Moin! In diesen Konflikt nicht eingreifen, ist, wie ich denke, das sinnvollste, was westliche Politiker und Militärs hier machen können. Jedes militärische Eingreifen würde von den religiösen Hardlinern (auch wegen der räumlichen Nähe) als ein "Wiederaufleben" der Kreuzzüge ausgeschlachtet werden. Selbst dann, wenn die Soldaten alles sind, nur nicht Christen oder überhaupt religiös, solange sie einem Staat der NATO angehören. Diplomatisches Eingreifen kann vielleicht eine humanitäre und kulturelle (Zerstörung von Weltkulturerbe) Katastrophe verhindern oder zumindest lindern. Würde von Hardlinern beider Konfliktparteien aber auch zu Recht als Einmischung in "eigene" Angelegenheiten ausgelegt werden. Und, sicherlich auch zurecht, wirtschaftliche Interessen für während und nach dem Konflikt unterstellen. Nicht einmal ein Waffenembargo würde etwas Sinnvolles erbringen. Denn ein Embargo bringt nur soviel, wie es auch kontrolliert und durchgesetzt, im Zweifelsfall auch mit Waffengewalt erzwungen, wird. Ansonsten bleibt es bei einer reinen ideellen Willenserklärung. Aber ein Wille ohne die Entschlossenheit zur Umsetzung ist nichts wert, denn Waffen, Munition und sonstiges Gerät zur Kriegsführung werden die Konfliktparteien so oder so bekommen. Nur die Wege und Mittel würden komplizierter werden. Und die Schmuggler müssten kreativer sein als derzeit. Aber jegliche Formen von Embargo haben noch nie Morden und Kämpfen verhindert. Und wenn sie keine Munition mehr für ihre Gewehre und Geschütze haben, dann schlagen sie eben mit Knüppeln aufeinander ein! Menschen, die fanatisiert sind, lassen sich durch nichts aufhalten, wenn sie erst einmal im Blutrausch sind. Und dieser Bürgerkrieg dauert schon zu lange, als dass er von Heute auf Morgen beendet sein könnte. Solange sich die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in der Region sei es aufgrund ihrer Religion, politischen Einstellung oder weil sie einfach zur falschen Familie oder zum falschen Stamm gehören, so abgrundtief hassen, dass sie sich deswegen töten müssen, solange werden weder Diplomaten noch Soldaten und erst recht keine Politiker mit ihren Worthülsen an der gegenwärtigen Situation etwas ändern. Auch wenn es hart klingt: Wir sollten uns besser mit Kaffee und Plätzchen gemütlich machen und abwarten, bis die Konfliktparteien des Krieges und des Mordens müde sind. Auf deutschem Territorium hat der große Religionskrieg immerhin 30 Jahre gedauert und erst geendet als Katholiken und Protestanten sich auf eine für beide Seiten akzeptable Friedensvereinbarung einigen konnten. Dazu mussten beide Seite aber auch erst einmal des Krieges müde sein und einsehen, dass all das Kämpfen um den rechten Glauben zu nichts als Elend und entvölkerte Landstriche geführt hat. Wie andere hier schon geschrieben haben: Auch hier in Deutschland gibt es noch genügend ungelöste Probleme, die ihrer Abarbeitung harren. Erst wenn die gelöst sind, können wir auf andere Länder zeigen und mosern. Aber selbst dann schickt es sich nicht, denn jede Gesellschaft hat das Recht, in der Form und Organisationsstruktur zu leben, wie sie es für richtig hält. Die Inder haben ihr Kastensystem und sind dennoch die größte Demokratie der Erde. Die Chinesen haben ihre Kommunistische Partei und haben sich damit arrangiert. Die Staaten des Nahen und Mittleren Ostens sind in ihrem Geiste noch der Stammesgesellschaft verhaftet, auch wenn hier und dort "Demokratie" oder "Republik" draufsteht. Der "Westen" sollte sich nicht herausnehmen, seine Werte und politischen Überzeugungen anderen Gesellschaften aufzudrücken, wenn diese für sich etwas anderes entschieden haben. Tut er dies doch, so sind die entsprechnenden Staaten/Gesellschaften keinen Deut besser als die religiösen Fanatiker, die sie kritisieren. Aber egal ob Kreuzzüge im Mittelalter oder moderne Kriege von heute: Es spielen immer wirtschaftliche, territorialherrschaftliche und religiöse Gegensätze eine Rolle, wenn es darum geht, einen Krieg gegen jemand anderes zu führen. Je mehr dieser drei Punkte in einen Konflikt hineinspielen, desto langwieriger wird der Konflikt dauern und desto verbissener werden kriegerische Auseinandersetzungen geführt werden. In diesem Sinne: Der Friede sei mit euch Albero