Das hat mit der heutigen "Freizeit" wohl herzlich wenig zu tun. Ein Bergmann oder ein Holzfäller macht tagtäglich Bodybuilding, ob er will oder nicht. Zwar durchaus mit Schwerpunkten, was die trainierten Körperregionen angeht, aber andererseits sind die Bewegungen auf eine gewisse Weise ganzheitlich. Das heißt, dadurch, dass der Körper nicht in eine Maschine eingespannt ist, bei der tatsächlich nur eine einzige Muskelgruppe trainiert wird, muss etwa beim Schwingen einer Axt der Körper die Bewegung permament ausgleichen und wird somit mittrainiert. Abgesehen davon, dass der Holzfäller nicht nur hackt, sondern auch schleppt, trägt, etcetera. Ein Berufskrieger dagegen musste für seinen Job schlicht fit sein, sowohl ausdauernd als auch kräftig, und konnte nicht täglich kämpfen, um das zu ereichen. Diese Leute hielten sich sicherlich mit einem speziellen Trainingsprogramm fit, das gehörte zu ihrem Beruf. Die Muckis hatten diese Leute bestimmt. Was sie dagegen, das haben ja einige Leute hier schon angemerkt, nicht brauchten, war die Optik. Im Gegenteil, sie brauchten auch die Reserven, um ihre Arbeit durchzustehen. Wir wissen von den römischen Gladiatoren, dass die zwar bemerkenswert fit und durchtrainiert waren, üblicherweise aber wohl eher einen leicht fetten Eindruck machten. Jedenfalls nicht so klar definiert, wie man das bei Bodybuildern erwartet. (Wie wir wissen, hat jeder Mann ein Sixpack, man
muss es weniger hintrainieren, als vielmehr freilegen) Andererseits war das männliche Schönheitsideal seit der Antike durchaus erkennbar muskulös. Man muss sich bloß die griechischen Statuen ansehen. Keine übertriebenen Muskelberge, aber sehr wohl klar definierte und sichtbare Muskelgruppen. Die Fähigkeiten zur anatomisch korrekten Darstellung ging im Mittelalter verloren und kam flächig erst mit Künstlern wie Albrecht Dürer wieder auf. In weiten Teilen insbesondere des frühen bis hohen MA sind die Abbildungen von Menschen auffallend plump und primitiv. Ich würde diese Abbildungen nur sehr bedingt als anatomisch korrekte Wiedergabe der Wirklichkeit der entsprechenden Zeit ansehen. Mit der Renaissance kam die entsprechende Kunst wieder auf. Ich weiß nicht, wie abwegig es ist, anzunehmen, dass sich das Ideal auch in der Interimsphase gehalten hat, zumal Attraktivität nicht ausschließlich Kultursache ist, sondern bei uns zum Teil auch genetisch festgelegt ist. Ein muskulöser Männerkörper war wohl zu allen Zeiten attraktiv. Als Fazit würde ich also sagen: Abhängig von der dargestellten Person (der Schreiber des Sultans dürfte wohl nicht so durchtrainiert gewesen sein wie seine Bergleute) weniger reine Muskelmasse, dafür mehr Ausdauer und nicht so wettkampfmäßig definiert. Aber, auch wieder abhängig von der Darstellung, sehr wohl fit, durchtrainiert und muskulös. Das würde ich per se nicht ablehnen. Ein Kaufmann, der in seiner Freizeit Bodybuilding macht, ist natürlich eher unglaubwürdig.