Live-Test Unterkleid und Cotta

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Morgan

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Vergangenes WE hatte ich mal die Gelegenheit, mein leinernes Unterkleid und die Wollcotta unter Lagerbedingungen zu testen. Wir kamen am Nachmittag auf der Lichtenburg an, da schien die Sonne aus allen Knopflöchern. Trotzdem kam ich nicht ins Schwitzen. Später regnete es immer mal wieder leicht. Auch da ging nix durch, alles fühlte sich warm und trocken an. Abends und nachts wurde es dann recht frisch - aber während überall zitternde Edelmännlein und - fräulein in durchweichten Leinenkleidchen und Polyhemden um die Feuer saßen, wars mir sehr angenehm. Man sah richtig, wer Wolle trug und wer nicht! Die Wollmenschen waren alle gut gelaunt und vom Wetter unbeeindruckt. Selbst eine unfreiwillige "Biertaufe" konnte das Kleid ab, am nächsten Morgen war nix vom Fleck zu sehen und das Bier selbst schaffte es auch nicht durch die Wolle aufs Leinenunterkleid. Apropos Morgen: Ich hatte mich net zum Schlafen umgezogen (Gemeinschaftszelt, das war mir peinlich mit dem Umziehen...), erwachte am nächsten Morgen jedoch sehr unzerknittert. Kalt und regnerisch war es nimmer, dafür wehte ein unangenehmer Wind - der drang aber auch nicht durch die Gewandung hindurch. Mein Sohn, der ebenfalls Leinenhemd und Wolltunika trug, wäre heute am Liebsten in den Sachen zur Schule gegangen, so bequem fand er sie! Fazit: Allen Anfängern sei hiermit die Angst vor Wolle im Sommer genommen! Ich konnte am eigenen Leibe erfahren, wie toll die Kombi aus leinernem Drunter und wollenem Drüber ist!
 
Wolle und Leinen ist die perfekte Kombination. Ich ziehe meinen Mantel nur selten aus, eben weil ich nicht, oder nur wenig schwitze. Beim an und ausziehen kommt man sich aber doch wie ne Zwiebel vor.
 
:thumbsup: :thumbsup: :thumbsup: Danke Morgan! Vielleicht hilft Dein Bericht, die moderne "Je mehr man anhat, desto mehr schwitzt man und Wolle ist nur für den Winter"-Einstellung zu modifizieren. Ich erinnere mich an die Mittelaltertage Hallbergmoos (2010 o. 11), da war es richtig richtig heiß. Alle haben sich halb nackig ausgezogen und geschwitzt und sich dabei auch noch einen Sonnenbrand geholt. Mir war in meinem Leinenunterkleid und dem leichten Wollkleid darüber recht angenehm. Das wollte mir nur keiner glauben.
 
Ähnliche Erfahrungen habe auch ich gemacht, daher Leinen drunter, Wolle drüber; passt immer! Bessere Kleidung kenne ich nicht, die gleichzeitig Sommer- und Winter tauglich ist. Danke für Deinen Erfahrungsbericht. LG Martina
 
bonnily, obs überliefert ist???? Aber ganz sicher ist es nicht so gut wie Leinen auf der Haut und Wolle darüber, und es muß nicht der leichte Stoff bei 38° im Schatten sein, es darf ruhig gröber zu gehen. Das macht (fast) nichts. Danke Morgan, das mich auch mal jemand bestätigt ;-), predige ich das doch hier schon "seit Jahren"
 
Wenn Du Dir mal die Mühe machst, hier im Forum ein wenig zu blättern unter Leinen und Leinen gefärbt, oder bei TV unter gefärbtes Leinen oder Leinen als Oberbekleidung wirst Du, wie ich schon geschrieben habe, einiges dazu finden. Spontan fällt mir "Fashion in the Age of the Black Prince" ein, mit einem Hinweis auf Leinen als Obergewandung. Außerdem lese ich gerade Jan Keup "Die Wahl des Gewandes", in der auf grün gefärbtes Barchent (Leinen/Baumwolle) eingegangen wird.Daher noch einmal, eine solche pauschal gefasste Verallgemeinerung halte ich für völlig falsch, zumal auch umgekehrt Unterkleidung nicht zwingend nur aus Leinen bestanden haben muss. Wenn man sich ein paar Jahre länger mit dem Thema auseinandersetzt, lernt man auch, dass es viel mehr Varianten gegeben hat, als es die Quellenlage im ersten Moment vorgibt. Und das leider immer noch viele Vorurteile gelten.
Ich zitiere mal ganz frech Martina aus diesem Thread: http://www.mittelalterforum.com/index.php?page=Thread&threadID=17325&pageNo=2&highlight=leinen und rate dazu, dass man mit Pauschalisierungen vorsichtig sein sollte. Es hängt immer sehr stark von so vielen Faktoren (Zeit, Region, etc.pp.) ab, dass ein allgemeingültiges "War immer so" nicht zieht.
 
ich hatte vor 2 Wochen ein Gewand an welches aus Unterkleid-Leinen + Oberkleid-Leinen bestand. Es war schon teilweise recht warm an diesem Tag aber geschwitzt habe ich nicht. Der Stoff war sehr angenehm zu tragen. Ich hatte es nur leihweise bekommen weil ich noch kein eigenes habe. Angesichst der letzten heißen Tage, habe ich mir überlegt das ich mir für die Nacht auch etwas aus dünnem Leinen nähen möchte.
 
Ich hatte erst neulich wieder mein "Sonntagsgewand" aus dünnem (!) Leinen-Unterkleid und dünner (!) Wollkotte (und feinem Wollschleier) an und mir ging es bestens, während die Besucherinnen in Shorts und Träger-Top dem Hitzschlag nahe waren. Von daher @Morgan: willkommen im Club! :thumbup:
 
Toller Bericht. Und schön, dass du dich so wohl gefühlt hast. Ich wünschte, mehr Leute kämen hierher und würden ihn lesen. Es gibt genug, die's nötig haben. Ich kenne so viele Leute, die mich nur belächeln und mir nicht glauben, dass ich mich pudelwohl in meinen Wollklammotten fühle. Obwohl sie mich schon oft darin gesehen haben. (neulich waren es sogar drei Schichten Wolle und zwei Leinen und es war sehr heiß - glaube ich. Die Besucher liefen jedenfalls mit Trägertops rum.) Das geht dann seitens vieler Bekannten ungefähr so: "Jaja, für den Frühling könnte ich mir mal was aus Wolle machen, aber für die heißen Tage nehme ich dann doch lieber Leinen. Ob's belegt ist oder nicht ist mir da nicht so wichtig." Und man selbst steht dann wieder als Klugscheißer da. :whistling:
 
Ja, deswegen hab ich euch davon erzählt - um Anfängern die Angst vor der ach so heißen Wolle zu nehmen und Leute dazu zu bewegen, es wenigstens mal auszuprobieren. Ich muss zugeben, dass ich selbst sehr skeptisch war. Bei Temperaturen um die 25°C fühle ich mich am Wohlsten und neige dazu, schnell in Schweiß zu geraten. dazu bin ich noch windempfindlich, hasse Nieselregen und komm schnell ins Frösteln, wenn ich bei lauwarmen Temperaturen lang rumsitze. Ich wusste bisher auch nur theoretisch aus der Hauswirtschafts-Schule, dass leinernes Drunter und wollenes Drüber wie Funktionswäsche wirkt. Aber es war wirklich alles paletti! Zugegeben, so richtig bullig heiß war es nicht beim Lagern, aber ich glaube, dass ich auch höhere Temperaturen abgekonnt hätte. Dann wäre es vermutlich wichtig gewesen, sich schon morgens zu gewanden, bevor es fürchterlich heiß wird. Mein Ex hat übrigens die Wolltunika und das Leinenhemd für den Kleinen gesehen und mitleidig gelächelt (und mich angeschaut, als wäre ich eine arme Irre), als er hörte, dass dies keineswegs die Herbstgarnitur sei, sondern für den Sommer gedacht! Aber der "arme Bub", der von seiner Mutter mitten im Sommer in Wolle gezwungen wird, fühlte sich so pudelwohl darin, dass er beides am Liebsten noch am nächsten Tag in die Schule angezogen hätte! Probieren geht einfach über Studieren und wer es nicht ausprobiert hat, kann nicht mitreden.
 
Probieren geht einfach über Studieren und wer es nicht ausprobiert hat, kann nicht mitreden.
Ein schöner Satz. :danke Das einzige Mal, an dem mir mein Wollobergewand zu warm geworden ist, war letztes Jahr in Heidelberg bei 38°C im nicht vorhandenen Schatten. Da habe ich mich dann auf die eine Textstelle im Tristan bezogen habe, bei der eine Frau (auf einer Schiffsreise) lediglich im Hemd rumläuft, weil ihr zu heiß ist und habe mich auch entsprechend ausgezogen (was völlig für die Füße war, weil man es bei dem Wetter eigentlich nur im Keller oder im Wasser ausgehalten hätte).
 
Und wenn wir mal nicht von "zu warm" sprechen, sondern "zu kühl": Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich häufig schon Freitag nach dem Aufbau aus meiner Zivilklamotte in die Leinen-/ Wollkombi schlüpfe, einfach weil mehrere Lagen etwas wärmer sind als z. Bsp. nur eine Jeans. Selbst mit T-Shirt, Fleece-Pulli und fleecegefütterter Regenjacke habe ich letztens mehr gefroren, als mit Leinenkleid, Wollkleid und wollgefütterter Wollcappa... :D
 
Da hast du völlig Recht! Eine Lagerteilnehmerin fror sich den Schneider in Leinenunterzeugs, Fleecejacke, Gambi und Leinenjacke sowie Leggings und zwei Leinenröcken! Eine andere, die im Leinenkleid genächtigt hatte, konnte sich gar nimmer aufwärmen und verbrachte den Rest des Tages in dicker Jacke. Dabei hatten wir so um die 18°C. Meine erstarrten Hände dagegen waren nach wenigen Minuten Versteckspiel in den Ärmeln der Wollcotta wieder einsatzfähig ;) Weil es mir für gescheite Schuhe noch nicht gereicht hatte, trug ich meine Wanderstiefel (lieber sichtbar neuzeitlich als schlecht gefaketes MA war meine Devise), kann also leider nicht sagen, wie es sich in wendegenähten Schuhen läuft und lebt ;)
 
b ei 38° im Schatten ohne Schatten zieht meine Große ihren Radmantel mit Kapuze, dicker Walkloden , an. Das hilft. Gelegentlich etwas Luft unter den Mantel pumpen, und es ist beiweitem angenehmer als an der Haut klebende , dünne Baumwolle. N ur auf den Mantel drauffassen darf man bei voll Sonne nicht ...
 
Weil es mir für gescheite Schuhe noch nicht gereicht hatte, trug ich meine Wanderstiefel (lieber sichtbar neuzeitlich als schlecht gefaketes MA war meine Devise), kann also leider nicht sagen, wie es sich in wendegenähten Schuhen läuft und lebt ;)
Wobei ich auch da lieber auf die altbewährten Holzpuschen zurückgreife. Mit dicken Wollsocken drin (gern auch 2 Paar übereinander) läaast es sich sogar überwintern... Ich weiß, die sind auch nicht "A", aber sehen doch ambientiger aus als moderne Schuhe oder Gummistiefel zur Gewandung. Letztens auf der Burg Brandenburg (fast knöcheltiefer Schlamm) habe ich ein ganzes WE darin verbracht, meine wendegenhten geschont und definitiv nicht gefroren oder nasse Füße gehabt. der Zeltboden blieb sauber, weil man aus Holzpuschen einfach schneller rauskommt und auf doppelten Socken dann auch mal schnell über den Teppich huschen kann, wenn man was holen will. Ich habe sie lediglch einmal gegen Gummistiefel getauscht, als ich erste Hilfe leisten musste und schnell vom Lager auf die Burg rennen sollte. Das wollte ich mir bei dem hügeligen Boden dann doch nicht antun, dass anschließend 2 gebrochene Knöchel zu beklagen sind. Ansonsten: Wendeschuhe mind. eine Nummer größer für die kalte Jahreszeit kaufen und entweder mehrere dicke Socken aus Wolle darin tragen (genadelt und verfilzt wärmt richtig gut), ggf. nach unten hin mit einer isolierenden Einlage - das hält auch gut warm. Oder mit Stroh ausstopfen.
 
Guter Tipp, Mara! Schuhe und Gürtel werden mein "Das-mach-ich-im-Winter"-Projekt. Stimmt, Holzlatschen wären auch noch möglich, aber auch dazu hatte es mir net gelangt, da ich noch Wollstoff für Männes Hose und Tunika kaufen musste. Und da wir ja doch auf die Kelten-Schiene wollen, wollt ich jetzt nix mehr groß ausgeben für HoMi. Zum Glück war die Cotta lang genug, so hat man im Stehen nix von den Füßen gesehen und im Laufen net viel ;)
 
Holzlatschen wären auch noch möglich, aber auch dazu hatte es mir net gelangt,
Guck mal, ich hab solche hier: http://www.ebay.de/itm/Holland-Holz...16?pt=DE_Damenschuhe&var=&hash=item2a08483498 Gibts auch bei CP (http://www.historische-schuhe.de/ep...ectPath=/Shops/61580448/Categories/Holzschuhe), da sind sie aber ein wenig teurer. War eine meiner ersten Anschaffungen, auch wenn sie mangels Fundlage nicht belegt sind. Aber praktisch und fast unverwüstlich. nach einem Schlamm-WE einfach auf dem Balkon trocknen lassen, mit der Drahtbürste abbürsten und schon wieder einsatzbereit. Lederschuhe muss man besser pflegen, damit sie lange halten. Kleiner Tipp - wenn Du Dir welche anschaffen willst: Wirklich mit 1-2 Paar dicken Wollsocken tragen oder oben innen einen weichen Besatz dranmachen (Leder, Fell etc.) Wenn ich sie lange trage, drücken sie ansonsten auf dem Fußrücken.
 

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