Heilkunde im Mittelalter

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Oder im Volksmund: " sie hatte einen mächtigen Sprung in der Schüssel" :D
Da befindet sie sich allerdings in prominenter Gesellschaft, gerade was diverse Heilige angeht. ^^ (Isch sach nur: die Stimmen, die Stimmen...) Ihre Bedeutung in der mittelalterlichen Heilkunde schmälert das aber nicht. Denn auch, wenn wir von Fakten sprechen, müssen wir doch zugestehen, daß im MA ein völlig anderer Blick auf Krankheiten und deren Behandlung / Heilung herrschte, als bei den meisten Menschen heute.
 
Denn auch, wenn wir von Fakten sprechen, müssen wir doch zugestehen, daß im MA ein völlig anderer Blick auf Krankheiten und deren Behandlung / Heilung herrschte, als bei den meisten Menschen heute.
Genau das ist der springende Punkt, wir beurteilen mit dem was wir heute Wissen, aber versetzt Euch doch mal in die Zeit, und in die Person einer Hildegard von Bingen. Als Heide müßte ich sagen: "Natürlich, die hatte sogar einen großen Sprung in der Schüssel." Aber ich muß gestehen, ich bewundere diese Frau. Für ihre Zeit, ihre Stellung und ihre Erziehung hat sie wirklich was geleistet. Ihre heilkundlichen Ausarbeitungen sind mit den Augen ihrer Zeit und des damaligen Wissensstandes revolutionär, und wenn man ein bischen dran arbeitet und die Informationen aus dem Mantel der daranklebenden Zeit löst, ist vieles davon wissenswert. :D Trotzdem war sie 'ne intrigante Ziege, aber das hatte Frau zu der Zeit nötig, um sich durchzusetzen :thumbsup: .
 
Eine interessante Diskussion hat sich hier entwickelt ... :) Mystik hin oder her - "Aberglaube" als solches (damals sogar richtiger Glaube) hatte, zumindest im frühen MA, viel mit dem Heilverständnis zu tun. Und dass selbst Mönche noch althergebrachte Formeln beim Verabreichen von Medizin vor sich hin sprachen ist auch belegt. Das Ganzheitliche und Gottgegebene ist eben doch nicht so einfach zu trennen. Gerade Hildegard hat ja die Ganzheitlichkeit für die Gesundung gesehen. Und auch die 4-Säfte-Lehre bedeutet nichts anderes, als dass der ganze Organismus im "Gleichgewicht" sein muss. Und die schwarze Galle war ja kein richtiger Saft, sondern (wie ich es verstehe) ein Zustand. Seele oder Gemüt - wo trennt man hier. Nun ja, davon mal abgesehen war dem einfachen Mann/Frau im MA im Notfall meist nur dann Hilfe gewiss, wenn er ein Kloster aufsuchte und dort einen Heilkundigen vorfand. Brüche zu schienen etc. wusste sicher niemand aus dem Volk. Was Kräuter angeht, so gab es früher aber ein anderes Verständnis als heute. Nun, dem bin ich aber noch auf der Spur. LG, Eiswolf
 
ich denke das sie kleine hausmittel so zusagen benutzten . Ich glaube das auch das sie nicht gleich zur kräuterfrau gingen den es hat sicherlich was gekostet. sicherlich war es einbischen anders als heutige viel primitiver . :wiki4
 
Leute, Ihr verennt Euch mit Eurer Hildegard ! Man kann Medizinhistorie nur richtig verstehen, wenn man in der Antike anfängt und dann die Entwicklungsschritte von der Göttermedizin zur Heilkunde verstanden hat. Dann versteht man auch die Theorie der Körpersäfte und die Bedeutung von Synkrasie und Dyskrasie. Und wenn wir von der Medizin des MA sprechen, dann ist das eher die Medizin eines Constantinus Africanus, eines Avicenna, eines Arnald de Villanova oder überhaupt der Schule von Salerno. Und irgendwann kommt dann auch mal die Hildegard zum Zuge. Anstatt zu spekulieren wie es denn wohl gewesen sein könnte, sollte man lieber die Werke dieser Mediziner lesen...
 
@ Anno: die Medizinhistorie der Schulmedizin. Aber nimm mir das nicht übel, die "Volksheilkunde" hat ihre eigenen Irrtümer, je nach Region andere aber die "Vier Säfte Lehre" oder so der "Universitätsmedizin" kommt da eher selten vor. Manchmal gibts noch nicht einmal Erklärungsversuche.
 
Medizin und Heilkunde ... Dieser Thread wurde ja bewusst mit zweitem Wort gewählt, denn ich wollte eigentlich nicht die "Schulmedizin" des MA von Grund auf aufrollen. Ich versuche es momentan dennoch, eben um das Verständnis von beiden Seiten zu verstehen. Aber im Volk war das "Heilen" mit einem anderen Verständnis versehen. Und sicher wusste man damals auch ohne die Kräuterfrau um die Wirkung verschiedener Pflanzen. Die Mund-zu-Mund-Überlieferung funktionierte damals eben noch über die Generationen. Da gab es sicher ein grundsätzlichen Allgemeinwissen, das weder dokumentiert noch nachvollziehbar ist. Und darin liegt jetzt meine Schwierigkeit, denn ich wüsste genau darüber Bescheid, wie man es im 10. Jhdt. handhabte, sowohl im Dorf, als auch als Reisender ... Wie half man sich in "kleinen" Notsituationen, ohne gleich zum nächsten Kloster oder zur Kräuterfrau zu laufen? Und natürlich ist das Gedankengut über Ursache und Heilungsmöglichkeiten mit dem damaligen Verständnis eine spannende Sache. Das glaubte dann auch die damalige Schulmedizin wie auch das Volk. Ich bleibe dran und hoffe über Ostern etwas mehr in Erfahrung zu bringen. Hätte ich doch nur etwas mehr Zeit. :) Ich wünsche euch allen jetzt schon mal schöne Ostertage mit viel Sonne und Muse. LG, Eiswolf.
 
Irgendwie scheine ich mich wohl nicht verständlich genug auszudrücken. Also nochmal: Man kann die Medizin der Vorzeit nur verstehen, wenn man sie mit den "Augen" der entsprechenden Zeit betrachtet. Und das hat nichts mit Universitäts-, Schul- oder Volksmedizin zu tun, denn das ist eine moderne Interpretation. Und genau hier liegt der taktische Fehler, den ich immer wieder auch in anderen Beiträgen finde. Man kann historische Ansichten nicht einfach 1:1 in undsere Zeit übertragen, und "Hurra, ich hab den Stein der Weisen gefunden" rufen. Und mir schwillt jedesmal der Kamm, wenn "esoterisch angehauchte" ihren Lebensstil und ihr Gesundheitsbewußtsein mit ihrem gefährlichen Halbwissen z.B. einer Hildegard-Medizin als allein seeligmachend propagieren, und die "Schul"-Medizin als Teufelskram verdammen.Mir persönlich ist es egal ob sich jemand mit dieser Art von Selbstherapie umbringt, oder mit "Edelsteinauflegen" seinen Tumor züchtet bis er inoperabel ist. Aber wenn ich den Eindruck gewinne, daß im Sinne einer historischen "Darstellung" mit der entsprechenden Lebensweise auch "Heilmethoden" dieser Zeit unkritisch übernommen werden, bzw. sie sogar als absolut kultig dargestellt werden, dann ist für mich der "Rubikon überschritten" ! Es zeugt auch von Unwissen die Medizin des MA in "Universitätsmedizin" und "Volksmedizin" einzuteilen, denn alles was heute gerne als alte "Volksmedizin" angesehen wird, ist Bestandteil der "Universitätsmedizin" der entsprechenden Zeit gewesen. Wenn man sich in der Medizingeschichte auskennt, dann weiß man, das im Laufe der Jahrhunderte medizinische Rezepte und Methoden jeglicher Art von Ärzten gesammelt wurden und Eingang in die Lehrbücher fanden. In vielen dieser Bücher findet man z.B. auch handschriftliche Anmerkungen zur Wirksamkeit oder Unwirksamkeit dieser Methoden. Erst mit der Aufklärung und der Entwicklung der Wissenschaften sind viele Dinge aus den Lehrbüchern als unwirksam oder gar schädlich herausgenommen worden. Und wenn ich schreibe, daß man sich erst mit der Medizin der Antike beschäftigen muß, dann ist das völlig ernst gemeint. Denn wer sich mal die Mühe macht und dort nachliest, der wird viele Elemente wiederfinden, die heute in der Alternativmedizin absolut "hip" sind. Man wird z.B. finden, daß Cato der Ältere und Plinius Anhänger der bäuerlichen "Hausmedizin" (medicina domestica) waren, und Ärztliche Behandlung ablehnten. Was sich aber übrigens nie offiziell durchsetzte. Oder der Heilschlaf im Tempel des Asklepius als wirksames Mittel bei psychosomatischen Erkrankungen. Aber nach wie vor : Man muß historische Dinge immer aus der Sichtweise der Zeit betrachten. Und das beinhaltet einfach nur das Lesen der Originalquellen, weil nur dann kann man sich wirklich in die entsprechende Zeit hineinversetzen. Nur das bewahrt einen vor fatalen Spekulationen und Fehlinterpretationen.
 
Und hier noch mal ein Nachtrag um direkt weiteren" Mißverständnissen" oder Fehlinterpretationen durch ungenaues Lesen vorzubeugen: Meine persönliche Meinung ist : Es kann jeder mit seinem Körper, seinem Geist und seiner Gesundheit machen was er will. Ob er zum "Schul"-mediziner, Heilpraktiker oder Schamane geht, ob er an kosmische Kräfte durch Ausserirdische oder Gott- weiß- was glaubt, das ist mir, als Mediziner,ehrlich gesagt schnurz-piepsegal. Und bevor jetzt wieder eine unnötige Diskussion losgetreten wird wie : Schulmedizin vs. alternative Medizin, bzw. mir wieder Gott-weiß-was unterstellt wird : Ich persönlich handel nach dem Grundsatz " wer heilt, hat recht, aber man muß die Grenzen kennen" Nur, ich wehre mich dagegen, daß die "Medizin", die ich gelernt habe und praktiziere, von Menschen mit einem suspekten, laienhaften, esoterischen Halbwissen mittlerweile propagandamäßig und fast schon gebetmühlenartig verteufelt wird.
 
Nur, ich wehre mich dagegen, daß die "Medizin", die ich gelernt habe und praktiziere, von Menschen mit einem suspekten, laienhaften, esoterischen Halbwissen mittlerweile propagandamäßig und fast schon gebetmühlenartig verteufelt wird.
Das kann ich gut verstehen, allerdings sehe ich nicht, daß das in diesem Thread der Fall gewesen ist. Ohne die heutigen medizinischen Möglichkeiten würde sich auch hier bestimmt schon so mancher die Radieschen von unten angucken. Aber in einem kleinen Rahmen kann eben auch halbvergessenes Wissen über Kräuter, Wickel, etc. hilfreich sein. Wer sich z.B. über einen akuten Husten mit Huflattich hinweghilft, ist noch lange kein durchgeknallter Esoteriker. Allerdings sollte er auch gut über Dosierung und Nebenwirkungen bescheid wissen. Denn das Pflanzen nicht ungefährlich sind, wurde hier ja schon eindringlich angemerkt...
 
[font='Comic Sans MS, sans-serif']Die Geduld nicht verlieren, auch wenn es unmöglich scheint, das ist Geduld.[/font]
 
Die Geduld nicht verlieren, auch wenn es unmöglich scheint, das ist Geduld.
Danke Dir Saxnoth, die brauche ich hier, bei manchen Beiträgen, manchmal wirklich...
 
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Also das Feldtbuch der Wundarzney ist ein sehr informatives Buch - und lässt wirklich keine Frage ungelöst. Allerdings ist es nicht gerade für "Anfänger" geeignet... Es gibt dort auch viele schöne Abbildungen von Verletzungen, Anatomie, und Instrumenten. Gruß Theodricus
 
Also das Feldtbuch der Wundarzney ist ein sehr informatives Buch - und lässt wirklich keine Frage ungelöst.
Sag ich doch. Aus Originalquellen lernt man immer noch am besten ! :thumbsup: Jedenfalls braucht man dann nicht spekulieren wie es wohl gewesen sein könnte, sondern man kann nachlesen wie es definitiv war ! Etwas einfacher zu lesen sind: Scultetus, Heister und Ryff....
 
Leider war ich einige Tage nicht online, deshalb melde ich mich erst jetzt. @Anno: ich gebe dir in beinahe jedem Punkt Recht. Sowohl was die aktuelle Meinung über medizinische (oder nicht-medizinische) Behandlungsmethoden betrifft und wie man sich dazu stellen mag. Auch was deine Sicht der antiken Medizin betrifft. Sicher macht es Sinn hier genau zu recherchieren, will man das gesamte Feld komplett verstehen (hierzu fehlt mir leider die Zeit ...), was ich zumindest in Ansätzen versuche. "Schulmedizin" ist wohl auch hier der falsche Begriff, ganz klar. Aber: Die damalige "Medizin" bzw. das "Heilen" war mit dem spirituellen Gedankengut eng verknüpft - wohl kaum zu leugnen - zumindest was der Glaube an Wirksamkeit div. Mittel etc. betrifft. Was ich schwierig finde ist die Dinge aus den damaligen Augen zu betrachten. Es mag noch so viel dokumetniert sein - aus den Augen eines damaligen Menschen etwas zu betrachten bedeutet sich in Spekulationen zu begeben. Denn es wird niemald 100%ig nachvollziehbar sein, wie die Menschen damals gedacht haben. Um zum Ursprung dieses Threads zurück zu kommen: Mir ging es um das 10 Jhdt. und vor allem darum, wie sich das normale Volk zu helfen wusste, jenseits der gelernten Heiler und Ärzte. Was konnte man zu Hause machen, für welche Verletzungen reichte das "allgemeine Wissen" aus, bevor man ein Kloster/Heiler aufsuchte? Wie war das auf Reisen für Pilger, die ohne großes Gefolge unterwegs war? Kannte man das ein oder andere Heilmittel, weil es eben Allgemeinwissen war? Aus diesem Auge wollte ich dieses Gebiet betrachten - und die Neuzeit mal ganz außen vor lassen. Allerdings ist es natürlich verständlich und logisch, dass wir aus unserem Wissen heraus Rückschlüsse zu ziehen versuchen. Ob diese dann richtig sind, steht wieder auf einem anderen Blatt ... ;) Ach ja, und die Einstellung "Wer heilt hat Recht!" finde ich immer noch die beste! :thumbsup:
 
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