Die Kräuterheilkunde dürfte wohl so alt sein wie die Menschheit selbst, und ich glaube, daß jeder Mensch früher ein, wenn auch bescheidenes, Grundwissen hatte. Wenn ich nur daran denke, wieviele Hausmittelchen meine Oma noch so parat hatte, dagegen sind wir heute in der Beziehung recht unwissend. Aber gerade in der Behandlung von kleineren Alltagsverletzungen oder leichten, häufigen Krankheiten, werden Hausfrauen und Mütter zu jeder Zeit bestimmt nicht nur Würzpflanzen gekannt haben. Und gerade im Alltagsbereich, war eine reguläre "Hausapotheke" nicht nötig, da früher die meisten der allgemein gebräuchlichen Kräuter an jedem Feldrain oder Wegrand zu finden waren, und Kräuer frisch oft am Besten wirken. Manche davon wurden ja auch als Gewürz benutzt, und waren somit sowieso im Haushalt zu finden. Auch Heilsteine und Mineralien haben nicht nur mit Aberglauben zu tun, es gibt heute schon wieder ein sehr fundiertes Wissen darüber. Viele der Mittel die wir heute erst wieder mühsam erforschen, waren früher Allgemeingut. Vieles (gerade von Pracelsus, Hildegard v. Bingen ect.) wurde erst in der Neuzeit als Aberglaube abgewertet, weil man heute eben nicht nur wissen will, daß es wirkt, sondern auch wie es wirkt. Und da ist selbst mit dem Stand der heutigen Wissenschaft vieles manchmal noch schwer zu erklären. Wie auch heute viele Sportler bestimmte Massagen oder Einreibungen kennen, wird früher auch der Waffenkundige Dinge gewußt haben, die spezifische Beschwerden und Verletzungen seiner Waffengattung betrafen, oder seinen Körper leistungsfähiger machten. Um vieles das wir heute als "Krankheit" sehen, wurde früher bestimmt nicht so ein Aufwand getrieben, einfach weil es alltäglich war, und jeder damit umgehen konnte. In vorchristlicher Zeit wurde sogar die Hebamme nur zugezogen wie heute der Arzt, wenn es Komplikationen gab, da jede Frau über den weiblichen Körper und den Geburtsvorgang Bescheid wusste. Auch viele Beschwörungsformeln und Heilsprüche hatten nicht nur psychische Wirkung (Heilung durch Glauben) sondern auch physische (beruhigend, hypnotisch). Wir selbst benutzen ja noch manches Sprüchlein um ein Kind zu beruhigen, wenn es sich weh getan hat. Allein der Ausdruck Medizin ist ja ich glaub erst im Mittelalter entstanden, denn Medizin ist ja die Hinwendung zum Körperlichen, zur "Heilwissenschaft", während in der älteren Zeit die körperlich - seelisch - geistige Ganzheit angestrebt wurde, und der Heiler auch "Seelsorger" war. Ich kann das wohl sehr schwer erklären, aber es ist ein großer Unterschied.