Freizeit im Mittelalter - gab es das?

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Die Muslime machen das ja ähnlich mit den Gebeten. Man kann Gebete vorverlegen oder nachholen. Das mit den Pharisäern war glaub ich, dass Jesus am Sabbat Kranke geheilt hat - aber egal, die Streitfrage war ja, ob ein frommer Jude am Sabbat was schaffen darf. Und die Juden machen es bis heute so, dass unaufschiebbare Arbeiten (wozu eben auch eine Notfallbehandlung im Krankenhaus gehört) sehr wohl am Sabbat erfolgen dürfen. Das mit den Feiertagen scheint mir auch richtig beobachtet. Ich glaube auch, dass Vieh und Feld zu wertvoll waren, um da irgendwas zu riskieren. Es wird wohl mit dem Verbot der Arbeit an Sonn- und feiertagen hauptsächlich um aufschiebbare Arbeiten zum Geldverdienen (wie Handel) gegangen sein. und auch um den Schutz der "Arbeitnehmer". Die Zünfte achteten relativ streng auf die Einhaltung der Feiertagsruhe. Manch Meister hätte seine Lehrbuben sonst wohl Tag und Nacht schuften lassen. Bei eigenverantwortlich Arbeitenden wie eben Bauern wird wohl keiner so genau drauf geguckt haben - auch heute arbeitet der Bauer, wenn es Arbeit gibt.
 
Ist auch die Frage inwiefern man Landwirt heute und damals vergleichen kann. Als Tagelöhner mit einem kleinen Streifen Land und einer Kuh und zwei Hühnern fiel ausserhalb der Erntezeit nicht soo viel Arbeit an denke ich, d.H. der Gute hatte an Feiertagen mehr Freizeit als der Knecht des Grossbauern zum Beispiel
 
und die Frage ist, wie viel Vieh hatte ein "Großbauer/Herr/whatever"? Als Heranwachsender hatte ich Einblick in den Hofalltag meiner Tante... beide tagsüber inner LPG und abends das individuelle Vieh (Hühner, Enten, 5 Schweine und 6 Kühe) versorgt... also der Fernseher blieb im Allgemeinen aus. Irgendwie ham die immer rumgebosselt oder sich mit uns beschäftigt.
 
Ich denke man sollte auch nicht vergessen, dass leibeigene Bauern und Hörige sich zusätzlich zum eigenen Hof auch auf den Äckern der Grundherren abrackern mussten, was das Arbeitspensum wiederum erhöht.
 
Gut, Hjalmar sprach ja von "außerhalb der Erntezeit". Dennoch denke ich, war das Arbeitspensum beträchtlich, wenn auch die Stressoren sicherlich andere waren als heute. Man hatte weniger Hausrat zu versorgen, weniger zu putzen (und legte sicherlich auch weniger Wert darauf) und eben auch sehr viel weniger zu waschen. Aber allein das Vorbereiten einer Arbeit war imho erheblich aufwändiger und anstrengender als heute, man denke nur an all die Tätigkeiten, für sie ein Feuer benötigt wurde. Wer in der Erntezeit mal sechs Wochen lang zehn, zwölf Stunden geschuftet hat wie der sprichwörtliche brunnenputzer, der braucht vermutlich auch die vielen arbeitsfreien Tage zur Regeneration. Die Frage war ja auch, ob die Leute in ihrer Freizeit gespielt hätten und ich denke, die Frage kann man mit einem klaren JA beantworten. Es sind etliche Spiele aus dem Mittelalter überliefert und längst nicht alle waren Adligen vorbehalten.
 
Der "Leibeigene Bauer" der Neuzeit und der Hörige des Mittelalters sind die selbe Gruppe. Der Leibeigene des Mittelalters hingegen ist keine rechtsfähige Person, er bearbeitet das Land seiner Herrschaft auch nicht auf eigene Rechnung. Alles , was er erwirtschaftet, gehört der Herrschaft, einen Teil des Ertrages darf er zum Lebensunterhalt verwenden. Der Hörige des Spätmittelalters hingegen entrichtet eine Pacht (einen Zins) in Form von Naturalien sowie Hand und Spanndiensten. Das gleicht sich zwar gaaanz am Ende des Mittelalters schon an, aber die meiste Zeit des MA sind das 2 verschiedene paar Schuhe. Die Hand und Spanndienste werden meist nicht vom Hofbesitzer, sondern von den Unfreien (modern Knechte und Mägde)dieses Hofes verrichtet. Für die Zeit dieser Dienste waren die Leute von der Herrschaft zu ernähren, und Wegzehrung für die Abfahrt stand ihnen auch zu. Ein landwirtschaftlicher Vollerwerbsbetrieb war auch im Mittelalter ohne Landwirtschaftshelfer nicht drin. Freizeit (ganz arbeitsfreie Tage)allerdings hat man in der Landwirtschaft mit Ackerbau und Viehzucht noch nie gehabt/ damals wie heute sehr selten
 
Also, nur mal so. Ich bin Lnadschaftsgärtner, arbeite im Sommer locker meine 10 Stunden täglich, es ist eine körperlich anstrengende Arbeit. Öfter auch mal Samstags. Wenn ich so gegen 18-19 Uhr nach Hause komme, hab ich noch ca 3 Stunden bis ich auf der Couch eingepennt bin. Da sehnt man sich schon mal ein paar verregnete Tage her. Dementsprechend wenig arbeite ich im Winter, deswegen Lümmel ich mich auch grad in dem Forum rum. Trotz alledem hab ich aber auch im Frühjahr, Sommer, Herbst, genug Zeit um mal auf Lager zu gehen, zu bestimmten Festivitäten oder anderen Sachen. Ich will das jetzt nicht zu 100% mit mittelalterlichen Zeiten vergleichen. Aber gewisse Paralelen gibt es schon. Ein gewissen Ausgleich zum Alltag braucht ja jedermann. Der arme Mann würfelt, der reiche Mann geht Jagen.
 
Ich kann auch nur meine eigenen Erfahrungen beisteuern, die ich auf einem sehr tradtionell geführten Schwarzwaldhof gemacht habe. Die Arbeit ist licht- und wetterabhängig, wie es Toke ja auch schreibt. Und die Arbeit ist in sofern anders, dass man zwar zügig und effektiv, aber nicht hektisch arbeitet. Diese "moderne" Arbeitsweise mit angeblichem Multitasking usw. gab es so nicht. Und man sieht abends, was man tagsüber geschafft hat, was in vielen Tätigkeiten ja nicht mehr der Fall ist. Extrembeispiel Sommer: alle beim Morgengrauen raus, einer "macht den Stall" (melken und ausmisten),läßt die Kühe auf die Weide, versorgt die Milch,alle anderen raus zum Heuen. So um neun Uhr rum: Vesperpause vor Ort. Ist das Wetter stabil, dauert die auch schon mal länger, das Heu braucht ja auch seine Zeit. Dann weiterschaffen: andere Wiese, alles Steillagen übrigens. Jemand geht kurz vor Mittag auf den Hof und wärmt das vorgekochte Essen auf, dann alle Mittagspause. Ist das Wetter weiterhin stabil, dauert auch diese etwas länger, derweil blubbert die Kaffeemaschine. Jeder noch ein Käffchen und wer mag, einen Schnaps (gegen das Schwitzen). Wieder raus. Am Nachmittag kurze Pause vor Ort unter einem Baum. Gegen Abend: eine geht hoch, holt die Kühe, macht den Stall. Die anderen fahren das Heu ein. Dann ausgiebiges Abendessen. Bleibt das Wetter stabil, geht einer der Männer nochmal raus und mäht schon die nächste Wiese runter. Feierabend: ca. 22.00 Uhr. Duschen, tot ins Bett fallen. Nächster Tag, siehe oben. Übernächster Tag: siehe oben, aber verschärft, weil nachmittags Gewitter von Westen anziehen. Extrembeispiel Winter: für Waldarbeit liegt zuviel Schnee. Morgens aufstehen, weil die Kühe anfangen, den Stall abzureißen. Stall machen, Milch versorgen. Irgendwelche Reparaturen Gebäude. Brennholz sägen und spalten. Mittagessen. Danach: siehe vor dem Mittagessen. Stall machen. Abendessen. Vor den Fernseher hocken oder lesen. Früher trafen sich oft die Frauen in einer Hofstube, um Licht zu sparen. Also saß man zusammen und werkelte und tratschte. Die Männer betätigten sich oft mit Schneflerarbeiten (Löffel, Daubengefäße, etc), mit Einzelteilen für Holzuhren, flickten Schuhe. Was "Freizeit" angeht: Es galt und gilt teilweise heute noch, dass ausschließlich am Sonntag nix geschafft werden darf - am 7. Tage sollst du ruhen! Also unter der Woche mal hinhocken und ein Buch lesen geht garnicht. Man hat immer was zu tun zu haben. Die Frage ist eben, was empfindet man als "Arbeit". Wenn jemand unter der Woche körperliche Schwerstarbeit leistet, empfindet er das Löffelschnitzen am Kachelofen sicherlich nicht als Arbeit, sondern als Erholung. Gespielt wurde und wird Sonntags oder bei Festen. Da auch die Kinder mithelfen müssen, gilt das auch für sie. Neben Schule und Hausaufgaben ist nicht viel Zeit zum Spielen. Das ist, wie gesagt, bäuerliches Leben im Schwarzwald. Kann, aber muss nicht mit anderen Regionen zusammenpassen. Ich werde jetzt ein wenig philosophisch: wir haben heute soviel Freizeit wie noch nie zuvor und sind trotzdem gestresst und burn (oder bore) out gefährdet. Offenbar haben viele Menschen verlernt, sinnvoll zu arbeiten. Man hat heute seinen "Job" und nicht mehr seinen "Beruf" und tut sich schwer damit. Durch das künstliche Licht können wir sommers wie winters gleiche Arbeitszyklen abarbeiten, obwohl uns das möglicherweise garnicht gut tut. Dieses Bedürfnis nach "Ablenkung", "Freizeit", "Bespaßung" hatten die Leute früher vielleicht gar nicht in dem Maße, weil die Einstellung zur Arbeit eine andere war. So, nun ist aber gut. Ich sitze hier zwar zuhause, aber vor meinem Geschäfts-Notebook und tippe einen Haufen Zeugs, anstatt zu arbeiten ... :pinch:
 
Ich finde es spannend, wie sehr hier mit eigenen Erfahrungen argumentiert wird. Und da scheint es ja unterschiedliche Meinungen zu geben. Aber im Ernst: Fundlage = x (leider sind Stechkarten aus dem Mittelalter nicht erhalten, weil vermodert :p ) Bildquellen = x (sagen nichts über Zeitabläufe aus) Schriftquellen = ? (gibt es da denn gar nichts?) Also ... mmh. Bleiben bis zum Auffinden von Schriftquellen nur Spekulation und Hypothesen. Gruß, Gerald aus dem Odenwald
 
Wenn man mal von agrarischen Großbetrieben absieht, sind die Arbeitsabläufe auf einem Bauernhof über die Jahrhunderte schon ziemlich gleich geblieben. Insoferrn halte ich hier die Argumentation mit eigenen Erfahrungen für legitim. Andererseits gilt zum Thema Freizeit und Spiele, das Gleiche, was in allen Bereichen des Mittelalters gilt: Es ist kein statischer Zeitraum, mit unveränderten Lebensverhältnissen. Wikinger haben anders gelebt, als hanseatische Kaufleute und die wieder anders, als ein bayerischer Senner. So gesehen... Aber gespielt wurde. Sogar da, wo es eigentlich verboten war. Das zeigen z. B. die in der Kloake des Freiburger Klosters gefundenenen Backgammonbretter. Funde von Spielbrettern, Steinen und Würfeln gibt es schon aus der Antike. Viele Spielregeln sind heute nicht mehr zu rekonstruieren, aber einige, wie das Mühlespiel haben sich bis heute tradiert. Wieviel Zeit dem Einzelnen zum Spielen blieb, ist dann aber wieder sehr unterschiedlich. Kinder werden mehr Zeit zum Spielen gehabt haben, als Erwachsene, Adelige hatten mehr Muße, als ein Bauer zur Erntezeit. Nicht umsonst reiten in den Tres Riches Heures die Adeligen zur Jagd, während die Bauern auf den Feldern schuften (wobei einige auch im Fluss schwimmen). Und dass gerade zur Erntezeit oft gegen das dritte Gebot verstoßen wurde, zeigen zahlreiche Bußpredigten des Spätmittelalters, als die Bauern nämlich zusehens nicht nur Abgaben, sondern auch Hand- und Spanndienste zu leisten hatten, die ihnen kaum noch Zeit ließen, den eigenen Hof zu bestellen. Ein freier Bauer des Frühmittelalters hätte dieses Problem nicht gehabt.
 
Angeblich führten aber tatsächlich die vielen freien Tage zu wirtschaftlichen Schäden, so dass Papst Urban VII. die Zahl der Tage, an denen Heilige durch arbeitsfreie Tage geehrt wurden, auf 36 reduzierte. Das war aber dann schon in der Neuzeit (17. Jahrhundert).
 
so dass Papst Urban VII. die Zahl der Tage, an denen Heilige durch arbeitsfreie Tage geehrt wurden, auf 36 reduzierte.
(ich kann nicht anders) wahrscheinlich einer von den Wirtschaftsliberalen der CDU oder FDP 8)
 
Ich muss wirklich sagen - sich mit Euch austauschen macht Spaß! Alle Gedanken, die mir in dem Vortrag durch den Kopf gegangen sind wurden thematisiert und ihr kommt zu den gleichen Schlüssen wie ich. Man kann das Mittelalter nicht verallgemeinern. Es ist regional auch unterschiedlich ob und was gespielt wurde. Man kann Bauern nicht mit Städtern und Adeligen gleichsetzen. Von Unfreien mal ganz abgesehen. Gespielt wurde. Aber eben nicht von jedem und an jedem "freien Tag". Zum Verspielen hatten viele eh' nichts. (Es soll ja auch in den Kirchen gespielt worden sein - Gotteshäuser waren wohl auch ein Treffpunkt zum Flanieren und Tratschen, und eben auch Spielen.) Über Belege würde ich mich übrigens auch freuen - vielleicht findet ja noch jemand was. Zu den Hand- und Spanndiensten mal eine interessante Geschichte - ich habe leider keinen Beleg. Aber es wird erzählt, dass die Bauern im Winter für den Bau des Schlosses Clemenswerth bis nach Italien fahren mussten um den Marmor zu holen. Sie mussten ihre Gespanne und Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Wenn sie Pech hatten und das Wetter wurde für den Rückweg zu schlecht, haben sie dann den Rest des Winters in Italien warten müssen. Ist zwar Renaissance aber trotzdem fand ich das schon spannend. Es grüßt Euch Susanne
 
Ich müsste die genauen Quellen erst noch raussuchen (wozu ich aber in den nächsten Tagen sicher nicht kommen werde), aber es gibt z. B. etliche Berichte und Passagen im Stadtrecht verschiedener Städte, die auf eher excessive Spielwut hindeuten. Sehr viele Regeln dazu betreffen das Kegeln (Vorläufer des heutigen Kegelns). Z. B. war das Wetten beim Kegeln häufig verboten oder es durfte nur zu bestimmten Zeiten oder an bestimmten Plätzen gekegelt werden (z. T. außerhalb der Stadttore). Abgesehen davon gibt es ja auch viele Funde (irgendjemand schrieb das ja auch schon) von Spielen bzw. Spielzeug; etliches davon für Kinder, aber auch vieles davon für Erwachsene. Kleines Beispiel: Spielkarten sind ja ab dem Spätmittelalter (mit der Papierherstellung einhergehend) nachgewiesen, und das in Bayern immer noch sehr beliebte Kartenspiel Schafkopfen dürfte auf diese Zeit zurück gehen. Angeblich haben es Soldaten sogar während der Wache gespielt - auf einem umgekehrten Schaffl, also auf dem Schaf(fl)-Kopf (ein Schaffl ist ein Zuber). Ach ja richtig, das Spielebuch des spanischen Königs Alfonos fällt mir gerade noch ein - ein ganzes Buch nur über Erwachsenenspiele, die beileibe nicht nur dem Adel vorbehalten waren. Alex (Amici) hat dazu mal einen Artikel geschrieben: http://www.amici-morum.de/8.html. Sorry, ist alles ein bissl gehudelt geschrieben, ich hoffe, man kann es trotzdem verstehen.
 
Was man bei Viehwirtschaft auch beachten muss, ist, dass es ein sehr sehr reicher Bauer war, wenn er mehr als 5Stück Rindvieh hatte,.... Von einem Bauernhofmuseum weiss ich, dass in der Allgäuer-Region es üblich war, das sein Bauer zwei Ochsen als Gespann hatte und dazu noch drei Stück Milchvieh. Evtl. kommen dann dazu noch einige Geißen und Hühner, Enten etc. .. Wenn ich mir das dann überlege, dann sind das mit viel Glück maximal. 10 Tiere die man melken muss und wenn man geübt ist und von Hand melkt, dann dauert das nicht wirklich sehr lange (die Kühe waren auch nicht so ertragreich wie die heutigen Hochleistungs-Milchkühe... Das braucht mit der Versorgug mit Futter, dem Ausmisten und dem Melken höchstens 1,5h, so man dies zu Tagesanbruch erledigt und dann wieder kurz vor der Dämmerung, dann braucht man deswegen keinen Kirchgang verpassen. Den Käse, das Schlachten, ... das hat man sicherlich nicht am Sonntag getätigt, das macht man unter der Woche. Die Erntezeit ist ein Ausnahmezustand. Ich weiss von Messen auf dem Feld (das war aber in den 1920ern), da kam der Pfarrer zu seinen Schäfchen und nicht umgekehrt.
 
Hummelchen, dann müssen die sehr arm gewesen sein im Allgäu Man rechnet (e) für je einen Erwachsenen ein Stück Milchvieh, für je 2 Kinder ein Stück, dazu passend das paar Ochsen für einen Vollerwerbshof. Dazu kommen eine Muttersau und Mitte des Winters je Person ~ ein halbes Schwein. (die anderen Ferkel werden an die "Tagelöhner" Pastor/Dorfhirten etc und andere zu unterstützende Personen abgegeben/für die aufgezogen) Also mit der Viehversorgung kommste unter 3 Std/am Tag eine Person nicht weg
 
Hier wird vieles vergessen was viel Zeit kostet: Ausbessern des Hauses, sagen wir ein Wandbrett ist vermodert. Da gehts nicht in den Baumarkt, sondern in den Wald zum Baum fällen, zuschneiden und anbringen. Mal eben so 2-3 Std verbraucht. Pilze, Kräuter oder Beeren sammeln, heute ein Hobby ( ich perönlich bin immer so 2 Stunden unterwegs bis ich die Menge Pilze hab die ich will. Früher gabs betimmt mehr Pilze.) Aber auch da verliert man mal locker so 1-2 Stunden Zeit. Dazu kommen noch : Wasser holen, Feuerholz machen, Kleidung ausbessern, Unkraut jäten, Vorbereitung des Essens( selbst für eine Mehlsuppe muss man erst mahlen), etc etc
 
Aus "Das Ambraser Hofämterspiel" (Verlag Piatnik, Wien) stammt dieses Zitat des Herodot: "Die Lyder meinen, dass auch die Spiele, die man jetzt bei ihnen und bei den Griechen hat, ihre Erfindung seien... Zur Zeit des König Athys.... herrschte in ganz Lydien große Hungersnot. Anfangs ertrugen die Lyder sie geduldig, als sie aber immer fortdauerte, suchten sie Abhilfe, und jeder erdachte etwas anderes. Damals wurde das Würfel- und das Knöchelspiel, das Ballspiel und alle anderen Spiele erfunden, nur nicht das Brettspiel... Durch diese Spiele vertrieben sie den Hunger in der Weise, dass sie einen ganzen Tag spielten, um die Esslust nicht aufkommen zu lassen, und den nächsten Tag aßen und nicht spielten. So lebten sie 18 Jahre lang..." Ob die Geschichte stimmt ist eigentlich egal, auf jeden Fall gab es Spiele und somit die nötige Muße dazu. :D
 
Zum Pilze-, Reisig- und Wasserholen wird man oft genug die Kinder geschickt haben oder die schwächeren Frauen, die nicht mehr schwer arbeiten konnten. Aber natürlich ist es richtig, dass die Arbeit damals eine andere war. Viel mehr einzelne Handgriffe bis zum gewünschten Ergebnis, dafür sicherlich auch in gewisser Hinsicht geringere Ansprüche gerade an die so genannte Hausarbeit. Man hatte ein Gewand für alltags und schlief im Hemd, ein Gewand hatte man "für gut" und so wusch man nur alle paar Wochen - da aber dann den ganzen Tag!. Ans Bettwäsche wechseln alle 2 Wochen war gar nicht zu denken. Gebacken wurde gemeinschaftlich ein Mal alle Woche oder sogar alle 14 Tage, auch an diesen Tagen blieb die heimische Küche kalt. Zu essen gab es zwei Mahlzeiten am Tag, meist Mus, Suppe oder Brei, tagein, tagaus. Und es gab auch keine Fliesen, die geputzt wurden,"dass man sich drin spiegeln kann". Ohne geewisse Abstriche hier und eine sehr gute Arbeitsteilung da (nämlich so, dass jeder tat, was seinen geistigen und körperlichen Fähigkeiten entsprach, so dass selbst der Gebrechlichste noch zum Kinderbeaufsichtigen und Suppe umrühren zunutze war, hätte man die anfallende Arbeit nicht bewältigen können.
 
ich kenne ein paar Bauernhöfe aus dem 16.Jh (und ich glaube nicht, dass die im Mittelalter so extrem viel größer waren), deren typische Bauweise ist wie folgt: zur einen Seite ein Stall (Platz für maximal 5 Rindviehcher und ein paar Ziegen) zur anderen Seiten die Stube mit der Kochstelle... darüber zur einen Seite das Heu und Stroh (da durften auch der Knecht schlafen) zur anderen Seite (über der beheizten Stube) ein Elternzimmer und mit viel Glück auch die Kinderkammer. Die Gehöfte waren recht klein und der Stall war sozusagen im Haus. Da ist kein Platz für viel Vieh. Als ich klein war hab ich bei einem Bauern geholfen die Kühe zu melken (er hatte noch nicht auf elektrisch umgestellt). Ich als damals 12Jährige hab knapp 15 Minuten für eine Kuh gebraucht. Diese Kühe haben aber bereits durch Züchtung mehr Milch gegeben als die im Mittelalter, sprich ein geübter Melker/Melkerin im MA hat für eine Kuh sicherlich nicht länger als 10 Minuten gebraucht.
 

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