetien. Sie beginnt jeweils immer am Montag nach Aschermittwoch um 4:00 Uhr mit dem »Morgestraich«, dauert exakt 72 Stunden und endet am Donnerstagmorgen um 4:00 Uhr mit dem »Endstraich«. Allerdings gibt es am Sonntag, vor Beginn der Basler Fasnacht, einen weiteren Brauch, der in meinen Augen viel beeindruckender als die »normale« Fasnacht ist. Dieser Brauch nennt sich »Chienbäse«. Beim »Chienbäse« werden aus Föhrenscheiten gebundene »Besen« von 20 bis 100 kg Gewicht brennend durch die Liestaler Altstadt getragen. Höhepunkte des Umzugs sind die etwa 20 Feuerwagen, eiserne Wagen, die mehrere Tonnen brennenden Holzes tragen. Besonders hoch lodern die Flammen nach der Durchfahrt unter dem Obertor auf. Der Anlaß zieht jeweils zehntausende von Zuschauern aus ganz Helvetien und dem näheren Ausland an. In Germanien ist der »Chienbäse« als Feuerwagenumzug bekannt. Nun, den »Chienbäse« gehe ich fast jedes Jahr gucken und meistens verschlägt es mich dann auch noch an einem der Tage nach Basel. Es gibt stets vieles zu sehen. Vor allem der »Chienbäse« hat etwas ganz Spezielles zu bieten. Allerdings mag ich keine allzu großen Menschenansammlungen oder Trunkenbolde. Aus diesem Grund halte ich mich meistens dort auf, wo ich nicht mitten im Chaos stecken muß. Und ach ja, Fußball ist langweilig und geht mir ebenfalls an meinem Allerwertesten vorbei :thumbdown:.
 

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